UNZEITgemäß: Erstes ARTE-POVERA-Werk der dOCUMENTA (13) - BAKARGIEViade-arme-Kunst.de?
Die HOMEPAGE der dOCUMENTA (13)-Institution verkündete auch international: Am 21. Juni 2010 werde um 12 Uhr mittags Giuseppe PENONES Arbeit „Idee di Pietra“ (Ansichten eines Steins) „als erstes Kunstwerk der dOCUMENTA (13)“ im Auepark in Kassel eingeweiht. Die amtliche Beschreibung des „poetischen“ sog. NATUR-und-KULTUR-Werkes lautet:
„Auf den ersten Blick scheint sich eine kleine Wolke in den Zweigen eines Baums verfangen zu haben, der beinahe neun Meter hoch ist. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der Baum als eine Bronzeskulptur, in deren oberen Teil ein großer Stein ruht. Neben der Skulptur wächst ein kleiner, lebendiger, junger Baum. Er steht in der Nähe der Orangerie im Kasseler Auepark, ganz im Gleichgewicht zwischen Realität, Repräsentation und Fiktion, und zelebriert die poetische Erfahrung und die Beziehung von Natur und Kultur durch die Kunst.“
Zwei Jahre vor der offiziellen Eröffnung gehe die dOCUMENTA (13) also „ans Werk und pflanzt einen Baum im Park. Wie dieser Baum wird die dOCUMENTA (13) über die nächsten zwei Jahre hinweg wachsen.“ UND: „Dieses Ereignis findet am Tag der Sommersonnenwende statt, wenn die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel erreicht“, so sieht es Carolyn Christov-BAKARGIEV. „Wir feiern den Beginn des Sommers und der Schaffenskraft von Kunst mit diesem Augenblick im Park - dem Pflanzen eines Baumes.” (http://www.documenta.de/penone.html.)
Die Süddeutsche Zeitung (und sicher andere Medien) waren über das Werk „ANSICHTEN EINES STEINS“ als erstes d13-„Kunstwerk“ informiert worden; die SZ schrieb vor dem 21.6. kritisch in Nr.138 (S. 15):
„Zwei Jahre vor dem Start will die Documenta schon originell sein“
Eine 9m hohe Bronze-Skulptur des italienischen ARTE-POVERA-Künstlers Penone werde installiert, schreibt die SZ aufklärend. Sie soll einen BAUM (siehe Foto-Galerie) darstellen – mit STEIN in der Krone. Zitiert wird der BAKARGIEViade-Satz der d13-HP-Information: „Wir feiern den Beginn des Sommers und der Schaffenskraft von Kunst mit diesem Augenblick im Park - dem Pflanzen eines Baumes.”
WIE SOLL MAN DAS NUN LESEN? - fragt erstaunt die SZ-Kunstkritikerin: Kunst-Suche „als der Status quo der zeitgenössischen Kunst gesehen“? BISSIG kommentiert sie: Mal nachschauen, „was in den Ateliers an Bronze, Stein und grünem Holz lagert?“ Mitgeteilt habe man der SZ, dass man sich für diese d13-„Schau nicht auf ein LOGO, einen Schriftzug festlegen werde, sondern ganz viele, immer wieder andere entwerfen möchte“. (2)
Ich dachte mir beim Lesen dieser Zeilen: Das gibt’s doch nicht, kann nicht wahr sein! – Ja wird denn die d13 die documenta EVOLUTIONISIERT, werden (kulturelle) EVOLUTION und MUTATION in Natur und Kunst endlich behandelt?! – Wird die BAKARGIEViade zu einer „EVOLUTIONade“? – Oder hat das Pflanzen eines jungen Bäumchens neben der Skulptur etwas mit weiterer KUNST-ENTGRENZUNG zu tun? – eine Fortsetzung des (eigentlich überholten) BEUYSsches Anti-Kunst-Gehabes??? – Fragen über Fragen – alles nur ARTE-POVERA –„POESIE“, keine ERKENNTNIS-Kunst?
Droht in Wirklichkeit die von mir im Internet hypothetisch in diversen Beiträgen vorhergesagte ARTE-POVER-documenta13 (1)?
Die documenta 13 öffnet erst 2012 ihre Pforten, doch ein erstes Kunstwerk ist bereits jetzt zu sehen: Giuseppe PENONES Arbeit "Idee di Pietra" ("Ansichten eines Steins") ist am 21. Juni 2010 im Auepark in Kassel eingeweiht worden.
