REVITALISIERUNG II - Besuch im E.L.KIRCHNER-Museum in DAVOS: EVOLUTIONs-Romantik 2011
EVOLUTIONs-Romantik 2011: REVITALISIERUNG I - Besuch im E.L.KIRCHNER-Museum in DAVOS - siehe http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/evolution... - findet seine Fortsetzung in diesem bebilderten Artikel:
Um ein Revitalisieren - Wiederbeleben, Reanimieren – geht es in meinem ars-Doppel-Essay: Der im ersten Teil des Doppel-Artikels skizzierte kurze LEBENSLAUF macht schon deutlich, was E.L. KIRCHNER angestrebt hat: „Kunst ist stete VERWANDLUNG“. DAVOS und seine Umgebung inspirierten Kirchner zu einer großen Anzahl bedeutender Arbeiten. Jeder E.L.K.-Fan sollte DAVOS & das Museum in seinem Leben einmal aufsuchen.
Eigentümerin der Sammlung im E.L.K.-Museum DAVOS ist die Ernst Ludwig Kirchner STIFTUNG Davos. Seit 1992 bewahrt sie dank einer großzügigen Schenkung des Ehepaares Rosemarie und Roman Norbert KETTERER und der Familienstiftung BENVENUTA sowie bereits zuvor erfolgten Schenkungen aus Gemeinde- und Privatbesitz, eine umfangreiche SAMMLUNG von Werken des in seiner Zeit sehr innovativen Ernst Ludwig Kirchner.
Aufgrund weiterer Schenkungen der Familienstiftung Benvenuta und bedeutender Stiftungen aus Privatbesitz, die seit 1993 erfolgten, verfügt das Kirchner Museum heute über einen Bestand, in dem alle Schaffensperioden und thematischen Schwerpunkte Kirchners repräsentativ vertreten sind.
Die absolut sehenswerte Kirchner-Sammlung umfasst 38 faszinierende Gemälde, 7 Skulpturen (darunter das Bett, das Kirchner 1919 für Erna Schilling schnitzte), über 700 Zeichnungen und Aquarelle, über 300 Holzschnitte, Radierungen und Lithographien, 160 Skizzenbücher (1905-1938) mit insgesamt über 9000 Zeichnungen, über 800 Glas- beziehungsweise Zellulosenegative und Vintage Prints, sowie 10 textile Werke, die nach Entwürfen Kirchners gestickt und gewirkt wurden. (http://www.kirchnermuseum.ch/4636/index.html.)
E.L.K.: „"Ich stelle einen neuen KIRCHNER auf…“
Kirchner äußerte 1917 über Kirchner: "Ich stelle einen neuen Kirchner auf. Kunst ist stete Verwandlung." Er hatte 12 Jahre zuvor die Künstlergruppe "Brücke" mitbegründet: Ernst Ludwig KIRCHNER ist als einer der berühmten Namen bekannt, die im Jahr 1905 die Künstlervereinigung die „Brücke“ gründeten. Neben E.L.K. gehörten Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl zu den wichtigsten Repräsentanten des deutschen Expressionismus. In seiner frühen Schaffensphase fertigte KIRCHNER vor allem Akte, Porträts, Zirkus- und Bühnenszenen an. Später wurde sein Stil zackiger und bedeutende Großstadt- und Landschafts-Bilder entstanden. Aufgrund einer Chronik über die „Brücke“ trug Kirchner zu deren endgültiger Auflösung im Jahr 1913 bei; siehe Biographie.
Das DAVOSer E.L.K.-MUSEUM:
Die Website des „Kirchner Museums Davos“ wirbt „mit der größten Sammlung an Werken des deutschen Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner“: http://www.kirchnermuseum.ch/ .
Über LEBEN & WERK heißt es in http://www.kirchnermuseum.ch/25402/index.html :
1917 suchte KIRCHNER in DAVOS Heilung: Zuerst auf der Stafelalp, dann im Haus "In den Lärchen" und schließlich auf dem Wildboden setzte er sein umfangreiches Werk unermüdlich fort. 1917 - vom 19. Januar bis 4. Februar – erfolgte durch Vermittlung von Eberhard Grisebach E.L.K.s erster Aufenthalt in Davos.
