14 Fragen an Bürgermeisterkandidat Florian Kubsch
Florian Kubsch kandidiert für das Amt des 1. Bürgermeisters in Königsbrunn. Wir haben ihm, passend zu seiner Kampagne Kubsch14, 14 Fragen gestellt:
1. Herr Kubsch, mit 28 Jahren sind Sie mit Abstand der jüngste Bürgermeisterkandidat für Königsbrunn. Glauben Sie, dass Sie bereits jetzt dieser Aufgabe gewachsen sind?
Ja. Seit 11 Jahren bin ich politisch tätig, seit 6 Jahren als Stadtrat und Referent für Umweltschutz. In dieser Zeit konnte ich viel Erfahrung sammeln und habe immer das Gespräch zu städtischen Mitarbeitern, Entscheidungsträgern, Verantwortlichen und vor allen den Bürgerinnen und Bürgern gesucht.
Meine überregionalen Tätigkeiten, zum Beispiel im Landesvorstand der Jusos Bayern, aber gerade auch meine berufliche Tätigkeit als Mitarbeiter der Landtagsabgeordneten Dr. Simone Strohmayr haben mir den nötigen Weitblick verschafft.
Ich habe Erfahrung und die nötige Kompetenz um ein guter Bürgermeister zu sein. Kurzum: Ich traue mir das Amt zu.
2. Was hat Sie eigentlich dazu gebracht, die Politik zu Ihrem Hauptberuf zu machen?
Ich würde nicht von Beruf, sondern von Berufung sprechen. Das Amt des 1. Bürgermeisters kann nur richtig ausfüllen, wer mit Leib und Seele dabei ist. Meine Leidenschaft ist es, daran mitzuwirken, wie Menschen zusammen leben und leben wollen. Man muss auf Menschen zugehen und sie im besten Fall zusammenführen. Das kann ich und das liebe ich.
Die Bevölkerung erwartet von ihrem Bürgermeister, dass er über das Maß eines Verwaltungsbeamten hinaus für seine Stadt aktiv ist. Das erfordert Leidenschaft und Opferbereitschaft, gerade mit Blick auf Familie und Privatleben. Für mich gab es in den letzten Jahren und gibt es heute nichts Wichtigeres als Königsbrunn und seine Menschen. Ich will meinen Beitrag leisten, damit Königsbrunn jetzt die richtigen Weichen stellt. Das bewegt und beschäftigt mich. Dafür kämpfe ich mit Haut und Haaren!
3. Nach 6 Jahren im Stadtrat Ihr Fazit: Wo wurden die richtigen Weichen gestellt und welche Fehlentscheidungen wurden getroffen?
Es war ein Fehler, die Grundschule Süd nicht zu sanieren, zumal bereits eine halbe Million Euro für Planungskosten ausgegeben worden waren. Nach ihrer Fehlentscheidung spottete die CSU auch noch, dass die meisten Reparaturen mit einem Ölkännchen zu erledigen seien. Verantwortliche Politik sieht anders aus.
Katastrophal war auch die Entscheidung von CSU und FW, die Ansiedlung eines riesigen Einkaufsmarktes an der Augsburger Straße zuzulassen. Neben dem absehbaren Verkehrschaos schwächt diese Entscheidung unser Stadtzentrum, erste Investoren sind nach der genannten Stadtratsentscheidung bereits abgesprungen. Fatal, denn für die Zentrumsplanung wurde viel Geld aufgewendet.
Nicht weniger Geld wird für einen Info-Pavillon an der Zentralen Bushaltestelle ausgegeben. Über drei Millionen soll ein Gebäude kosten, dessen genauen Zweck niemand so richtig erkennen kann. Hier werden „Denkmäler“ gebaut, die keiner braucht, deren Sinn niemand benennen kann und die in erster Linie teuer sind. Leider haben derartige Entscheidungen in den vergangenen sechs Jahren die Politik von CSU und FW ausgemacht.
Positiv ist hervorzuheben, dass die Kinderbetreuung in den letzten Jahren konsequent ausgebaut wurde. Diesen Weg möchte ich gerne fortsetzen. Zusätzlich zu der bestehenden Förderung durch die Stadt möchte ich den Eltern die Kinderbetreuung in Königsbrunn komplett kostenfrei anbieten. In der Vergangenheit sind wir mit diesen Bestrebungen immer an der CSU gescheitert, aber mit neuen Mehrheitsverhältnissen im Stadtrat sehe ich eine Chance, diese, für viele Familien wichtige Entlastung erreichen zu können.
4. Sie sprechen in den Diskussionen viel von dem Ziel Königsbrunn zur großen Kreisstadt zu machen. Hand aufs Herz, haben die Königsbrunner davon wirklich Vorteile?
Ja. Wenn wir weiter wachsen und vom Landkreis vernünftig behandelt werden wollen, gibt es nur ein logisches Ziel: Große Kreisstadt.