Carolyn Christov-BAKARGIEV habe an Joseph BEUYS „ganz unbedingt“ gedacht, als sie bei Giuseppe PENONE (Turin) die Arbeit „Idee di Pietra“ (Ansichten eines Steins) „als erstes Kunstwerk der dOCUMENTA (13)“ in Auftrag gegeben habe, sagte C.C.B. gegenüber der Schweizer 3sat-Kulturzeit Moderatorin Andrea Meier im Interview. Kunst als „soziale Skulptur“ (BEUYS) sei ihr wichtig: der kleine lebende Baum werde neben dem toten Bronze-Baumstamm heranwachsen. Und auch „utopische Ansichten“ gebe es zu diesem Punkt: In Zeiten der Krise – kaputter Zeiten - wäre Kunst wichtig. Mit dem 2-Bäume-Kunstwerk wolle C.C.B. „Absurdes und Surrealistisches“ darstellen; in diese Richtung steuere auch ihr d13-Konzept. Kassel sei übrigens für die d13-Macherin „kein kultureller Schock“, sie lerne Deutsch und finde die documenta Stadt „sehr interessant“.
Penone lebt und arbeitet derzeit in Turin und beide - C.C.B. & Penone – kennen sich sehr gut. Der Baum-Künstler gilt als Vertreter der ARTE POVERA, seine Installationen und Objekte sind meist Objekte und Materialien aus der Natur, weiß auch wikipedia zu berichten. Erstaunlich: Im Jahr 1972 war Giuseppe Penone schon Teilnehmer der d5 in Kassel in der Abteilung „Individuelle Mythologien“: Selbstdarstellung - Exponate und auch auf der documena 7 (1982) und der d8 im Jahr 1987 mit Werken vertreten. (Mehr: http://de.wikipedia.org/wiki/Giuseppe_Penone.)
Zwei Jahre vor der offiziellen Eröffnung pflanzt die documenta 13 – 40 Jahre nach Penones d5-Auftritt - also einen Arte-Povera-Baum im Park. Wie dieser Baum wird die Kunstmesse über die nächsten zwei Jahre hinweg mutmaßlich arte-pover-artig wachsen. Die Plauderei à la C.C.B.s Erklärung: „Dieses Ereignis findet am Tag der Sommersonnenwende statt, wenn die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel erreicht", sollte KUNST-Liebhaber nicht ent-täuschen. Auch nicht die Worte der d13 Macherin Carolyn Christov-Bakargiev - der zweiten weiblichen Kuratorin: "Wir feiern den Beginn des Sommers und der Schaffenskraft von Kunst mit diesem Augenblick im Park - dem Pflanzen eines Baumes". Zum d12-Desaster der BUERGELiade gab es viel dummes Kunstgeschwätz, was dokumentiert wurde – z.B. in einem Mahnmal der 100 Verrisse im www! (http://www.art-and-science.de/2.htm) und in (1) sowie: HAHN, Werner (2007): Documenta Demokratisierung – Auf dem Weg zu einer Hessischen documenta Akademie mit d12-Kritik. Gladenbach 2007.
C.C.B.s großes Interesse an „Arte Povera“ – der Kunstrichtung der 60er-Jahre „arme Kunst“ – Wird es eine „arme Kunst“-BAKARGIEViade geben?
„art“ schrieb (s.w.u. zur Turiner documenta-Konferenz) eine documenta „steht und fällt mit der Originalität, dem Einfallsreichtum und dem intellektuellen Höhenflügen ihrer Macher“. Angesichts des ersten arme-Kunst-d13-Baum-Kunstwerks wird die d13 wohl mit Originalität, Einfallsreichtum und intellektuellen Höhenflügen der d13-Macherin eher im „arrnen“ Bereich bleiben:
Die d13-Macherin CCB hat sich intensiv mit der „Arte Povera“ - einer italienischen Kunstrichtung der 60er-Jahre; „arme Kunst“ - in einem Buch beschäftigt. Ein Werk, auf das man im Internet stößt. Das von CCB 2005 herausgegebene reich illustrierte Buch „Arte povera“ befasst sich mit „Ex-Stars“ des Kunstbetriebs: Anseimo, Boetti, Calzolari, Fabro, Kounellis, Mario Merz, Marlsa Merz, Paollnl, Pascall, PENONE, Pistoletto, Prini und Zorio. (Siehe Hervorhebung PENONE, Macher des 1. d13-Baum-Werkes.) 1997 hatte CCB das Projekt “Citta-Natura” in Rom geleitet, mit dem auch „Arte-povera“-Künstler gefördert wurden. Der Begriff „Arte Povera“ – vor vierzig Jahren vom Kritiker G. CELANT geprägt -, zeugt von einer kritischen Haltung gegenüber dem herkömmlichen, geschlossenen Werkbegriff (Malerei, Tafelbild etc.) und dem etablierten Kunstbetrieb. Künstler woll(t)en ihre Werke in der Realität verankern: Arte Povera als sog. „Zweite Moderne“ bildet die Welt nicht ab, sondern erschafft sie in poetischen Erzählungen und unerwarteten Konstellationen immer wieder neu. Benutzt wird die vermeintliche „Ärmlichkeit" der Materialien aus Natur und Leben, um Werke zu schaffen, die offen und veränderlich bleiben - Feuer, Wasser, Luft, Früchte, Neon als Malerei etc. Die Kunstströmung befasst sich mit fließenden Übergängen von Kunst und Leben. „Installationen“ auch aus alltäglichen Materialien wie Erde, Glassplittern oder Bindfäden schufen bildende Künstler. Ihr Spiel mit der Prozesshaftigkeit und Veränderung von Dingen ist nicht in evolutorischem Sinn zu verstehen (vgl. „ars evolutoria“).
