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Hamburger-Bahnhof-„Unappetitliches“ - „Ist diese Kunst noch super?“

  • "Die Kunst ist SUPER!" (im Hamburger Bahnhof in Berlin) - "Urzelle" als Beginn einer evolutorisch erzeugten MUTATIONs-Serie. (a&s; Copyright der Bider-Serie W.H.)
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Im Kunstmuseum „Hamburger Bahnhof“ – es existiert in Berlin als staatliches Museum für moderne Kunst - hat dessen neuer Leiter Udo KITTELMANN (ehemals MMK Frankfurt) die Sammlungen neu sortiert: Die raumgreifende Sammlung FLICK sollte „in überraschenden Dialogen“ (Pressetext) mit der Sammlung MARX zusammengebracht werden. Mit "Die Kunst ist super!" präsentiert sich der Hamburger Bahnhof auf über 10 000 Quadratmetern neu, indem Werke der Nationalgalerie und die privaten Sammlungen Marx & Friedrich Christian Flick Collection in thematischen, monografischen und motivischen Konstellationen, in Szene gesetzt werden.

Historisches sollte man kennen: FLICKs „Collection“ mit tausenden von Kunstwerken übte Druck aus, so dass man dem Sammler Friedrich Christian FLICK einen ganz eigenen Flügel bauen musste; ein Riesentrakt auf Staatskosten. Der mächtige SAMMLER konnte darüber bestimmen, welche Kunstmarkt-Kunst in sein Haus kommt. Und: Die Sammlung MARX ist auf Beratung des Galeristen Heiner BASTIAN, der ehemals Sekretär von Joseph BEUYS war, entstanden! Zu BEUYS siehe weiter unten. Die große MARX-Sammlung ist als „Initialzündung für die Entstehung des Hamburger Bahnhofs“ ein Teil der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Viele befürworteten das widerliche, in Intrigen und Seilschaften verstrickte Kunstmarkt-Betriebssystem: Der Fall MARX/BASTIAN lehrt, dass Kunst-Sammler den deutschen öffentlichen Museen uneingeschränkt die Bedingungen diktieren konnten, auf die sich institutionelle Kunstvermittler leichtfertig einließen.

Im WEB ist mehr „Unappetitliches“ (FAZ) zum Duo Kunstsammler MARX & Kunsthändler BASTIAN zu lesen. Der schwerreiche Erbe eines verurteilten Kriegsverbrechers – der Sammler Friedrich Christian FLICK – gehört zum Darling des Berliner „Kunst“-Establishments. F. C. Flick sammelt zeitgenössische Kunst, deren kritisches Potential zur moralischen Entlastung zu missbrauchen ist. F.C.F. hat sich zur Schuld seines Großvaters bekannt. Und: Der Erbe der verhängnisvoll ins Nazi-Regime vertrickten Industriellen-Dynastie – F.C. FLICK - hat sich geweigert, Zwangsarbeiter zu entschädigen.

Das Museum wirbt auf seiner Website zur Ausstellung (5. September 2009 - 14. Februar 2010): „In einer Zeit, in der vermeintlich stabile Wertesysteme in eine Krise geraten sind und sich als äußerst labile Konstrukte erweisen, zeigt sich die Kunst in dieser Neupräsentation des Hamburger Bahnhofs in all ihrer Beweglichkeit und Komplexität, in ihrer Hand in Hand gehenden Produktion von Fiktionen und Ent-Täuschung von Illusionen als verlässliche Größe: Die Kunst ist super!“
„Ist diese Kunst noch super?“ statt "Die Kunst ist super!" hätte der vom Frankfurter MMK in die Hauptstadt übergesiedelte Kurator und Museumsdirektor KITTELMANN (kurz U.K.) fragen sollen: Viel Leere umgibt das DUCHAMP-Readymade-Schemelchen mit Fahrrad-Vorderrad in den heiligen Hallen des „Bahnhof“. Siehe meine Bilderstrecke und Pressefotos des Museums zur U.K.-Schau in http://www.smb.museum/smb/presse/details.php?objID...