1918 am 13. Oktober erhält E.L.K. die Niederlassungsbewilligung in DAVOS: Kirchner beginnt mit der skulpturalen Ausstattung des Hauses. Er malte eine Reihe von Alpenlandschaften, die in ihrer ekstatischen Farbigkeit zu den Hauptwerken dieser Jahre gehören. (Dazu meine a&s-p-Bildergalerie.)
1919: KIRCHNER übersetzt den für ihn neuen und überwältigenden Eindruck der Alpenlandschaft in symbolhaltigen (!) Formen und Farben. Neben seiner malerischen und zeichnerischen Arbeit fertigt Kirchner wieder Möbel, Relieftüren und freie plastische Arbeiten. 1920: In graphischen Blättern und Gemälden stellt Kirchner den Alltag seiner neuen Umgebung dar. Im Dezember Einzelausstellung im Hotel Belvédère in DAVOS. 1921: ERNA Schilling bleibt jetzt dauerhaft in Davos. 1922: E.L.K. beginnt mit der Arbeit an den „Alpsonntagen“, den großformatigen „Wandmalereien auf Leinwand“.
1930: Bekanntschaft mit dem Davoser Verkehrsdirektor Walter Kern (1898-1966), der Kirchner fortan publizistisch unterstützt. Tanzabende von Gret Palucca in Davos; Besuche der Tänzerin auf dem Wildboden. Wichtige Werke wie „Trabergespann“, „Liebespaar - Der Kuss“ und das programmatische Bild „Farbentanz I“ entstehen (siehe a&s-p-Bild).
1936 schnitzt E.L.K. für das Portal des neuen Schulhauses in Davos Frauenkirch, das am 18. Oktober eingeweiht wird, ein fünffiguriges Relief. Dazu ein a&s-p-Bild.
1937: Von Kirchner werden 639 Werke aus den Museen entfernt und später teilweise ins Ausland verkauft oder zerstört. Ende Juli wird Kirchner aus der Preußischen Akademie ausgeschlossen. Er überlegt, die schweizerische Staatsbürgerschaft zu beantragen.
1938: Er zerstört teilweise seine Druckstöcke und einige der Skulpturen, die sein Haus umgeben. Am 10. Mai beantragt er bei der Gemeinde Davos das Aufgebot für die Eheschließung mit ERNA. Am 12. Juni zieht er diesen Antrag wieder zurück. Am 15. Juni erschieß er sich. Als letztes Bild steht auf Kirchners Staffelei das melancholische Gemälde „Schafherde“. Am 18. Juni wird er auf dem Waldfriedhof in Davos, in unmittelbarer Umgebung seines letzten Wohnortes, beerdigt. ERNA Schilling, die amtlich den Namen Kirchner führen darf, lebt noch bis zu ihrem Tod am 4. Oktober 1945 im Wildbodenhaus. (Dazu 2 Bilder in Teil 1 meines D-Essays.)
Siehe dazu auch weitere Werke in der a&s-Bilder-Galerie.
NAZI- DEUTSCHLAND & E.L.K.
Im nationalsozialistischen DEUTSCHLAND durften E.L.K.-Werke nicht mehr gezeigt werden. 1936 wurden sie aus den Museen entfernt und u. a. in der Ausstellungsreihe "Entartete Kunst" verunglimpft. Die Diffamierung seiner Person und seines künstlerischen Werkes stürzten Kirchner in eine tiefe KRISE. So schien ihm 1938 der FREITOD der einzige Ausweg zu sein. Sein Grab, wie auch dasjenige seiner Lebensgefährtin ERNA, befindet sich auf dem DAVOSer Waldfriedhof. Dazu http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ki...
Ebenda auf der website des E.L.K.-Museums eine Ausführliche Biographie Kirchners UND Bibliographie zu Kirchner. Literaturliste - Eine sehr ausführliche Bibliographie zu Ernst Ludwig Kirchner (bis 1979) findet sich in: Roman Norbert Ketterer/Wolfgang Henze (Hg.), Ernst Ludwig Kirchner, Zeichnungen und Pastelle; Stuttgart/Zürich 1979 (Bibliographie bearbeitet von Hans Bolliger).