Beides – d13-BAUM & Nicht-LOGO (3) – klängen „irgendwie ähnlich“ konstatiert die SZ-Kritikerin: „bescheiden, schlicht, ein bisschen originell“, das reiche aber in Kassel NICHT aus! Große Kuratoren hätten dort gearbeitet wie Arnold BODE und Harald SZEEMANN, sagt Catrin LORCH. Der Moderne und Pop Art, Video und Fotografie seien dort „die Hallen geöffnet“ worden. Auch Joseph BEUYS habe 1000 Eichen pflanzen lassen: „eines der wichtigsten, größten Werke, die je für Kassel inszeniert wurden“. Die erste documenta 1955 unter Arnold Bode widmete sich moderner, genauer der als „entartet“ bezeichneten Kunst.
Dies kritisch über den „kleinen, bronzefunkelnden Versuch der Documenta 13“, etwas „Aufmerksamkeit der Medienwelt nach Kassel umzulenken“. C.C.B. solle „aufpassen“, sich selbst nicht zu „schwächen“: „durch schlaue kleine Aktivitäten, oder falsche Bescheidenheit und hohle Gesten“! Zur „UNZEIT“ habe die BAKARGIEViade den d13-„Steckling“ gepflanzt, auf den die „Kunstwelt jetzt bis zur Eröffnung am 9. Juni 2012 blicken soll“.
Inmitten einer grasgrünen Landschaft ragt nunmehr i Kassel ein seltsam blattloser Baum empor. Seine massiven Äste umfassen wie Finger einer Hand einen robusten Gegenstand. Einen Stein. Am Baumstamm verbirgt sich ein zierliches Pflänzchen. Was zunächst befremdlich klingt, beschreibt das erste öffentliche Kunstwerk der documenta 13.
Beim Anblick des wenig originellen und künstlerisch-kunshistorisch banal-banausischen PENONE-baum-Werkes erinnerte ich mich sofort an ein Werk im Gießener Park: Dort hat der Künstler Dieter OEHM 1984 einen „Überirdischen Stein“ beim 1. Giessener Bildhauersymposium installiert: 3 Äste“ aus Metall integrieren - analog in Kassel - einen 3fach durchbohrten Stein; siehe Bilderserie.
„Die dOCUMENTA (13) betone „das Unfertige in Aussagen und Erklärungsmodellen“, heißt es in einer Pressemitteilung im März 20110. In diesem Sinne würden „Notizbücher“ konzipiert. „Notizen sind spekulativ, markieren einen vorläufigen Moment und funktionieren als Gedächtnisstütze oder Gedankenspur.“ Es sollen ein „geistiger Arbeitsraum“ sowie ein Forschungsraum dafür entstehen, wie das Denken als Ausgangspunkt für menschliche Vorstellungen von der Welt funktioniert.
Die nächste documenta will – so in der HNA zu lesen - „untersuchen, wie Wissen, Ideen und Visualität in der Kunst und ihrem Umfeld entstehen“. Christov-Bakargiev: „Der Verstand muss erweitert und flexibel genug gemacht werden, um Raum zu schaffen für das Mögliche.“ (Quelle:
http://www.hna.de/nachrichten/kultur/kultur-lokal/...)
Für diese d13-„Notizbücher“ sollen Autoren unterschiedlicher Disziplinen gewonnen werden: aus den Disziplinen Kunst und Naturwissenschaft, Philosophie, Psychologie, Anthropologie, Wirtschafts- und Politikwissenschaft, Linguistik, Literaturwissenschaft und Lyrik. Alle documenta-Publikationen (auch Katalog, Projekte mit ausgewählten Künstlern), wird der Hatje Cantz Verlag veröffentlichen - wie bereits 1992, 1997 und 2002. Leiterin der Publikationsabteilung der documenta 13 werde Dr. Bettina FUNCKE sein.
