Der Zahlenjongleur vom TSV
In diesem Jahr feiert der TSV 1909 Gersthofen e. V. sein 100-jähriges Jubiläum. 100 Jahre TSV, das bedeutet 100 Jahre kontinuierlich wachsende Bereitstellung von Sportangeboten bei steigenden Mitgliederzahlen. Hinzu kommt die Errichtung und der Unterhalt von ausreichenden Sportstätten. Dazu Vereinsarbeit bei einem der größten Sportvereine Bayerns. Um solchen Anforderungen gerecht zu werden braucht der Verein einen festen „Unterbau“ an ehrenamtlich wirkenden Vereinsmitgliedern. Wir wollen in dieser Ausgabe von myheimat über das Musterbeispiel eines ehrenamtlich Tätigen berichten, damit verbunden eine grundsätzliche Würdigung des Ehrenamtes.
Es geht um Burghard Hlauschek. Der myheimat-Mann bittet den Schatzmeister des TSV zum Interview. Hlauschek zögert anfangs, erliegt dann aber den Überredungskünsten des Pressemannes. Das Interview findet in seiner Wohnung in der Frühlingstraße statt. Hlauschek -wie kann es anders sein- steckt zusammen mit seiner Frau Irene mitten in den Vorbereitungen zur TSV-Festwoche vom 11. Juni bis zum bis zum 21. Juni.
Hlauschek, 69 Jahre alt, wurde in Brünn (ehemalige Tschechoslowakei) geboren und kam 1948 nach Gersthofen. Wenn er über sich selbst erzählt, so mündet das Gespräch bald in die Geschichte des TSV Gersthofen ein. Seine Mitgliedschaft begann 1950 in der Fußball-Abteilung. Schülermannschaft, dann Jugendmannschaft waren die ersten sportlichen Stationen. „Weil man mir so oft auf die Füße geschlagen hat bin ich 1955 zu den Handballern übergewechselt“, erzählt Hlauschek. Er spielte sich „hoch“ bis zur 2. Mannschaft Handball. Dann erfolgte der erste Schritt ins Ehrenamt: im Dezember 1958 hatte er bereits das Amt des Schriftführers der Handballabteilung inne. Im April 1967 wurde er mit der Führung der Vereinsfinanzen betraut. Seit dem wacht er über das finanzielle Wohl und Wehe des TSV Gersthofen. Das Vertrauen, das der Verein in ihn setzt, kommt nicht von ungefähr. Der ehemalige Industriekaufmann -er arbeitete bei Hoechst- verfügt über die Gabe mit Zahlen „jonglieren“ und sie an Außenstehende anschaulich weiter geben zu können. Präsidiumsmitglied Toni Schur: „Er ist äußerst korrekt und kann, wenn alle Quellen anscheinend versiegt sind, immer noch Geld aus dem Ärmel zaubern.“ Der so Gelobte erinnert sich etwas wehmütig, dass 1967 das Aufstellen und Überwachen des Etats eine einfache Sache war. Es gab nur vier Abteilungen mit ca. 800 Mitgliedern und der Haushaltsetat betrug ca. 20.000 DM. Mittlerweile beträgt das Haushaltsvolumen, wenn keine besonderen Maßnahmen anstehen, ca. 600.000 Euro, die Mitglieder sind auf 3.500 angewachsen. Und Hlauschek ist auf der TSV-Karriereleiter vom Kassier zum Schatzmeister, Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses und schließlich Vizepräsident hoch geklettert. Alles ehrenamtlich, versteht sich.
Über 50 Jahre ehrenamtliche Arbeit – er gehört zum Urgestein des Sportvereins. Wen wundert's, dass sich der Schatzmeister nach einem Nachfolger im Amt des Schatzmeisters sehnt – der nicht in Sicht ist. Seit 2008 übt Hlauschek das Amt nur noch kommisarisch aus. „Ich habe schon mehrere Personen angesprochen, alle haben abgelehnt“, bedauert er und will noch bis Herbst 2009 abwarten und dann? Hlauschek läßt es offen...
Gab's bei so viel Engagement für den TSV eine Situation wo er alles „hinschmeißen“ wollte? „Nein“, lautet die entschiedene Antwort. „Ich kann mich nur an gute Kameradschaft und schöne Ereignisse erinnern.“ „Schöne Ereignisse“ waren z. B. der Bau der Turnhalle (1957), deren Renovierung (2002/2003) und die Einweihung der TSV-Arena (2006). Um diese Projekte finanziell zu schultern, wurde vom Schatzmeister viel Fachwissen und Verantwortungsbewusstsein gefordert, ganz zu schweigen von dem zeitlichen Aufwand. Hier bewährte sich Hlauschek's Lebenserfahunrg: Es wird überall nur mit Wasser gekocht.
Apropos Wasser: er gibt für ihn auch ein Leben außerhalb des TSV Gersthofen. Im Sommer zieht es ihn mit seiner Frau regelmäßig an das Wasser. Vorzugsweise an den Neusiedlersee oder nach Rügen. Ansonsten kann man ihn ab und zu Tennis spielen sehen, mehr aber als regelmäßigen Teilnehmer in der Seniorengymnastik. Nordic Walking sorgt für ausreichende Bewegung an der frischen Luft. Den ehemaligen aktiven Fußballer interessiert natürlich die samstägliche Sportschau. Er ist ein Bayern-München-Fan und schätzt hier besonders den Spieler Philipp Lahm. Hin und wieder läßt er sich im Garten seines Hauses in der Stiftersiedlung blicken. „ Dort halte ich mich aber in der Arbeit zurück“, lacht er. „das überlasse ich lieber meiner Frau.“
Abschließend die obligate Frage nach unerfüllten Träumen oder Wünschen. „Ich bin mit meiner Situation rundum zufrieden“, lautet bescheiden die Antwort. Klingt gut, stimmt aber nicht ganz. Wenn da nicht die Frage nach seinem Nachfolger als Schatzmeister wäre. Und hier schließt sich der Kreis, wir sind wieder beim Sportverein gelandet. Der TSV-Mann würde sich riesig freuen, wenn er seine Verantwortung in geeignete Hände übergeben könnte. „Es ist ja nicht soooooo viel Arbeit, wie es ausschaut“, wirbt Hlauschek. „Unsere Geschäftsstelle, die mit zwei tüchtigen Damen besetzt ist, nimmt viel Arbeit ab.“ Er versucht, das Ganze schmackhaft zu machen. Er weiß aber, dass allgemein die Lust ein Ehrenamt zu übernehmen, im Niedergang ist. Trotzdem soll hier an dieser Stelle der Versuch unternommen werden, nochmals kräftig für das Amt eines Schatzmeisters beim TSV Gersthofen zu werben. Wer Interesse hat oder mehr Infos benötigt, soll sich bitte bei Burghard Hlauschek, Telefon 0821-492374, melden. Wäre das nicht ein schöner Beitrag anlässlich des 100-jährigen Jubiläums „unseres“ TSV Gersthofen?