Der Wert der Kunstmarkt-„Kunst“ (es handelt sich tatsächlich um Kunst, Nicht-Kunst-als-„Kunst“ & Antikunst) der Sammler mit Geltungsdrang & Zeigestolz (MARX & FLICK), sollte hinterfragt werden. Die institutionelle Kunstvermittlung mit U.K. verschafft den Sammlern nach der Neu-Gestaltung weiterhin Aura und Geltung.

SUPER: Lenker des „KUNST“-Betriebs entdecken NATUR als Künstlerin

Das Berliner Museum für Gegenwart – „Hamburger Bahnhof“ – startet 13 Jahre nach seiner Gründung insofern verändert auch neu (trotz Motto: „Die Kunst ist super!“), indem der neue Direktor der Nationalgalerie, Udo KITTELMANN, ironisch das Berliner Museum „als Modell zur Anschauung einer anderen Wirklichkeit, als Angebot zum Denken“ vorstellt. Zum Denken anregen sollen auch die in den 40er Jahren entstandenen überlebensgroßen Insekten des „wissenschaftlichen Plastikers“ Alfred KELLER aus dem Naturkundemuseum. In „dradio“ sagte U.K., die Riesen-Insekten-Modelle A.K.s gehören „sicherlich zu einer meiner Lieblingspräsentationen“: „Und für mich ist tatsächlich das, was Alfred Keller geschaffen hat, Kunst, es hat solch einen großen künstlerischen Wert. Durch den Besuch meines ersten Besuches im Museum für Naturkunde habe ich Alfred Keller entdeckt, das hat mir vorher keine Galerie gesagt oder auch kein Kollege gesagt: Schau dir das mal an.“

Dass U.K. die Natur-Modelle des Kunstschmieds KELLER ausstellt (Nicht-Kunst als „Kunst“ verkauft) und mit einem Mal auch den etablierten Lenkern des „Kunst“-Betriebs die Natur als der wundersamste Künstler von allen erscheint, lässt aufhorchen. Hierzu passt, dass Pamela KORT zum DARWIN-Jahr 2009 mit dem Aufgreifen des Themas EVOLUTION (Schirn-Schau Frankfurt; vgl. (1)) erfolgreich innovativen Wind in die blickverengte Kunstwissenschaft gebracht hat. Siehe hierzu http://www.kunstgeschichte-ejournal.net/kommentare...

Joseph BEUYS (1921-1986): Basalt-Steine für evolutionäre Prozesse oder REVOLUTION?

Ohne die DUCHAMP-Readymade-Ikone von 1913 wäre der Antikünstler BEUYS nicht in Berlin vertreten: Mit dem „einsamen“ DUCHAMP-Anti-Kunstwerk (Schemel & Fahrradreifen, 1913 - "Roue de bicyclette") wird Sammler-„Kunst“ (DADAISMUS z.B.) heute nicht plötzlich SUPER! Nicht-Kunst-Interessierte sollten wissen, dass Marcel DUCHAMP die ersten „Readymades“ der Kunstgeschichte ins Museum gebracht hat: Berühmt ist auch M.D.s „Fontaine“/ Brunnen/„Urinoir“ aus Sanitätsporzellan; sign. R. Mutt, 1917. Der DUCHAMPISMUS wird heute noch als „Durchbruch für die moderne Kunst“ gelobt. Den Skulpturen-Zwerg „Rad-Schemelchen“ in der nahezu leeren Haupthalle des HB hat M.D. selbst erst 1964 nach dem Original von 1913 gefertigt.

BEUYS werde in Berlin „aus seiner Erstarrung gelöst – dank Hubwagen“, lesen wir in einem Artikel in DIE ZEIT (2): Das BEUYSsche Werk „Das Ende des 20. Jahrhunderts“ aus Basaltsteinen sollten Besucher, „wenn die Wärter mal nicht hingucken (…) ein wenig umgestalten“. „Jeder Mensch ist ein Künstler“ – auch der Museumsbesucher (…).