Zur HYPOTHESE BAKARGIEViade
DOCUMENTA-Machen mit LÜGEN? – Droht der Kunstwelt eine BAKARGIEViade?
Was Frau CHRISTOV-BAKARGIEY zu ihrer Wahl als Documenta-Macherin geführt habe, wurde die d13-Macherin gefragt? „Mit welchem KONZEPT haben Sie sich vorgestellt?“ - Ihre Antwort lautete: „Über ein Konzept kann ich nicht reden. Erstens wäre es unklug, dreieinhalb Jahre vorher darüber zu sprechen, zweitens wäre es eine Lüge. Das entwickelt sich im Lauf der Zeit. Der Faktor Zeit gehört zu den wesentlichen Bedingungen der Documenta.“ (Der Tagesspiegel, Interview Nicola KUHN v. 18.03.09.)
Die Macherin steht zu ihrer „Negativität“. Ich „neige dazu, just das zu vermeiden, was man von mir erwartet. In jedem Fall will ich kein Spektakel“, betont sie. Ausstellungen würden heute auf dem „YouTube-Prinzip“ basieren:
„Dort klickt man sich von einem Video zum nächsten, alles ist ständig verfügbar, so gut wie nichts hat etwas mit dem anderen zu tun. Es ist eine Erfahrung der Omnipotenz und zugleich eine Erfahrung der Beliebigkeit. Gerne würde ich dazu ein Gegenmodell entwickeln.“
Ein GEGENMODELL zur BUERGELiade (d12) der Beliebigkeiten? „Ist zur d13 eine BAKARGIEViade zu erwarten?“, fragte ich in diversen WEB-Artikeln. (Mehr: Googeln und im WEB http://www.documentakassel.com/?s=bakargieviade – Link zum 14/1/09-DIE-ZEIT-Leserartikel http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2...
„Traurige Bilanz“ lautete das Fazit zu Fragen um eine documenta-Reform: Ich nutzte das Internetprojekt „kandidatenwatch.de" zur Landtagswahl HESSEN 2009, das Wähler und Kandidaten zusammenbringen sollte. Hessische Landtags-Kandidaten & Kandidatinnen wurden zur geforderten documenta-DEMOKRATISIERUNG gefragt. Dokumentation ebenda.
Dort auch der Hinweis auf die HP-WEB-Adresse www.art-and-science.de – zu den Links a) Documenta Demokratisierung, b) PDF documenta 12, c) documenta 13 OFFENER BRIEF und d) Verrisse MAHNMAL. Und zu mehreren Artikeln zur Hypothese BAKARGIEViade (4).
Die Allein-„Kuratorin“ sagte in einem DIE ZEIT-Interview (NR. 28 v. 02.07.09), sie sei „eben nicht an einer Ausstellung interessiert, in der die Kunst als Ware dargeboten wird. Mir missfällt es, aus der Kunst einen Fetisch zu machen. Mich interessieren Prozesse.“
Das klinge nicht schlecht, kommentierte ich ebenda. Auf die Gretchen-Frage „Was heißt das für Ihre Künstlerauswahl?“ erwiderte C.B. „Die Frage musste ja kommen. Aber ich werde Ihnen keine Namen nennen.“ RAUTERBERG: „Heißt das, Sie machen aus der Künstlerliste einen Fetisch, so wie viele Ihrer Vorgänger?“ C.C.B.: (…) „Wichtig ist doch auch in dieser Frage nicht das Wer, sondern das Wie. Ich will doch nicht irgendwelche Namen einladen und diesen Namen dann sagen: Liefert ein Werk bis zu dem und dem Datum! Ich arbeite mit Menschen, das ist es, was mich interessiert. Der Austausch, das gemeinsame Nachdenken und Lernen. Und was ich mit der Künstlerliste mache? Vielleicht schicke ich an jede Zeitung eine andere. Oder ich veröffentliche jede Woche neue Listen mit neuen Namen.“
DIE ZEIT: „Mit anderen Worten, Sie LÜGEN.“ C.C.B.: „Ja, die Unwahrheit ist eine meiner großen Leidenschaften – ein Ort der eigenen Zerbrechlichkeit. Wahrheiten haben ohnehin viel zu viel Leid hervorgebracht.“ Die d13-Macherin sagte: „Das Wort „documenta ist die Mehrzahl von documentum, und das heißt Mahnung und Lektion“ - ZEIT: „Ich dachte immer, es hieße so etwas wie Beweisstück.“ (documentum = Urkunde, Beweis(schrift); dokumentieren: beurkunden, beweisen, offenbaren, an den Tag legen,)
Carolyn Christov-BAKARGIEV, die Künstlerische Leiterin der documenta 13, bat sämtliche noch lebenden Künstlerischen Leiter der Kasseler documenta auf ein gemeinsames Podium. "d documenta - Konferenz auf dem Weg zur documenta 13" hieß die Tagung, zu der sie für 18./19. September in das Museum für Gegenwartskunst im Castello di Rivoli in Turin eingeladen hatte.
