Traditionell
"Ez sai die Chrisdoag eäch wirre rim!"

Es gibt Sachen, die vergisst man nicht, auch nach Jahren sind sie bei Kindern und Enkelkindern noch präsent. So ist es mit diesem Ausspruch. Doch zuerst die Vorgeschichte:
In der Regel kochte meine Schwiegermutter am ersten Weihnachtstag für alle Kinder und Enkelkinder ihr typisches Festessen. Natürlich war die Weihnachtsgans ein klassischer Bestandteil, ebenso wie die Sternchennudelsuppe mit Markklößchen als Vorspeise.

Während wir in der oberen Wohnung am Weihnachtsmorgen noch verschlafen unserer Kaffee schlürften, roch es von der unteren Etage her schon nach Gänsebraten. Meine Schwiegermutter war früh auf den Beinen und ich kam gerade noch rechtzeitig um bei Gemüse und Salat zu helfen: Rotkraut, Erbsen und Möhren und Feldsalat mit Rahmdressing.

Dann wurde der Tisch gedeckt mit einer weißen Tischdecke, dem immer gleichen, gebogenen Kerzenständer aus Metall und dem Goldrandgeschirr. Einmal im Jahr, zu diesem Anlass, kam auch das Silberbesteck aus dem Wohnzimmerbüffet zum Einsatz, dessen Gabeln viel zu groß waren, um unverletzt damit essen zu können. Das Weihnachtsessen schmeckte immer vorzüglich und war so bemessen, dass es für den nächsten Tag auch noch reichte. 

Wenn endlich die letzten Schüsseln ausgekratzt waren und in der Tischmitte ein Knochenberg lag, kam er, der Ausspruch aller Aussprüche, auf den wir schon warteten. Meine Schwiegermutter sagte sehr andächtig in Hinterländer Mundart: "So, ez sai die Chrisdoag eäch wirre rim!" Darin lag die einzigartige Erkenntnis, dass alles Hetzen und Jagen nun ein Ende hatte und die Weihnachtsfeiertage ja so schnell zu Ende gingen. War es Erleichterung oder Wehmut? Wahrscheinlich schwang in den Worten beides mit: "So, jetzt sind die Christtage auch wieder rum!"

Bis heute hat sich dieser Satz in unserer Familie gehalten und wird gerne schmunzelnd  zitiert. Natürlich im originalen Dialekt.

Bürgerreporter:in:

Nelia G

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