Wer soll das bezahlen?
„Wer soll das bezahlen....?“ Jeder kennt das Lied, das oft in bierseliger Runde gesungen wird. Bei der Führungsriege des TSV Gersthofen ist das Singen dieses Liedes allerdings derzeit verpönt - es gibt auch keine bierselige Runde. Für die diesjährige Mitgliederversammlung des TSV war die Frage nach dem „Bezahlen“ jedoch das zentrale Thema. Wie kam es dazu?
Wer soll das bezahlen? Eine der ersten Aufgaben des seit 2011 amtierenden neuen Vereinsvorstandes unter 1. Präsidenten Jürgen Treffler war eine Bestandsaufnahme der Finanzen sowie des Zustandes von Sporteinrichtungen,Vereinsgaststätte und Geschäftszimmer. Neben umfangreichem Sanierungsbedarf wurde auch ein sanierungsbedürftiger Finanzstatus festgestellt: die neue Vereinsleitung musste einen Schuldenstand von 200.000 Euro übernehmen, obwohl laut Ex-Vereinspräsident Karl-Heinz Wagner „geordnete Verhältnisse überlassen wurden.“ Immerhin seien 241.000 Euro vorhanden gewesen. Ein Darlehen in Höhe von 280.000 Euro war für die Sportarena und Turnhalle bestimmt. Der Hauptverein habe keinen Schaden durch die Fußballer erlitten. Aus Mitgliedsbeiträgen seien keine Fußballer bezahlt worden. Ein Großteil der Schulden, so Treffler, entstand durch die Aufnahme von Privatdarlehen (darunter auch von ihm), die heuer zur Rückzahlung fällig werden; etwa 90.000 Euro. Da dies nicht möglich ist, steht der Verein vor dem finanziellen „Kollaps“.
Wer hat das bestellt? Diese Frage konnte relativ schnell geklärt werden. Die Fußballabteilung des TSV leistete sich einige „böse Fouls“ - natürlich nur finanziell betrachtet. Treffler lobte ausdrücklich Trainer Robert Walch, der sich für seine Truppe „den A.... aufgerissen hat". Gründe für die roten Zahlen gibt es mehrere: u. a. Zukauf von Spielern, Nachzahlung von Beiträgen für die Berufsgenossenschaft, Auswirkungen der Finanzkrise, Ausbleiben der positiven Auswirkungen beim Aufstieg in die Bayernliga, weniger Sponsoreneinnahmen. "Die Fußballabteilung nahm Privatdarlehen auf; ohne dass die Vereinsleitung davon erfahren habe", so Treffler. Pikant: Treffler war bis zum Juni 2011 Schatzmeister der Fußballabteilung. Der Ex-Schatzmeister selbstkritisch: „Es wurden Fehler gemacht“. In Zukunft soll jeder Euro für die Fußballabteilung über den Tisch des Präsidiums „rollen“.
Wer hat soviel Pinke, Pinke...? Diese Frage wurde kontrovers diskutiert. Treffler schlug eine Darlehensaufnahme in Höhe von 200.000 Euro vor. Dies wurde von Hermann Romankiewicz schlichtweg abgelehnt. Er warf den Fußballern vor „gegen alle Regeln des Vereins verstoßen zu haben.“ Ein Vorschlag aus den Reihen der Mitglieder war, die Fußballabteilung auszusondern. „Geht auch nicht“, warnte das Präsidium – der Gesamtverein bleibt dann auf den Schulden trotzdem sitzen. Georg Aman warb um Solidarität aller Mitglieder und sah in Trefflers Vorschlag einen „Rettungsschirm“ für die Fussballabteilung. Georg Fieger schlug vor, nur 100.000 Euro durch den Verein zu übernehmen, über den Rest sollen sich die Fußballer mit den Gläubigern der Privatdarlehen selbst einigen.