„BEUYS. Die Revolution sind wir“ nannte der Hamburger Bahnhof 2008/09 eine Schau, die auch BEUYS’ Rolle des Heilsbringers & Erlösers dokumentierte. Die Polarisierung Kunst & Wissenschaft hat J.B. mit ANTI-Kunst nicht überwinden können. Als erstarrter „Endpunkt“ des „Erweiterten Kunstbegriffs“ (Motto: „Jeder Mensch ist ein Künstler“) können die 21 Basaltsteine der Installation „Ende des 20. Jahrhunderts“ (Sammlung MARX) interpretiert werden, die keinen evolutionären „Wendepunkt“ zur Kunst-&-Natur-Theorie darstellen. Auch wenn weitere 44 „installierte“ Basaltsteine heute in der Pinakothek der Moderne in München einen Raum „besetzen“.

Zur documenta 7 (FUCHS-d7 1982) rief Kult-Künstler J.B. die „Aktion 7000 Eichen“ ins Leben und stapelte 7000 Basaltsteine. BEUYS meinte dazu mystisch: „Es kam mir darauf an, dass jedes einzelne Monument aus einem lebenden Teil besteht, eben dem sich ständig in der Zeit veränderndem Wesen Baum, und einem Teil, der kristallin ist und also eine Form, Masse, Größe, Gewicht beibehält“. Kurator Eugen BLUME glaubt, BEUYS habe „seine von der Kunst her gedachte Idee einer radikalen Veränderung aller gesellschaftlichen Beziehungen als einen evolutionären Prozess“ verstanden.

Die Begriffe „EVOLUTION“ & der BEUYS’-Terminus „plastische Theorie“ sind nicht kompatibel.

Der BEUYSsche Ausdruck meint etwa fortwährende Formung der sichtbaren Welt; (auch) durch die Idee. Zu einer ERKENNTNIS-orientierten ARS EVOLUTORIA („science-art“; vgl. mehr dazu in meiner Homepage) stieß der Antikünstler nicht vor. Das BEUYSsche Werk „Das Ende des 20. Jahrhunderts“ (1982-83, Sammlung Marx) ist m.E. heute zu einem Symbol für das BEUYSsche nicht wirkliche Erkennen dessen zu interpretieren, was „EVOLUTION“ und „EVOLUTIONISIERUNG“ (naturwissenschaftlich & kulturell-evolutionär) meint. J.B. war ein von vielen documenta-Machern staatlich geförderter REVOLUTIONs-Künstler – KEIN EVOLUTIONs-Künstler! Joseph BEUYS durfte in Kassel mit gängigen Traditionen brechen, z.B. vor der Ausstellungshalle 7.000 Basaltsteine aufhäufen, weil es die ideologisierten Kunstbetriebs-Lenker so wollten. Die documenta gilt heute – trotz dringender Reform-Bedürftigkeit („Demokratisierung“, die J.B. nicht wollte; Interview mit mir – vgl. (3)) – immer noch als die weltweit wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst.

Kann das Pflanzen von Bäumen „KUNST“ sein?

Eine gesellschaftspolitische, umweltbezogene Dimension sollte ein Keil aus 7000 Basalt-Stelen zu J. BEUYS’ „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stattverwaltung“ zur d7 vermitteln: Auf dem Friedrichsplatz vor dem Fridericianum gelegen, sollten sie wieder zum Verschwinden gebracht werden – durch „Pflanzung“ jeweils einer Eiche/Basaltstele. Die Aktion von J.B. sollte als „Wahrzeichen der FUCHS-d7“ akzeptiert werden. Postum war J.B. auf der d8 präsent (mit „Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch“). Zur d9 präsentierte J.B. sein Ensemble „Wirtschaftswerte“ – der siebente (!) Beitrag des Schamanen aus Kleve; auf der HOET-d9 interviewte ich den freundlichen Antikünstler ((3), S. 64f.) J.B.s „Stadtverwaldung“ konnte die Stadtverwaltung der documenta-Stadt Kassel und zukünftige documentas NICHT im Sinn einer „Demokratisierung“ reformieren. In einer dubiosen Aktion – so Alfred NEMCZEK – hat J.B. die Kopie einer Zarenkrone in Kassel zu einem „Friedenshasen“ ungeschmolzen, der für 777.000 DM von einem Sammler gekauft wurde! Feuilletonist & documenta-Befürworter Dirk SCHWARZE berichtete, dass es „kaum noch vorstellbar“ sei – aus heutiger Sicht – wie viel Misstrauen und Widerstand die BEUYSsche Aktion hervorrief. Der „Unmut“ war riesig, weil „das Pflanzen von Bäumen doch keine Kunst sei“! Und: Die Bereitschaft, Baumpatenschaften für 500 DM zu übernehmen, sei „nicht sehr ausgeprägt“ gewesen. (D.S.: Meilensteine: 50 Jahre documenta. Berlin 2005.)