Dort ist C.B.Chefkuratorin und Interimsleiterin. Zu Gast waren in Turin die documenta-Leiter Manfred Schneckenburger (1977 und 1987), Rudi Fuchs (1982), Jan Hoet (1992), Catherine David (1997), Okwui Enwezor (2002) und Roger M. Buergel (2007). Für die bereits verstorbenen Kuratoren – den documenta-Gründer Arnold Bode und Harald Szeemann – sollten enge Vertraute und Wegbegleiter an der Tagung teilnehmen (z.B. Walter Grasskamp, Jean-Christophe Ammann). Siehe Bilderserie-Foto.
documenta-Institution heute
Die leider immer noch von Bernd LEIFELD als Direktor geführte private INSTITUTION documenta stellt sich auf ihrer HOMEPAGE selbst dar: http://www.documenta.de/d13_info.html
Googelt man „buergeliade“ so erhält man momentan (24/6/2010) in 0.19 Sekunden als Ergebnisse „ungefähr 1020 für buergeliade“. Beim „bakargieviade“-googeln zeigt Google „ungefähr 604 für bakargieviade“.
Schaut man sich die (selektierten) „Presseresonanzen“ der Institution auf der HP an - Presseresonanz Mai -Juni 2009, Presseresonanz April 2009, Presseresonanz Jan -März 2009, Presseresonanz 2008 -, ist es interessant zu lesen, dass für Bernd LEIFELD das Wort „BUERGELiade“ nicht zu existieren scheint; besser gesagt von der Institution quasi „totgeschwiegen wird“. Denn KRITIK an der privatrechtlich organisierten Institution ist unerwünscht im Schwarz-Gelb regierten Hessen-Land. Die JUSTIZ in Hessen sieht dies ebenso, was Prozesse vor Gerichten belegen, die eine documenta-Reform bis heute verhindert haben. Der Posten von Bernd LEIFELD, NOCH-Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH (Gegner eines documenta-Gremium-Modells, für das der Autor eintritt), sollte NEU besetzt werden! Ob B.L. weiterregieren wird, d. h. zur Ausstellung der d13 noch das Sagen hat, darf bezweifelt werden.
"ELEKTION“ statt Selektion – Kriterienlosigkeit
In einem Interview des Kunst-Magazins „art“ wurde C.BAKARGIEV gefragt: „Und wie wählen Sie die Künstler aus?“: „Ich sortiere sie nicht aus, sondern wähle. Ich mache keine Selektion, sondern eine Elektion“, sagte die d13-Allein-Macherin. Art: „Nach welchen Kriterien?“ – C.B.: „Sie würden doch auch nie einen Philosophen um eine Erklärung bitten, warum er sich mit bestimmten Argumenten befasst oder warum er bestimmte Bücher liest. Es gibt ja so viele Bücher. (…) Solche Entscheidungen stehen auch im Zusammenhang mit dem, was man früher schon gelesen hat. Man müsste also ein Psychoanalytiker sein, um diese Mechanismen zu verstehen.“ Und: „wenn ein Künstler wirklich gut ist, kommt er auch ans Licht. Das kann allerdings lange dauern“. (18.05.09 – Ute DIEHL im Kurz-Interview mit C.B.)
Unlogisches, Verspieltes und Poetisches
Frau Christov-BAKARGIEV möchte mit ihrer Einladung der früheren d-Macher ein Forum bieten, um die documenta-Geschichte zu reflektieren. Die d13-Chefin wolle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenbringen. Alle Teilnehmer wurden gebeten, in der Präsentation ihrer Ausstellung ihr Gegenwartsverständnis zur Zeit der von ihnen ausgerichteten documenta zu beschreiben: Wie waren sie sich ihrer Zeit bewusst und wie haben sie sich in ihrer Zeit positioniert. Was bedeutete das für sie und inwieweit floss es in ihre Strategien und Entscheidungen mit ein? Zusätzlich sollen sie rückblickend skizzieren, was sie vielleicht anders gemacht hätten - in Anbetracht der Entwicklungen in der Kunst und in der Welt im Allgemeinen nach ihrer documenta.
