Warum hängt da ein kaputter Kutter?
Die Cöln
Als es im Jahr 1914 auf hoher See zu einem Gefecht kam, war auch der Kreuzer "Cöln" mittendrin. Erbaut wurde das Schiff auf der Germaniawerft.
Köln, damals noch mit C geschrieben, war Gründungsmitglied der Hanse. Der Kreuzer Cöln gehörte zur Marineflotte des Deutschen Kaiserreichs, dessen Rechtsnachfolger heute die Bundesrepublik Deutschland stellt.
Das Gefecht fand vor Helgoland statt, nachdem die Cöln aus Wilhelmshaven ausgelaufen war.
Vier Schiffe der Deutschen Kriegsmarine wurden dort von den Engländern versenkt. Über 700 Seeleute verloren dabei ihr Leben.
So auch die Besatzung der Cöln.
Auf ihr fuhr der "Kölner Adolf Neumann" als Heizer mit.
Nach dem vernichtenden Angriff trieb ein Teil der Besatzung hilflos in der Nordsee. Adolf Neumann, der schlussendlich als einziger überlebte, griff sich ein hölzernes Wrackteil und verbrachte mehr als 72 Stunden auf dem Wasser treibend, als der stark beschädigte Rettungskutter der Cöln erschien. Zwei Mann retteten ihn und zwei weitere Schiffbrüchige. Allerdings verstarben alle, bis auf Neumann.
So wurde der ursprünglich in Altwasser geborene Neumann, der 1911 mit 20 Jahren nach Herten kam, quasi zum Imi Kölner. Auch wenn ich das gerade nicht so ganz verstehe, denn Herten ist doch eigentlich eine ganze Ecke entfernt von Köln. Gibt eins in den Niederlanden und eins im Ruhrgebiet. Oder gab es damals ein Herten in Köln? Egal, zum Gedenktag kam er jedenfalls nach Köln, wo er auf den damaligen OB Burauen traf.
Das stark zerschossene Rettungsboot der Cöln trieb auf Norderney an und kam von dort 1915 nach Köln, wo es seitdem symbolisch zur Erinnerung an dieses traurige Ereignis im Eigelsteintor hängt.
Mehr zur Geschichte der "Cöln" erfährt man übrigens in Cuxhaven, im Museum "Windstärke 10." Dort sind einige Exponate, Fotos und die Geschichte des Untergangs zu sehen. Erzählt wird diese via Sprachaufzeichnung von Adolf Neumann.
Auch im Umland Cuxhavens trifft man ab und an auf Gräber, deren Grabstein von der "Cöln" berichten. Dort liegt dann einer der tapferen Männer, die ihr Leben lassen mussten. Die meisten jedoch verschluckte das Meer im dichten Nebel, sie gingen mit der Cöln unter. Das Schiff war bis 1979 verschollen und wurde dann per Zufall entdeckt. Die Stelle, wo es gesunken ist, gilt als offizielle Grabstelle
(Seemannsgrabstelle). Es ist Schatzsuchern verboten daraus Gegenstände zu entnehmen, denn diese verbleiben Eigentum des ursprünglichen Landes, unter dessen Flagge das Schiff gefahren ist.
Da die Cöln ein Hindernis im Schifffahrtsweg darstellte wurde sie gesprengt. Zum Totengedenken wird ein Kranz an der Fundstelle ins Meer geworfen.
Übrigens trugen bislang fünf Kriegsschiffe / Marinebegleitschiffe den Namen Köln. Das letzte fuhr bis 2012, ein Neues steht auf der Werft.
In der Torburg sieht man auch ein Wappen und einen Anker.
Der Anker ist der Heckanker eines anderen Kölner Kriegsschiffes, der Fregatte Köln F 220, auch Köln 4 genannt.
Die Erklärung zum Wappen, welche am Tor angebracht ist, kann man im beigefügten Foto gut erkennen.
Der Rest des Rettungskutters wird von einem Verein gepflegt, der es auch zwischendurch reinigt, wenn die Kölner Stadttauben dort ihre Hinterlassenschaften ablegen. Diese können ganz schön aggressiven Kot hinterlassen, so dass eine Reinigung sehr aufwendig ist.
(Dieser Beitrag erschien im Original auf der Facebook Seite der "Kölschgänger", wo ich zum Autorenteam gehöre)
Bürgerreporter:in:Elisabeth van Langen aus Köln |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.