Wichtelgeschichten von Elisabeth van Langen,4
Kluge Wichtel
Laut lachend stand Vater in der Küche. Mutter und Lilly kamen neugierig aus ihren Betten. "Was ist denn heute früh schon so lustig?" fragte die Mutter. Lilly wartete keine Antwort ab, sondern zeigte auf die Obstschale, die auf dem Küchentisch stand. Nun lachte auch Mutter.
Lilly nahm eine Mandarine heraus und hielt sie ihrer Mutter entgegen. "Da schau, sie hat ein Gesicht!" "Und sie lacht!" ergänzte Mutter. Vater betrachtete nachdenklich die Bananen. "Da haben sie sich wohl nicht rangetraut!" bemerkte er. Lilly fragte: " Du meinst das waren Jondo und Jari?"
"Ja wer denn sonst? Oder bist du etwa heute Nacht in der Küche gewesen um das Obst anzumalen?"
"Nee, da hab ich leider geschlafen."
Lilly betrachtete die Küche nun etwas genauer, da sah sie auf der Fensterbank einen Brief.
"Da! Der ist für mich. Bin gespannt was sie schreiben."
Lilly griff sich den Brief und ging damit in ihr Zimmer.
LIEBE LILLY
DAS OBST WAR SEHR TRAURIG. DENN ES MUSSTE TAGELANG IN DIESEM KORB VERBRINGEN OHNE ETWAS ZU SEHEN. DA HABEN WIR HEUTE NACHT MIT DEN MANDARINEN EIN SPIEL GESPIELT, WIR WAREN OPTIKER UND DIE MANDARINEN DIE KUNDEN. JETZT SIND ALLE SOOOO GLÜCKLICH, HABEN AUGEN, MANCHE EINE BRILLE UND LÄCHELN ALLE WIEDER.
NUR EINE NASE HABEN SIE NICHT BEKOMMEN, WEIL SIE SO DICHT BEI DEN BANANEN LIEGEN UND DIE WOLLTEN SIE NICHT RIECHEN. DA WIRD DEN MANDARINEN SCHLECHT.
DEINE WICHTELFREUNDE JONDO & JARI
Lilly lief zurück in die Küche, wo Vater und Mutter das Obst auf dem Tisch ausgebreitet hatten.
Vater betrachtete immer noch die Bananen. "Hmmm, nicht eine einzige Banane hat ein Gesicht. Dafür alle Mandarinen."
Mutter bemerkte, die hätten aber keine Nasen.
Lilly antwortete freudig: "Und wisst ihr warum? Ich weiß es. Die Mandarinen riechen die Bananen nicht gerne, da wird denen übel. Haben die Wichtel mir geschrieben."
Mutter lächelte und dann sagte sie: "Da haben die Wichtel ja richtig Ahnung. Es ist nämlich eigentlich sehr schlecht Mandarinen und Bananen zusammen in einen Korb zu legen. Dann reifen die Mandarinen zu schnell und verschimmeln."
"Ach? Und warum machst du das dann Mama?"
"Weil ich nur einen Obstkorb habe."
Vater schmunzelte, dann sagte er: "Wenn das jetzt der Weihnachtsmann gehört hat, dann bringt der zu Weihnachten sicher einen neuen Korb oder eine Schale. Damit hier alles seine Ordnung hat."
Bei Ordnung kicherte es in der Wand. Aber weder Mutter noch Vater hatten es gehört. Aber Lilly war sich sicher. Und Murksi , die Katze wohl auch. Denn diese kam nun von draußen herein und betrachtete misstrauisch die Wand. Doch es blieb nun still. Wahrscheinlich hatten sich die Wichtel schlafen gelegt.
Am Abend legte Lilly einen Brief vor die Wichteltür.
LIEBE WICHTEL
IHR HABT DA WAS SEHR KLUGES GEMACHT. VIELLEICHT KÖNNT IHR DEM WEIHNACHTSMANN MAL SAGEN, DIE MAMA BRAUCHT EINEN ZWEITEN OBSTKORB.
UND WENN IHR UM WEIHNACHTEN NOCH HIER SEID DANN KÖNNT IHR SEHEN OB DER WUNSCH ERFÜLLT WIRD.
EURE LILLY
Wenig später ging die ganze Familie schlafen.
Kurz darauf öffnete sich die Wichteltür. Jondo und Jari kletterten die kleine Leiter in das Wohnzimmer herab.
Als sie den Brief gelesen hatten blickten sie sich gegenseitig sehr stolz an. "Da steht wir haben etwas Kluges gemacht."
Sie fassten sich an den Händen und tanzten um den Couchtisch herum. "Aber sag mal, um Weihnachten sind wir doch nicht mehr hier. Oder?"
"Also Blinki und Flinki, auf dem Markt der Heinzel, die haben gesagt, wir würden um Weihnachten wieder in Köln sein. Man erwartet uns im neuen Winterquartier. Dort soll es sehr schön sein und wir dürfen dort bis zur nächsten Wichtelsaison Urlaub machen. Aber wie sollen wir das nur Lilly schreiben? Wird sie da wohl traurig sein?"
"Wir versprechen ihr im nächsten Jahr wieder hier zu sein. Aber jetzt komm, lass uns noch ein wenig Unfug machen."
Im Badezimmer hörte man kurz darauf das Geräusch einlaufenden Wassers. Jondo saß auf der im Wasser treibenden Handwaschbürste und sang "In meiner Badewanne bin ich Kapitän!" Jari nutzte die Seifenschale als Boot.
Als sie genug von der "Seefahrt" hatten, schauten sie in den Spiegelschrank. Was gab es dort für wunderbare Sachen..Eine kleine Sprühflasche spuckte Schaum wenn man darauf drückte. "Es schneit! Es schneit! Hurra, es schneit." riefen die Wichtel. Die Seifenschale musste nun als Rodelschlitten herhalten.
Erst als der erste Sonnenstrahl durch das Badezimmerfenster fiel, gingen Jondo und Jari zurück in ihre Wichtelbehausung.
Nicht ohne vorher mit Mutters Lippenstift ein Gemälde auf den Spiegel gemalt zu haben.
Wenig später war Mutter ins Badezimmer gekommen und seufzte: "Diesmal haben sie aber übertrieben. Hier ist ja alles nass und ........" Weiter kam sie nicht, denn ihr Blick fiel auf den Spiegel. Eine wunderschöne Rose hatten sie mit ihrem roten Lippenstift dort hinterlassen.
Wer sollte diesen Kerlchen eigentlich böse sein? Wichtel sind was wunderbares.
Und soll ich euch mal was verraten, seit einigen Stunden wuselt irgendwas an meinem Schuhschrank herum. Man sieht noch nichts, aber man hört immer etwas. Als ob dort Bauarbeiten stattfinden.
© Elisabeth van Langen,2023
Bürgerreporter:in:Elisabeth van Langen aus Köln |
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