Alter schützt vor blöden Sprüchen nicht
Viele junge Mädchen sind daran gewöhnt, blöde Sprüche über sich ergehen zu lassen und haben entsprechende Antworten parat. Wie sollen jedoch Frauen, die schon Großmütter und dem Rentenalter nahe sind, auf solche platten Äußerungen reagieren?
Sie, 55 Jahre, betritt einen Raum und wird salopp von einem ca. 30-jährigen Mann begrüßt.
Er: "Hallo junge Frau, nehmen Sie doch Platz."
Sie: "Ich bin nicht jung," und setzt sich, wobei sie überlegt ob sie ihn fragen solle, ob er Tomaten auf den Augen habe.
Er: "Aber man ist doch immer so alt wie man sich fühlt."
Sie sichtlich verärgert: "Woher wollen Sie wissen, wie ich mich fühle?"
Als gute Gesprächsgrundlage kann man diesen Wortwechsel nun wirklich nicht bezeichnen. Früher wurden solche Floskeln unter der Rubrik "Vertretergeschwätz" abgelegt. Inzwischen hat dieser Berufsstand anscheinend enorm zugelegt. Leider ist diese Spezies nicht einfach so zu erkennen und das eine oder andere Mal outen sich Männer durch plumpe Sprüche, die man völlig anders eingeschätzt hatte.
Die Zielsetzung solcher Wortbelästigungen ist nicht zu erkennen. Schätzen manche Herren der Schöpfung die Damen tatsächlich so ein, dass diese es als Kompliment auffassen, noch mit 50 oder 60 mit "junge Frau" angesprochen zu werden? Oder wird dem weiblichen Geschlecht dadurch klar gemacht, dass die Zeiten endgültig vorüber sind, als sie noch mit "Hallo schöne Frau" begrüßt wurden?
Beim ersten Mal versucht frau, es einfach zu überhören. Schnell begreift sie, dass das nicht die Lösung ist. Eine Möglichkeit wäre, auf die gleiche Art zu antworten, z. B. "Hallo schlanker Mann". Das Schlimme ist nur, dass die Selbstkritik des Gegenübers oftmals zu wünschen übrig lässt. Nach vielen Versuchen, sieht frau ein, dass die wirksamste Methode immer noch die ist, dem Mann zu erklären, dass sie diese Anrede als Geschmacklosigkeit empfinde. Der manchmal verständnislose Blick ihres Gegenübers verdeutlicht dann, wie wenig er über sein Verhalten nachgedacht hat. Bleibt zu hoffen, dass sich das in Zukunft ändert. Das wäre doch ein guter Vorsatz für das neue Jahr.
Bürgerreporter:in:Brigitte John aus Königsbrunn |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.