Revolutionär BEUYS & FLUXUS

U.K. meint zum BEUYSschen Werk der Anti-Kunst im H.-Bahnhof: „Neu präsentiert wird auch der bedeutende Werkkomplex von Joseph Beuys in den Räumen des Westflügels. Dieser weltweit einzigartige Bestand an Werken und Filmdokumenten zeigt eindrücklich Beuys' Bestreben, den Kunstbegriff zu erweitern. Mit seinen provozierenden Skulpturen aus ungewöhnlichen Materialien wie Fett und Filz und seinen filmisch überlieferten Aktionen und politischen Handlungen wird ein Einblick in die Gesamtheit des Denkens von Beuys vorgestellt.“

Wohlgemerkt: BEUYSsche „Kunst“ im staatlichen Museum ist SAMMLER-„Kunst“ (Kunst-Markt-Kunst): Auch die dort in heiligen staatlichen Hallen ausgestellte FLUXUS-„Kunst“: Udo KITTELMANN dazu: „Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes werden die Bewegungen Fluxus und Happening vorgestellt. Fluxus, ‚das Fließende’, wandte sich gegen traditionelle Kunstvorstellungen und deren Materialwirkungen. Die Happening-Künstler wiederum bemühten sich, in komplexen theatralischen Aktionen neue gedankliche Impulse und veränderte Verhaltensweisen beim Zuschauer hervorzurufen.“

Ausblick – Wie KUNST wieder SUPER werden kann

Wer bei GOOGLE die Suchbegriffe „kunstbetrieb sammler ludwig werner hahn“ in die Suchmaske gibt, erhält Artikel-Hinweise zum Thema

„Kampf für Kunstfreiheit und Willkürverbot im Kunstbetrieb“ und „kunstfeindliche Kritiker, Händler und reiche Sammler“

In meiner KRITIK am zeitgeistlastigen BRANDHORST-Museum (4) stellte ich u.a. dar:

Reiche und Neureiche schmücken sich mit möglichst spektakulärer „Kunst“, um mit der Kreativität anderer ihre eigene Einfallslosigkeit und Einfältigkeit zu überdecken und skandalös sei, dass der Staat die Lust einer geringen Minderheit der Bevölkerung mit den Steuergeldern aller zur allgemeinen Staats-Kultur erhebt. Der ZEIT-Kunstkritiker Hanno RAUTERBERG hob hervor, Museen sollten sich nicht zu sehr auf einen Sammler konzentrieren: Denn sonst könnte es passieren (so wie geschehen), dass ein Ausstellungsbetrieb zusammenbricht, wenn ein Sammler seine Bilder aus dem Museum abzieht und auf dem Kunstmarkt anbietet. In FRANKFURT z. B. hatte der Sammler BOCK dem Frankfurter Museum für Moderne Kunst einen Großteil dessen Sammlung entzogen, sodass der Direktor KITTELMANN (heute mächtiger Mann der Berliner Museen; s. oben) plötzlich halbnackt dastand. Der Wert der BOCKschen Bilder hatte sich gesteigert; dank institutioneller Kunstvermittlung. Dass immer mehr SAMMLER dazu tendieren, eigene PRIVAT-MUSEEN zu gründen, hielt RAUTERBERG für eine bedenkliche Entwicklung: die Rolle der Museen als öffentlich zugängliche Häuser verändere sich dadurch.

