Freude der KULTUR-Redakteure: GUTE OP-Online-Rezension begrüßt „neue Formen und Medien kultureller Produktion“ und andere INNOVATIONs-Thesen im Buch „Der Kulturinfarkt“
Summery: Staatlich gefördert werden muss, was „kulturell WERTVOLL“ ist: kulturelle INNOVATION! Zum dringend erforderlichen STAATSZIEL KULTUR siehe mehr: Forderung Kultur-Staats-Minister Bernd NEUMANN (im Anhang).
Seit zwei Wochen nun wird heftig über Sinn und Eigenart der staatlichen KULTUR-Förderung in den deutschsprachigen Ländern diskutiert. Über KULTUR-&-KUNST-Förderung des Landes Hessen debattiere ich schon seit dem „Fall documenta“ (HOET-d9 – 1992; 4 Bücher – zu d9, d10, d11, d12). BAZON BROCK erregte sich über den „d-12-Schrecken ohne Ende“ in 2007 im „Unabhängigkeits- gleich Willkürpathos der herrscherlichen Macher“: siehe dazu auch MEHR in http://www.artnet.de/magazine/willkurpathos-auf-de... - EBENDA: Willkürpathos auf der documenta 12 – „Kuratorenkaraoke“.
"Vier führende Kulturexperten" haben sich im documenta-13-Jahr 2012 entschlossen, einen Feldzug gegen den "Mythos vom Kulturstaat" zu führen; „Kulturstaat“ beinhaltet zugleich „Kunststaat“:
Man meint, eine völlig verfehlte Kulturförder-Politik entlarven zu können, die betriebs- und marktwirtschaftliches Denken bewusst ignoriere und „in lähmender Kameralistik und unbeweglichem Beamtentum ersticke“ (SZ); die „Kulturhoheit des Staates bedeute in der politischen und administrativen Wirklichkeit NICHT, Kultur zu fördern und zu pflegen, sondern beschränke sich auf Besitzstandswahrung und das Verbauen zukunftsorientierter Entwicklungen“.
Über diese Themen könne man durchaus diskutieren, „in Zeiten knapper werdender Kassen muss man das sogar“ – so die SZ in http://www.sueddeutsche.de/kultur/debatte-um-kultu... . Mitautor Dieter HASELBACH entgegnete der Kritik jüngst in einem Interview, dass es doch nur Gedankenspiele seien und man heute einfach viel tun müsse, um gehört zu werden.
Hermann Parzinger, der Autor dieses SZ-Beitrags, er ist Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, meint:Wenn man von einem Konsens in unserer Gesellschaft sprechen könne, dann sei es der, dass „Kultur für alle da sein muss“. Die steigenden Besucherzahlen der Museen zeigten zudem ganz konkret die erfolgreiche Wirkung dieser Strategie. SZ-FRAGE: Was ist also schlecht an der "Kultur für alle", wenn kulturelle und interkulturelle Bildung längst zu einem unverzichtbaren Bindemittel in unserer Gesellschaft geworden sind?
Dass Museen und Bibliotheken aufgrund ihrer Struktur als öffentlich geförderte Einrichtung PER SE nicht innovativ und attraktiv genug seien, sei „Mumpitz“; denn „diejenigen von ihnen, die gute Arbeit leisten, können sich nämlich vor Besuchern und Nutzern kaum retten“.
SZ-FAZIT:
Die öffentliche Kulturförderung dürfe „nicht grundsätzlich zur Disposition stehen“, wolle Deutschland nicht die Axt an einen wesentlichen Grundpfeiler seiner Bedeutung als KULTURNATION legen. Ein „Unverzichtbarkeitsgebot“ könne und dürfe aber im Kulturbereich angesichts der schmerzenden Wirklichkeit ebenso nicht geben.
Deshalb sei es absolut „legitim danach zu fragen, ob immer neue Museen und Bibliotheken gebaut werden müssen“, wenn sich die bestehenden selbst kaum mehr tragen könnten. Staatlich gefördert solle nur noch werden, was "kulturpolitisch RELEVANT" sei; da zeigten die vier Kulturkenner, welch Geistes Kind sie sind: NEIN, staatlich gefördert werden muss, was „kulturell WERTVOLL“ ist! Wie auch immer Kulturpolitik in unserem Land in Zukunft aussehen wird, „auf jeden Fall braucht es dazu einen politischen und gesellschaftlichen Konsens“.
Das Buch „Der Kulturinfarkt: Von allem zu viel und überall das Gleiche“
sei ein „Blindgänger“, den DER SPIEGEL per Vorabdruck gezündet habe. So eine „taz“-Autorin in http://www.taz.de/Schlagloch/!90038/ - Statt einer ernst zu nehmenden Vision „für die ja tatsächlich ungewisse Zukunft der Kultur in Deutschland“ würden am Ende aber „nur Phrasen gedroschen“.
Die „taz“ versuchte – wie ich in MARBURG und das „Herforder Kreisblatt“ herauszufinden Wer ist eigentlich Professor Dieter HASELBACH?