NEU-MODERN…
„Postmodern“ - besser NEU-MODERN m.E. – sei auch, dass E.L.K. sich Artikel in einer Kunstzeitschrift, die seine Werke zeigen wollte, zur Autorisierung vorlegen ließ und sie selbstbewusst redigierte. So schrieb ich in der GZ: Auch erfand K. ein Pseudonym: Unter "Louis von Marsalle" schrieb er Selbstkritiken. Eine Reaktion auf den damaligen Kunstbetrieb! Vom 23. April bis zum 25. Juli 2010 zeigte das Städel eine gute umfassende RETROSPEKTIVE von Kirchners Werk, zu der ich Essays in diversen Blogs publiziert habe.
E.L.K. konnte auch „hochnäsig“ sein: Sicher unbegründet (!) notierte E.L.K. 1920 über den Tiermaler Franz MARC ins Tagebuch: „(…) MARC ist überhaupt indiskutabel. Kitsch á la KANDINSKY. Wie wenig müssen die Herren Kunsthistoriker sehen und fühlen, dass sie solches überhaupt ansehen können“.
"Manische Selbstinszenierung" titelte am 30.04.2010 das "Handelsblatt":
"Ernst Ludwig Kirchners Ego war gigantisch. Der Expressionist hielt sich für den Dürer der neuen Zeit, ließ neben sich keinen deutschen Künstler gelten. Wer die Retrospektive im Frankfurter Städel Museum kritisch betrachtet, erkennt auch die Schwächen dieses wechselhaften Gesamtwerks." (http://www.handelsblatt.com/lifestyle/kunstmarkt/a...)
MARC stufte ich als ENR-Vorreiter ein; die „Herren und Damen Kunstistoriker“ werden irgendwann darüber berichten … :
Über MARC & EVOLUTION schrieb ich in meinem Leserartikel-Blog auf ZEIT ONLINE 2009 (mit Weblinks zu Bildern) in http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2... (ANIMALISIERUNG & EVOLUTIONISIERUNG der KUNST: Franz MARC – ein Großer des 20. Jahrhunderts) - Wer kennt sie nicht - die heute populären blauen, roten oder die gelben Pferde auf den Postkarten …
Dass KUNST sich nicht darauf beschränken muss, Gegenstände und Lebewesen nur AbzuBILDEN, war eine wichtige Errungenschaft der bildenden Kunst. Was aber die Kunst zu „BILDEN“ im Stande ist, belegen die vielfältigen Experimente (Kompositionstechniken) der alten Moderne (Bewegungen nach der „ersten“ Abstraktion) mit der zunehmenden Vertiefung und Erweiterung ihrer Wahrnehmungen und Vorstellungen… Siehe indessen vorbildlich RUNGEs prä-modernes Werk als universale KUNSTERNEUERUNG.
Kunst-evolutionäre Wege zum VERSCHWINDEN der figurativen Malerei folgten nach der ROMANTIK: Wassily Kandinsky sprach über die „rein abstrakte Form ohne gegenständliche Überbrückung“ (1914, Vortrag „Mein Werdegang“). „Reine“ Malerei sollte eine „absolute“ Malerei sein, wenn - von jeglichem Gegenstand unabhängig - mit abstrakten Formen gearbeitet wird: mit Bildelementen, die der Maler FREI erfindet. Mit der Eliminierung des Gegenstandes wurden „revolutionär“ (geistesgeschichtlich „evolutionär“) die Schranken der abbildenden Kunst eingerissen, PERSPEKTIVE verschwand (vorerst) aus den Tafelbildern des W. Kandinsky.
Siehe hierzu HAHN, Werner (2008): Rückkehr zur Renaissance: Kandinsky und Malwitschs Kunst-Evolution (Mutationen). STIL-Fragen. In: ZEIT Online v. 15.11.2008. – Über 4000mal gelesen der Artikel http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/franz-mar... (mit 13 a&s-p-Bildern).
Spiritistisch soll HILMA af KLINT im Jahr 1906 den ersten Auftrag zu einem umfassenden ‚Tempel der Bilder’“ erhalten haben: “(…) Ziel ist es den Samen dazustellen, aus dem die EVOLUTION unter Regen und Sturm, Blitz und Gewitter hervorgeht. Dann kommen bleischwere Wolken von oben.“ Siehe zum angeblich ERSTEN abstrakten MODERNE-Gemälde – propagiert von JVO (Julia VOSS in der FAZ) - Hilma af KLINT: Nr. I, 1906 – EMBRYO – SAMEN – „Regen und Sturm, Blitz und Gewitter“ … in meinem Artikel: http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/49... - GZ: a&s-Texte zur Kunst: Will Hilma af KLINTs GEIST eine "Neue abstrakte EVOLUTIONs-Romantik"? Beachte: ENR= „EVOLUTIONs-Romantik“
KIRCHNER hat mutmaßlich von Hilma af KLINT nie etwas gehört und gesehen!