Ein weiteres Negativ-Beispiel für die wachsende MACHT der SAMMLER spielte sich in BERLIN ab, wo der Großsammler Erich MARX nicht mehr mit der Ausstellungspraxis einverstanden war: Im Museum „Hamburger Bahnhof" hat er einfach damit gedroht, seine komplette Sammlung abzuziehen. Früher hätte ein Großteil kennerschaftlicher Sammler vielleicht 100, 200 gute Bilder besessen, heute hätten Sammler - wie beispielsweise Friedrich Christian FLICK, der in dem "Hamburger Bahnhof" in Berlin seine Ausstellung zeigt -, nach H.R. innerhalb von etwa fünf Jahren 6.000 Kunstwerke der zeitgenössischen Kunst erworben. Das übte Druck aus, so dass man dem Sammler einen ganz eigenen Flügel bauen musste; ein Riesentrakt auf Staatskosten (siehe weiter oben).

Die Rolle der Galerien und Galeristen schwindet heute, weil immer mehr Sammler Kunst direkt beim Erzeuger, also beim Künstler kaufen. Natürlich versuchen die Galeristen so gut es geht, das zu verhindern. H. R. dazu: „Denn sie wollen mitverdienen und weisen zu Recht darauf hin, dass sie viele unbekanntere Künstler ja erst bekannt machen und viele Künstler auch über Jahre tragen und sie finanzieren, bevor sie selber überhaupt etwas an deren Werken dann auch verdienen können.“ In dem Maße, in dem sich KUNST privatisiere, würden natürlich auch unterschiedliche Spielregeln zu greifen beginnen. Der mächtige SAMMLER (oftmals Händler) könne letztlich darüber bestimmen, wer in sein Haus kommt, und wann er kommen könne (exklusive Öffnungszeiten).
Ein neues Selbstbewusstsein der MuseumsleiterInnen könnte bewirken, dass die seither eingeschränkte Kunstfreiheitsgarantie à la BRD-Grundgesetz-Artikel 5 Abs.3 Satz 1 einmal ernst genommen wird. Um Gegenwarts-KUNST zu fördern (gemeint ist hier nicht Anti- und/oder Nicht-„Kunst“!) bedarf es keines Paktes mit SAMMLERN und HÄNDLERN von „Kunst“ (Privat-„KURATOREN“ und deren immer gleichen protegierten „Stars“). Der institutionelle Kunstbetrieb sollte sich endlich vom MARKT mit seinem fragwürdigen „Kunst“-Geschmack EMANZIPIEREN und UNABHÄNGIG werden.

Meine ALTERNATIVE: Entflechtung von Kunst und Kommerz; Berufung geeigneter, innovativer Ausstellungsmacher, damit die Museen (als Unabhängige) nicht länger ein Spiegelbild des Kunstmarkts mit seinen Preisexplosionen sind. Dabei Vorsicht vor Sammlern, Leihgebern und Stiftern, vor einem Kultur-Sponsering, das über private Geldgeber-Macht Einfluss und Abhängigkeiten schafft. Siehe den Skandal mit falschen sog. „Mäzenen“; vgl. auch den Fall des Peter LUDWIG. Hierzu mehr in art-and-science.de - Link documenta-Demokratisierung, Kunstbeurteilung-Kriterien u.a.m.. Kulturelle EVOLUTION und Kultur- & /Kunst-Förderung sind wechselseitig miteinander zu verknüpfen, habe ich gefordert: Kultur/Kunst-Förder-Stellen (Kunstvereine, Museen, Institutionen wie Städte, Länder und der Staat; so auch die documenta-Institution, diverse Preise-Jurys etc.) werden mit Kulturförder-Gremien bzw. Kuratoren/Kuratorinnen (Einzelpersonen) besetzt, von denen „QUALITÄTs-Sicherung“ zu verlangen ist, was oft übersehen wird. (Siehe HAHN, Werner (2008): Zum DARWIN-Jahr: Kulturelle EVOLUTION, Paradigmen-Wechsel, Kultur- & Kunst-Förderung und Qualitäts-Sicherung. In: ZEIT Online v. 29.11.2008.)

