MdB Eduard Oswald besucht die Gemeinde Langweid.
Besondere Erwähnung fand die spezielle Bevölkerungsstruktur Langweids, die von einem hohen Migrantenanteil geprägt ist. So sind von den ca. 7.600 Einwohnern etwa 25 % Bürger mit Migrationshintergrund. Daraus ergeben sich Anforderungen hinsichtlich Kinder- und Familienhilfe, Schulbetrieb und Jugendpflege, die Langweid aber gut erfüllt hat. Oswald sprach sich anerkennend über die gelungene Integration aus. Jahn wies auf die geänderte Verkehrssituation hin. Langweid sei in die „Nähe des Verkehrs“ mit all seinen Nachteilen gerückt. Des weiteren beklagte er die ausufernde Bürokratie in der Verwaltung; als Beispiel nannte er den Aufwand für das Betreiben der Kindergärten. Oswald stimmte zu und wies auf die typisch deutsche Mentalität hin, alles bis ins kleinste Detail zu regeln. Nach einem ausgiebigen Meinungsaustausch begann der zweite Teil des Informationsbesuches. Auf dem Programm standen drei Firmenbesuche bei Langweider Unternehmen.
Oswald besuchte als erstes Unternehmen die Firma Huntsman Textile Effects. Geschäftsführer Dr. Nik Grünenfelder stellte kurz das Unternehmen vor. Demnach stellt das international positionierte Unternehmen –in Langweid seit 1983- Chemikalien für die verschiedensten Bedürfnisse her. So z. B. Spezialchemikalien für Kosmetik oder Pharmazeutika, aber auch für Bekleidung, Heimtextilien und technischen Textilien. Die hergestellten Stoffe werden z. B. für Färbung, Knitterfreiheit, Flammhemmung oder Wasserabweisung verwendet. Das Unternehmen zählt etwa 400 Mitarbeiter und hat ein Produktionsvolumen von ca. 55.000 Tonnen. Neben seinen geschäftlichen Zielen wird Huntsman sich auch seiner sozialen Verantwortung bewusst: die Firma engagiert sich in der Obdachlosenhilfe, Hungerbekämpfung und Krebshilfe. Nach einer Besichtigung der Betriebsanlagen lobte Oswald die gelungene Spezialisierung des Unternehmens mit seinen „faszinierenden“ Wachstumsraten und stellte der deutschen Chemieindustrie -nach etlichen früheren „Umweltsünden“- insgesamt ein gutes Zeugnis aus.
Danach wurde die landwirtschaftliche Trocknungsgenossenschaft beim Trocknungswerk Achsheim besucht. Bei der Genossenschaft wird eine Rapsölgewinnungs-, Biogas- und Trocknungsanlage betrieben. Erster Vorstand Sebastian Kranzfelder stellte die verschiedenen Komponenten vor. Das Biogas wird aus Mais gewonnen. Nach verschiedenen Verarbeitungsprozessen treibt es einen Stromgenerator an; der erzeugte Strom (500 kW/Stunde) wird über eine 20 kV-Leitung in das allgemeine Stromnetz eingespeist. Oswald unterstrich die Notwendigkeit eines sinnvollen Energiemix. Die Landwirtschaft könne durch den Anbau von energiegenutzten Raps und Mais sich ein zweites Standbein verschaffen. Einen ähnlichen Zweck verfolgt die Rapsölgewinnungsanlage. In der Anlage werden 5.000 Tonnen Raps jährlich verarbeitet. Mit dem gewonnenen Öl können Fahrzeuge, nach entsprechender Umrüstung, betrieben werden. Hier wurde kritisiert, dass die Besteuerung des Öls die Abnahme erschwert. Schließlich wurde noch die Grastrocknungsanlage vorgestellt. Sie wird zur Trocknung von Körnern –möglich sind alle Getreidesorten- verwendet. Danach können die Körner als Viehfutter verwendet werden.
Als letzte Firma stand die Spedition Schwaab auf dem Besuchsprogramm. Hier handelt es sich um ein mittelständisches Familienunternehmen, das seit 1931 in Langweid seinen Sitz mit Spedition, Lager und Werkstatt hat. Die Firma hat 35 Fahrzeuge im Einsatz und beschäftigt 60 Mitarbeiter. Firmeninhaber Karl-Heinz Schwaab mit Sohn Karl informierten über die Probleme, mit denen kleinere mittelständische Transportunternehmen zu kämpfen haben. Infolge besserer Konjunktur fällt es immer schwerer, auf dem Arbeitmarkt qualifizierte Fahrer zu finden. Steigende Energiekosten und der Zeitdruck muss mit begrenzten Ressourcen aufgefangen werden. Oft können Termine wegen überfüllter Verkehrswege nicht eingehalten werden – als Beispiel wurde die A8 genannt. Oswald wies darauf hin, dass die Bürger immer weniger bereit sind, neue oder ausgebaute Straßen zu akzeptieren. Heinz Schwaab erklärte, dass nur dank eines „Familienbetriebes“, bei dem jeder alles können muss, die Herausforderungen bewältigt werden können. Insgesamt fühlt er sich mit seinem Standort bei der Gemeinde Langweid gut aufgehoben. Diese Äußerung freute Bürgermeister Jahn sichtlich. Oswald lobte das positive Grundvertrauen des Familienunternehmens.
Mit diesem letzten Firmenbesuch war der „Besuchsmarathon“ in Langweid beendet. In einem Abschlussgespräch im Rathaus betonte Oswald nochmals die Bedeutung starker Kommunen für die Demokratie. In den Kommunen beweist sich die Praxisnähe der Politik, die der Bürger „hautnah“ mitbekommt. Er sprach seinen Dank an alle aus, die sich in der Kommunalpolitik engagieren. Oswald freute sich über die an diesem Tag gewonnenen Eindrücke, die er mit nach Berlin nehmen wird und in seine tägliche Arbeit einfließen lassen will.