Rückblick: Skandal "60 Jahre/60 Werke": Größte Enttäuschung & Verärgerung 2009

Skandal-Ausstellung "60 Jahre/60 Werke" (Berlin) mehrfach negativ qualifiziert : „am meisten enttäuscht oder geärgert“. „Armselig und unreflektiert“ (art).
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Wissen sollten Kunst-Interessierte zum Jahreswechsel , dass „60 Jahre/60 Werke" als größte Enttäuschung 2009 kritisiert wurde: Bei der Kritiker-Umfrage in Nr.1/2010 der Kunstzeitschrift „art“ (Kunstmagazin) ist die Skandal-Ausstellung "60 Jahre/60 Werke" (Berlin) mehrfach negativ qualifiziert worden: „Am meisten enttäuscht oder geärgert“ hat 2009 "60 Jahre/60 Werke" den Kunstkritiker der Süddeutschen Zeitung Holger LIEBS, der 60x60 u.a. „niederschmetternde Schlichtheit“ attestiert. Und Tim SOMMER (Chefredakteur der „art“) stuft die misslungene Schau als „armselig und unreflektiert“ ein. Gut so.

Kunst-Verfassung der BRD

JA, die als Hommage an die Kunstfreiheitsgarantie der BRD gedachte Schau klammerte die OST-Kunst als „schwarzes Loch“ aus: 20 Jahre nach dem Mauerfall ist die Trennung zwischen Ost und West einzementiert; Hauptkritikpunkt an der SKANDAL-Schau, die nicht nur viele Berliner störte. Zur „staatstragenden Ausstellung“ recherchierte ich: mehrere Artikel konnte ich WWW-Usern empfehlen (in ZEIT-Online, myheimat.de): z.B. „60 Jahre BRD-STAATs-Künstler, KUNSTFREIHEITs-Garantie und Kunst-MARKT-Führer“ sowie „Zur 60-Jahre/Werke-SKANDAL-Ausstellung (Gropiusbau): Kunst-MARKT & Kultur-STAAT“. (1)

Angela MERKEL betonte: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei." Die Kanzlerin (subjektiv-fehlerhaft): „Und das war die Grundlage dafür, dass die Kunst entstehen konnte, die hier gezeigt wird.“ Es ging in Berlin aber in Wirklichkeit um eine durch Kunst-MARKT-STEUERUNG bewirkte und durch STAATs-Gelder subventionierte Schau. SCHÄUBLE gab 100.000 E. für „den hohen Stellenwert von Kunst und Geistesleben für eine freiheitliche Demokratie“ (so im Ausstellungs-Katalog).

„Best of BRD“? – Häppchen-STAATskunst & unverdaulich zum 60. Geburtstag

Die SKANDAL-Schau, die die BILD-Zeitung mitinitiierte und als „Medienpartner“ volksbildnerisch 60 Tage in 2009 vermarktete, hatte einen propagandistischen Beigeschmack. Die Realität und Wahrheit wurde hier tatsächlich verzerrt. Natürlich haben der DDR-Staat und die SED mit ihrem Machtanspruch die Kunst zu ihrem Zwecke dirigiert und instrumentalisiert, Die KünstlerInnen in diesem DDR-Land – „für das sich die BRD kraft ihres Grundgesetzes im Übrigen immer zuständig fühlte“, seien „sehr wohl frei gewesen, sich nicht vor den Karren spannen zu lassen“ (so die „Mitteldeutsche Zeitung“ ). Der Gesamteindruck der Schau war tatsächlich „staatstragend korrekt, Widerspruch nicht erwartend“. Und SPIEGEL Online meinte: „Viel Einsatz von oben für eine Ausstellung, die sich mit der Bundeskanzlerin als Eröffnungsrednerin staatstragend gibt“ – „ein Gimmick für ‚Bild’-Leser“, das „BRD-Boulevardblatt“. BILD stellte täglich ein Exponat vor. Die SZ präsentierte eine 60er-Bildstrecke.