Bei Amazon, wo jeder mit etwas Leidensfähigkeit Begabte das Titelfindungs-Homevideo ansehen kann, sei der Mit-Autor so vorgestellt: „Dieter Haselbach, Professor für Soziologie an der Philipps-Universität Marburg?“ - Sollte das, fragte sich das „Herforder Kreisblatt„ wirklich derselbe Haselbach sein, der einst eine „kulturpolitische Strategieprüfung“ ihrer kleinen Stadt vornahm, „deren Ergebnissen in keinem Punkte gefolgt zu sein sie noch heute mit einem Gefühl tiefer Befriedigung und Dankbarkeit gegenüber der eigenen Vernunft erfüllt“? Also hat das Herforder Kreisblatt – wie auch ich - einfach mal im Marburger Lehrkräfteverzeichnis nachgeschaut. Aber da fand sich kein Professor Dieter Haselbach. Im Dekanat des Fachbereichs 3 – Gesellschaftswissenschaften und Philosophie – erfuhr man: „Haselbach hat hier einst ein paar Seminare angeboten, aber der Kontakt ist längst abgerissen.“
Buch versetzt Kulturszene in Aufruhr - Vertreter der KULTUR in Marburg zum „KULTURINFARKT“:
Ein Theater-Mann in MR meint:
Der Vergleich der Theater- und Konzertangebote mit dem Kunstmarkt hinke. Dieser sei im Gegensatz zu jenen Angeboten auf Eigentumsbildung ausgerichtet und „funktioniert deshalb viel eher nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Solche Marktgesichtspunkte der gesamten Kultur überstülpen zu wollen, verkennt deren gesellschaftspolitische Bedeutung“. Matthias Faltz, Intendant des Hessischen Landestheaters, äußert in der OP den Vorschlag, „einen Jagdbomber weniger und es reicht für alle“.
Ein HASELBACH-Interview in der OP:
http://www.op-marburg.de/Lokales/Kultur/Kultur-lok...
Das Buch „Der Kulturinfarkt“ habe einen Untertitel, der „auch der geheime Stoßseufzer vieler Kulturredakteure“ sei: „Von Allem zu viel und überall das Gleiche.“
Es geht im 4-Autoren-Werk um die subventionierte Kultur. Wir haben zu viel davon, meinen die Autoren, viel zu viel. Thesen ebenda: Die staatliche Kulturförderung ersticke jede Eigeninitiative - Kulturinstitutionen seien verfettet, selbstbezogen, erstarrt. In öffentlichen Kultureinrichtungen (siehe auch Marburger Kultur) gehe es nur noch um das „Management des Vorhandenen. Kraft für Innovationen, für Visionen gar, fehle“. Das Kultur-und-Kunst-System stehe kurz vor dem INFARKT. Soweit – sogut: Radikal-KUR tue not: ABER WIE?
Weg mit den Subventionen für Theater, Museen, Bibliotheken, Orchester und andere Kultureinrichtungen! Jedenfalls mit der Hälfte?
Die OP: Die Autoren der Polemik über Kulturpolitik und Kultursubvention sind keine Heißsporne der Offkultur, keine kalten Rechner von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, sondern Kulturexperten. So Ronald Meyer-Arlt ebenda in http://www.op-marburg.de/Lokales/Kultur/Kultur-lok...
„Was wäre gefährdet“, fragen die Autoren, „wenn die Hälfte der Theater und Museen verschwände, einige Archive zusammengelegt und Konzertbühnen privatisiert würden? (...) wäre das wirklich die Apokalypse?“, heißt es in „Der Kulturinfarkt“. Und die Autoren fragen richtig weiter:
„Fällt es so schwer, sich vorzustellen, dass die frei werdenden Mittel sich auf die verbleibenden Einrichtungen, auf neue Formen und Medien kultureller Produktion, auf die Laienkultur, die Kunstausbildung und eine tatsächlich interkulturell ausgerichtete kulturelle Bildung verteilen können?“
OP: Natürlich falle es nicht schwer, sich das vorzustellen. „Und es fällt auch nicht schwer, ihrer Kritik zu folgen. Ja, sicher: Es gibt heute deutlich mehr Theater, Bibliotheken, Volkshochschulen und Kunstfestivals als noch vor 30 Jahren.“ Und, ja: „Auch richtig ist die Feststellung, dass die staatliche Förderung den öffentlichen Kulturbetrieben erlaubt, sich vom Wettbewerb abzukehren, während die privaten Kulturbetriebe zu ständiger Innovation und zu Aufmerksamkeit gegenüber den Besuchern gezwungen sind. Alles richtig.“
Man nicke, wenn die vier Autoren starke Sätze formulieren wie:
„Unter der Programmhoheit von ,Kultur für alle‘ fand in diesem Land – man verzeihe die militärische Metapher – eine systematische kulturelle Aufrüstung statt“.
Oder: „Kunst entsteht nicht durch Kulturpolitik. Doch Kulturpolitik kann Entstehen von Kunst erleichtern. Verstünde sie dies als ihre Aufgabe, wäre der Unterschied zur gegenwärtigen Politik groß“.
