„Wir benötigen einen Bürgersaal“: Ein Interview mit Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl
myheimat: Herr Feigl, ein kommunalpolitischer Dauerbrenner ist das Thema „Königstherme“. Teilsanierung, Umbau oder Abriss – es gab viele Gedankenspiele und zahlreiche Modelle wurden diskutiert. Wie wird es nun mit dem Thermenareal in den nächsten Jahren weitergehen?
Feigl: Inzwischen wurde der Teilrückbau der Königstherme beschlossen. Nun gilt es, das Machbare konsequent umzusetzen. Durch die getroffene Entscheidung ist klargestellt, dass die HydroTech-Eisarena in den nächsten Jahren noch genutzt werden kann. Daneben kann und muss aber das gesamte Areal zwischen der Königsallee, dem Zentralen Busbahnhof, dem Gymnasium und der Unteren Kreuzstraße in den Blick genommen werden. Viel diskutiert wird gerade, was sich zukünftig auf diesem Areal neben dem ZOB und der künftigen Straßenbahnendhaltestelle abspielen soll. Die Meinungen sind sehr vielfältig: Gewerbe, Gastronomie, Wohnen, Stadthalle bzw. Konferenzzentrum, Hotel, Sauna mit Schwimmstätte und Eishalle, Parkanlage; diese in unterschiedlichen Kombinationen, eventuell auch übereinander. Hier gilt es zunächst das Machbare herauszuarbeiten. Einigkeit herrscht im Stadtrat darüber, dass in Königsbrunn wieder eine Saunalandschaft kombiniert mit einer Schwimmstätte entstehen soll. Ebenso ist man sich einig, dass wir in Königsbrunn einen Bürgersaal im Sinne einer Stadthalle benötigen. Momentan lassen wir prüfen, in welcher Dimension und an welchem Standort innerhalb oder auch außerhalb des oben genannten Areals diese Anlagen errichtet werden können und sollen.
myheimat: Die demographische Entwicklung wird dazu führen, dass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auch in der Brunnenstadt immer mehr „ältere Menschen“ leben werden. Welche Angebote im Gesundheitsbereich wollen Sie für diese Bevölkerungsgruppe entwickeln?
Feigl: „Sich bewegen ist Segen.“ Nach diesem Motto wollen wir flexible altersgemäße Angebote schaffen. Im Wasser kann der Erhalt der Beweglichkeit und der Kraft am schonendsten trainiert werden. Daher soll die geplante Schwimmstätte mit der richtigen Wassertiefe und -temperatur gerade tagsüber z.B. für Wassergymnastik auch genutzt werden können. Daneben soll im Sport- und Freizeitpark West ein Bewegungsparcours errichtet werden, den die Menschen kursgestützt oder frei nutzen sollen.
myheimat: Eine „Neverending Story“, die sich nun doch auf ein Happy End zubewegt, ist die Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 nach Königsbrunn. Welche positiven Effekte versprechen Sie sich von diesem Projekt?
Feigl: Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 nach Königsbrunn ist eine wichtige Weichenstellung für die Zukunftsentwicklung unserer Stadt. Die Straßenbahn ist als schienengebundenes Verkehrsmittel vom PKW-Verkehr und damit von den Staus abgekoppelt. Daneben wird durch sie erstmals eine durchgängige Verbindung nach und von Augsburg an den Wochenenden und Feiertagen von der Früh bis Mitternacht angeboten. Dazu kommt noch die verbesserte Taktung im 15 bzw. 20 Minutentakt. Dadurch erhoffe ich mir eine flächendeckend stärkere Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Es zeichnet sich auch in meinen vielen Gesprächen mit Investoren und Wohnungssuchenden ab, dass die Straßenbahnanbindung ein wesentlicher Standortfaktor ist. Das Gewerbegebiet Nord wird aufgewertet. Insbesondere wird Auszubildenden das Erreichen ihres Ausbildungsbetriebes in Königsbrunn und Augsburg erleichtert. Die Beziehungen insbesondere zu Haunstetten werden sich intensivieren – denken Sie nur an das Gymnasium, die HydroTech-Eisarena, das Cineplex, die geplante Saunalandschaft mit Schwimmstätte usw.
myheimat: Mit der Zentrumsplanung wollen Sie eine „Identität für die Stadt“ entwickeln. Welche Bausteine sind dazu unbedingt notwendig, damit dieses Vorhaben gelingen kann?
