DARWIN-Jahr: Victor VASARELY überrascht mit OP ART im Giessener MATHEMATIKUM (1)
Hat der Maler und Grafiker der Optical-Art - der Künstler Victor VASARELY (1908-1997) - etwas mit dem DARWIN-Jahr zu tun? In der Bildenden Kunst wurde das SEHEN in allen Epochen immer wieder reflektiert. Sei es durch Bilder oder durch theoretische Schriften. Durch Essays & Bücher zum Beispiel über die „Zentral-Perspektive“ (1). Der Mensch war schon immer fasziniert von den Möglichkeiten, das menschliche Auge durch optische Effekte und visuelle Experimente zu täuschen. OP ART nutzte konsequent optische Phänomene, um die Täuschungsmöglichkeiten des menschlichen Augen-Paares auzuloten. Ohne das Doppelauge ist stereoskopisches Sehen nicht möglich. Gut zum Mathematikum in Gießen passen VASARELEYs Werke der 60er und 70er Jahre, die dort mit visuellen Effekten faszinieren.
Bücher mit grafischen Mustern und Illusionen des Raumes – zur sog. Optischen Täuschung, zu "optischen Illusionen" – gibt es viele. Einzigartig sind die experimentell entwickelten Arbeiten Victor VASARELYs (nachfolgend kurz V.V., 1908 Pecs/Ungarn-1997 Paris): einer Kunst des 20sten Jahrhunderts, die in 80 vielfältigen Beispielen im Gießener MATHEMATIKUM – einem wahren Publikumsmagneten – in drei Etagen ausgestellt sind. „Mathe macht glücklich“ heißt das Motto des Mathe-Museums: das sagt Museums-Leiter Prof. BEUTELSPACHER (Mathematiker) und es steht im Erdgeschoss des „Mitmach-Museums“ mit der VASARELY-Schau auf dem Teppichboden. Kann auch KUNST „glücklich“ machen?
JA, die OP-ART-Kunstrichtung, der Victor VASARELYs Bildwelt zugeordnet wird, macht Kunst-Freunde glücklich. Wenn auch manch ein/e Besucher/in des Mathematikums von der „Attacke aufs Auge" und den Gleichgewichtssinn der V.V.-Werke leicht irritiert sein mag. Viele der in Gießen gezeigten Werke sind indessen filigrane Gebilde, die eine subtile, poetische Ausstrahlung entfalten.
Im Zusammenspiel verschiedenster Arten von Mustern hat der berühmteste und erfolgreichste Vertreter der OP ART versucht, Dreidimensionalität auf der Tafel-Bild-Fläche zu evozieren: Oft OHNE Nutzung der klassischen ZENTRAL-Perspektive und mit „unmöglichen Figuren“. Der sehr populäre VASARELY hat wie kein anderer VOR dem digitalen Zeitalter (ohne Computer) die optischen und emotionalen Möglichkeiten verschiedener grafischer und farblicher Mittel ausgelotet. Sein erstes großes Werk „ZEBRA“ gilt heute als das erste Werk der „Op Art“, der „Optischen Kunst“.
Schon 1939 zeichnete der Künstler-Star ZEBRAs (vgl. Bildergalerie). V.V. suchte die Rolle von Künstler und Kunst in der Gesellschaft neu zu bestimmen: Er propagierte als etablierter Kunstmarkt-Künstler die Idee einer „demokratisierten“, beliebig reproduzierbaren Kunst. Die Aura des Unikats und elitäres Besitz-Denken wollte V.V. zerstören. Nichtsdestotrotz sind alle in Gießen ausgestellten Serigraphien und Radierungen sowie Objekte (Geschirr, Holzrelief, kostengünstige Multiples u.a.m.) über eine Galerie erwerbbar (Maximalpreis 6900 Euro).
