Probleme sind da, um gelöst zu werden
Ein Spruch, der Zupacken, Zuversicht und Vertrauen in die eigene Stärke verrät. Er passt gut zu unserem Interviewgast Angelika Kempter. Zusammen mit Ehemann Reiner leitet sie drei Metzgereibetriebe, bietet Catering-Dienstleistung an und schaut als Festwirtin bei fünf Volksfesten nach dem Rechten. Die gelernte Metzgerin sammelte ihre ersten Erfahrungen im elterlichen Betrieb von Alois Binswanger. „Ich habe mir nicht träumen lassen, dass ich später mal so groß in die Gastronomie einsteigen werde“, bekennt sie lachend. Der erste Kontakt zur Bierzeltwelt fand 1983 bei der Gersthofer Kirchweih statt; sie wurde von ihren Eltern beim Betrieb des Bierzeltes „eingespannt“. Von nun an ging`s bergauf.
Der 53-jährigen Geschäftsfrau sieht man die Anforderungen, die mit der Führung eines Großbetriebes verbunden sind, nicht an. Sie lacht gerne und strahlt gute Laune aus. Als Festwirtin unerlässliche Eigenschaften, auch wenn ein Arbeitstag im Bierzelt bis 24:00 Uhr geht. Ab 11:00 Uhr vor Ort, kümmert sie sich um die Kasse, schaut in die Küche und ist sozusagen „Frau für alles“ wenn`s brennt. Während der bierzeltlosen Zeit geht es etwas ruhiger zu. Arbeitsbeginn um 8:00 Uhr: Ehemann Reiner kümmert sich um die Produktion, sie erledigt die anfallenden Bankgeschäfte und die Post. Also Gewaltenteilung... Gibt's innerhalb der Geschäftsführung manchmal unterschiedliche Meinungen? Sie bejaht: „Kommt vor. Aber wir führen dann ein Vier-Augengespräch und lösen das Problem.“ Natürlich wird alles unternommen, um Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen. Gute Vorbereitung, wie z. B bei Catering für Großveranstaltungen, Delegieren von Tätigkeiten, Organisationsgeschick und Teamfähigkeit sind die Bausteine für geschäftlichen Erfolg. Dem Kunden oder Gast soll ein „maßgeschneidertes Gaumenerlebnis“ vermittelt werden. Kempter hält viel von Weiterbildung und besucht Seminare wie z. B. über Mitarbeiterführung. Immerhin muss ein Mitarbeiterstamm von 70 Personen, bei Bierzeltbetrieb zeitweise etwa 250 Personen geleitet werden. Mit Erfolg scheint es. „Wir haben nur geringe Fluktuation,“ sagt Kempter nicht ohne Stolz. Was kann sie nicht ausstehen? „Wenn ich mich auf eine Person nicht verlassen kann, sei es z. B. in Sachen Pünktlichkeit oder Ehrlichkeit.“ Sieht sie bei sich auch „Schwachstellen“? Sie bejaht. „Ich bin zuweilen ungeduldig und dränge auf zügige Erledigung. Und ich verlange sehr viel.“ Der Problemlöser-Spruch ist dem myheimat-Mann etwas suspekt. Gab es nie Situationen, wo es einfach zu viel und alles auf den Prüfstand gestellt wurde? Nein. „Ich bin mit Leib und Seele dabei und kann mir keine andere Arbeit vorstellen“, sagt sie überzeugend.
Das Leben besteht aber nicht nur aus BWF (Bier, Wurst, Fleisch) – es gibt auch Zeit für die Familie und sich selbst. Wenn zeitlich möglich, wird Sport betrieben. Dazu gehört Skifahren und Fitness-Training. Gerne joggt sie am Lech. „Da wird der Kopf frei und man vergisst den täglichen Stress“, erklärt sie. Ihr Mann begleitet, wenn sie ihn „überreden“ kann. Freude bereiten ihr die gemeinsamen Stunden mit der Familie zu der Sohn Thomas sowie Tochter Monika gehören. Und Enkelkind Maja hat sich auch schon eingestellt. Nach einem anstrengenden Arbeitstag greift sie gerne zu einer Bettlektüre. Meist Unterhaltungsliteratur, die sie in vergangene Jahrhunderte entführt. Es soll ein historischer Hintergrund vorhanden sein, „Herz und Schmerz“ darf aber nicht fehlen. Also etwas romantisch angehaucht. Und sie würde sich auch freuen, wenn ihr mal der amerikanische Filmschauspieler Richard Geere „über den Weg“ laufen würde. Mal sehen, ob Geere „myheimat“ liest...Bei diversen Großveranstaltungen hat sie schon viele prominente Persönlichkeiten kennen gelernt, darunter Bundeskanzlerin Angelika Merkel. Sie hätte gerne mehr Zeit, sich ihrem Freundeskreis zu widmen. „Gastronautin“ Kempter geht auch gerne auswärts zum Essen. Dabei liebt sie, wen wundert's, deftige Gerichte der schwäbisch-bayerischen Küche. Hat sie sich schon mit dem Gedanken befreundet sich zur Ruhe zu setzen? „Eigentlich habe ich vorgehabt, mit 50 in die Rente zu gehen“, seufzt sie, „Insofern habe ich mein Ziel verfehlt.“ Jetzt nimmt sie einen neuen Anlauf; Beginn flexibel... „Wenn es mir gelingt, kann ich mir gut vorstellen, jährlich einige Monate im Süden zu verbringen.“ „Ich kann gut abschalten“, lacht sie als sie den zweifelnden Gesichtsausdruck beim Pressemann bemerkt.
Zunächst wird jedoch nicht „abgeschaltet“. Stillstand ist nicht ihr Ding. „Wir wollen uns weiter entwickeln. Einen zusätzlichen Bierzeltbetrieb zu den bereits fünf vorhandenen könnten wir schon noch verkraften“, so Kempter. Catering für Großveranstaltungen soll verstärkt betrieben werden. Außerdem will sie gerne in der Gestaltung von Fingerfood und Buffet experimentieren.
Langsam neigt sich das Gespräch dem Ende zu. Das kommende Frühlingsfest in Göggingen wirft seine Schatten voraus. Obwohl viel Routine dahinter steckt; es gibt noch einiges vorzubereiten. Abschließend noch ein kleiner Rundgang durch den Betrieb; es darf alles fotografiert werden. Eine Frage hat sich der Pressemann noch aufgespart. Muss die Musik im Bierzelt so laut sein, dass keine Unterhaltung möglich ist? „Wir überschreiten nicht den Schallpegel, der vom Gesetzgeber vorgegeben ist“, klärt Kempter auf. Überwachungsgeräte hätten das gezeigt. Es sei auch schon der Versuch unternommen worden, ohne Verstärker zu spielen. Das Publikum habe protestierte und so fallen beim „Prosit“ weiterhin die Ohren ab und die Gurgel geht auf, damit sie nicht „verrost“. Bayerische Lebenslust pur....Nachdenklich tritt der myheimat-Mann den Heimweg an. Er lässt das Gehörte Revue passieren. „Frauenpower einmal wohltuend anders“, denkt er. Und freut sich auf die nächste Kirchweih....