Ohne meine Familie hätte ich es nicht geschafft...
Es gibt Tage im Leben, die für den Einzelnen eine schicksalhafte Wendung bedeuten. Unfall, Krankheit, Verlust Partner oder Arbeitsplatz – nichts ist mehr so, wie es war. Der Mensch wird gezwungen seine Lebensplanung zu ändern. Eine schwierige und schmerzliche Herausforderung, die viel Mut und Kraft von dem Betroffenen – aber auch von dessen Angehörigen erfordert. Am Ende gibt es dann vielleicht wieder eine Rückkehr ins „normale Leben“. Von einem solchen Fall wollen wir heute berichten.
Freitag, der 10. Dezember gegen 14:00 Uhr: das missglückte Wendemanöver eines Autofahrers -kurz nach der Unterführung beim Bahnhof Gersthofen- ist die Ursache einer folgenschweren Kettenreaktion. Ein nachfolgender Autofahrer kann noch abbremsen, ein zweiter Fahrer der einen Transporter lenkt, musste auf die Gegenfahrbahn ausweichen. Der Fahrer des entgegenkommenden Busses der Linie 56 versucht noch einen Zusammenprall zu vermeiden. Sein Ausweichmanöver ist vergebens. Der Transporter streift den Bus, der Bus rutscht frontal in den Brückenpfeiler.
Unter der vier Businsassen befand sich auch die Gersthoferin Helga Bechtel. Sie war als Schulwegbegleiterin unterwegs und saß rechts neben dem Fahrer. „Ich sah die Betonwand auf mich zukommen, hörte noch den Aufprall und dann wurde es dunkel um mich“, erinnert sie sich. Keine Momente, wo das Leben blitzartig vorüber zieht, wie schon so oft geschildert von Menschen bei Grenzerfahrungen Sie kam erst wieder am darauf folgenden Samstag im Zentralklinikum zu sich; umgeben von ihren Töchtern Christine und Daniela und Ehemann Helmut. Ihre erste Reaktion: „Aha, ich lebe doch noch“. Von dem Einsatz der Rettungskräfte, die sie in dem Omnibuswrack versorgten und anschließen bargen, bekam sie nichts mit. Ehemann Helmut, früher selbst Busfahrer, wurde telefonisch durch die Gersthofer Verkehrsgesellschaft von dem Unfall verständigt und eilte gleich zum Unfallort. Er bekam allerdings von der halbstündigen Bergung seiner Frau nicht all zu viel mit. „Der Einsatzleiter und die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Gersthofen schirmten mich ab und verwickelten mich in Gespräche.“ Eine Maßnahme, die zu seinem eigenen Schutz diente; als er den Bus sah war er ohnehin geschockt. Wolfgang Baumeister von der Freiwilligen Feuerwehr Gersthofen: „Trotz aller Dramatik hatte man noch Glück im Unglück. Bei einem vollbesetzten Bus wären die Folgen weitaus schlimmer gewesen.“
Die Schulwegsbegleiterin hatte viele Blessuren, darunter drei Knochenbrüche am rechten Bein. Es drohte eine Amputation. „Sieben Operationen, u. a. auch eine Muskelverpflanzung, waren notwendig um es zu retten“, erzählt sie. Aus dem Gröbsten ist sie jetzt Gott sei dank heraus. Den Ärzten und dem Pflegepersonal im Zentralklinikum Augsburg zollt sie ein dickes Lob: „Ich habe ihnen den Erhalt meines Beines zu verdanken“. Und im gleichen Atemzug: „Ohne dem Zuspruch und der Unterstützung von meiner Familie hätte ich es nicht geschafft.“ Auch die Stadt Gersthofen nahm Anteil an ihrem Schicksal. Bürgermeister Jürgen Schantin besuchte sie und überreichte Blumen, versprach Unterstützung falls erforderlich.
Dem 2-monatigen Krankenhausaufenthalt schloss sich eine Reha-Kur in Enzensberg an. Die Patientin musste wieder ihren gesamten Bewegungsapparat zu gebrauchen lernen. Gymnastik für Beine, Arme samt Hände, Laufübungen sowie Körperaufbau -sie hatte während des Krankenhausaufenthaltes 15 Kilogramm abgenommen- lassen keine Langeweile im Klinikalltag aufkommen. Der Genesungsprozess ist noch lange nicht abgeschlossen, Folgeoperationen sind möglich. Um für einen „Stimmungsaufheller“ zu sorgen, besuchte die Faschingsgesellschaft Lechana samt Prinzenpaar überraschend Bechtel in der Kurklinik. Die Überraschung gelang und die Freude war um so größer, als Mutter Bechtel ihre Tochter Christine als Prinzessin Christine IV begrüßen konnte. Bechtel kann inzwischen das Wochenende im Kreis ihrer Familie feiern, die sich sehr über ihre Fortschritte im Genesungsprozess freut.
Mit ihr freut sich auch der Pressemann, besonders aber über die Bereitschaft Bechtels, über den Unfall und seine Folgen zu erzählen. Sie schaut noch blass und mitgenommen aus, geht auf Krücken. Es wühlt sie sichtlich auf, wenn sie über das Geschehen spricht. Um sie nicht zu sehr zu strapazieren, wird das Interview kurz gehalten. Noch einige Bilder, dann verabschiedet sich der myheimat-Mann. Er möchte sich an dieser Stelle nochmals herzlich für das Zustandekommen des Gesprächs bedanken und wünscht der Familie Bechtel eine möglichst baldige Rückkehr ins „normale Leben“.
Das freut mich sehr, daß es wieder bergauf geht! Ich wünsche Frau Bechtel weiterhin gute Genesung und allen viel Kraft und Freude an den kleinen Dingen.