NICHT-ABBILDEN-WOLLEN bei E.L.KIRCHNER
(Baustein „freier Schöpfungen aus der reinen Phantasie“…)
Das Bilder-nach-der-Natur-Machen MUTIERTE (= arsMutation, arsMutante) zum Bilder-aus-der-Phantasie-Machen bei KIRCHNER:
Was E.L.K. als „Form höherer Ordnung, als abstrakte Form“ verstanden wissen wollte, analysierte Kirchner-Kenner Lucius GRISEBACH am Beispiel der „REITERIN“ von 1931/1332 (200x150 cm Davos Kirchner Museum; siehe a&sBild). Dazu auch mehr; Diskussion eines Bildes des Artikels: „Deutsche Schüsse in Davos“. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung & FAZ v. 26.4.2010 plus 1928/29-Gemälde „Reiterin mit gestürztem Pferd“ (S. 282 (Kat. 138) – Städelschau). Siehe auch http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/33... .
Anmerkung;
In einem 2. Teil eines größeren E.L.K.-DOPPEL-Artikels diskutierte ich die Themen „Warum hat E.L.K. den Freitod 1938 gesucht“ und habe zum rätselhaften Gemälde „Reiterin mit gestürztem Pferd“’ (siehe a&s-p-G.) Fragen gestellt, die mir Kurator Felix KRÄMER freundlicherweise beantwortet hatte. Siehe ausführlich Teil 2 (mit 36 Bildern)
Da Kirchners „NEUER STIL“ im Verborgenen gehalten wurde, war dieser STIL mir beim Schreiben meines EST (Symmetrie)-Grundlagenwerks (1) unbekannt. Ansonsten wäre ich sicherlich vor 1989 auf ihn gestoßen. Über den Kubismus & PICASSO und dessen Philosophie, dessen Werk den Maler E.L.K. bei der „Neue-Stil-Erfindung“ beeinflusst hat, schrieb ich (ohne Bezug auf K. im SB) ausführlich. E.L.K. verglich sich mit PICASSO; gleichzeitig wollte er – wie er in der Brücke-„Chronik“ von 1913 schreibt - „unbeeinflusst durch die heutigen Strömungen, Kubismus, Futurismus usw.“ malen.
Mein Symmetriebuch-Sachregister - siehe in (1) - enthält zu „Kubismus“ 13 Seiten-Einträge: Über Cézanne & Urformen & Mehrfluchtpunkt-Perspektivität sowie „Vom Irrtum der Kunstphilosophie des Cézannismus-Kubismus“: siehe Kap. 11.8, 11.8.1., 11,8.2. (Abb. 553-560). In 12.4. erörterte ich PICASSOs und BALLAs sowie DUCHAMPs Versuche, Bewegung/Dynamik in die Malerei zu bringen: Abb. 630 und 631 mit Polyperspektivität und Dynamismus im mit 3 ganzfigurig-isolierten Bewegungsphasen gemalten Ölbild von 1969 („Lionel Hampton-Porträt“; auch Farbtafel V). Hierzu auch Giacomo BALLAs Gemälde „Bewegungsrhythmus eines Hundes an der Leine“ (1912) – ars evolutoria mutiert in der Bildergalerie. Bilder siehe dazu in
Ein „symbolistisch-surrealistischen“ Bild von 1969 „Lionel Hampton-Porträt“ - Werner Hahn. Mehr dazu - Vergleich mit E.L.K.s Farbentanz-Variationen - siehe im Text des Artikels.
Bild 12 aus Beitrag: NAZI-Entartete-Kunst-Terror, EX-Expressionist E.L. KIRCHNER und der „Neue Stil“ (Teil 2)
UND Bild 18 ebenda: http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/giacomo-b...
Zur Lösung des Problems, wie BEWEGUNG zu MALEN war, nahmen die Futuristen Zuflucht zum Kubismus und der FOTOGRAFIE, die auch R.L.K. zum Neue-Werke-Schöpfen genutzt hat. Die neue Technik des Röntgens, mit Bildern, auf denen undurchsichtige Körper durchsichtig wurden, förderte das Malen in kubistischer Transparenz und Überschneidung, die auch E.L.KIRCHNER fasziniert haben muss.