LEITGEDANKE meines ZEIT-Aufsatzes ebenda bildete der Kernpunkt „EVOLUTION der KULTUR-POLITIK“: Von moderner demokratischer Kulturpolitik wird die Transparenz ihrer Entscheidungen erwartet: Subventionsgeber, also die öffentliche Hand, wie auch Subventionsempfänger und -empfängerinnen (Institutionen, Gruppen und Einzelpersonen) sind gehalten, über die vergebenen, respektive erhaltenen Mittel, Rechenschaft abzulegen. Hierbei dient EVALUATION – die Auswertung (Recherche, Ermittlung) von negativen und/oder positiven Erfahrungen - nicht nur der Leistungs-Überprüfung, sondern auch der QUALITÄTs-Sicherung, also der Optimierung, der Strategie und Planung sowie dem Wissens-Zuwachs.

Bei der Gestaltung und Organisation der ausstellerischen Praxis, müssen sich Ausstellungs-Macher, die ja ein verantwortliches Amt begleiten - eine verantwortliche Stellung gegenüber Kommunen tragen -, gerade heute der Qualitätsentwicklung und Evaluation (Selbst- und Fremd-Evaluation): Damit Ausstellungshäuser dazu in der Lage sind, ist der Aufbau eines institutionellen Qualitäts-Managementsystems erforderlich, das alle Bereiche des Ausstellungswesens in den Blick nimmt. Die Evaluation ermöglicht es dabei, mittels geeigneter Verfahren und Instrumente (siehe weiter unten das Schulbeispiel der Stadt Zürich) bestimmte Aspekte kunstbetrieblicher Wirklichkeit untersuchen, beurteilen und weiterentwickeln zu können.

Es muss gelingen, den fatalen Trend aufzuheben, das Publikum immer wieder mit den gleichen wenigen Ikonen der Frühmoderne und Moderne zu versorgen und immer die gleichen Kunstmarkt-Künstler („Stars“ wie Gerhard RICHTER - ebenfalls im BRANDHORST-Kubus vertreten), die gleichen Kunstobjekte, mit den gleichen Katalogen und den gleichen Werbe- und Gedächtnisobjekten zu zeigen. Da läuft schon lange etwas schief. Viele „KUNST“-Manifestationen des Zeitgeistes von heute (auch der Anti- und Nicht-Kunst) sind es nicht wert, gesammelt zu werden. Eine Pauschal-Verdammung der institutionellen Kunstvermittlung ist absurd; geeignetere NICHT-konservative Kuratoren müssen in der institutionellen Kunstvermittlung (ohne Sammler/Händler-Verbindungen!) angestellt werden, die sich nachweislich mit dem Thema QUALITÄT (der Kunstbeurteilung - verbindlichen Kriterienkatalogen) in der bildenden Kunst intensiv befassen.

Eine andere Ausstellungs-Politk der Museen wird von Hanno RAUTERBERG zu Recht gefordert (in dessen Buch „Und das ist Kunst?!“), so dass „Kunsterkenntnis weit mehr zählt als bisher“! JA: Das Kunst-System kann via ERKENNTNIS-Kunst befreit werden „von den Zwängen der Verwertbarkeit und Beschleunigung, von vordergründigen Sammler- und Händlerinteressen“.

Der Berliner Fall Marx/Bastian lehrt, wie den Staatlichen Museen die Bedingungen diktiert werden konnten/können. Nicht nur die Sammler Erich MARX und des Milliardärs-Erbe F.C. FLICK – auch der in Bielefeld lebende Italiener Egidio MARONA - installierten ihre PRIVAT-Kollektionen im staatlichen Hamburger Bahnhof. Eine einflussreiche Konnexion Kunst-Kommerz & Staat bedroht ernsthaft die Kunstfreiheitsgarantie im GG der BRD (Artikel 5 Abs. 3 Satz 1): Statt Verflechtung ist ENTFLECHTUNG von Staat und „Kunst“-Kommerz gefragt. (4)

Unerfreulich: In Frankfurt feierte man gerade den Startschuss für eine STÄDEL-Erweiterung – in sehr bedenklicher kunstbetrieblicher Situation: Das STÄDEL-Museum sollte auch Zeitgenössisches sammeln. Aber an die Stelle der „armen“ institutionellen Kunstvermittlung treten DZ Bank und Deutsche Bank, die ihre Sammlungen im STÄDEL „installieren“ können!