Hochstapelnde WICHTIG-TUER am Berliner Podium

BRD-Kunst-Akademie-Präsident STAECK protestierte: Zur SKANDAL-Ausstellung „60 Jahre/Werke“ wollte er „einen Aufruf“ entwickeln. Dass die PRIVAT-Schau ein „nationaler Kanon" sein will, sei "eine Frechheit“: „Dazu werden wir nicht schweigen". Besonders ärgerlich sei die Behauptung, Kunst könne nur unter der BRD-Kunstfreiheitsgarantie (GG) entstanden sein. Es sei „einfach unmöglich, diese Behauptung aufrechtzuerhalten“. Viele Kunst ist ja „gerade im Widerstand in Unfreiheit entstanden“ meinte STAECK und beurteilte die Schau als „Geschichtsklitterung mit pseudostaatlichem Anstrich“ (dradio.de). Und Dass die KUNST auch im Westen „in Unfreiheit“ wegen des staatlich geförderten WEST-Kunstmarkt-Systems entstehen musste - bei Unabhängigen in Abhängigkeit von Galeristen, Kunsthandel, Sammlern; documenta-Druck -, erwähnte der Präsident leider nicht. Ich fragte im Web (z.B. bei die Presse.com): Wird die „Kunst & Recht - Ost & West"-PODIUMS-Diskussion am 15.5. im Gropius-Bau (Kino) mit BEAUCAMP, BROCK, MÖSSINGER, TANNERT und IDEN Streit schlichten können?

BRD-Kunstfreiheits-Garantie und „Kultur als Staatsziel“ diskutieren

In BRD-Medien (Feuilleton, KULTUR-Seiten) las man 2009 so gut wie nichts von dieser negativen Entscheidung: Der Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages hatte sich mit den Stimmen der großen Koalition DAGEGEN ausgesprochen, die KULTUR als STAATSZIEL ins GRUNDGESETZ aufzunehmen. FDP und LINKE stimmten dafür, die GRÜNEN enthielten sich. Die Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ hatte empfohlen, das Grundgesetz um einen Artikel 20b zu ergänzen, der folgenden Wortlaut haben sollte: „Der Staat schützt und fördert die Kultur.“ Früher unterstützten Politiker aller Fraktionen das löbliche Vorhaben lautstark, das scheiterte. Im WEB ist mein Artikel „EVOLUTION der KULTUR-POLITIK am Ende? – KULTUR: kein Staatsziel“ zu lesen (ZEIT Online). KULTUR gehört als STAATSZIEL in die Verfassung! Die Berliner 60-Jahre/Werke-SKANDAL-Schau - ein Trauerspiel für unabhängige Kulturschaffende - machte dies deutlich. Die Kulturstaats-Klausel könnte Gerichten und Verwaltungen dienlich sein, das Gewicht der Kultur stärken. Bis heute – zum Jahreswechsel 2009- hat sich nach der Bundestagswahl im September 09 wenig geändert: Siehe dazu: http://www.myheimat.de/gladenbach/ist-deutschland-... (mit 5 Kommentaren und Bilderserie sowie Links).