Bewegungsabfolgen einer Figur konnten die zeitliche Dimension in die räumliche übertragen. Der Körper hinterließ in der Luft eine Erinnerung an sein Vorübergehen; vgl. BALLA Hund-Bewegungsrhythmus (Link) mit Bildern des „Neuen Stils“ von E.L.K.
Ars EVOLUTORIA (evo-devo-art malt evolutionäre BEWEGUNG!) löste das Bewegungs-Problem in der EVOLUTION: Parallelisieren von Natur/Kunst-Evolutionisierung. Evolutionäre Dynamik war in wissenschaftlicher Natur-und-Kunst-Ästhetik endlich darstellbar; ein absolutes Novum in der Geschichte der Kunst (Malerei/Graphik).
Googelt man „ultramoderne transmoderne“ erscheinen am Monitor mehrere Hinweise zu a&s und der EST-Anthologie (1) - http://www.art-and-science.de/PDF/EvolutionaereSym... : Z. B. liest man: „Für eine objektive Künstler-Ästhetik warb ich in der EST-Anthologie: Evolutionäre Ästhetik forderte ich in ‚Antithese zu modernistisch-postmodernistischem Kulturkonservatismus’. Ich stellte dar - auch später in einer Vorlesung an der Uni Tübingen; siehe Vortrag in http://timms.uni-tuebingen.de/List/List01.aspx?aut... – auch Ausstellung zur Vorlesungsreihe des Studium Generale - , dass „in Antithese zur Pop Art beispielsweise“, das Gedankengebäude einer NEO-MODERNE – ULTRA-MODERNE, TRANS-MODERNE – wirklich ein neues Konzept darstelle.“
Exkurs: Über EMERGENZ – "emergente arsSyteme"
Als Autor arbeite ich schon lange im Grenzbereich „Naturwissenschaft-Kunst“: zur Evolution der Kultur & Kunst. Über EMERGENZ – emergente arsSysteme - forschte ich, siehe PDF-Hinweis (1). Über die Erkundung der "Protosprache der KUNST" ging es mir z.B. auch in dem Essay „Evolutionisierung: Kunst der EISZEIT & STEINZEIT evolutionär“ (http://www.giessener-zeitung.de/giessen/?page=cont... – mit 26 Bildern.)
Heute ist unbestritten: KULTUR und das Universal-Phänomen „KUNST“ haben naturgeschichtliche Wurzeln: Ab einer bestimmten Komplexitäts-Stufe der kulturellen Evolution kreieren in vielfältiger Rückkopplung NEUE, nie vorher ableitbare (EST-)Eigen-Dynamiken; Kunstgeschichte/n in unendlichen Ausgestaltungen. Die Begriffe ars-MEME-Vermehrung & Ars-meme-Mutationen erläüterte ich in http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/53... - siehe auch in der GZ vorher dazu „KUNSTMARKT – D E M O K R A T I S I E R U N G (Teil 4): Ars-Meme-Theorie, Ars-Memetik, Ars-Gen, Ars-Mutanten etc.“
Nicht Vorhersagbares und NEUES in der Kunst – „arsEMERGENZ“ dazu als neuer Terminus – zeichnet sich aus als Phänomen von Kipp-Funktionen, Symmetrie-Brüchen/Bifurkationen, Kritizitäten; so die EST-Selbstorganisations-Erkennnisse heute. Quellen des NEUEN als „regelhaftes Chaos“ … instabile KUNST-Objekte-Systeme, die per Asymmetrisation/Symmetrisation emergieren – voller Überraschungen. Vom URSPRUNG DER DINGE (Schöpfungsprozesse) an - ist meine Meinung: dazu mehr in der Theorie ETOE – zu „ETOE /EST (Theorien von Allem)“ mal googeln! Ein 4er Essay...