Der langjährige Werbegrafiker VASARELY hat als KÜNSTLER unerschöpfliche VARIATIONS-Möglichkeiten seiner gestalterischen "zellen"-artigen Grundelemente entwickelt: Nicht-evolutionäre-Metamorphosen sog. „plastischer Einheiten“ - „unités plastiques“ mit farbigem Quadrat als Grundform -, in die Dreieck, Kreis, Raute, Ellipse etc. einzufügen sind. Mit 6 Farb-Tönen als Basis-Repertoire. Aus je zweifarbigen und zweiförmigen Bild- „Molekülen“ setzte sich V.V.s „Plastisches Alphabet“ zusammen, das er 1959 sogar patentieren ließ („Folklore Planétaire“).
Die Ausstellung zeigt 5 Collagen V.V.s zu „unité plastique (60er Jahre). Häufig wurden in den oft optisch irritierenden Bildern, den aus Elementen des Plastischen Alphabets zusammengesetzten Kompositionen, die Farb-Bild-Elemente (Farbwerte) stufenweise in Reihen aufgehellt oder verdunkelt; siehe Bilderserie.
Interessant sind für mich Fragen wie: Verfolgte VASARELY mit seiner Idee des Multiples auch eine „Demokratisierung der Kunst“ als EVOLUTIONISIERUNG der Kunst? Und: Finden sich in den Abfolgen von Form- und Farbe-Kombinationen der Gemälde oder Serigrafien VASARELYs etwa „mutierende“ (evolutionär-bifurkative) Ordnungs-Prinzipien - mit Bild-„Mutationen“, in denen sich über Bifurkationen stammbaumähnlich die ars-combinatoria zu einer ARS EVOLUTORIA evolutionär-künstlerisch weiterentwickelte?
War VASARELYs Gesamt-Werk etwa nur romantische POESIE (ohne Natur-Wissenschaftlichkeit), die mit der Wirklichkeit der in einer EVOLUTION entwickelten NATUR – im DARWIN-Jahr 2009 intensiv diskutiert - gar nichts zu tun hat?
Bekannt ist, dass sich VASARELY eingehend mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen beschäftigt hat. In der Tat: VASARELY hat das „abstrakte Wesen des SCHÖNEN“ der Natur „in seiner materiellen, mathematischen Struktur zu verstehen“ versucht ((2) a.a.O. S. 66). Der Künstler der OP ART arbeitete oft mit RAUM-Illusionen erzeugenden Figuren – Objekten, die im realen Raum NICHT existieren könnten. Das Doppel-Auge entdeckt zwar dabei ständig verschiedene Lösungen in den faszinierenden Bildern (wie z. B. der „Izzo“-Reihe von 1969) und ist nicht in der Lage, eine Figur dauerhaft zu stabilisieren. Vasarelys illusionistische Räume, die auf reale Dreidimensionalität verzichten, haben zwar die virtuelle Räume des Computerzeitalters vorweggenommen – scheinen aber auch der künstlichen Welt eines l’art-pour-l’art verhaftet zu sein: einer Kunst für die Kunst; sinngemäß - einer „Kunst um der Kunst willen“ – (lat.) „Ars gratia artis“. Oder doch nicht?
VASARELY würde heute sicher verneinen, Anhänger der Einstellung einer „Selbstzweckhaftigkeit der Kunst“ (L'Art-pour-l'art-Standpunkt) gewesen zu sein. Kunsthistorisch steht V.V. in der Tradition der geometrisch-abstrakten Strömungen der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts: VASARELYs Bildwelt entwickelte sich als „Nachläufer“-Werk aus der Tradition der Malerei etwa eines Piet MONDRIAN (rechte-Winkel- & Grundfarben-„Spezialist“) und Kasimir MALEWITSCH („Schwarzes Quadrat“-Ideologie). Auch dem Werk anderer Vertretern der Theorien gegenstandsloser Malerei ist V.V.s Bildwelt verwandt. Über einige Vorläufer-Vertreter VASARELYs, die mit ihrer Beschränkung der Bildmittel ausgesprochen universalistische Aussagen verbunden haben, veröffentlichte ich im INTERNET Essays.
