Sportverein sucht Präsidium - Der TSV Gersthofen kann in letzter Minute eine neue Führungsmannschaft aufstellen
Das Worst-Case-Szenario blieb am gestrigen Donnerstagabend beim TSV Gersthofen aus. Regelrecht spürbar war die Erleichterung bei den Mitgliedern des Sportvereins. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Gymnastiksaal der Sporthalle konnte das scheidene Präsidium eine neue Führungsriege präsentieren. An der Spitze steht ab sofort der 70-jährige Heinrich Habenicht, der das Amt des 1. Präsidenten übernimmt.
Die Noch-Präsidenten Jürgen Treffler und Johanna Aman machten es bis zur letzten Minute spannend. Kein Name wurde im Vorfeld verraten. Johanna Aman freute sich, dass über 100 TSV-Mitglieder den Weg zur Versammlung fanden, genauso wie viele Stadträte und der frisch vereidigte 1. Bürgermeister Michael Wörle. „Und das obwohl der Wahlkampf vorbei ist“, so Aman. Michael Wörle, selbst TSV-Mitglied, zeigte sich bei seinem Grußwort bürgernah und betonte, dass er auch nach der Wahl der gleiche bleiben werde. Der Verein kann auch mit ihm als Bürgermeister auf die Unterstützung der Stadt bauen. Auch er zeigte sich erleichtert, dass „die Hausaufgaben gemacht sind“ und der TSV nach vorne schauen könne.
Schwierige Aufgabe für die Findungskommission
Noch vor wenigen Wochen sah die Lage ganz anders aus. Nahezu alle Mitglieder des Präsidiums kündigten ihren Abtritt an, Nachfolger waren bei der Jahreshauptversammlung am 28. März nicht in Sicht. Klaus Assum, Abteilungsleiter Fußball, sprach von einem Worst-Case-Szenario, das dem Verein drohe. Denn findet sich kein neues Präsidium, dann folgt der Weg zum Amtsgericht und der Notstand wird eingesetzt. Damit der TSV Gersthofen handlungs- und zukunftsfähig bleibt, machte sich eine eigens gebildete Führungskommission auf die Suche nach Nachfolgern für die Ehrenämter. Und Hermann Romankiewicz (Abteilungsleiter Turnen), Ernst Winter (Abteilungsleiter Alpin), Klaus Assum (Abteilungsleiter Fußball) und TSV-Geschäftsstellenleiter Josef Lauber waren erfolgreich. Leicht war ihre Aufgabe nicht, viele hätten abgewinkt, was wohl auf den hohen Zeitaufwand und die vielen negativen Schlagzeilen um finanzielle Probleme und Steuerfahndungen zurückzuführen ist.
An der Spitze steht Hinrich Habenicht
Erster Präsident ist ab sofort Hinrich Habenicht. Der 70-Jährige kommt aus Goslar, Gersthofen bezeichnet er jedoch als seine Heimat. Dem TSV Gersthofen gehört er seit 25 Jahren an. Beruflich war er fast 25 Jahre bei SGL Carbon beschäftigt. Habenicht möchte „Ruhe in den Verein bringen“, hat gleichzeitig auch Respekt vor dem Amt, das er zunächst ablehnte. Er begründete dies mit den Entscheidungswegen, die in Vereinen anders ablaufen als in der freien Wirtschaft. Die größten Herausforderungen beim TSV sieht er in der schwierigen wirtschaftlichen Lage und den Strukturen des Vereins, die es zu überdenken gelte. Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich verändert, dem müsse Rechnung getragen werden. Außerdem sollen junge Leute für den Verein gewonnen werden, damit dem TSV nicht das Schicksal der Überalterung drohe, wie es bei vielen anderen Vereinen der Fall ist.
Die Würfel sind gefallen
Habenicht wurde nahezu einstimmig - wie alle anderen Kandidaten des Präsidiums auch - von den TSV-Mitgliedern gewählt. Zweiter Präsident, der zudem verantwortlich für die Finanzen ist, ist Jürgen von Willert, der als Betriebswirt dafür die Voraussetzungen mitbringt. Robert Auner, lange Zeit beim TSV Gersthofen als Spieler und Jugendtrainer im Fußball aktiv, stellt sich als 3. Präsident zur Verfügung, der außerdem für die Verwaltung zuständig ist. Sonja Kahl - die einzige Dame in der neuen Führungsriege - übernimmt den Posten Ehrungen und Presse, Franz Schwab kümmert sich um die Organisation. Nicht anwesend war der neue Schatzmeister Ulrich Meitinger, der dennoch gewählt werden konnte. Der einzige „alte Hase“ im Präsidium ist Alexander Päckert, der weiterhin für die Sportstättenverwaltung verantwortlich sein wird. Trotz ihres Ausscheidens sicherten Jürgen Treffler und Johann Aman dem neuen Präsidium ihre Unterstützung zu.
Gedenken an Alois Binswanger
Aufbruchsstimmung herrschte den ganzen Abend über, dennoch gab es einen Blick zurück: Alois Binswanger starb am 25. April. In einer Gedenkminute wurde dem langjährigen TSV-Mitglied gedacht, der nicht nur viele Jahre dem Verein verbunden war, sondern ihn auch maßgeblich unterstütze. Insbesondere die Fußball-Abteilung profitierte von seinem Engagement, das sich beispielsweise im Bau der TSV-Arena im Jahre 2005 zeigte.
Nicht nur im Rathaus weht nun ein frischer Wind, auch der TSV Gersthofen setzt auf seine neuen Hoffnungsträger in den „Chefsesseln“. Der neue erste Präsident Hinrich Habenicht brachte es in seiner ersten Rede auf den Punkt: Damit Gersthofen attraktiv bleibt, müssen junge Leute angelockt werden, die Steuern zahlen und Familien gründen. Attraktivität ist nicht nur für den TSV Gersthofen eine große Herausforderung in den nächsten Jahren. Sowohl die Erwartungen an die neue Stadtregierung als auch an den TSV Gersthofen sind somit groß.