„Königsbrunn blüht auf!“

Ein Interview mit Franz Moritz, Leiter des Kulturbüros Königsbrunn

Es ist keine leichte Aufgabe, sich um die kulturelle Belange einer Stadt zu kümmern. Franz Moritz, Leiter des Königsbrunner Kulturbüros, ist seit Jahren ein engagierter Verfechter der kulturellen Domäne und als dieser auch sehr erfolgreich. Wir wollten wissen, was hinter seinem Erfolgskonzept steckt.

myheimat: Herr Moritz, Kunstausstellungen, musikalische Früherziehung und Theateraufführungen sind fester Bestandteil der Kulturvermittlung. Wie bewerten Sie den Stellenwert dieses Beitrags zur Bildung?
Moritz: Je mehr die schulische Bildung ihren Schwerpunkt auf kognitive Fähigkeiten legt und Schüler verstärkt unter Leistungs- und Konkurrenzdruck stehen, desto wichtiger werden Angebote für kreative Freiräume und Phantasie. Hier ist die kommunale Kulturarbeit in Zukunft noch mehr gefordert, v. a. wenn es um Angebote für musische Bildung geht.

myheimat: Sind Sie der Meinung, dass das Erlernen eines Instruments die Intelligenz fördert? Und inwieweit beeinflusst das die Leistungsfähigkeit in anderen Bereichen?
Moritz: Die vielfältigen positiven Effekte, die mit dem Erlernen eines Musikinstruments einhergehen, sind wissenschaftlich nachgewiesen. Es werden nicht nur einzelne Fähigkeiten trainiert, die gesamte Persönlichkeit des jungen Menschen wird geformt: Musikunterricht fördert Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer, stärkt Selbstwertgefühl und Gemeinschaftssinn.

myheimat: Welche innovativen Ideen bietet das kulturelle Leben in Königsbrunn, um unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen?
Moritz: Wir sind für die gesamte Bevölkerung da, die einzelnen Angebote müssen aber speziell für Zielgruppen entwickelt werden. Das geht vom Ferienprogramm bis zum Seniorenkonzert. Manchmal erreicht man neue Zielgruppen gewissermaßen indirekt: So hat z. B. unsere Stadtbücherei in letzter Zeit verstärkt junge Väter gemeinsam mit ihren Kindern als Besucher. Diesen Erfolg erzielten wir mit den neuen Samstagsöffnungszeiten in Kombination mit dem neu eingerichteten Lesecafé.

myheimat: Welchen Bezug nimmt die Vielfalt des Kulturprogramms zur multikulturellen Gemeinde?
Moritz: Königsbrunn ist tatsächlich „multikulturell“. Nach den Erhebungen unseres Einwohnermeldeamts leben Menschen aus 94 Nationen in unserer Stadt. Sie sind in unterschiedlichster Weise in das Kultur- und Gesellschaftsleben integriert. Und manche ragen dabei besonders hervor, ich nenne als Beispiel nur den „Koreanischen Frauenchor“. Unser Kulturangebot geht darauf ein. Das reicht vom VHS-Kurs „Deutsch für Ausländer“ bis zur Lesung mit einer türkischen Autorin. Erwähnt seien an dieser Stelle auch die vielen internationalen Kontakte, die Königsbrunn inzwischen pflegt. Vor allem die Schulen engagieren sich hier sehr.

myheimat: Welche kulturelle Veranstaltung würden Sie gerne einmal in Königsbrunn verwirklichen?
Moritz: Seit einiger Zeit laufen Kontakte, um eine international renommierte Opernsängerin für das Dreikönigskonzert nach Königsbrunn zu holen. Details verrate ich aber erst, wenn die Sache steht.

myheimat: Sind Sie mit den finanziellen Rahmenbedingungen für Ihre Tätigkeit zufrieden?
Moritz: Was den laufenden Betrieb betrifft, haben wir ausreichende Mittel für unsere Arbeit. Engpässe gibt es nach wie vor bei der personellen Ausstattung. Eine ganz andere Dimension kommt allerdings ins Spiel, wenn man an eine zukünftige „große Lösung“ für die Königsbrunner Museen denkt und das Projekt „Kulturhaus“ in Angriff nehmen will.

myheimat: Schon 2006 war die Idee, ein Kulturhaus als „geistige Mitte“ der Stadt einzurichten, im Gespräch. Gab es eine Entwicklung in dieser Überlegung?
Moritz: Die Errichtung eines Kulturhauses konkurriert mit anderen „Großprojekten“ in der Stadt. Insofern ist das Problem der Finanzierung immer auch mit der Frage nach dem richtigen Timing gekoppelt.

myheimat: Kultur ist eng verbunden mit Kreativität. Durch welche Einflüsse lassen Sie sich bezüglich kultureller Möglichkeiten inspirieren?
Moritz: Ich versuche vieles aufzunehmen - sei es über die Medien oder durch den Besuch kultureller Veranstaltungen - auch wenn es nicht gleich verwertbar für meine Arbeit ist. Häufig besuche ich Buchhandlungen und Galerien; hier geht dann mein berufliches Interesse gewissermaßen nahtlos in meine Freizeitgestaltung über.

myheimat: Welche Projekte konnten 2008 realisiert werden?
Moritz: Mit der Aufführung von Beethovens Neunter Sinfonie haben wir uns gleich zu Jahresbeginn einer gewaltigen Aufgabe gestellt. Unser städtisches Ferienprogramm konnte 30-jähriges Jubiläum feiern. Im Lechfeldmuseum haben wir einen eigenen Raum für Puppenstuben errichtet. Im Übrigen haben wir alle Veranstaltungsreihen erfolgreich weitergeführt: MovieClassiX, Bücherfrühling, Kulturpreisverleihung, Ausstellungen im Kunst-Karree, Kaffee- und Kuchen-Konzerte, Serenadenabend, Adventskonzert u. v. m. Aber es geht nicht nur um Events: Die kulturellen Einrichtungen wie Stadtbücherei, Stadtarchiv, Musikschule, Volkshochschule und Museen konnten weiterentwickelt werden; das ist genauso wichtig.

myheimat: Wie sehen die Zielsetzungen des Kulturbüros für das kommende Jahr aus?
Moritz: 2009 soll vor allem im Museumsbereich weitere Verbesserungen bringen. Das Archäologische Museum wird davon im Sinne eines Flächenzuwachses profitieren. Die Idee, in der Region Augsburg ein Museum zum Thema „Lechfeldschlacht“ zu errichten, wird sich im kommenden Jahr möglicherweise in Form einer Standortentscheidung konkretisieren. Königsbrunn hat Interesse bekundet. Auf dem Veranstaltungssektor wird sich die Musikschule mit einer neuen Konzertreihe noch stärker profilieren. Übrigens werden viele städtische Veranstaltungen, in Kooperation mit dem Verkehrsverein, zum ersten Mal unter einem Jahresmotto stehen: „Königsbrunn blüht auf!“