"Die DOCUMENTA 13" – schreibt BAKARGIEV – werde „aus einer archäologischen Perspektive, einer ökologischen Beziehung zur Vergangenheit heraus entwickelt, in der jedes für die Zukunft geplante Kulturprojekt sich aus einem Blick zurück entwickeln muss - wie stellte man sich etwa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Gegenwart vor und was galt bei den verschiedenen documenta-Ausgaben jeweils als dringendes Anliegen?" Gleichzeitig begeistert sich die d13 "...persönlich für das Unlogische, Verspielte und Poetische, für das Zelebrieren von Kunstwerken und dafür, Besucher eines Ereignisses wie der documenta einzubinden und es für sie zu einer einzigartigen Erfahrung zu machen."
"Für die an der Organisation der nächsten documenta Beteiligten beginnt die Reise öffentlich am 18. September 2009", heißt es in der Pressemitteilung der documenta. Das Castello di Rivoli biete sich auch deswegen als idealer Veranstaltungsort für die Konferenz an, weil sein erster Direktor Rudi Fuchs künstlerischer Leiter der 1982er documenta 7 war, heißt es.
D13-Blick zurück
Carolyn Christov-BAKARGIEV ist die „künstlerische Leiterin“ der documenta 13, 2012. Kaum war der neue (alte) Pressesprecher ernannt, annoncierte die documenta für September 2009 mit „d documenta“ eine zweitägige Konferenz in Turin an. Die Konferenz will auf dem Weg zur documenta 13 die „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der documenta zu einem Dialog zusammen“ bringen. Gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (ebenda Infos zur Konferenz) wurde von den Veranstaltern behauptet, die documenta setze sich „dadurch von anderen regelmäßigen internationalen Kunst-Ausstellungen, die sich aus den Weltausstellungsmodellen des 19. Jahrhunderts herleiten, durch ihre theoretische Basis und das Bewusstsein für die gesellschaftliche Notwendigkeit von Kunst ab“. Das gelte angeblich „heute noch genauso wie vor 50 Jahren“. Die documenta 13 werde – so formuliert Christov-BAKARGIEV – „aus einer archäologischen Perspektive, einer ökologischen Beziehung zur Vergangenheit heraus“ entwickelt; als „Kulturprojekt (…) aus einem Blick zurück“. Was bei den verschiedenen documenta-Ausgaben jeweils „als dringendes Anliegen" galt, sollte diskutiert werden.
Die Diskussion sollte sich nicht mit der mutmaßlich unkritischen Selbstdarstellung der noch lebenden „Kuratoren“ (der sog. „künstlerischen LeiterInnen) zufrieden geben: Manfred Schneckenburger (d6, 1977 und d8, 1987), Rudi Fuchs, d7 (1982), Jan Hoet, d IX (1992), Catherine David, d X (1997), Okwui Enwezor, d11 (2002) sowie Roger M. Buergel, d12 (2007). Zur berechtigten massiven (damaligen öffentlichen) Kritik an den jeweiligen documentas (samt Kuratoren) wurde in Turin nicht Stellung bezogen. Meine 4 kritischen documenta-Bücher wird man wohl nicht kennen.(5)
Zur DOCUMENTA-Konferenz siehe: http://www.art-magazin.de/szene/22592/documenta_ko... (22.9.09, Ute THON)
Zu lesen ist: Walter Grasskamp widerlegte mit ein paar nüchternen Zahlen den gern gehegten Mythos, es habe sich bereits bei der ersten Kasseler Kunstschau um eine repräsentative, weltumspannende Veranstaltung gehandelt. "Die Documenta war eine sehr deutsche Angelegenheit", konstatierte Grasskamp.
Die Documenta sei zunächst in guten Sinne "eher provinziell als nationalistisch" gewesen.
THON fragt in „art“: „Was lehrt uns die Veranstaltung nun über die kommende Documenta?“ Ihr Fazit: „Nicht viel, außer dass sie garantiert anders wird als die vorangegangenen. Für die Kasseler Weltkunstschau gab es nie ein Patentrezept. Sie steht und fällt mit der Originalität, dem Einfallsreichtum und dem intellektuellen Höhenflügen ihrer Macher.“
GUT, dass auch Walter GRASSKAMP in Turin referierte: ein documenta-kritischer Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste, München; kritisch äißerte er sich zur documenta 1955, documenta 1959, documenta 1964, documenta 1968. GRASSKAMP sagte – bezogen auf documentas -, es „kennt jeder, der sich ein paar Jahre im Kunstbetrieb umtut, die fließenden Übergänge zwischen Kollegialität und Kollaboration, zwischen Gefälligkeit und Geschäftstüchtigkeit, zwischen Gentlemen- und Gaunermethoden, an denen die Teilnehmer diese Betriebs nolens volens teilhaben, gleichgültig ob es sich um Händler, Kritiker, Sammler, Ausstellungsmacher oder Künstler handelt“.