VASARELY hat in seinem Bilder-Schaffen tatsächlich an die Wahrnehmung der Erscheinungsformen der Natur in der Art einer Wahrnehmung ihrer GESETZE und ORDNUNGEN gedacht: „Meine plastischen Einheiten: vielfarbige Kreise, Quadrate sind die Gegenstücke der Sterne, Atome, Zellen und Moleküle, aber auch der Sandkörner, Kiesel, Blätter und Blumen. Ich fühle mich der Natur viel näher als jeder Landschaftsmaler, ich treffe sie auf der Ebene ihres inneren Aufbaus, der Anordnung ihrer Elemente“. (In „Folklore Planétaire“ 1973; zit. nach HOLZHEY (2)).
Würde VASARELY heute noch leben, hätte ihn sicher sehr interessiert, womit ich mich in einem Essay befasst habe:
http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2...
Ich plädierte in diesem Artikel über „Gottesteilchen“ für ein neuartiges Kunst-Ins-Bild-Setzen: über die Methode der Natur-Anschauung in der „ars evolutoria“ (auch „poesia evolutoria“). Sie erschließe Prozesse, in denen sich die Natur selbst zur Entfaltung gebracht hat - nämlich durch EVOLUTION. Natur-Sicht ist hier eine Erzählung des der Natur Möglichen, wobei sich evolutionäre Formvielfalt in Natur und Kunst am besten im augenfälligen, sich an SYMMETRIE-Prinzipien orientierenden (evolutionären) Bild dokumentiert. Im möglichst anschaulichen Nebeneinander und Auseinander der Formen-Vielfalt mit strukturellen Variationen (Mutationen) wird EVOLUTION dokumentiert. In einem Artikel zum DARWIN-Jahr (Jubiläum des R/Evoluzzers) hat Prof. Dr. Franz M. Wuketits (Wien) – er lehrt Wissenschaftstheorie, Schwerpunkt Biowissenschaften, Universität Wien – u.a. geschrieben (3):
„Ist auch nicht zu bestreiten, dass die ästhetische Wahrnehmung subjektive Komponenten enthält, die wiederum individualhistorischen (biographischen) Entwicklungen (Prägungen und so weiter) entspringen, so scheint beim Menschen universell eine Vorliebe für harmonische Gebilde zum Ausdruck zu kommen. Dabei ist vor allem an die SYMMETRIE zu denken, die auf den unterschiedlichsten Ebenen unserer Kultur eine hervorragende Rolle spielt. Das Wahrnehmen und Repräsentieren von Symmetrien hat offenbar von Anfang an unsere Kulturgeschichte beflügelt.“
(So WUKETITS unter dem Thema „Sinn für Harmonie“ in seinem Artikel über „Evolutionäre Ästhetik“ als „Forschungsprogramm“, an dem auch ich arbeite und ein umfangreiches Buch Anfang 2010 - nach dem DARWIN-Jahr - veröffentlichen werde. F.M.W. a.a.O.: „Noch ist die evolutionäre Ästhetik weniger eine etablierte Disziplin als ein Forschungs-Programm, allerdings ein sehr viel versprechendes.“)
Schon Renaissance-Künstlern wie DÜRER und LEONARDO ist es um „Strukturprobleme“ gegangen, um die „Dinge von Grund aus“ kennen zu lernen und das „’ Wesen’ der Dinge von innen heraus“ zu verstehen: Von „trasmutazione die forme“ sprach Leonardo. GOETHE entwickelte später seine anschauliche Metamorphosen-Lehre. VASARELY, der niemals computergestützte Techniken beim Bildermachen benutzt hat, machte sich auch über die „Wissenschaftlichkeit“ seiner Kunst Gedanken. Und er glaubte – wie seine Vorläufer - an eine HARMONISIERUNG der Welt durch ordnende Stil-Prinzipien sowie eine neue Systematisierung der Bildsprache: Romantische Versionen der Malerei hielt er dabei aber für veraltet. „Verirrungen“ wollte V.V. meiden.