Feigl: Eine Identität für die Stadt zu entwickeln, bedeutet für mich, dass sich die Menschen, die in Königsbrunn leben und arbeiten, so richtig wohlfühlen, dass sie hier „dahoim“ sind und mit Stolz sagen, dass sie Königsbrunner sind. Dafür brauchen wir Räume und Plätze, an denen man sich gerne trifft, aufhält, unterhält, unterhalten lässt und zusammenkommt. Diese Qualität kann der virtuelle Raum des Internets nicht bieten. Wichtige Bausteine sind für mich dabei eine schön gestaltete Bürgermeister-Wohlfarth-Straße zwischen den Kreisverkehren, die das ehemals längste Straßendorf Süddeutschlands nicht leugnet, sondern angenehm gestaltet. Dabei muss der Europaplatz ebenfalls neu geformt und organisiert werden, um noch mehr Aufenthaltsqualität zu bieten. Neben dem vielfältigen sozialen Umfeld sind ganz einfach auch Freizeitaktivitäten als Wohlfühlfaktoren wichtig. Die Saunalandschaft mit Schwimmstätte und der Bürgersaal können hierzu wesentlich beitragen. Ein weiterer Baustein ist die Weiterentwicklung der Angebote im Sport- und Freizeitpark West.
myheimat: In den letzten fünf Jahren sind mehr als 8.700 Menschen nach Königsbrunn zugezogen. Das wirft automatisch die Frage nach Wohnraum auf. Ein Thema, das Sie auch in Zukunft beschäftigen wird. Es wird um die Integration von Neuankömmlingen und die Bereitstellung von altersgerechten Wohnungen gehen. Wie kann sich die Stadt Königsbrunn gut wappnen?
Feigl: Wir sind eine der jüngsten Gemeinden und Städte in Bayern. Wir haben in der Vergangenheit Lösungen gefunden und werden das auch in Zukunft tun. Für die Integration von Neuankömmlingen waren und sind wir immer aufgeschlossen. Von 2015 bis Ende 2018 werden wir durch unsere Wohnungsbaugesellschaft (GWG) ca. 140 neue Wohnungen nebst einer Tagespflegeeinrichtung und 18 Seniorenwohnungen errichtet haben. Daneben sind die nächsten Wohngebäude in der Vorplanung. Auch haben wir mit der Planung neuer Wohnbaugebiete begonnen, um uns gerade auch auf diese Entwicklungen einzustellen.
myheimat: Welche Projekte wollen Sie in welcher Reihenfolge in den nächsten Jahren angehen? Als Stichwörter seien die Sanierung der drei Grundschulen, der Bau einer zweiten Schwimmstätte und die Neugestaltung der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße genannt.
Feigl: Die Generalsanierung der Grundschulen Nord und Süd hat mit der Erstellung der Eingabeplanung und Einreichung bei der Regierung von Schwaben bereits begonnen. Der Beginn der Eingabeplanung für die Sanierung der Grundschule West ist für 2018 vorgesehen. Der tatsächliche Baubeginn hängt von der Verfügbarkeit der Bauunternehmen ab und ist für die ersten beiden Grundschulen ab 2018 möglich und 2019 wahrscheinlich. Die Fertigstellung der letzten Grundschule dürfte 2022 realistisch sein. Die Klärung der Finanzierung wie auch die Ausführungsplanung für die Neugestaltung der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße zwischen den Kreisverkehren soll bis 2019 abgeschlossen sein, so dass 2019/2020 mit dem Umbau begonnen werden kann. Der Bau der zweiten Schwimmstätte mit Saunaanlage wie auch der Bau des Bürgersaales bedürfen zunächst der Klärung der Standortfrage und der Größenordnung. Dann kann sogleich mit der konkreten Planung begonnen werden. Auch für diese Projekte ist mit einer Vorbereitungszeit von 3 bis 4 Jahren zu rechnen, bis der Bagger anrücken kann.
myheimat: Wenn man auf das Jahr 2017 zurückblickt, hat man fast den Eindruck, dass die Brunnenstadt „aus dem Feiern“ gar nicht mehr herauskam: 175 Jahr Gemeinde & 50 Jahre Stadt, Gautsch mit Jubiläums-Festumzug, das KönigsFestival. Wie haben Sie diese Feierlichkeiten im Einzelnen wahrgenommen und erlebt?
Feigl: Vor allem freue ich mich riesig, dass es die Königsbrunner verstehen zu feiern. Ob bei den Festakten, den vielen Veranstaltungen der Vereine und Organisationen unter Einbeziehung des Jubiläumsjahres, wie auch das Königsfestival, die Gautsch, das zweitägige Weinfest und vor allem der Festumzug – immer waren sehr viele Menschen da und haben im gemeinschaftlichen Miteinander gefeiert. Gerade der Festumzug hat mich total begeistert. Mehr als 2.000 Menschen haben sich aktiv beteiligt und ein ganz tolles Fest auf die Beine gestellt. Nochmals vielen Dank an alle Mitwirkenden und Zuschauer.
myheimat: Nach all den politischen Gesprächsgegenständen noch eine persönliche Frage: Welche Begegnung hat Sie im abgelaufenen Jahr am meisten beeindruckt?
Feigl: Oh je – es gab so viele beeindruckende Begegnungen. Besonders eindrücklich war ein Erlebnis beim Festumzug. Da zupfte mich ein kleiner Bub, vielleicht 5 Jahre alt, an der Hose und sagte: „Du, Bürgermeister, I wohn fei gern da!“
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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