Gewerkschafter entführen Chef
Pressemitteilung der DGB-Jugend Mittelhessen
„Deutsche warten die Friedenspflicht ab, Franzosen entführen ihre Chefs“. So etwa könnte das Fazit der DGB-Jugend lauten, die eine Woche bei französischen Kolleginnen und Kollegen zu Besuch war.
Hintergrund war ein von der DGB-Jugend organisierter Bildungsurlaub, der Mitte April stattfand und vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW)
gefördert wurde.
Dabei ging es um die Frage, warum in Frankreich mehr gestreikt wird als in Deutschland. „Wer glaubt, dass die Antwort darauf ein kultureller Unterschied zwischen Deutschen und Franzosen sei, der irrt“, erklärt Ulrike Eifler, Jugendbildungsreferentin beim DGB Mittelhessen und Leiterin des Bildungsurlaubes. „Neben politischen Richtungsgewerkschaften haben die Franzosen vor allem ein individuelles Streikrecht. Während bei uns nur die Gewerkschaft zum Streik aufrufen darf, reichen in Frankreich drei Personen“. Zudem fehlten in Frankreich mit Tarifverhandlungen einhergehende ritualisierte Formen der Auseinandersetzung, wie man sie aus Deutschland kennt. „Die französischen Kollegen konnten gar nicht glauben, dass wir wirklich vier Wochen Friedenspflicht verstreichen lassen, bevor wir mit dem Streik beginnen“, berichtet Eifler. „Sie erzählten uns, dass sie streiken, um sich in eine gute Verhandlungsposition zu bringen und manchmal sogar die Arbeitgeber entführen, um Druck zu machen“. Eifler zeigte sich mit dem Ergebnis des Bildungsurlaubes zufrieden. Die Teilnehmenden hatten sich eine Woche lang mit dem Streikrecht, dem Tarifvertragssystem und dem Aufbau der Gewerkschaften in beiden Ländern beschäftigt. „Dazu haben wir Texte gelesen, einen Pariser Betrieb besichtigt und viel Zeit mit den französischen Kolleginnen und Kollegen verbracht. Ein alles in allem gelungener Bildungsurlaub, der auch 2013 wieder stattfinden wird“.
Bürgerreporter:in:Christian Momberger aus Gießen |
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