Wirtschaftsförderung in Gersthofen - Interview mit Thomas Berger
Das Aufgabenspektrum von Stadtbaumeister Thomas Berger ist weit gefächert: Unter anderem kümmert er sich um die Wirtschaftsförderung in Gersthofen. Ein Aspekt, der für myheimat bayern besonders interessant ist.
mh bayern: Wie stellt sich aus Ihrer Sicht die Situation des städtischen Einzelhandels in Gersthofer dar?
Thomas BergerLaut dem Einzelhandelskonzept der Stadt Gersthofen ist die Situation zufriedenstellend. Die Grundversorgung ist gegeben, aber das Zentrum benötigt eine zukunftsorientierte Ausrichtung.
mh bayern: Was kann die Stadt Gersthofen, insbesondere die Wirtschaftsförderung tun, um den städtischen Einzelhandel zu fördern?
Berger: Die Stadt kann durch die Schaffung von entsprechendem Baurecht die Voraussetzungen für Ansiedlungen von Einzelhandel generieren. Auch durch die Aufenthaltsqualität und Gestaltung kann die Stadt zusätzlich ihre Einzelhandelssituation interessant und attraktiv darstellen.
mh bayern: Das City-Center hat zurzeit einige Leerstände und mit dem Auszug des Supermarktes wird eine schlechte Nahversorgung insbesondere für ältere Bürger beklagt. Was muss getan werden, um das Einkaufzentrum wieder rundum attraktiv zu machen?
Berger: Diese Lücke ist schnellstmöglich zu schließen. Deshalb unterstützt die Stadt den Betreiber des City-Centers nach Möglichkeit, im Bestreben einen neuen Vollsortimenter in den Räumlichkeiten anzusiedeln.
mh bayern: Gersthofen setzt im Zuge der „Neuen Mitte“ auf die Beteiligung der Bürger. Bei der Bürgerwerkstatt im Juli 2012 hieß es, dass die Stadtmitte ein „vitales, attraktives und wettbewerbsfähiges Zentrum“ sein soll. Wie kann dieses Ziel erreicht werden?
Berger: Bürgerwerkstatt und Planungswettbewerb haben die Vision des Zentrums hervorgebracht. Das Ziel gilt es zu erreichen. Dazu gehören aber auch die verkehrliche Situation, der öffentliche Nahverkehr, die Gestaltung und etwaige Neubauten. Hierbei sind Analysen und Planungsbeteiligte miteinander abzustimmen und mit den Beteiligten, insbesondere den Investoren, ein gemeinsames Vorgehen herbeizuführen. Nur wenn alle Beteiligten sich in den Zielvorstellungen wiederfinden, wird das Vorhaben, eines vitalen, attraktiven und selbstbewussten Zentrums zu schaffen, gelingen.
mh bayern: Ursprünglich sollte das Forum ein Einkaufzentrum werden, nun wird mit einem Mix aus Wohnungen, Geschäften und Hotel geliebäugelt. Ungeachtet der vielen Diskussionen um dieses Bauprojekt: Was halten Sie hier für die beste Lösung?
Berger: Hier stehen im Moment zwei scheinbar gegensätzliche Auffassungen gegenüber. Für diesen Fall ist es vorrangig, wieder eine vertrauensvolle, gemeinsame Gesprächsebene zu schaffen. Vorstellungen, die die eine oder andere Seite nicht mittragen kann bzw. nicht mittragen will, führen nicht aus der jetzigen Situation heraus und bedingen Stillstand. Beide Seiten - Politik und Investor - müssen sich wieder zu konstruktiven Gesprächen zusammenfinden. Das bedeute, nur die Lösung ist langfristig erfolgreich, die auf einem gemeinsamen Konsens basiert, die wirtschaftliche und gestalterische Qualitäten verbindet.
mh bayern: Besteht mit City-Center und Forum - unabhängig in welcher Form es realisiert wird - nicht die Gefahr, dass der Einzelhandel außerhalb der beiden Einkaufszentren leidet?
Berger: Gelingt es der Stadt beide Zentrumstandorte erfolgreich zu entwickeln, entsteht ein attraktives, aktives und lebendiges Zentrum. Dies ist Ziel einer jeden Zentrumsentwicklung, davon profitiert der gesamte Innenstadteinzelhandel, auch die kleinen Läden der Innenstadtlage.
mh bayern: Ein attraktiver Wirtschaftsstandort zeichnet sich durch einen gelungenen Branchenmix aus. Welche Vorzüge hat die Gersthofer Wirtschaftsstruktur und wo gibt es Schwachstellen?
Berger: Der Gersthofer Branchenmix besteht aus einer ausgeglichen Mischung von kleineren und mittleren Produktionsbetrieben mit hoher Arbeitnehmerqualifikation. Darüber hinaus haben sich einzelne Betriebe zu international renommierten Unternehmen entwickelt, mit Sogwirkung auf andere Betriebe. Der Branchenmix bringt den Vorteil, dass sich eine Stadt wie Gersthofen, mit großer Abhängigkeit von der Gewerbesteuer, in sogenannten Wirtschaftskrisen nicht so hart getroffen wird wie Kommunen mit der Konzentration auf ein oder zwei Unternehmen bzw. Betriebe. In diesen Situationen kommt es meist zu kompletten Steuerausfällen im Bereich der Gewerbesteuer.
mh bayern: Viele namhafte Unternehmen sind in Gersthofen zu finden, die für viele Arbeitsplätze und hohe Gewerbesteuereinnahmen sorgen. Kann Gersthofen künftig dieses hohe Niveau halten?
Berger: Die Voraussetzungen hierfür sind da und werden genutzt. Insofern kann Gersthofen weiter ehrgeizig in die Zukunft blicken.
mh bayern: Das Kennzeichen einer effektiven Standortpolitik ist eine vorausschauende Gewerbepolitik. Als Stichwörter seien hier eine vernünftige Flächenbevorratung, günstige Hebesätze für die Gewerbesteuer und eine gute Verkehrsinfrastruktur genannt. Wie schneidet die Stadt Gersthofen bei den genannten Faktoren ab?
Berger: All die genannten Instrumente werden in Gersthofen erfolgreich angewandt.
mh bayern: Auch die weichen Standortfaktoren spielen bei der Ansiedlung von Unternehmen eine große Rolle. Mit welchen Angeboten kann Gersthofen punkten?
Berger: Ansiedlungspolitik und Unternehmensbetreuung sind Chefsache. Die Verwaltung sucht Lösungen zusammen mit den Unternehmen, aber auch Wohnumfeld und kulturelles Angebot helfen den Unternehmen, sich in dem Umfeld wohl zu fühlen. Darüber hinaus bietet die Stadt Gersthofen ein umfassendes Kinderbetreuungsangebot an und unterstützt somit Unternehmen und Arbeitnehmer.
mh bayern: Käme eine „Wirtschaftsfee“ in Ihr Büro und hätte drei Wünsche für Sie frei: Welche Anliegen in Bezug auf das Gersthofer Wirtschaftsleben hätten Sie?
Berger: Wirtschaftliche Erfolge gründen sich nicht auf einer „Feenlandschaft“, sondern sind Resultat von unternehmerischen Denken und Handeln. Da beiden Voraussetzungen in Gersthofen vorhanden sind, steht der weiteren Entwicklung Gersthofens nichts im Weg.