KIRCHNERs modern-emergentes STIL-Empfinden
E.L.K.s modern-emergentes STIL-Empfinden ist zwar kein ars-evolutoria-Vorläufer-Stadium, aber die Bemühungen E.L.K.s der Motiv-Findung und Farben-Findung ähneln doch einander sehr:
Für ein „international modernes Stilempfinden“ plädierte Kirchner 1933; er hatte bis 1934 eine Entwicklung zur Abstraktion durchgemacht, wie es Kirchner-Kenner Lucius GRISEBACH beschrieben hat: L.G. erläuterte, wie sich der Prozess der Bildfindung bei Kirchner vollzogen hat: Autonome KUNSTFORM ist bei E.L.K. nicht „Widerspiegelung, sondern bildnerisches Äquivalent der Naturform, das sich aus der Logik des Bildes erklären muss“. Zeichnung als „HIEROGLYPHE“ (E.L.K. – „exstatisches“ Erfassen von Bewegung) transponierte der Maler in Malerei und Druckgraphik; ein Nicht-Abbilden-Wollen, das zum Baustein „freier Schöpfungen aus der reinen Phantasie“ werden sollte.
Der „abstrakte“ Stil zeige sich auch sehr gut in „Die Reiterin“ (1931-32 – Kirchner Museum Davos) – Ausritt einer „Davoser Dame“. Farbentanz I & II zeigen eine „symbolistische Komposition“ (L.G.), die m. E. E.L.K.s „FARBENLEHRE“ widerspiegelt. (Vgl. Städel Kat. 152, S. 286, Holzschnitt.) Nach L.G. war für Kirchner eine nicht im Wirklichkeitserlebnis veränderte Form (Malewitsch, Picasso) „offensichtlich nicht denkbar“ (! - ebenda S. 235 f.). Motivisch sind die Farbentanz-Variationen auf PICASSOs „La danse“-Gemälde von 1926 zu beziehen, das E.L.K. 1932 in Zürich sah.
ANHANG/Ausblick
Heute erinnert (nach der documenta-1-Rehabilitierung) das Gemälde „Sonntag der Bergbauern“ im Kabinettsaal des BRD-Kanzleramtes an die Angriffe der Nazis auf die Kunst. Ob sich die Kabinetts-Mitglieder eines mutierten Deutschland an die „causa Kirchner“ HEUTE erinnern?
Bild 21 aus Beitrag: NAZI-Entartete-Kunst-Terror, EX-Expressionist E.L. KIRCHNER und der „Neue Stil“ (Teil 2)
http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/heute-eri...
Neues „Material über einen Mann, der zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Moderne zählt und der zu seinem 100. Geburtstag (…) seit Monaten durch eine kaum überschaubare Zahl von Ausstellungen gewürdigt wird“, enthüllte DER SPIEGEL in http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14332456.htm... - Hier ist zum TOD E.L.K.s zu lesen, dass sich am Morgen des 15. Juni 1938 der deutsche Maler Ernst Ludwig Kirchner in seinem Schweizer Exil Davos-Wildboden erschoss: „eine Kugel ins Herz“. Er starb – so die Diffamierung ebenda - als "ein Narr, ein übler Geselle", einer, dem es an "Takt" und "Würde" fehlte und der "stufenweise" ins "Rohe und Gemeine" abgeglitten war. So dunkle, ja wirre Bezichtigungen hätte der Künstler kurz vor seinem Freitod selber gegen sich erhoben, wird behauptet: „Sie stehen in einem unvollendeten und bisher der Öffentlichkeit unbekannten Abschiedsbrief, den Kirchners Lebensgefährtin bald nach der Schreckenstat ‚beim Aufräumen’ fand und dem Mann übersandte, an den er gerichtet war: dem Schweizer Architekten und Bildhauer Erwin Friedrich Baumann.“ Sowenig wie dieser Brief jedoch, so komme auch nur sein Adressat in der Kirchner-Literatur bis heute vor. Dabei müsse Baumann, der Anfang dieses Jahres fast 90jährig in Bern verstorben ist, über lange Zeit und recht eng mit dem Deutschen befreundet gewesen sein.
Was sagt die FORSCHUNG HEUTE dazu?
