Für einen starken Landkreis - Interview mit Ulrich Gerhardt vom Landratsamt Augsburg
Seit 2005 ist Ulrich Gerhardt Leiter der Wirtschaftsförderung im Landratsamt Augsburg. Zusammen mit drei MitarbeiterInnen sorgt der 54-jährige Diplom-Verwaltungswirt (FH) für starke Wirtschaftsstandorte im Landkreis Augsburg. myheimat bayern unterhielt sich mit ihm über seine Aufgaben.
mh bayern:Was sind die Kernaufgabengebiete der Wirtschaftsförderung?
Ulrich Gerhardt: Die Wirtschaftsförderung des Landkreises trägt in enger Kooperation mit den 46 Städten, Märkten und Gemeinden im Landkreis dazu bei, den Wirtschaftsstandort Landkreis Augsburg interessant zu machen. Die wichtigsten Aufgaben sind dabei die Bestandspflege der ansässigen Betriebe, die Ansiedlung neuer Unternehmen und das permanente Arbeiten an den Rahmenbedingungen, um für Unternehmen attraktiv zu sein.
mh bayern: Inwiefern geht die sehr gute wirtschaftliche Lage des Landkreises Augsburg auf Ihr Team und Sie zurück?
Ulrich Gerhardt: Wirtschaftsförderung ist eine Querschnittsaufgabe, bei der alle beteiligten Partner, zu denen u. a. die politischen Gremien, die Ministerien, die Verbände, die Genehmigungsbehörden und auch die Agentur für Arbeit gehören, vertrauensvoll zusammenarbeiten müssen. Nur wenn alle „Player“ zusammenwirken, wird sich ein Erfolg einstellen. Eine ganz besondere Rolle spielen dabei natürlich die Unternehmer. Ein großer Teil des Erfolges im Landkreis Augsburg liegt sicher darin begründet, dass wir sehr stark mittelständisch geprägt sind und viele inhabergeführte Betriebe haben, die traditionell einen engen Bezug zu ihren Mitarbeitern und zu ihrer Kommune haben. Unser Anteil an diesem Erfolg liegt insbesondere darin, dass wir zu diesen Unternehmern und allen anderen Partnern stets einen engen und vertrauensvollen Kontakt pflegen, ihnen ein kompetenter Ansprechpartner bei offenen Fragen sind und sie auch bei Investitionsvorhaben jeder Art eng begleiten.
mh bayern: Die Wirtschaft im Augsburger Landkreis floriert. Welche Prognose können Sie für den weiteren Verlauf des Jahres stellen?
Ulrich Gerhardt: Eine Prognose ist sicherlich immer mit gewissen Risiken verbunden. Wie entwickelt sich die wirtschaftliche Lage in ihrer Gesamtheit, welche Auswirkungen haben Entscheidungen in der Bundes- und Landespolitik oder auch in Brüssel. Legen wir den aktuellen Stand zugrunde, können wir sicherlich positiv in das weitere Jahr sehen. Die Zahl der Baugenehmigungen nimmt zu, die Anzahl der Arbeitsplätze steigt kontinuierlich, es sind so wenig Menschen erwerbslos wie seit über 20 Jahren nicht mehr.
mh bayern: Inwiefern können Sie Unternehmen bei der Suche nach einem geeigneten Standort unterstützen?
Ulrich Gerhardt: Die Unterstützung kann sehr vielfältig aussehen. Wir haben eine aktuelle Übersicht über vorhandene Gewerbeflächen und verfügbare Immobilien, wir können in Kooperation mit den kreisangehörigen Kommunen für nahezu alle Erfordernisse Standorte anbieten. Wir bieten dabei auch an, konkrete Standortanfragen bei unseren Kommunen abzufragen. Im nahezu immer erforderlichen Verfahren begleiten wir das Unternehmen und sorgen in enger Zusammenarbeit mit den Abteilungen im Landratsamt für rasche Genehmigungen, hier gehören wir übrigens zu den schnellsten Behörden in ganz Deutschland.
mh bayern: Können Sie uns ein Beispiel gelungener Wirtschaftsförderung im Landkreis Augsburg nennen?
Ulrich Gerhardt: Hier möchte ich besonders die Ansiedlung der Firma AMAZON in Graben nennen. Mit diesem Projekt konnte in enger Abstimmung - die ich besonders hervorheben will - mit der Gemeinde, dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, der Agentur für Arbeit und verschiedenen weiteren Beteiligten ein weltweit tätiges Unternehmen in den Landkreis Augsburg gebracht werden, das weit über 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen hat und insbesondere im schwierigen Segment der un- und angelernten Arbeitskräfte vielen Menschen eine neue Perspektive aufzeigt.
mh bayern: Was zeichnet den Wirtschaftsstandort Gersthofen aus?
Ulrich Gerhardt: Gersthofen ist der Standort im Landkreis, der die besten Verkehrsinfrastrukturvoraussetzungen bietet. Der Standort Gersthofen ist ähnlich strukturiert wie Neusäß, hat aber zusätzlich weitere größere Unternehmen, die eine sehr große Anzahl von Arbeitsplätzen zur Verfügung stellen. So sind bei knapp 21.000 Einwohnern fast 12.000 Arbeitsplätze vorhanden. Dies bedeutet für die viele Arbeitnehmer - Wohnort und Arbeitsort liegen zusammen, zum anderen sorgt diese wirtschaftliche Stärke auch dafür, dass die Stadt Gersthofen für ihre Bürgerinnen und Bürger in vielen Bereichen hervorragende Lebensbedingungen schaffen kann.
mh bayern: Herzlichen Dank für das Interview, Herr Gerhardt!