So experimentierte er anfangs mit Linien-Netzen und Streifen-Bildern (geometrischen Mustern wie Schachbrettern) und untersuchte die VERÄNDERBARKEIT von Strukturen. Das Mittel der Quadrate-Verzerrung & -Vergrößerung nutzte V.V. beispielsweise, um den Körper eines halbfigürlichen farben-schönen „Harlekin“ (Abb. S. 24 in (2) – 1936-1952) zu formen. (Vgl. dazu auch Bildstrecken-Abbildung „Kunst & Cocktail“ mit „Grüner Jongleur“, Serigraphie 80erJahre.)
Ist „Gott“ ein rationaler künstlerischer GEOMETRIKER?
Von der „inneren Geometrie der Natur“ war VASARELY überzeugt: GEOMETRIE vermag – und das ist auch meine Grund-Überzeugung (These „Gott ist ein rationaler großer Geometriker“) – die Gesetze des gesamten Universums zu repräsentieren; vom "Urknall" ausgehend. Künstlerische Strukturen und Natur-Gesetze können einander entsprechen, wenn man sie visualisieren kann, im KUNST-Werk darstellen kann. VASARELY hat sowohl die gegenständliche Welt abstrahiert (in frühen Arbeiten) als auch (später) zufällig entstandene Muster „gegenständlich“ (figürlich) gelesen.
Mit Bezug auf LEONARDO verwies V.V. auf die Bedeutung der GESTALT-Theorie (Lehre vom Gestalt-Sehen) für sein Werk und formulierte: „Schon Leonardo da Vinci nahm diese Theorie voraus, als er in seinem Traktat von der Malerei von den Mauerflecken sprach, die … ihm mythenhafte Landschaften, menschliche Wesen u.ä. vorspiegelten. (…)“. V.V. interessierte hierbei das Figur-Grund-Problem, dass das „menschliche Auge unfähig ist, sich zwischen zwei oder mehreren perzeptiven Hypothesen zu entscheiden“ (Zitat nach Ferrier u. (2) a.a.O. S. 33 f.). In grafischen Studien befasste sich VASARELY um 1934 daher auch mit dem axonometrischen Würfel, der die Fixierung verweigert. Dieser sog. NECKERsche Würfel ist eine UMSPRING-Figur, bei der einmal die quadratische Fläche hinein- und einmal aus dem Bild herauszuragen scheint. (Vgl. z.B. Kipp-Effekte-Bilder in http://www.optischetaeuschungen-online.de/optische...)
Flächige Darstellungen zu DYNAMISIEREN (EVOLUTIONisieren) – allerdings NICHT unter Verzicht auf Gegenstands-Bindung (Figur-Verzicht) -, ist ein Kennzeichen meiner ARS EVOLUTORIA: Theoretisch und experimentell-bildkünstlerisch konnte ich beweisen, dass in NATUR- und KUNST-Formen die Prinzipien ihres Entstehens erkannt werden können: Das so genannte Prinzip der "Asymmetrisation & Symmetrisation" (Begriffe bitte googeln) wurde von mir entdeckt, in dem vieles „anzuschauen“ ist und nach dem vieles zu ordnen ist. Ideen der ars evolutoria zu Natur und Kunst wurden sowohl in Wort und Schrift formuliert, als auch ins Bild gesetzt: In Symmetriebüchern (engl./deutsch zur „Evolutionären Symmetrietheorie“ („EST“ – bitte googeln): „Evolutionäre Ästhetik als Erkenntnisästhetik“ (Ästhetik als Einsicht und Erkenntnis).