Das Ende vom Lied? Auf Vorschlag von Josef Lauber wurde die Diskussion beendet und zur Abstimmung geschritten. Es wurde über den weitergehenden Antrag (Aufnahme eines Darlehens in Höhe von 200.000 €, Tilgung in und Zinsfestschreibung für 10 Jahre, Zins festgeschrieben bei 3,0%, monatliche Rate ca 1.940 § mit jährlicher Sondertilgungsmöglichkeit pro Jahr von 20.000 € zu zahlen von der Abteilung Fußball) abgestimmt. Ergebnis: 97 Ja-, 25 Nein-Stimmen und 14 Enthaltungen.
Es gab aber auch noch andere Tagesordnungspunkte, die nicht minder wichtig waren. So z. B. die Berichte des Vereinspräsidiums. Treffler gab einen kurzen Überblick über die bereits begonnenen Projekte bzw. solcher die noch ausstehen. Nach der Übernahme wurde bald ein Sanierungsbedarf verschiedener Einrichtungen festgestellt. Mit der Renovierung der Gaststätte wurde begonnen; sie steht kurz vor dem Abschluss. Sanierung der Turnhalle mit Nebeneinrichtungen steht als nächstes Großprojekt an. Das Geschäftszimmer bekam eine neue EDV-Anlage, der Internet-Auftritt wurde neu von Matthias Schwab gestaltet (und von ihm ausführlich vorgestellt). Vizepräsidentin Johanna Aman und „Finanzchefin“ des TSV informierte über die aktuelle finanzielle Situation. Einige Kennzahlen: Einnahmen 816.300 Euros, Ausgaben 895.500 Euro, Verlust somit 79.600 Euro. Darlehensbestand 360.073,71. Die Stadt Gersthofen gewährte Zuschüsse in Höhe von 152.000 Euro. Vermögensbestand 4.809.800 Euro. Kassenprüfer Leo Pröll bestätigte ordnungsgemäße Buchführung und schlug die Entlastung vor, die dann auch bei 16 Enthaltungen durchgeführt wurde. Anschließend wurde Vereinsjugendleiter Matthias Schwab einstimmig bestätigt. Erster Bürgermeister und Ehrengast Jürgen Schantin versprach in seiner Rede auch weiterhin Unterstützung durch die Stadt Gersthofen. Er informierte über die Aufstellung eines neuen Flächennutzungsplanes in dem das Ergebnis von Standortüberlegungen der zwei Bäder enthalten sein werden. Hinsichtlich des Platzbedarfs des Golfvereins „sei auch noch nicht alles in Butter“. Er betrachtet die anstehenden Projekte als „gewaltige Herausforderung“ für das neue Präsidium.
Dass neben all den finanziellen Problemen doch der Mensch im Mittelpunkt des TSV Gersthofen steht, bewiesen die Ehrungen langjähriger Mitglieder. Ein besonderer Höhepunkt war die Ehrung von Ludwiga Wiesenthal für 70-jährige Mitgliedschaft. Und eine nachträgliche Würdigung seiner Leistungen als schwäbischer Meister im Jugendschwimmen erfuhr Daniel Kloda. Er erhielt die Anstecknadel in Bronze. Bleibt nur noch zu wünschen, dass sich der TSV Gersthofen von seinen finanziellen Nöten auch bald „frei schwimmen“ kann...
Es ist schade,daß ein Verein wie der TSV-Gersthofen in so eine Lage gekommen ist.
Der Fußball ist ein Show-Sport. Wenige spielen. Einige gucken mit dem Cola in der Hand zu. Spieler werden gekauft, usw.
Ein eigentlicher Sport der der Gesunderhaltung der Bevölkerung dient, ist es nicht.
Wenn nun ein Kredit von 200 000 € aufgenommen wird, dann wird das Problem womöglich nur für kurze Zeit vom Tisch sein, wenn man nicht auch der Fußball- Abteilung die Geschäftsfähigkeit beschneidet.