Der zur Konferenz eingeladene Historiker registrierte, „gerade im Hinblick auf Galeristenverfilzung … die durch Dementis nicht vom Tisch zu wischen war“, dass „man die documenta als ein Modellfall für die Frage betrachten kann, wie Kunstgeschichte gemacht wird“. Es kann als erwiesen gelten: „Galeristen mischen nun mal massiv dabei mit, wenn Kunstgeschichte gemacht wird, das ist ein alter Hut“.
Zur politischen Ausbeutung und weltanschauliche Entmündigung der KUNST in der BRD (auf documentas), die als Folge einer „Kulturpolitik des schlechten Gewissens“ interpretiert werden kann, sowie zum DEMOKRATISIERUNGs-Druck, wie er durch den „Fall documenta“ erklärt worden ist (Ermöglichen einer „Kulturpolitik des guten Gewissens“), siehe mehr in Essays unter Materialien zur documenta 12: Reader/Essays zur Debatte DOCUMENTA-DEMOKRATISIERUNG (In: http://www.wernerhahn-gladenbach.homepage.t-online... )
Wird BOUFFIER als neuer Ministerpräsident Hessens eine documenta-Demokratisierung einleiten?
Volker BOUFFIER wird in Krisenzeiten in HESSEN ein schweres Amt antreten; es wartet viel Arbeit und Verantwortung auf den Nachfolger Roland KOCHs. Vor und nach KOCHs Ministerpräsident-Antritt führte ich mehrfach Gespräche in Sachen documenta-Demokratisierung mit BOUFFIER in Gießen („Fall documenta“ bitte googeln). Ohne dass es bisher zu einer Reform gekommen ist. Herrn Ministerpräsident Roland KOCH (als Antragsgegner, Jurist) war von mir mit einem Brief vom 10/03/03 gebeten worden, persönlich das Thema „documenta-Reform“ aufzugreifen. „Unabhängig von der Entscheidung des Gerichtes bitte ich Sie, aktiv zu werden (....)“, formulierte ich damals. Der Hessische Ministerpräsident antwortete in einem Schreiben vom 18/03/03 persönlich:
(...) „Was Ihre Bitte, ich möge mich persönlich für eine ’documenta’-Reform einsetzen, betrifft, muss ich darauf hinweisen, dass der Hessische Ministerpräsident nach der Verfassung des Landes Hessen lediglich befugt ist, die Richtlinien der Regierungspolitik zu bestimmen, innerhalb derer jede Ministerin oder jeder Minister den ihr oder ihm anvertrauten Geschäftszweig selbständig und unter eigener Verantwortung gegenüber dem Landtag zu leiten hat. Die Frage einer über diese Richtlinienkompetenz gewiss hinausgehenden ‚documenta’-Reform wird somit nicht von mir, sondern im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zu prüfen sein. Bitte haben Sie auch Verständnis dafür, dass ich mich wegen der gleichfalls durch die Verfassung des Landes garantierten richterlichen Unabhängigkeit nicht in irgendeiner Form wertend zu der von Ihnen angeführten Anrufung des Staatsgerichtshofes des Landes Hessen äußern möchte. Für ihr weiteres künstlerisches Wirken wünsche ich ihnen jedoch allen Erfolg!“
(Quelle & mehr: Link Documenta-Demokratisierung - http://www.wernerhahn-gladenbach.homepage.t-online... .)
Ist der Jurist Volker BOUFFIER in der Lage, sich im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst für eine neue KUNST-Politik mit documenta-Reform einzusetzen? Das Ministerium - http://www.hessen.de/irj/HMWK_Internet?cid=5e39a06... - wird derzeit von Kunstministerin Kühne-Hörmann geleitet. Siehe hierzu mit Bildergalerie : http://www.giessener-zeitung.de/global/themen/docu...
Herrn BOUFFIER empfehle ich Literatur zur document-Reform (4 Bücher von 1992, 1997, 2002, 2007 –vgl. (3)) und – er ist Jurist – die NJW (4) zu lesen.
LITERATUR & Anmerkungen
(1)http://community.zeit.de/commentsection/url/2009/2... - ARTIKEL zur Hypothese BAKARGIEViade:
(a) HAHN, Werner (2008): Guter Start ins DARWIN-Jahr?
Evolution von der BUERGELiade zur BAKARGIEViade. In: ZEIT-ONLINE vom 03.12.2008. (b) HAHN, Werner (2008): Kann die documenta-13-Macherin BAKARGIEV KUNST-EVOLUTION fördern? In: ZEIT-ONLINE vom 03.12.2008. (c) HAHN, Werner (2008): Düstere Aussichten!?: Zur Berufung von Carolyn Christov-BAKARGIEV zur Leiterin der documenta 13. In: ZEIT-ONLINE vom 05.12.2008. (d) HAHN, Werner (2008): DARWIN-Jahr: Anything-Goes-Kultur, Entkunstungs-Initiativen, erweiterter Kunstbegriff und Kunst-Kritik zur documenta 12 & 13.