Die Ursachen einer ‚Form als Genesis’ (Paul KLEE) werden in der ars evolutoria nicht verrätselt, nicht in mystisches Dunkel gehüllt und sind nicht unerkennbar. Dass SCHÖNHEITs-Normen und Stil-Gesetze in den Techniken der Moderne und Postmoderne abgedankt haben, so dass Kunst-Prozesse „Zeichen der Auflösung“ von Kunst gezeigt haben (Kunst der Kunstlosigkeit – Nicht-Kunst- und Anti-Kunst-Bewegung), ist anschauliche Gewissheit.
EXKURS: Von der BOSHEIT der Ur-Völker zur BÖSARTIGKEIT Hoch-Zivilisierter
Durch „ernsthafte Erforschung“ von künstlerischen Arbeiten ließen sich wichtige Erkenntnisse zur Organisationsweise des Gehirns gewinnen, glaubt der Neurobiologe Semir ZEKI. Die Historie des BÖSEN und KUNST-Widerspiegelungen des Schrecklichen sollten NEURO-Ästhetiker untersuchen. Wie die AGGRESSION in die Welt gekommen ist – durch den freien Willen oder als Missbrauch dieses freien Willens -, ist zu erklären. Die EVOLUTION des „HOMO SAPIENS Sapiens“ zeigt, dass unsere Vorfahren schon gewalttätig waren. Verprügelt hat man sich schon im vermeintlich friedfertigen „Paradies“. Grausamkeiten von Gewalttätern werden heute gern durch kindliche Prägung, häusliche Gewalt, sexuellen Missbrauch, Bindungsarmut etc. erklärt. Kannibalismus, Kopfjagd, Folter, Verstümmelung und Vergewaltigung gab es allerdings bereits unter „Ur-Völkern“. Neben der „BIOLOGIE des Bösen“ ist für eine KUNST/Künstler-Forschung die „KUNST des Bösen“ (Hässlichen) - kulturell-evolutionär entstanden -, ein US-Gegenstand der Neuroästhetik (NÄ). Experimentelle N.Ä. kann feststellen, wie sich „ideales BÖSES“ neben ("idealer/n") SCHÖNHEIT(en) darstellt: in Hirn-Aktivitäten.
„Wie steht es um die Malerei in der Welt heute?" wurde Francis BACON gefragt. Er äußerte: "Ganz schlecht"; 1971, Retrospektive Paris (Grand Palais); Interview Marguerite DURAS. Um die Malerei der WELT steht es auch heutzutage m.E. (noch) schlecht. Arnold GEHLEN, der im Essay 1959 dem "künstlerischen Rang" und der "strukturellen Wahrheit" von BACONs Bildern nachspürte, würde sicherlich heute Untersuchungen der NEURO-Ästhetik begrüßen. Der Gigant BACON wäre 2009 hundertjährig geworden. Russische Oligarchen, millionenschwere Scheiche und Hedge-Funds-Manager – sie kaufen B.s Kunst -, sollten die Forschung der NÄ fördern! Mehr Kommentare von mir: vgl. DIE ZEIT-Artikel über Francis BACON und „Wurzeln des BÖSEN“ (Nr.44/09) sowie FAZ-Net über Neuro-Ästhetik (Niklas MAAK, 22.10.09).
Künstlerische Praktiken können indessen – und diese Ansicht hat auch Victor VASARELY vertreten – ein Ort von ERKENNTNIS-Gewinn sein. Neuro-Ästhetik kann dabei durch experimentelle Fosrchung mit/an Kunstwerken sehr hilfreich sein (s.o.). In künstlerischen Konzepten der (alten) Moderne ging es vorrangig um die permanente Entwicklung von Neuem – um künstlerische Wissensproduktion, ohne dass künstlerische Theorien, Arbeitsweisen, Verfahren und Methoden (= Kunst-Wissen) Teil eines spezifischen Wissens im System von NATUR-Wissenschaften geworden sind. Durch experimentelle Demonstrationen und Beobachtungs-Situationen ist es mir (analog VASARELYs Vorgehen) in der "ars evolutoria" Schritt für Schritt gelungen, künstlerische Erkenntnisweisen mit naturwissenschaftlichen zu verknüpfen, ineinander zu führen und zu verschmelzen (und umgekehrt). So konnte ein Wissens-Transfer (Interaktion, Trans-Disziplinarität) zwischen Künsten und (Natur-)Wissenschaften – und umgekehrt – ermöglicht und befördert werden.