Sowie: „Die Freiheit der Kunst, eines der großen Projekte des 20. Jahrhunderts und die Antwort auf die Erfahrungen der Diktatur und des Kalten Krieges, hat die Kunst beliebig und die Künstler vom Staat abhängig werden lassen. Künstler können den Staat wie eine Krankenversicherung anrufen, wenn im Geldbeutel ein Loch klafft.“
FAZIT OP: Schon recht.
Dem NEUEN (INNOVATION) sei ja stets ein gewisser Zauber eigen. LOB für den MUT der 4 Kulturexperten. Ronald Meyer-Arlt stimmt zu: „Schluss also mit der Gemütlichkeit und der Behaglichkeit im Subventionsbetrieb. Platz für Neues! Rein mit der frischen Luft. Warum auch nicht? Dass der frische Wind kühl ist, liegt in der Natur der Sache. (…)“
Man rede über „olle Kamellen“? - Die Vorschläge der vier Experten seien „so neu eigentlich nicht“? - Kulturelle Bildung, klar, kein Problem. RECHT hat der REZENSENT: „Aber Laienkultur? Oh je. Dann doch lieber alles so lassen, wie es ist. …“
Haselbach, Klein, Knüsel, Opitz: „Der Kulturinfarkt“
Dazu siehe auch - LINKS: Artikel von wernerhahn die sich mit dem Thema befassen:
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/63...
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/63...
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/63...
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/63...
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/63...
ANHANG - STAATSZIEL KULTUR:
Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, begrüßte 2011, dass die SPD-Bundestagsfraktion in einer Kleinen Anfrage der Bundesregierung auf den Zahn gefühlt hat. Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Umsetzung von Vorhaben und Vorschlägen zur Förderung von Kunst und Kultur durch den Bund“ (BT-Drucksache 17/6835) belegt, dass die KULTUR in unterschiedlichen Ressorts der Bundesregierung eine wichtige Rolle spielt. Der Deutsche Kulturrat begrüßt besonders die in der Antwort herausgestellten Schwerpunkte zum STAATSZIEL KULTUR, zur „Förderung der Menschen mit Migrationshintergrund im Kulturbereich, zum Umgang mit Neuen Medien und des Festhaltens an der Künstlersozialkasse“. (http://www.kulturrat.de/detail.php?detail=2110&rub... )
Mit der Ausweitung der Förder-Aktivitäten im Bereich der Neuen Medien setze der Kulturstaatsminister Bernd NEUMANN Maßstäbe und „agiert am Puls der Zeit“. Die gezielte Förderung Neuer Medien und die gleichzeitige Schulung von Kindern, Jugendlichen und Eltern wie Erziehern im fachgerechten Umgang mit den Neuen Medien sei ein Indiz für die Nachhaltigkeit und die Effizienz dieser Projekte.
Kulturstaatsminister Bernd NEUMANN wurde von mir kritisiert in DIE ZEIT: http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2... )
und befragt: http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2...
In Blog auf ZEIT ONLINE unter Bundestagswahl 2009 & Abgeordnetenwatch.de: Ist ABGEORDNETEN-„Watching“ BLÖD?
Von Werner Hahn 12.09.2009: ebenda ist dokumentiert, was Herr NEUMANN von mir zum Thema gefragt wurde: Kommentar Nr. 4: Michael NEUMANN (Kulturstaatsminister, Frage zum Thema Bildung und Kultur bei www.abgeordnetenwatch.de - 03.09.2009). ANTWORT ebenda:
Bernd Neumann vom 24.09.2009
Sehr geehrter Herr HAHN,
ich war und bin ein Befürworter des Staatsziels Kultur. Dazu stehe ich öffentlich, selbst, wenn die Mehrheit meiner Fraktion dem noch nicht zugestimmt hat. Ich halte es grundsätzlich für klug, das Staatsziel Kultur im Grundgesetz zu verankern. Gleichwohl ist mir bewusst, dass durch die Aufnahme dieses Staatsziels nicht, wie vielleicht manch einer annehmen mag, der finanzielle Segen über die Kulturlandschaft Deutschland hereinbrechen wird. Ich habe mich während der letzen vier Jahre ohnehin so verhalten, als existiere das Staatsziel bereits. Meiner Meinung nach wäre die Einführung des Staatsziels Kultur aber ein wichtiges Signal, um auf die generelle Bedeutung von Kultur aufmerksam zu machen. Denn Kultur ist mehr als ein Ressortbereich. Kultur macht unsere Identität aus. Kultur ist übergeordneter als die einzelnen Fachbereiche wie Entwicklungs-, Innen-, Wirtschafts- oder Finanzpolitik. Denn: Kulturpolitik berührt die Grundlagen unseres Zusammenlebens. Sich dazu zu bekennen, bedeutet auch, die Leistung der Kulturschaffenden anzuerkennen. Das ist einer der Hauptgründe, weshalb ich mich weiterhin für diese Forderung engagieren werde. Manche Dinge brauchen eben Zeit. (…) – MEHR a.a.Ort.
Bürgerreporter:in:W. H. aus Gladenbach |
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