Das Kirchner Museum Davos führt mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, dem Doerner Institut München und dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, ein interdisziplinäres Forschungsprojekt durch: Gegenstand ist die Kunst Ernst Ludwig Kirchners, sein Werkprozess, seine Malweise und Maltechnik. Erstmalig werde „damit auch die Kunst eines Vertreters des Deutschen Expressionismus systematisch untersucht“. So in: http://www.kirchnermuseum.ch/182501/index.html
Ausgewertet werden zum einen die Selbstzeugnisse Kirchners, in denen er sich zu maltechnischen Themen äussert. Zum anderen werden ausgewählte Werke des Künstlers aus dem Bestand des Kirchner Museum Davos sowie der Pinakothek der Moderne in München mit Hilfe modernster naturwissenschaftlicher Methoden untersucht. Die Ergebnisse der Forschung werden voraussichtlich im Winter 2011/12 in einer Ausstellung im Kirchner Museum Davos präsentiert. Die Akademie der Bildenden Künste Stuttgart wird im Jahr 2012 eine internationale Fach-Tagung zum Thema ausrichten. Das Projekt wird großzügig gefördert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung und weiterhin unterstützt von der Kulturförderung Graubünden und der Wissensstadt Davos.
Im Herzen des Museums 3: Forschen
26. Juni bis 20. November 2011
Im Sommer 2011 setzt das Museum die auf vier Jahre angelegte Ausstellungsreihe "Im Herzen des Museums" fort: Das Haus will die „Kernaufgaben eines Museums - Sammeln - Bewahren - Forschen – Vermitteln“ in den Blick setzen und möchte den Besuchern „die Welt des Museums weiter öffnen“. Diese dritte Etappe widmet sich dem „Forschen: dem Untersuchen, der Recherche, der Interpretation - und der Frage, was die Kunstwissenschaft mit anderen Wissenschaften verbindet. Erneut wird die Ausstellung begleitet von Vorträgen und Gesprächen mit Kunsthistorikern, Restauratoren, Künstlern und Davoser Naturwissenschaftlern“. Sie helfen mit, ein facettenreiches Bild der „Institution Museum und des Forschens“ zu zeichnen.
DAZU auch mein DOPPEL-Essay.
FAZIT – ENR/E.L.K.
Mit Kirchners WANDEL vom Expressionisten zum „Neue-Moderne“-Maler habe ich mich im Doppel-Esay - begletet von a&s-p-Bildern (Davoser Museum) - auseinandergesetzt. Ich sprach von E.L.K.s Versuch einer l’art-pour-l’art-Überwindung, der „Kreation einer dialogfähigen neu-modernen Syntax & Semantik“: E.L. KIRCHNER erklärtet: „Kunst ist stete VERWANDLUNG“. Besonders DAVOS und seine Umgebung inspirierten Kirchner zu einer großen Anzahl bedeutender Arbeiten in Richtung NEUER STIL. „Ich bin, weiss Gott, alles andere nur kein Expreeionist“ verkündete er 1924 an GROHMANN. „Herren“ in Deutschland machten „aus Kunst ein Panoptikum“ – mit Termini wie Impression, Expression, Sachlichkeit etc.“ (1926 an Grohmann.).
JA, man kann man E.L.K. als einen ENR-Pionier darstellen: Ernst Ludwig KIRCHNER als einen „Evolutionäre-Neue-Romantik“-Vorkämpfer/Brückenbauer?: Meine Bilder-Galerie beweist es, dass E.L.K.s Abstraktionen mit „unentschieden aufgelöster Figürlichkeit, schrillen Farben und Kontrasten“ als EVOLUTIONäre BIFURKATIONEN zu sehen sind; als „ALLEGORIEN nicht Porträts“, sagte er. Vgl. dazu LEONARDO-„Allegorie“ von „um 1495“: Ein „Phantasiestück“ mit einer Seefahrt: Exakt zeichnet Leonardo das sich verzweigende Astwerk in besonders herausgestellten Ast-Bifurkationen (Symmetrien) (…); mehr im Artikel Bild 2 aus Beitrag: TRASMUTAZIONE DI FORME (Leonardos Metamorphose-Denken): Schlüsselbegriff für "KUNSTSTÜCKE". Zu Werner HOFMANNs Buch und RUNGE (III).
(Allegorie-Zitat E.L.K. siehe Art of the 20th century, Teil 1 (Ruhrberg Honnef Schneckenburger Walther.)
