Mit dem Abo-Upgrade unterwegs: Köln und zwei schöne Nebenstrecken
Vor mehr als zehn Jahren konnte man umsteigefrei von Gießen nach Köln fahren. Das bietet der Fahrplan von 2021 nicht mehr, aber man hat stündlich günstige Verbindungen von Gießen nach Köln - sofern der Anschlusszug nicht lieber ohne Umsteiger davonfährt. Wer nach dem Besuch von Köln noch etwas Zeit übrig hat, kann auf dem Rückweg eine Fahrt über die Daadetalbahn oder die Hellertalbahn machen.
07:16 Stadtallendorf - Gießen 07:51 (RE30)
08:09 Gießen - Siegen 09:05 (RE99)
09:10 Siegen - Köln 10:38 (RE9) -> Anschluss verpasst
09:33 Siegen - Au 10:16 (RB90)
10:20 Au - Köln 11:29 (S12)
14:20 Köln - Betzdorf 15:30 (RE9)
15:40 Betzdorf - Daaden 15:58 (RB97)
16:04 Daaden - Betzdorf 16:21 (RB97)
16:36 Betzdorf - Dillenburg 17:44 (RB96)
18:17 Dillenburg - Gießen 18:46 (RE99)
19:05 Gießen - Stadtallendorf 19:37 (RE98)
Von Stadtallendorf hatte man 2021 stündliche Nahverkehrsverbindungen nach Köln, wobei man in Gießen und Siegen umsteigen muss. Eigentlich wollte ich die Tour um 6:15 Uhr starten. Zum Glück habe ich vorher noch einmal in den Fahrplan geschaut - um diese Zeit gab es nämlich keine passende Verbindung. Eigentlich würde man erwarten, dass um 7:09 Uhr in Gießen ein RE99 nach Siegen abfährt. Stattdessen gibt es eine Fahrt, die auch die Halte des RB95 bedient und deswegen schon um 6:52 Uhr in Gießen startet. Wer vom RE30 umsteigen möchte, hat im günstigsten Falle eine Minute Zeit dazu. Ich habe mich daher entschlossen, erst um 7:16 Uhr zu starten, wo sich die erste Verbindung ohne größere Zeitverluste in Gießen oder durch Bummelfahrten bietet.
Es war morgens recht neblig. Der RE30 war verspätet und bummelte auch bei Kirchhain noch etwas. Er war gegen 8:03 Uhr in Gießen, sodass noch genügend Zeit für den Umstieg zum RE99 blieb. Der RE30 nach Kassel fuhr kurz danach ein. Der in Gießen abfahrbereit stehende RE99 ist aber etwa vier Minuten später abgefahren. Unterwegs schien er aber - möglicherweise wegen des Nebels - kein volles Tempo fahren zu können, sodass sich die Verspätung nicht reduzierte. Die Mitarbeiterin von der HLB rief wegen der Anschlusssicherung an und machte eine Durchssage, dass der RE nach Aachen warten würde. Außerdem wies sie einige Fahrgäste darauf hin, dass sie am besten schon mal nach vorne gehen sollten, um schneller umsteigen zu können.
Der RE9 war ein Hamsterbacken-Triebzug, der in Siegen auf einem Stumpfgleis am gleichen Bahnsteig stand. Als die dorthin laufenden Fahrgäste dem Zug nahekamen, setzte er sich in Bewegung und fuhr davon.
Für die Fahrt nach Köln konnte man eine Stunde auf den RE9 warten oder wenige Minuten durch Nutzung von Regional- und S-Bahn sparen. Da ich von der letzten Radtour nach Siegen keine besonderen Sehenswürdigkeiten in Bahnhofsnähe in Erinnerung hatte, stieg ich in die nächste RegionalBahn und fuhr mit dieser bis Au. Alternativ hätte ich mit diesem Zug noch eine schöne Tour durch den Westerwald bis Limburg machen können. Das hätte aber noch einmal zwei Stunden gedauert, und dann hätte sich keine Fahrt mehr nach Köln gelohnt.