Bereits heute ist Königsbrunn die größte Stadt im Landkreis, doch oftmals werden wir nicht unserer Bedeutung entsprechend behandelt. Man denke nur daran, wie Landrat Sailer Königsbrunn in Sachen Bus und Straßenbahn vernachlässigt. Der Titel „Große Kreisstadt“ verleiht uns mehr Rechte, mehr Gewicht und mehr Möglichkeiten.
Ein Beispiel: bislang entscheidet das Landratsamt als Untere Bauaufsichtsbehörde, was in Königsbrunn wie gebaut werden darf, als Große Kreisstadt dürfen wir das selber machen. Außerdem können wir Behörden nach Königsbrunn holen und damit die Königsbrunner vor langen Wegen bei Behördengängen bewahren.
Des Weiteren steigert es unsere Bekanntheit und unsere Einflussmöglichkeiten, wovon letztlich der gesamte südliche Landkreis Augsburg profitiert.
5. Sie lassen in Königsbrunn kaum eine Sportveranstaltung aus. Für welche Mannschaften schlägt Ihr Herz?
Es ist bekannt, dass ich ein großer Eishockey- und Fußballfan bin. Allerdings liegt mir der Sport generell am Herzen und auch Nischensportarten schaue ich mir gerne an. Die ehrenamtliche Arbeit, die in Königsbrunn gerade auch im Jugendbereich geleistet wird ist enorm. Die Stadt unterstützt dieses Engagement und ich möchte diese Förderung weiterentwickeln und bedarfsgerecht ausbauen.
7. Seit 20 Jahren wird Königsbrunn die Straßenbahn versprochen. Seit 20 Jahren ist nichts passiert. Warum setzt die SPD in ihrem Wahlkampf wieder auf dieses Thema?
Es ist das ewige Thema. Leider sind wir kein Stück weiter gekommen. Bürgermeister Fröhlich (CSU/jetzt FW), Landrat Sailer (CSU) und OB Gribl (CSU) tändeln bei dem Thema herum, als ob die Dinge neu und unüberschaubar wären. Die Stadtwerke Augsburg verstecken sich hinter einem jährlichen Defizit von 2 Mio €, welches Königsbrunn tragen müsse.
Ich glaube kein Wort. Fragt man die Stadtwerke Augsburg, wie sich das Defizit errechnet, so erhält man keine Auskunft; das sei Betriebsgeheimnis. Hier wird nicht fair gespielt. Landrat Sailer hätte über den AVV Druck machen können, jedoch lehnt er es bis heute ab, sich für Königsbrunn stark zu machen.
Grundsätzlich: Köngsbrunn braucht die Straßenbahn. Die Verzahnung mit dem südlichen Augsburger Raum ist für uns sehr wichtig. Der Blick auf unsere Bevölkerungsstruktur verrät, dass die Gruppe der 20er schwach vertreten ist. Diese gehen oftmals zur Ausbildung oder zum Studium fort, selbst wenn sie ihren Platz in Augsburg finden. Eine Straßenbahn würde helfen, diese Abwanderung zu mildern. Außerdem befinden sich entlang der Trasse Schulen und attraktive Arbeitgeber.
Mir ist wichtig, die Straßenbahn nicht gegen den Schnellbus 740 auszuspielen. Diese Verkehrsträger haben unterschiedliche Funktionen und Königsbrunn braucht sie beide. Wer das eine gegen das andere ausspielt, kennt die Bedürfnisse der Königsbrunner nicht und handelt den Interessen Königsbrunns zuwider.
8. Noch mal zum Thema Straßenbahn: dann kommen die Bewohner im Norden von Königsbrunn schneller nach Augsburg aber dafür müssen die vom Süden aus noch längere Fahrzeiten in Kauf nehmen?!
Nein. Die Straßenbahn ist nicht nur dazu da, besser in die Augsburger Innenstadt zu kommen, sondern das südliche Augsburg besser erreichbar zu machen. Für alle die schnell zum Königsplatz oder HBF kommen wollen, soll der Schnellbus 740 weiterhin fahren, das ist mir sehr wichtig.
Daneben wollen wir das gesamte Verkehrssystem in Königsbrunn neu aufstellen und auch innerörtliche Verkehre etablieren. Mittels guten und schnellen Zubringern wird auch die Situation für den Süden verbessert.
9. Das Königsbrunner Zentrum ist nicht wirklich attraktiv – was wollen Sie hier tun?
Das vorliegende Einzelhandelskonzept für Königsbrunn sagt ziemlich klar, was zu tun ist. Weg von der ideenlosen Politik der letzten Jahre, ohne Plan am Stadtrand alles zuzulassen, hin zu einer gestaltenden, aktiven Ansiedlungspolitik. Die Zeit des Wartens und Zauderns ist vorbei. Wenn Königsbrunn nicht das Nachsehen gegenüber Bobingen und Schwabmünchen haben will, müssen einige Herrschaften im Stadtrat schnellstens aufwachen.
