Sonntagsfahrverbote
Nach dem arabischen Ölembargo ging der Bundesrepublik vor 50 Jahren der Sprit aus

Foto: Lebensraum Straße
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"Manche Autofahrer packte blanke Wut, viele Familien entdeckten aber die Sonnenseite des Sonntagsfahrverbots.

Der Fall eines Tankwarts im Westerwald war ein Extrembeispiel für die Überreaktion mancher Autofahrer: "Volltanken" verlangte mit vorgehaltener Pistole ein Mercedes - Fahrer. Statt 15 Liter, wie es die staatliche Rationierung vorsah, wollte der Mann 72 Liter plus vier volle Kanister.
Und der Fahrer eines VW-Transporters hatte seinen Wagen zu einem Tanklaster umgebaut - als die Zapfsäule 800 Liter anzeigte, schwante dem Tankwart, das etwas nicht stimmen konnte. Umgekehrt verweigerten manche Benzinverkäufer Fremden jeglichen Treibstoff.: "Wen ich nicht kenne, der kriegt nichts", tönte eine Mainzer Pächterin."

Sechs Wochen zuvor, Mitte Oktober 1973, kündigten die arabischen Opec-Staaten ein Embargo an, solange die Industriestaaten im Jon Kippur Krieg an ihrer israelfreundlichen Haltung festhielten und erhöhten die Ölpreise.

"Die Krise 'traf die Deutschen an ihrer empfindlichsten Stelle', die Bundesbürger mussten am 25. November 1973 erstmals 'ihren schönsten Sonntagsspaß drangeben: das Schlangefahren über Land' schrieb der SPIEGEL. Doch die Mehrheit akzeptierte die Fahrverbote wie auch das Tempolimit klaglos. Beinah genießerisch begann man sich 'mit der Knappheit einzurichten'.

Die hatte ja auch schöne Seiten: Kinder sausten mit Rollschuhen über leere Straßen, im verschneiten Süden nutzten Freizeitsportler Fernstraßen als Langlaufpisten, auf Autobahnen wurde gezeltet. 'Autofrei und Spaß dabei' dichtete der SPIEGEL später."

Insgesamt gab es vier autofreie Sonntage vom  25.11. bis 16.12.1973 sowie  außerdem für  sechs Monate ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf Autobahnen und 80 auf Landstraßen. 

Quelle: SPIEGEL 48/23 Rainer Lübbert "Letzte Seite"

https://www.spiegel.de/politik/wen-ich-nicht-kenne-der-kriegt-nichts-a-1676fa52-0002-0001-0000-000041840242

Bürgerreporter:in:

Bea S. aus Gießen

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