Zu ALLEGORIE bei RUNGE: Das Klischee vom Romantiker als weltfremdem Chaoten zerfällt hier in ein Nichts, sagte ich. Hervor kam ein „Konzeptkünstler, der botanische Darstellung mit ornamentaler Ordnung“ kombinierte, damals moderne Naturphilosophie mit der alten Form der ALLEGORIE; sieh meine Artikel zu POR; Allegorie-Varianten der Tageszeiten-Blätter „Der Morgen“, „Der Tag“, „Der Abend“, „Die Nacht“ als programmatische Kunst-ERNEUERUNG auf der Basis neuer Farbenlehre (Farbenkugel) und „Erster Figur der Schöpfung“.
Arbeiten im "NEUEN STIL" entwickelte E.L.K. , die durch kompromisslose Flächigkeit und einen hohen Abstraktionsgrad überraschen, sehr ars-evolutoria-verwandt. Bilder des D-Artikels belegen, E.L.K. wollte "stete Verwandlung" („Evolution“; Brief an Will Grohmann 1927): So entwickelte er in den 20er und besonders stürmischen 30er Jahren (als NAZI-Entarteter) noch einmal einen »neuen Stil« - eine zukunftsträchtige "Neue Moderne" – siehe ENR-Bewegung!
Mit der DAVOSer „Reiterin“ (vgl. a&s-p-Bild) im Riesenformat praktizierte E.L.K. einen formal-und-inaltlich NEO-STIL, ein NEU-Schaffen, in dem Form- und Ding-Gebilde durch anschauliche (nicht abstrakte-ungegenständliche) Zeichen („Hieroglyphen“) ersetzt werden: „großzügig, klar und sicher mit viel Sinn für Maß und Ordnung“ (Hubertus FRONING in „Farben sind die Freude des Lebens“, Kirchner Museum Davos / Museum Folkwang Essen – E.L. KIRCHNER – Das Innere Bild, 1999/2000, S. 106.) Kirchner wandelte das „Geschaute in das Gebaute“, „Synthese mit zeitgerechen Formmitteln“ – „übergeordnetes Kompositonsgerüst“ – „Assoziation des Figürlichen“ – „abstrakte geometrische Fächenzonen“ (‚Farbzonen’ so ELK!) - “rhythmische Bildstruktur“ – „Flächenornament“ –kontrapunktisch-komplementäres „äquilibristisches Spiel der Farben …; ebenda S. 107. Siehe analoge Stilmerkmale im „Farbentanz“ (I/II) mit Farbformen rhythmisiert.
FRONING weist S. 108 auf die Ursprünge aus der ROMANTISCHEN TRADITION hin: Idee des Gesamtkunstwerks (siehe RUNGE-Artikel von mir) – „alles Getrennte zur Einheit zu verschmelzen“… KIRCHNER spricht selbst vom „Großen Geheimnis, das hinter allen Vorhängen und Dingen der Umwelt steht“, das nur bildkünstlerisch in SYMBOLSPRACHE darstellbar sei (110).
HIERZU siehe ENR, EST, ETOE; bitte googeln.
INFO zu Öffnungszeiten des ELK-Museums
Das Museum ist ganzjährig jeweils von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Montags bleibt das Museum geschlossen.
26. April 2011 bis 24. Juni 2011
25. Oktober bis 2. Dezember 2011 14-18 Uhr
26. Juni bis 23. Oktober 2011
4. Dezember 2011 bis 15. April 2012
10-18 Uhr
LITERATUR
HAHN, Werner (1989): Symmetrie als Entwicklungsprinzip in Natur und Kunst. Königstein. Gladenbach: Art & Science, 1995. HAHN, Werner (1998): Symmetry as a developmental principle in nature and art. Singapore. (Übersetzung des Originalwerkes von 1989, ergänzt durch ein 13. Kapitel – mit erweitertem Sach- und Personenregister sowie Literatur- und Abbildungsverzeichnis.) Seit 2011 als eBOOK: http://ebooks.worldscinet.com/ISBN/9789812817440/t...
HAHN, Werner / WEIBEL, Peter (Hrsg.) (1996): Evolutionäre Symmetrietheorie: Selbstorganisation und dynamische Systeme. Stuttgart. (Anthologie mit Beiträgen von 19 Autoren.) (Kurz: EST.) Hierzu auch ein PDF-Dokument: Klicken auf den Button/Link PDF EST! ... Homepage werner hahn HP: http://www.wernerhahn-gladenbach.homepage.t-online...
http://www.art-and-science.de/PDF/EvolutionaereSym...
Bürgerreporter:in:W. H. aus Gladenbach |
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