Von Au aus fuhr wenige Minuten später die S12 nach Köln. Wie in Frankfurt sind hier Fahrzeuge vom Typ ET423 unterwegs. Allerdings gab es in der S-Bahn keine Bildschirme zur Anzeige von Haltestellen und Verspätungen. Der Unterschied zwischen der S-Bahn-Strecke und dem Abschnitt Siegen - Au ist am Ausbau der Stationen erkennbar. Auf der S-Bahn-Strecke ist es nicht mehr so romantisch. Das Siegtal ist aber auch im Bereich der S-Bahn-Linie noch sehr gewunden, und die Bahn kürzt gelegentlich durch einen Tunnel ab.
Die lange S-Bahn-Fahrt war schon etwas langweilig. Ein ungewohnter Anblick war eine entgegenkommende alte S-Bahn vom Typ ET420. Die Strecke ab Siegburg war sehr trostlos, da man hier in einer Bahnwüste von bis zu sechs Gleisen zwischen zwei Lärmschutzwänden unterwegs ist. In Großstadtnähe nahm auch der Anteil an Fahrgästen aus sozial niederen Schichten zu, wobei von denen die Maskenpflicht im Zug gerne ignoriert wurde.
In Köln bietet sich ein Besuch des Doms an, da dieser direkt beim Hauptbahnhof zu finden ist. Dafür hätte ich jedoch einen Impfnachweis dabei haben oder einen Test machen müssen. Da ich dies jedoch nicht eingeplant hatte, verzichtete ich auf den Dombesuch und ging ein Stück entlang des Rheins, wo es einige interessante Gebäude gibt. Ein Kuriosum nahe des Bahnhofs ist ein Platz, der nicht betreten werden darf, weil sich darunter die Kölner Philharmonie befindet und Tritt- und Rollgeräusche die Proben und Konzerte stören würden.
An der Haltestelle Chlodwigplatz bin ich in eine der hier oberirdisch verkehrenden Stadtbahnen der Linie 16 gestiegen und ein kurzes Stück am Rhein entlanggefahren. Von dort bin ich mit der nächsten Bahn wirder zurückgefahren. Es handelte sich aber um eine Bahn der Linie 17, die auch zum Chlodwigplatz fuhr, aber auf anderer Strecke. Im Gegensatz zur Linie 16 hält sie hier unter der Erde.
Vom Chlodwigplatz aus kann man durch eine Einkaufsstraße ohne Autoverkehr bis zum Wallrafplatz nahe des Hauptbahnhofs laufen. Dabei habe ich der unterirdischen Station Kartäuserhof einen Besuch abgestattet, um eine Bahn (Richtung Severinstraße) zu fotografieren. Bei dem aufgenommenden Halt stieg niemand ein oder aus. Das war schon ein ungewöhnliches Erlebnis - ich glaube nicht, dass es eine U-Bahn-Station in Frankfurt gibt, wo während der Hauptverkehrszeit ein Zug ohne Ein- und Aussteiger anzutreffen ist.
Nach fast drei Stunden habe ich Köln um 14:20 mit dem RE9 verlassen, wobei es sich um ein Zug aus Hamsterbacken handelte. Auf der Fahrt nach Köln hatte ich auch RE9 mit Doppelstockzügen gesehen. Dabei hatte es wohl große Verspätungen wegen einer Signalstörung gegeben.
Der RE9 erreichte Betzdorf mit etwa fünf Minuten Verspätung. Zum Glück musste ich nicht ausprobieren, ob der RE99 in Siegen auf den verspäteten Zug wartet. Wobei noch anzumerken ist, dass die reguläre Umsteigezeit nur vier Minuten beträgt. Damit wird der Übergang vom RE9 auf den RE99 nur dann von der Reiseauskunft angezeigt, wenn dies als Anschluss vermerkt ist. Der RE99 ist meist als Anschluss für den RE9 eingetragen - bei dem von mir benutzten Zug war das jedoch nicht der Fall.