Kunst der DDR wird zu Unrecht geschnitten

BEAUCAMP in „KUNSTSTÜCKE“ (FAZ 05.06): „Netzwerker“ mit „verzweigten Einflüssen bis in die auswärtige Kulturpolitik“ konnten „erfolgreich verhindern“, dass Kunst aus der DDR Beachtung findet. Die westliche KUNSTFREIHEIT „bedarf dringend der Überprüfung“ mahnt E.B: „Auch im Kunstbereich hat sich manches verzerrt. Wie frei und chancengleich ist die Kunst noch in einem freien Land? In der Epoche des fast totalen Markts sind der Erfolg und die Qualität, die Preise und die Bedeutungen auseinandergefallen. Erfolg und Freiheit sind heute eine Frage der Vernetzung, für die der Kreis der Berliner Veranstalter ein gutes Beispiel abgibt. Unter diesen Netzwerkern sind Kunstunternehmer, die privaten Sammlungen und Stiftungen aufgebaut oder im Dienst einer Bank, die Kunst zu Werbe- und Geldanlage-Zwecken nutzt, gearbeitet haben. Sie stehen Galerien und ihren Künstlerclans hilfreich mit Wort und Tat zur Seite, sie umschwärmen beratend Großsammler und sonnen sich wie Höflinge in ihrem Glanz.“
S. GOHR – Kurator der SKANDAL-Schau „60 Jahre /60 Werke" - beleidigt
In einer „Gegenrede an die Kritiker der Berliner Ausstellung ‚60 Jahre /60 Werke’" hat Siegfried GOHR - Professor für Kunstwissenschaft an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und Kurator der Ausstellung "60 Jahre/60 Werke" gemeint, „Die DDR-Kunst war nur ein Nebenkriegsschauplatz“ (siehe GOHR-Artikel in WELT Online v. 02.06.09). GOHR zählt sich in seiner „Gegenrede“ zur „Gruppe kulturbewusster Menschen“, fühlt sich beleidigt, und formuliert erbost-aggressiv: >"Rheinisch borniert" und "Blödsinn allererster Ordnung", nennt es ein ehemaliger Akademie-Präsident, nur Werke aus dem Geltungsbereich des Grundgesetzes zu zeigen. Und der Kritiker der "Zeit" schreit förmlich am Ende seiner Auslassungen: Zeigt uns endlich diese Werke! Mir ist nicht genau bekannt, seit wann er die Kunstaktivitäten in Deutschland beobachtet und kommentiert. Offensichtlich erst seit kurzem und nicht vollständig informiert, sonst wäre eine solche Forderung nicht zu verstehen.< GOHR fragt sich: „Warum immer wieder dieser politische Nebenkriegsschauplatz? Warum sind die Werke von Künstlern, die in eine menschenverachtende Diktatur verstrickt waren oder ihr aktiv gedient haben oder als Alibi von Nutzen waren, so wichtig?“ Der Kurator der Skandal-Ausstellung mutmaßt, dass „die Sehnsucht nach der DDR-Kunst begründet sein mag (…) in den wachsenden Ressentiments gegen die Bundesrepublik“. Er fragt: „Gehört die ‚DDR-Kunst’ nicht eher in ein historisches Museum als in ein Kunstmuseum? „Gegenrede“ GOHRs an die Kritiker im Kunststreit überzeugt nicht! Kunstlenker Siegfried GOHR scheint überzeugt zu sein, dass die Kuratoren das BESTE der „KUNST“ zur Ausstellung "60 Jahre/60 Werke" in Berlin ausgelesen hätten. Ein „KANON“ mit „Weltgeltung“ würde die (privat selektierte) „Übersicht der Kunst der Bundesrepublik bieten - der Bundesrepublik“. Die DEUTSCHEN - unterstellt der Autor - könnten „die Utopie, die im Ästhetischen steckt, nicht wahrnehmen und ebenso wenig die Freiheit und das Selbstbewusstsein, welches damit verbunden ist“. Dass die Kunst-Auslese der privaten staatlich subventionierten Macher einseitig und KUNST-MARKT-bestimmt ist (und unabhängige gute Künstler ausschließt) sowie als „staatstragend“ ausgegeben wird (mit MERKEL-Unterstützung), will GOHR nicht sehen. Die GOHR-Schau ist von mir als privater Angriff auf die Kunstfreiheitsgarantie (Art. 5 Abs. 3) und das Willkürverbot (Art. 3 GG) interpretiert worden. MERKEL schweigt zu 60x60-Vorwürfen und auch zum „Staatsziel KULTUR“ für die Verfassung der BRD, das CDU/CSU & SPD gerade blockiert hatten. Literatur & Bilder zum Skandal-Thema (Jahresrückblick- (1)) HAHN, Werner (13.08.09): http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur-politik-c...
HAHN, Werner (15.06.09): http://www.myheimat.de/gladenbach/zur-krise-der-ku...
HAHN, Werner (11.06.09): http://www.myheimat.de/gladenbach/zur-krise-der-ku...
HAHN, Werner (28.05.09): http://www.myheimat.de/gladenbach/politik/60-jahre...
HAHN, Werner (15.05.09): http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/kultur-al...
HAHN, Werner (13.05.09): http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/wirklich-...
HAHN, Werner (11.05.09): http://www.myheimat.de/gladenbach/politik/zum-them...
HAHN, Werner (04.05.09): http://www.myheimat.de/gladenbach/kunst-markt-and-...
HAHN, Werner (03.05.09): http://www.myheimat.de/gladenbach/brd-staats-kuens...

Siehe auch 5 Kommentare von mir in „Der Tagesspiegel“ – Beitrag „Leser lieben Listen“ / Gropius-Bau v. 30.04.09 (http://www.tagesspiegel.de/kultur/ausstellungen/Gr...;art2652,2785651) – Auch Kommentare in: http://diepresse.com/home/kultur/kunst/476455/inde...

Bürgerreporter:in:

W. H. aus Gladenbach

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