LITERATUR & Anmerkungen

(1) HAHN, Werner (2009): Zum 30. Deutschen Kunsthistorikertag 2009: Kunstbetrieb, Markt & Kanon („Stil“)- EVOLUTIONISIERUNG der Kunstgeschichte?. In ZEIT ONLINE v. 09.04.2009.

HAHN, Werner (2009): Malerei EVOLUTIONÄR weiterentwickelt: SCHÖNHEIT in einer zerbrechenden Welt - MARC & MACKE und ihr Impulsgeber DELAUNAY. In ZEIT ONLINE v. 13.04.2009. Siehe dazu auch im WEB mit 2 symbolischen - zum Nachdenken auffordernden - BILDERn von Werner Hahn: http://www.myheimat.de/gladenbach/beitrag/88435/sc...

HAHN, Werner (2009): EVOLUTIONÄR (Teil 1): Wie Künstler EVOLUTION malen – Kunst-EVOLUTIONISIERUNG. In ZEIT ONLINE v. 25.04.2009. Siehe dazu auch im WEB von Werner Hahn analog, aber mit 20 BILDERn: http://www.myheimat.de/gladenbach/beitrag/90830/wi...

HAHN, Werner (2009): EVOLUTIONÄR (Teil 2): „DARWIN – KUNST UND DIE SUCHE NACH DEN URSPRÜNGEN“. In ZEIT ONLINE v. 28.04.2009. Siehe dazu auch im WEB von Werner Hahn analog, aber mit 34 BILDERn: http://www.myheimat.de/gladenbach/beitrag/91651/wi...

(2) RAUTERBERG, Hanno (2009): Museum Hamburger Bahnhof. Absage an alles Heroische. DIE ZEIT v. 03.09.09 Nr. 37. (Online 07.09.09. – ebenda Foto des Duchamp-Antikunstwerks, Kommentare von mir.)

(3) HAHN, Werner (1992 & 1995): Ein Interview mit Joseph Beuys: „documenta“ und Kunstfreiheit, Jurierung, Auswahlkriterien, Manipulation, Kunstkritiker. In: HAHN, Werner: Documenta IX – Willkür statt Kunstfreiheit!? Eine Streitschrift zur Demokratisierung staatlicher Kunstförderung. (art & science 1995.)

(4) HAHN, Werner (2009): Staatstragendes BRANDHORST-Museum: Monument staatlich subventionierter Kunst-Lenkung? In: ZEIT Online v. 28.05.2009. UND: http://www.myheimat.de/gladenbach/beitrag/99806/mu...

