125 Jahre Gesangverein Liederkranz Königsbrunn - "zum Zweck der Hebung und Fortbildung des Gesanges, sowie der Unterhaltung und Erholung durch denselben."
Am 16.Januar 1886 entschieden sich 16 Männer, die sich immer wieder in froher Runde getroffen hatten, um miteinander zu singen, den "Gesangverein Königsbrunn" ins Leben zu rufen. Die Chorvereinigung trat in den folgenden Jahren vor allem bei Feierstunden öffentlich auf.
Die Mitgliedschaft im Gesangverein war streng geregelt. Auch Herbert Christl, der 1951 in den Liederkranz eintrat, wurde das Heftchen mit den "harten Regeln" noch überreicht. Wer mitsingen wollte, musste die "entsprechende Befähigung zum Gesang besitzen" und diese durch "eine Probe vor dem Dirigenten" nachweisen. Jedem Chorleiter dürften die folgenden "speziellen Satzungen" auch heute noch sehr gefallen: "Vor allem ist unbedingte Ruhe während der Gesangsstunde zu beobachen. Die für den Beginn der Gesangsstunde festgesetzte Zeit muß aufs genaueste eingehalten werden. Wiederholtes unentschuldigtes Zuspätekommen wird in Interesse des Gesanges scharf gerügt und kann sogar zum Ausschluß aus dem Verein führen." Wer unentschuldigt die Chorprobe versäumte, musste 10 Pfennig Strafe zahlen. Doch bei aller geforderten Disziplin zum "Zweck der Hebung und Fortbildung des Gesanges" hieß es in der Satzung ebenfalls, dass der Gesangverein auch "den Zweck der Unterhaltung und Erholung durch denselben" habe.
Im Jahre 1911 "schenkte" sich der Verein zum 25.Geburtstag eine Fahne und gab sich den Namen "Liederkranz". Die Sängergesellschaft "Einigkeit Haunstetten" übernahm die Patenschaft. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Aktivitäten des Vereins. Erst 1926 feierte der Liederkranz wieder ein großes Fest, sein 40-jähriges Bestehen, bei dem Chöre aus Haunstetten, Bobingen und Inningen mitwirkten. Beim Jubiläum 1936 beteiligten sich 300 Sänger und in der Zeitung war damals zu lesen: "So endete das 50-jährige Gründungsfest des Gesangvereins Liederkranz in schönster Harmonie."
Da nach dem Zweiten Weltkrieg die amerikanische Militärregierung jegliche Zusammenkunft untersagt hatte, versammelten sich die Sänger erst 1947 wieder im alten Probenlokal, beim "Hirschwirt", heute Hotel Zeller. Herbert Christl kam 1949 durch Rektor Handschuh zum Liederkranz. Handschuh führte mit allen Königsbrunner Chören und einer Instrumentalgruppe eine Vertonung von Schillers "Lied von der Glocke" auf. Vom Erlös sollten für die beiden Kirchen wieder Glocken beschafft werden. "1952 durften auch Frauen in den Gesangverein eintreten," erzählt Zenta Scharrer, ebenfalls seit mehr als 5 Jahrzehnten dabei, "die Männer waren nicht begeistert, doch der Handschuh hat sie überzeugt." Mit einem Festkonzert im alten evangelischen Gemeindesaal beging der Verein sein 70-jähriges Jubiläum. Herbert Christl fällt auch eine ziemliche Blamage ein: "Bei einem Sängertreffen haben wir bei einem Lied "umgeworfen", das hat geklungen, wie wenn man ein Grammophan abbremst."
Zum 80. Gründungsfest sollte es eine neue Fahne geben. "Auf einer Floßfahrt lernten wir den Kunstmaler Marcel Zapf kennen," so Zenta Scharrer und Herbert Christl, " er wollte uns für eine Brotzeit und eine Halbe Bier einen Entwurf für eine Fahne machen." Und Zenta Scharrer lacht: "Gekostet hat's dann dazu noch einige Flaschen Wein bei mir."
"Beim Handschuh saßen wir in der Probe mit einem Bier an Biertischen. Das hat der Schedel abgeschafft." Der Würzburger Chorleiter Schedel und der Hamburger Hillesheimer haben das Königsbrunner Heimatlied geschrieben und es Königsbrunn 1967 zur Stadterhebung gewidmet. Unter Schedel wurde die leichte Muse gepflegt. Anspruchsvolle Werke wie Haydns "Schöpfung" brachte der Chor unter der Leitung von Helmut Fischer zu Gehör. "Wie die Vertreter sind wir rumgelaufen und haben Karten verkauft," erinnert sich Herbert Christl.
Unvergessen sind die Auftritte des Liederkranzes bei den Narrenabenden des CCK unter Chorleiter Anton Schneider. Wenn der Toni im Obelixkostüm oder als Wassermann vom Gymnasiumsweiher die Bühne betrat, tobte der Saal. 1986, zum Jubiläumsjahr "100 Jahre Liederkranz" erhielt der Verein als besondere Auszeichnung die "Zelter-Plakette". Der damalige Staatssekretär Edmund Stoiber überreichte sie während eine Festaktes in Wolfratshausen. Ein besonderes Erlebnis in den 80er Jahren erwähnt Zenta Scharrer. Der Bundespräsident Karl Carstens kam auf seinen Wanderungen durch Deutschland auch nach Königsbrunn. Der Gesangverein begrüßte ihn in der Königsbrunner Heide mit einem Ständchen. Das Jahr 1996 hebt Zenta Scharrer vor allem hervor: "Der Liederkranz wurde der 1. Kulturpreisträger der Stadt Königsbrunn." .
Ein schwerer Schlag war im Jahr 2000 der plötzliche Tod von Anton Schneider. Dankenswerterweise sprang Birgit Scharrer ein. Sie war die erste Chorleiterin und blieb es 3 Jahre.
Zenta Scharrer verweist auch auf die Sendung "BR 1 unterwegs", bei der der Chor unter Chorleiterin Sabrina Salanga mitgewirkt hat.
2006 war für den Verein ein besonderes Glücksjahr. Josef Hauber, der lange Jahre in Augsburg Chordirektor der Basilika St.Ulrich und Afra war und ebenfalls den Königsbrunner Kulturpreis seit 2004 trägt, übernahm die musikalische Führung. Unter seiner Leitung hat sich der Gesangverein zu einem zu exzellenter Leistung fähigen Chor entwickelt. So eröffnete der Liederkranz das Jubiläumsjahr 2012 - 125 Jahre Liederkranz - mit einem fulminanten Festkonzert und begeisterte die Zuhörer in der voll besetzten Kirche "Zur Göttlichen Vorsehung" mit Auszügen aus dem "Messias" und dem "Dettinger Te Deum" von Händel sowie aus dem "Weihnachtsoratorium" von Bach. Der Liederkranz ist zu einem bedeutenden Faktor im Kulturleben Königsbrunns geworden. Freudig darf man weitere großartige Veranstaltungen des Chores erwarten.
Bürgerreporter:in:Irene Henkel aus Königsbrunn |
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