Neue Vorstandswahl bei Christrose am 14. März 2018 / Christrose im Gespräch mit 1. Vorsitzender Frau Dr. Sigrid Pforr
Hospizverein Christrose:
Wie und wann lernten Sie Christrose kennen?
Frau Dr. Sigrid Pforr:
Ich wurde in meiner Funktion als Königsbrunner Hausärztin zum Gründungsgottesdienst im Januar 2004 eingeladen. Im Rahmen dieses Gottesdienstes im Martin-Luther-Haus wurden damals die ersten HospizbegleiterInnen ausgesandt. Bei der anschließenden Gründungsversammlung wurde ich Mitglied und angefragt den Verein beratend zu unterstützen. Daraufhin nahm ich am nächsten Ausbildungskurs zur ehrenamtlichen Hopizbegleiterin teil.
Hospizverein Christrose:
Was hat Sie an Christrose so fasziniert, dass Sie bis heute aktiv dabei sind?
Frau Dr. Sigrid Pforr:
Nun, das ist zuallererst eine persönliche Geschichte. Meine Eltern sind relativ früh verstorben. Ich war Ende Zwanzig, hatte zwei kleine Kinder und war schwanger als meine Mutter schwer erkrankte und nach kurzer Zeit starb. Ich habe sie als Tochter und Ärztin auf ihrem letzten Weg begleitet. Damals entstand bereits mein Wunsch, irgendwann einmal in der Hospizarbeit tätig zu sein. Ich sehe wie wichtig es ist, Zeit für die ganze Familie zu haben und für alle Beteiligten da zu sein. Ein Hospizverein wie Christrose leistet hier einen großen Beitrag.
Hospizverein Christrose:
Sie sind nicht nur Hospizbegleiterin, sondern auch Hausärztin mit Weiterbildung in Palliativmedizin. Bringt diese Doppelrolle Schwierigkeiten mit sich?
Frau Dr. Sigrid Pforr:
Ja. - Weil ich der Hospizarbeit verbunden bin, habe ich mich auch beruflich in diese Richtung fortgebildet. Mein Weg führte mich damals ins Juliusspital nach Würzburg. Die Zeit meiner Fortbildungen war sehr beeindruckend und hat tiefe Spuren hinterlassen. Heute besuche ich immer noch jährlich etwa 1-2 palliativ-medizinische Fortbildungen am Juliusspital. Das Problem der Doppelrolle ist: ich komme als Hospizbegleiterin, doch die Menschen sehen sofort nur die Ärztin in mir. Die Behandlung obliegt jedoch dem jeweiligen Hausarzt. Das ist ein schwieriges Spannungsfeld. Heute übe ich mein Ehrenamt als Hospizbegleiterin aus zeitlichen Gründen nur ausnahmsweise aus. Letztes Jahr war dies einmal der Fall.
Hospizverein Christrose:
Wie kamen Sie zu dem Amt der Ersten Vorsitzenden von Christrose?
Frau Dr. Sigrid Pforr:
Ich bin langsam hineingewachsen. 2008 wurde ich zur Beisitzerin gewählt. Eine Zeit lang war ich auch als ehrenamtliche Einsatzleitung tätig. Heute sind unsere hauptamtlichen Koordinatorinnen für diese Aufgabe zuständig. Zur zweiten Vorsitzenden wählte man mich 2010. Herr Diakon Krumpen hatte damals das Amt des ersten Vorsitzenden inne. Aufgrund seiner Mehrfachbelastung u.a. mit der Notfallseelsorge ist er während seiner Amtszeit im Jahr 2014 vorzeitig ausgeschieden. Somit war der erste Vorsitz vakant. Wir führten 2015 vorgezogene Vorstandswahlen durch und ich wurde als Erste Vorsitzende gewählt.
Hospizverein Christrose:
Was bedeutet es für Sie, erste Vorsitzende zu sein?
Frau Dr. Sigrid Pforr:
Es bedeutet in erster Linie viel Verantwortung zu tragen. Ich bin sowohl Vorstandsvorsitzende eines Vereines, die von der Mitgliederversammlung gewählt wird und dort auch jedes Jahr entlastet werden muss, als auch Arbeitgeberin unserer hauptamtlichen Angestellten, mit einer Fürsorgepflicht. Außerdem ist mir der Kontakt zu unseren ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen äußerst bedeutend. Deswegen bin ich bei einer neuen Ausbildung gerne dabei. Sehr wichtig ist mir, den Bekanntheitsgrad unseres Vereines in und um Königsbrunn zu steigern. Wir haben sehr viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet und konnten die Mitgliederzahl verdoppeln.
Hospizverein Christrose:
Wie kommen Sie mit diesen vielfältigen Aufgaben zurecht?
Frau Dr. Sigrid Pforr:
Ich habe viel Unterstützung von den Vorstandsmitgliedern. Die Aufgaben sind auf mehreren Schultern verteilt. Ohne diese Hilfe ginge es gar nicht. Vor allem mit der zweiten Vorsitzenden, Frau Schönborn, besteht reger Austausch. Unser hauptamtliches Team entlastet mich immer mehr und arbeitet sehr konstruktiv mit uns zusammen. Durch regelmäßige Supervision haben wir unsere Strukturen deutlich verbessert.
Hospizverein Christrose:
Wie sehen Sie Ihre Zukunft bei Christrose?
Frau Dr. Sigrid Pforr:
Christrose liegt mir sehr am Herzen. Ich werde weiterhin als Vorsitzende für Christrose zur Verfügung stehen. Mein Wunsch ist, dass der Verein auf festen Füßen steht. Wenn die Zeit gekommen ist, möchte ich ihn stabil an die Nachfolge übergeben. Im Sinne von Cicely Saunders, der Begründerin der Hospizbewegung, ist es mein inniges Anliegen: „Dem Leben nicht mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben zu geben“
Danke für das Gespräch
Geführt wurde das Interview von Silvia Regner und Birgit Siegmund