  • "Die Kunst ist SUPER!" (im Hamburger Bahnhof in Berlin) - "Urzelle" als Beginn einer evolutorisch erzeugten MUTATIONs-Serie. (a&s; Copyright der Bider-Serie W.H.)
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  • Brückengestalt: Kunst-"Waschmittel"-Werbespruch des "Museum für Gegenwart" in der einstigen Bahnhofshalle.
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  • "Die KUNST ist SUPER!" - Zwischenform, die durch stammbaumähnliche Verzweigung eine Veränderung erfährt.
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  • Abgeleitete Gestalt des Werbespruchs für KUNST & ANTI-Kunst & Nicht-Kunst-als-"Kunst".
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  • Werbe-Spruch vor der Zersetzung (Auflösung).
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  • LOGO als Letal-Mutante?
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  • Wandel in die "Abstraktion"?
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  • Groß-Mutante: Invasion der "Natur".
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  • Mikro-Mutante
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  • Übergang zu innovativem "SUPER".
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  • Makro-Mutante: Farbe kommt ins Spiel.
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  • ars evolutoria Mutante
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  • Interview mit Joseph Beuys: „documenta“ und Kunstfreiheit, Jurierung, Auswahlkriterien, Manipulation, Kunstkritiker. In: HAHN, Werner: Documenta IX – Willkür statt Kunstfreiheit!? Eine Streitschrift zur Demokratisierung staatlicher Kunst
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  • Readymades von Marcel DUCHAMP: "Fontaine"/Urinoir, Flaschentrockner & Fahrrad. Ikone der Anti-Kunst-Bewegung. Abb. aus "Symmetrie als Entwicklungsprinzip in Natur und Kunst" von Werner Hahn. Deutsch: 1989/1995. Englisch: 1998 (World Scientific; erweitert)
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  • Joseph BEUYS pflanzt 1982 den ersten Baum für seine "Aktion 7000 Eichen-&-Basaltsteine". (a&s-Montage; Copyright W.H.)
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  • Anti-Kunst-"Heiliger" BEUYS: Fridericianum Kassel zur FUCHS-d7 1982 mit 7000 Basaltstelen auf dem Friedrichsplatz.
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  • Basalt-Stele in einem Vorgarten: "Kunst" á la BEUYS?
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  • Basaltstele - Durchmesser 1m, Länge 2.5 m - neben Blutbuche. Nach BEUYSschem Kunstbegriff ein "Kunstwerk": „Erweiterten Kunstbegriffs“ (Motto: „Jeder Mensch ist ein Künstler“).
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  • Kunstwerke und/oder Naturwerke?
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  • ars evolutoria Installation: "3-nadlige Amerikanische Kiefer 'geköpft' mit 3 Basalt-Stelen und Licht".
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5 Kommentare

Entscheide dich mal, wo du antwortest...
Ich bleibe beim ursprünglichen Thread - siehe deinen Link und antworte da.

Hier nur kurz zu den langen Texten:
Das war ein Hinweis, dass sich besonders im Internet die Surfer nur ungern durch endlose Textwüsten quälen. Wenn man die erreichen will, sollte man die Inhalte und Infos kurz und knapp vermitteln.

  • W. H. am 17.09.2009 um 11:14

Zum KIRRE-machen - lange Texte MUSS man nicht lesen!

Dass "sich besonders im Internet die Surfer nur ungern durch endlose Textwüsten quälen" betrifft .m.E. nur eine bestimmte Art von Usern/Benutzerinnen der Blogosphäre. "Wenn man die erreichen will, sollte man die Inhalte und Infos kurz und knapp vermitteln": Ich möchte niemanden "kirre" machen. Wer aber nur "fähig" und willens ist, kurze und knappe Infos zu verdauen, der muss meine Artikel ja nicht lesen; "darf" sie aber trotzdem - wenn möglich mit konstruktiver Kritik - kommentieren. Das GUTE an myheimat.de ist ja das FREIE BERICHTEN: ohne ZENSUR eines Verlages und/oder OBER-, OBER- OBER- (...) Journalisten. Die meinen oft, sie seien sehr WICHTIG.

Ich empfehle Ihnen ausführlichere Bemerkungen zum Thema (auch wenn es Sie "kirre" machen sollte) in:

http://www.myheimat.de/gladenbach/beitrag/64499/da...

"betrifft .m.E. nur eine bestimmte Art von Usern/Benutzerinnen"

Nö, Surfen ist hektisch. Deshalb wird mit "Teasern" gearbeitet. Das ist ein kurzer Text mit den wichtigsten Punkten plus Link zum langen Text zum "Anfüttern" - danach entscheidet der Surfer, ob er "tiefer" klickt oder weiter surft.
Im Prinzip kann der Teaser auch am Anfang des Textes stehen.

Sich erst eine Viertelstunde lang durch einen Text ackern, um erst dann zu erkennen, dass es einen gar nicht interessiert hat, macht kaum einer ;)

Aber wie gesagt: war nur ein gutgemeinter Rat ;)

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