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Ist Prävention im Säuglingsalter sinnvoll?
Forschungen zum (Viel)-Milchkonsum und dem möglichen Entstehen von bestimmten Krebserkrankungen

  • Foto: Bild mit KI erstellt
  • hochgeladen von Bea S.

Im Februar 2019 stellte Professor Harald zu Hausen, immerhin Nobelpreisträger vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, Erkenntnisse zu neuartigen Infektionserregern mit der Bezeichnung "Bovine Milk and Meat Factors" (BMMF) vor, die möglicherweise chronische Entzündungen verursachen, die später zu Brust- und Dickdarmkrebs führen könnten. Laut DKFZ deutet das geografische Verteilungsmuster der Neuerkrankungsraten dieser Krebsarten auf einen Zusammenhang mit dem Konsum von Milch- und Fleischprodukten vom europäischen Rind hin. Zum Ausbruch der Erkrankungen soll es erst Jahrzehnte nach der eigentlichen Infektion kommen.
Das DKFZ hat die Hypothese aufgestellt, dass Säuglinge mit noch nicht vollständig ausgereiftem Immunsystem, innerhalb ihres ersten Lebensjahres beim Zufüttern von Kuhmilch mit BMMF infiziert werden könnten und sprach daher die Empfehlung aus, Säuglinge nicht zu früh, mit Kuhmilch zu ernähren. 

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt mit dem Max Rubner- Institut bereits zwei Monate später, also im April 2019, zu einer anderen Empfehlung (2) Auszug:

"Eine Bewertung möglicher Gefahren durch die...BMMFs als mögliche Krebsrisikofaktoren ist aufgrund unzureichender Datenlage nicht möglich."
Es wird "nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens der Konsum von Kuhmilch im ersten Lebensjahr weiterhin entsprechend den Empfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben" das im Bundeszentrum für Ernährung angesiedelt ist, befürwortet.

2022 kam dann endlich eine weitere Stellungnahme des BfR) (3), in der im Wesentlichen die gleichen Empfehlungen zum Milchkonsum von Babys im ersten Lebensjahr gegeben wurden, wie 2019. Begründung: Der Erreger sei gar nicht neuartig, BMMFs kommen nicht nur in Kuhmilch, sondern auch in anderen Lebensmitteln vor, auch in pflanzlichen. Das waren natürlich starke Argumente dafür, dann auch eine Kuhmilch basierte Ernährung vor dem ersten Lebensjahr praktizieren zu können.

Laut einer neueren Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungsinstituts 2023 (4) heißt es dagegen:

"Epidemiologische Studien zeigen einen geographischen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Fleisch- und Milchprodukten bestimmter Arten von Rindern und dem Auftreten von Darmkrebs. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass andere häufige Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Lungenkrebs bei Menschen, die viel Milch konsumieren, häufiger auftreten können (Referenzen in H zur Hausen et al. 2017 5). Daher diskutieren Forscher derzeit die Möglichkeit, dass es sich bei BMMFs um eine neue Form durch Rinder übertragener infektiöser Erreger handelt, die nach jahrzehntelanger, verborgener Präsenz indirekt zur Entstehung von Krebs, insbesondere von Darmkrebs beitragen können (H. zur Hausen 2001 und 2009 6,7)."

Auf die damalige Empfehlung des Nobelpreisträgers Hausen, zur Säuglingsernährung, dem damals viel Gegenwind entgegenschlug,
hat man dabei, verzichtet. 

Warum habe ich den Beitrag in dieser Rubrik geschrieben?
Ich finde es ein Politikum, dass, gerade weil die Datenlage zu den neuartigen Erregern laut damals unklar war und meiner Ansicht nach auch heute noch ist, keine Infos dazu an die Öffentlichkeit gelangt sind, wenn man nicht explizit danach suchte.

Es sollte aber Eltern vorbehalten sein, zu entscheiden, ob sie ihren Kindern Kuhmilch basierte Nahrung vor dem ersten Lebensjahr zufüttern, oder den Empfehlungen des Krebsforschungsinstituts dazu, die aus meiner Sicht als nicht entkräftet angesehen werden können, da ein Beweis schwierig ist, vertrauen. Mein Standpunkt ist, bei unklarer Datenlage lieber auf Sicherheit gehen und auf Kuhmilch basierte Nahrung bei Säuglingen im ersten Lebensjahr zu verzichten, bis das Immunsystem vollständig ausgereift ist.

Es wird in Deutschland ohnehin immer so getan, als ob man sich ohne Milch nicht gesund ernähren könne. Dafür sorgen auch einflussreiche Verbände der Ernährungsindustrie. Das Gegenteil ist oftmals der Fall. Bis zu 20 Prozent unserer Bevölkerung und sogar 75 Prozent der Weltbevölkerung sind lactoseintolerant, vertragen also keine Milch - und sind meist gesünder als Vielmilchkonsument*innen der westlichen Industrienationen,  wie man an den genannten Krebsarten ablesen kann.

(1)  
https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2019/dkfz-pm-19-12c-Neuartige-Infektionserreger-als-Krebsrisikofaktoren.php

(2+3)
Die beiden Stellungnahmen des BfR von 2019 und 2022 kann man 
googeln unter:
Neuartige Erreger in Rind und Kuhmilchprodukten: Weitere Forschung notwendig

(4)
https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2023/dkfz-pm-23-11c-Chronische-Entzuendung-ausgeloest-durch-BMMFs-als-moegliche-Ursache-fuer-Darmkrebs.php

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