Dr. Horst Matthäus - Pionier der Behindertenarbeit in Schwaben feierte seinen 80. Geburtstag
Am vergangenen Sonntag feierte Dr. Horst Matthäus, der Gründer des Fritz-Felsenstein-Hauses seinen 80. Geburtstag. 1968 hatte der aus der Nähe von Dresden stammende Orthopäde das Fritz-Felsenstein-Haus gegründet.
Die Einrichtung eröffnete zunächst als Förderschule für 21 körperbehinderte Kinder in der Ulmer Straße. Heute ist das Fritz-Felsenstein-Haus ein Kompetenzzentrum für Körper- und Mehrfachbehinderte, in dem über 300 Menschen mit Handicap aus der Region gefördert und betreut werden und rund 365 Mitarbeiter einen Arbeitsplatz haben. 2008 begeht das Haus sein 40-jähriges Jubiläum.
Fehlende Schulbildung
Sein Verdienst ist es, damit eine Einrichtung ins Leben gerufen zu haben, die für lange Jahre in Schwaben einzigartig war und körperbehinderten Kindern aus der ganzen Region Bildung und eine bessere Versorgung ermöglichte. Denn die Situation körperbehinderter Kinder war in den 60-ziger Jahren verheerend: In ganz Schwaben gab es keinerlei spezielle schulische oder therapeutische Förderung, auf dem Land wurden solche Kinder oft versteckt und in den Regelschulen war weder die Ausstattung noch die Kompetenz vorhanden, um dieser Klientel zu helfen. Gleichzeitig setzte die „Contergan-Welle“ ein. Auch hierzulande gab es etliche Fälle von Missbildungen, die auf die Einnahme des Schmerzmittels zurückzuführen waren. Als Landesarzt für Körperbehinderte war Dr. Matthäus schwabenweit für Menschen mit Handicap zuständig. Vor allem die betroffenen Kinder hatten es ihm angetan, denn sie konnten nach einer Operation wochen- oder monatelang nicht zur Schule gehen. „Die Idee für eine spezielle Einrichtung mit Schule und Internat hatte ich von meinem Vorgänger und Kollegen im Amt Dr. Fritz Felsenstein übernommen, der bereits 1961 verstarb“, erinnert sich Matthäus. Den Entschluss, dies in die Tat umzusetzen, fasste er am Krankenbett eines Kindes. Doch sollten noch Jahre vergehen, bis sein Traum wahr wurde.
Träger des Bundesverdienstkreuzes
Die Anfänge gestalteten sich keinesfalls einfach. Zunächst gab er Schwimmunterricht, gründete einen Kindergarten, später suchte er für die betroffenen Kinder Patenfamilien, um auch jenen, die vom Land kamen, Förderung unter der Woche zu ermöglichen. Viele bürokratische Hürden und zahllose Gespräche mit Behörden gingen der Gründung voraus. Als das Haus eröffnet wurde, war es längst wieder zu klein geworden. Die Verhältnisse waren bescheiden, die Räume nicht barrierefrei, doch man war glücklich zumindest einigen Kindern helfen zu können.
Als späterer Leiter des Spastikerzentrums an der Hessing-Stiftung forcierte Dr. Matthäus den Umzug nach Göggingen, seit 1978 befindet sich das FFH in Königsbrunn. Bis zu seinem Ruhestand vor 15 Jahren blieb er Arzt am Förderzentrum, prägte den Charakter der Einrichtung und nimmt heute noch regen Anteil. „Die Entwicklung, die das Haus im Laufe der Jahrzehnte genommen hat, konnte ich mir damals nicht einmal im Traum vorstellen“, so Dr. Matthäus über die heutige Situation der Betreuten. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes lebt heute mit seiner Frau in der Nähe von Augsburg.
Bürgerreporter:in:Gerlinde Weidt aus Königsbrunn |
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