Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV)
Vogelfreundlicher Garten ein Naturparadies im Ortsteil Rettenbergen
Im Rahmen der bayernweiten Aktion „Vogelfreundlicher Garten“ haben der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und das Bayerische Artenschutzzentrum des Landesamts für Umwelt im Laufe des vergangenen Jahres bereits über 2.100 Gärten ausgezeichnet. Auch der im Gersthofer Ortsteil Rettenbergen gelegene Garten von BN-Mitglied Ulrike Kalder gehört zu den Gärten, die die Bewerterinnen und Bewerter als vogelfreundlichen und strukturreichen Garten mit einer Plakette ausgezeichnet haben. Bei einem Besuch konnten sich Mitglieder der BN-Ortsgruppe Gersthofen davon überzeugen, dass hier inmitten der von Einfamilienhäusern geprägten Siedlung wirklich ein ganz besonderes Paradies für Vögel und viele andere Lebewesen entstanden ist. Bereits beim ersten Blick durch das Gartentor wird klar, dass der Garten sehr viele unterschiedliche Bereiche hat: Da gibt es Obstbäume, Blumen- und Gemüsebeete, Sandflächen, ein Feuchtbiotop, weite Wiesenflächen, Totholz, wilde Ecken und vieles mehr. Von den Bäumen leuchten die rotbackigen Äpfel und aus dem Gewächshaus Tomaten in den verschiedensten Farben – ansonsten dominiert jetzt zu Beginn des Herbstes die Farbe grün. Farblich hat der Garten zu anderen Jahreszeiten mehr zu bieten, wie Ulrike Kalder vermerkt. Im Frühjahr blühen auf den Flächen unter anderem gelbe Winterlinge, rote Alpenveilchen und bunte Krokusse, später entsteht eine üppige Margeriten-Wiese. Wildbienen und andere Insekten finden hier während der Blütezeit der Wildpflanzen viel Nahrung – gemäht wird erst später im Jahr mit dem Balkenmäher. Auch in anderen Ecken des Gartens, in denen alles wild wachsen darf, können sich Insekten und andere Tiere ungestört entwickeln. In Totholz- und Reisighaufen wie auch in der Benjeshecke und im Felsbiotop gibt es zahlreiche Versteckmöglichkeiten für sie. Und auf der offenen Sandfläche und in den breiten Fugen zwischen ein paar Platten graben Wildbienen ihre Niströhren. „Als besondere Pluspunkte haben die Bewerter vermerkt, dass bei mir Disteln, Brennnesseln und blühende Gräser wachsen dürfen und dass der Efeu blüht und Früchte trägt“, erzählt die Gartenbesitzerin.
‚Dies spricht alles für einen insektenfreundlichen Garten, wo aber bleiben die Vögel?‘, könnte man sich jetzt fragen. Aber natürlich ist gerade die Insektenvielfalt als eines von verschiedenen Kriterien wesentlich dafür, dass Vögel sich in einem Garten wohlfühlen – für sie bedeutet das Nahrung für sich und vor allem auch für ihren Nachwuchs. Als weitere Nahrungsquellen dienen ihnen die Früchte von einheimischen Sträuchern und von Wildpflanzen, die hier ebenfalls in großer Auswahl wachsen. Kornelkirsche, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Holunder, Felsenbirne, Mispel und Feuerdorn kann man zum Beispiel bei einem Rundgang durch den Garten entdecken. Dazu kommen verschiedene Obstsorten wie Himbeere, Brombeere, Apfel, Zwetschge, Bayernkiwi und die wild wachsenden Walderdbeeren. „Gut ist es auch, wenn man die Samenstände von Stauden bis in das Frühjahr stehen lässt“, erläutert Ulrike Kalder. „An den vertrockneten Samenständen der Wilden Karde zum Beispiel beobachte ich immer wieder Stieglitze, die sich dort Samenkörner herausholen.“ Baden und trinken können die Vögel in einem kleinen Tümpel. Während der kalten Jahreszeit finden sie in Futtersäulen, Vogelhäuschen und einer Futterschale ein abwechslungsreiches Angebot von geschälten Sonnenblumenkernen, Nüssen, Nussbruch, Haferflocken mit Fett, Rosinen und Apfelresten – da ist für jeden Vogel vom Weichfresser bis zum Körnerfresser was dabei. „Im Sommer dagegen füttere ich die Vögel nicht, auch wenn es vom LBV dafür noch zusätzliche Pluspunkte gibt“, betont Ulrike Kalder. „Mit Insekten und Früchten hat der Garten zu dieser Zeit auch ohne zusätzliches Angebot genug Nahrung zu bieten.“
Für verschiedene Vogelarten hängen im Garten die passenden Nistkästen. Blau- und Kohlmeise, Feldsperlinge und Stare haben sie in den vergangenen Jahren häufig zur Aufzucht ihrer Jungen genutzt. Andere – wie Amsel, Grauschnäpper oder Hausrotschwanz – haben sich selbst in der Vegetation oder am Haus Nester angelegt. Viele weitere Arten konnte Ulrike Kalder zwar noch nicht bei der Brut, aber ansonsten als regelmäßige Gäste im Garten beobachten. Dazu zählen Kleiber, Bachstelze, Rotkehlchen, Tannenmeise, Eichelhäher, Singdrossel, Zaunkönig, Grünfink, Erlenzeisig, Zilpzalp sowie Bunt- und Grünspecht. Auch kleinere Säugetiere wie Fledermäuse, Eichhörnchen und Igel sind häufiger anzutreffen. „Im Moment ist hier gerade eine Igelmutter mit vier Jungtieren unterwegs“, erzählt die Gartenbesitzerin. „Den Tag über verstecken sich alle unter einem Haufen aus trockenen Pflanzenresten.“ Es gibt also viel zu beobachten in diesem Garten, der zahlreichen Tieren Unterschlupf und Nahrung bietet. Kein Wunder, dass Ulrike Kalder dafür auch noch eine weitere Auszeichnung „Naturnaher Garten“ vom Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege erhalten hat. Bald wird auch dies durch eine entsprechende Plakette am Gartenzaun dokumentiert sein. Verfasser: Dr. Gerd Röder