Siehe auch HAHN, Werner (2008): ZUKUNFT documenta-13: documenta-ChefIn für 2012 gesucht. In: ZEIT Online v. 05.07.2008. (Mit 12 Kommentaren; davon 7 mal W. Hahn.)
(2) Zur visuellen, scheinbar evolutionären Sprache der d13 - einer „Reihe von dOCUMENTA (13) Logos, die sich voneinander unterscheiden, durch die gleiche visuelle Syntax aber einen gemeinsamen Charakter haben“, schreibt die documeta-Institution (HP):
Wir haben uns entschlossen, eine flexible visuelle Sprache zu definieren, die dem Wesen der documenta Rechnung trägt und sie nicht festschreibt. Unser Ziel ist es, eine durchgängige und effektive Nicht-Identität zu erreichen, die nicht auf der Wiederholung eines einzigen grafischen Elements aufbauen wird. In diesem Sinne wird die 13te Ausgabe der documenta kein traditionelles Logo haben. Stattdessen wird es eine ‘Regel’ für die Schreibweise des Wortes an sich geben. Es wird am Anfang immer mit einem kleinen ‘d’ geschrieben, während die folgenden Buchstaben alle Großbuchstaben sind, gefolgt von der in Klammern gesetzten Zahl dreizehn. Diese visuelle Regel soll besagen, dass die Lehren dieser documenta (das lateinische ‘documentum’, von dem das Pluralwort ‘documenta’ stammt, bedeutet ‘Lehre’ und gelegentlich bezeichnet es auch eine ‘Ermahnung’) nicht pedantisch sein werden. Wir setzen vielmehr eine lebendige, pluralistische, ideenreiche und stetig zunehmende Entwicklung in Gang. Viele, auch die Öffentlichkeit, werden in den kommenden Jahren in diesen Prozess involviert werden. Der Höhepunkt, im Jahr 2012, stellt nur einen Moment einer viel längeren Reise dar, durch die Klammern um die dreizehn wird das deutlich.”
(3) HAHN, Werner (1992): DOCUMENTA IX – WILLKÜR STATT KUNSTFREIHEIT!?. Eine Streitschrift zur Demokratisierung staatlicher Kunstförderung. Bad Honnef. 1992. Zum gleichen Thema vgl. auch:
HAHN, Werner (1997): Documenta vor Gericht: Eine Initiative zur Reform des staatlichen Kunstbetriebs. Gladenbach 1997. (http://swbplus.bsz-bw.de/bsz061667080inh.htm)
HAHN, Werner (2002): Fall Documenta: Kampf für Kunstfreiheitsgarantie und Willkürverbot. Gladenbach 2202.
HAHN, Werner (2007): Documenta Demokratisierung – Auf dem Weg zu einer Hessischen documenta Akademie mit d12-Kritik. Gladenbach 2007.
(4) HUFEN, Friedhelm (1997): Muß Kunst monokratisch sein? Der Fall documenta, in Neue Juristische Wochenschrift (NJW), Heft 17/1997 - S. 1177-1179. Zugleich Besprechung von VG Kassel, Gerichtsbescheid v. 29.01.1996 – 3 E 1131/91: Leitsatz „Ein Künstler hat keinen Anspruch auf Schaffung eines bestimmten Vergabeverfahrens dahingehend, daß über den Zugang von Künstlern zur documenta in einem demokratischen und pluralistischen Auswahlsystem entschieden wird.”
Die JUSTIZ in Kassel weigerte sich, ein „demokratisches und pluralistisches Auswahlsystem“ zur veralteten, reformunfähigen documenta-Institution in Kassel bis heute durchzusetzen: Aus künstlerischer Perspektive ist aber eine DEMOKRATISIERUNG der Künstlerauswahl zu documenten zu erwirken (mit oder ohne Kuratoren-Modell): Für KünstlerInnen gilt es, eine heute oft institutionalisierte „Niedrig“-Kunst – eine staatlich geförderte (absurde oder banale, „arme“) Anti-Kunst, Nullform-Kunst (siehe Ferran Adrià: Kochen/Essen-NICHT„Kunst“-Beispiel) – endlich zu entmachten. Eine zulässige Kunstpolitik ist durchzusetzen! Der Vorschlag, geeignete sachkundige Mitglieder der Findungskommission sollten der zukünftigen d13-Chefin als Berater zur Verfügung stehen, wurde nicht akzeptiert; siehe im WEB – BAKARGIEViade zur d13!
Bürgerreporter:in:W. H. aus Gladenbach |
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