Von Betzdorf aus habe ich zunächst eine Fahrt nach Daaden und zurück gemacht. Auf der landschaftlich schönen Strecke durch ein kleines Tal zwischen hohen Bergen dauert eine Fahrt weniger als zwanzig Minuten. Unterwegs kommt man an dem verfallenen Bahnhofsgebäude von Biersdorf vorbei. An der Endstation hat der Triebwagen sechs Minuten Aufenthalt, und es gibt Anschluss an Buslinien. Der auf der Strecke fahrende Triebwagen war mit einer Öffnung in der Tür zum Fahrer dafür ausgerüstet, dass der Fahrer Fahrkarten verkauft. Aktuell war aber die erste Sitzreihe mit einem Band abgesperrt. Die Sitze hatten einen langweiligen grauen Sitzbezug.
Nach der Fahrt mit der Daadetalbahn blieb noch etwas Zeit für einen Besuch des Busbahnhofs, der mit seinem gelben Zeltdach ein schönes Motiv ist.
Anschließend habe ich die Fahrt mit einer RegionalBahn nach Dillenburg fortgesetzt, welche über die von Betzdorf nach Haiger führende Hellertalbahn fährt. Der Zug fuhr wenige Minuten nach Plan ab, um Umsteiger vom RE9 mitzunehmen. Der RE9 erschien dieses Mal als Doppelstockzug, war aber ähnlich spät dran wie vor einer Stunde.
Die Hellertalbahn war früher einmal zweigleisige Hauptbahn. Bis Herdorf war das zweite Gleis noch zu sehen, wobei an einer Stelle ein Stück von einer Felswand auf das unbenutzte Gleis gestürzt ist. In Neunkirchen hatte der Zug einige Minuten Aufenthalt. In Allendorf(Dillkr) ist eine provisorische Stationsbeleuchtung aufgebaut worden. Auf der Strecke verkehren nur wenig durchgehende Züge. In Dillenburg besteht kein Anschluss an andere Bahnlinien, und man wartet über eine halbe Stunde auf den nächsten Zug nach Gießen. wobei die Umgebung des Bahnhofs ziemlich uninteressant ist. Der in diesem Zeitraum abfahrende beziehungsweise eintreffende Schnellbus nach Biedenkopf war jedoch ein schönes Fotomotiv.
In Dillenburg hing noch ein Fahrplan mit fünf zusätzlichen IC-Zügen nach Norddeich, von denen einer im Juli, die anderen im August hätten fahren sollen. Die Züge im August sind aber komplett ausgefallen, da die Bahnstrecke wegen eines Unwetterschadens nicht nutzbar war.
Wäre ich eine Stunde früher in Gießen gewesen, dann wäre ich übrigens auch nicht früher heimgekommen. Für den RE30 wurde nämlich eine Verspätung von 100 Minuten angezeigt. Der RE98 hingegen war pünktlich.
Ab 12.12.2021 gibt es die stündliche Nahverkehrsverbindung nach Köln nicht mehr, da eine neue IC-Verbindung alle zwei Stunden den RE99 aus seiner Fahrplanlage verdrängt. Um mit gleicher Ankunftszeit nach Köln zu gelangen, muss man bei Verwendung von Nahverkehrszügen deutlich früher starten:
06:29 Stadtallendorf - Gießen 07:18 (RB41)
07:40 Gießen - Siegen 08:22 (RB40)
08:36 Dillenburg - Siegen 08:58 (RE34)
09:10 Siegen - Köln 10:36 (RE9)
Neben der deutlich längeren Fahrtzeit gibt es noch den Nachteil, dass es für die Fahrradmitnahme keinen Nahverkehrstarif gibt, da es sich beim RE34 um den genannten Intercity handelt, welcher von Dillenburg bis Letmathe eine Nahverkehrsfreigabe hat.
Links
Artikel zur Abo-Upgrade-Aktion: https://www.myheimat.de/themen/abo-upgrade-aktion....
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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