VASARELY hat (wie ich) in Kasimir MALEWITSCHs „Schwarzem Quadrat auf weißem Grund“ KEINEN „Endpunkt der Malerei“ im 20. Jahrhundert gesehen; er erfand weiterführende Bild-Lösungen (siehe die gelungene VV-Mathematikum-Schau). Und VV versuchte die Überwindung der statischen geometrischen Bildfläche, indem er 1953 das Quadrat zum Rhombus werden ließ, so dass die Fläche in BEWEGUNG geriet: Verschiebungen in der „Grdes –Cristal“-Periode, siehe die Werke „Pamir“ von 1950 und „Hommage an Malewitsch (1953) in (2).
VASARELY eliminierte nicht den Bezug zur Natur: „Er verlegte ihn in universale Dimensionen, in die ‚Welt der Galaxien’ ebenso wie in die ‚Welt des Atoms’“, schreibt Magdalena HOLZHEY in ihrem informativen Buch über den Forscher-Künstler (2). Die Autorin belegt dies mit Abbildungen, die Analogien knüpfen zur modernen Naturwissenschaft ((Astro)Physik); und mit Bildern, die Namen von Sternbildern oder aus der Mikrophysik tragen („CTA“, „Vega“, „Ion“ u.a.m.).
In der (Elementar)TEILCHEN-Physik kann Natur-Erkenntnis weniger Natur-ANSCHAUUNG sein. Erfahrungswissen ist für mich (wie es schon zuvor GOETHE und HAECKEL sah) Anschauungs-Wissen; siehe allenthalben das Ins-Bild-Setzen von spekulativen „Kügelchen“-Modellen für unterschiedlichste Partikel-Arten, Teilchen mit viel Raum zwischen den Partikeln. GOETHEs Spruch als MOTTO wählend - „ Wäre die Natur in ihren leblosen Anfängen nicht so gründlich stereometrisch, wie wollte sie zuletzt zum unberechenbaren und unermesslichen Leben gelangen“ – entwickelte ich ein Licht-Materie/Antimaterie-Energie-URFORM-Modell ( L-M/A-E-Urform-Modell). Anders als die Idee der „Mathematisierung“ des Wissens (Welt der Spezialisten in der Teilchen-Physik mit Formeln und Gleichungen, Hochtechnisierung) geht es mir um eine ganz anders geartete Naturanschauung („Geometrisierung“ als Symmetrisierung – siehe oben.).
Ich glaube fest, Victor VASARELY hätte sich für meine Modell-Vorstellungen und Theorie zum L-M/A-E-Urform-Modell interessiert. Von der Wissenschaft entdeckte Realitäten interessierten den Künstler-Forscher.
PS: Fortsetzung des Artikels in
DARWIN-Jahr 2009: GEOMETRISIERUNG und SYMMETRISIERUNG (Mathematikum/VASARELY; Teil 2)
Literatur & Anmerkungen
(1) Vgl. z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Perspektive.
(2) HOLZ, Magdalena: VASARELY1906-1997. Das reine Sehen. Köln 2005 ( Verlag Taschen).
(3) WUKETITS, Franz M.: Evolutionäre Ästhetik. Die Evolution und das Schöne. In: "Change by Evolution" - http://www.charles-darwin-jahr.at/darwin/index.php... Siehe auch WUKETITS: Evolution und Symmetrie. Symmetrie als Evolutionsfaktor? In: Werner Hahn & Peter Weibel: Evolutionäre Symmetrietheorie - Selbstorganisation und dynamische Systeme (Stuttgart 1996), S. 13-23.
Bürgerreporter:in:W. H. aus Gladenbach |
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