Diese Nachbarstädte haben vorgemacht, wie man ein Zentrum attraktiv hält bzw. wieder attraktiv macht. Königsbrunn kann das auch, allerdings braucht es dafür Weitblick, Mut und Tatkraft.
10. Sie setzen sich ein für viele soziale Themen, unter anderem für den Ausbau der Kindertagesstätten. Wünschen Sie sich eigentlich selbst Familie?
Ja, auch wenn ich derzeit keine aktive Familienplanung betreiben kann. Meine Freundin ist Rechtsreferendarin in Köln und ich bin hier fest verankert. In dieser Situation einer Fernbeziehung sind Kinder vorerst kein Thema. Allerdings habe ich festgestellt, dass die wichtigen Dinge im Leben immer dann kommen, wenn die Zeit reif ist. Insofern mache ich mir darüber keine Sorgen, wenn es sein soll, dann wird es passieren.
11. Als Umweltreferent der Stadt Königsbrunn haben Sie sich viel mit den Themen Umwelt und Energie beschäftigt, was wünschen Sie sich hier für die Zukunft?
Wir müssen den Kaufkraftabfluss aus Königsbrunn stoppen. Für Energie muss jeder Betrieb und jeder Haushalt eine Menge Geld ausgeben. Ich möchte, dass soviel wie möglich davon hier bleibt und in die heimische Wirtschaft fließt.
Deshalb möchte ich das Königsbrunner Stromnetz von der LEW/RWE übernehmen und die Stadtwerke Königsbrunn zum Energieversorger machen. Das schafft gute Arbeitsplätze am Ort und sichert unsere Kaufkraft. Es ist doch sinnlos, das Geld für Energie an weltweit agierende Konzerne zu geben, wenn wir es vor Ort organisieren können.
12. Mal abgesehen vom Sitzungssaal im Rathaus, welches ist Ihr persönlicher Lieblingsplatz in Königsbrunn?
Das Dienstzimmer des 1. Bürgermeisters. [lacht]
Königsbrunn hat viele tolle Flecken. Die Ulrichshöhe hilft das große Ganze zu sehen, die Ruhe des morgendlichen Lautersee gibt Kraft für den Tag. Eis- und Fußballstadion sind Orte mit denen ich tolle Emotionen verbinde, während der Europaplatz im Sommer auch reizvoll sein kann.
St. Johannes und St. Ulrich wiederum sind tolle Bauwerke aus dem vorletzten Jahrhundert und haben Ihre – jede für sich – ganz eigene Atmosphäre. Maria unterm Kreuz ist eine moderne Kirche in der ich mich – in bester ökumenischer Tradition – sehr wohl fühle.
Der Rathaus-Beach im Sommer zieht mich immer an….
Kurzum: Ich kann und will mich nicht festlegen. Königsbrunn hat viele tolle Orte, den ein oder anderen möchte ich als Bürgermeister hinzukommen lassen.
13. Wenn Sie zum Bürgermeister gewählt werden, welches Thema gehen Sie als erstes an, weil es Ihrer Ansicht am dringendsten ist?
Nach innen, innerhalb der Verwaltung: In den ersten 100 Tagen will ich mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprechen, um herauszubekommen, was an ihrem Arbeitsplatz gut und was schlecht läuft.
Nach außen, aktive Maßnahmen: Ich möchte ebenfalls in den ersten 100 Tagen eine Bestandsaufnahme unserer Gebäude, Straßen, Wege und Plätze machen und festlegen in welcher Reihenfolge sie repariert bzw. saniert werden müssen. Wir brauchen klare Prioritäten wann wir wie mit welchen Mitteln unsere Infrastruktur erhalten.
14. Kleine gedankliche Zeitreise: Sie laufen am Ende der nächsten Amtsperiode, also im Jahr 2020 durch die Straßen von Königsbrunn. Was sehen Sie?
Ich sehe ein attraktives Zentrum, bzw. deutliche Fortschritte in diese Richtung. Die Straßenbahn fährt, die Leute erfreuen sich des Lebens, die Stadt brummt. Neue Betriebe haben sich angesiedelt und unsere Stadtteile haben sich durch unsere Stadtteilkonzepte deutlich belebt. Die Kinderbetreuung ist kostenfrei und Straßen und Gebäude sind in gutem Zustand. Während ich durch die Straßen gehe, sehe ich an zahlreichen Orten wieder die Wahlplakate mit meinem Gesicht darauf. Denn wir haben in der ersten Amtszeit von 2014 bis 2020 viel erreicht, doch es gibt neue Herausforderungen und Entwicklungen, die wir vorantreiben wollen und so kandidiere ich selbstverständlich für eine zweite Amtszeit in meinem Königsbrunn.
Und wenn ich nun gefragt werde, was ich am Ende der zweiten Amtszeit im Jahr 2026 sehe: ein gelbes Schild mit der Aufschrift “Große Kreisstadt Königsbrunn”.