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Interview
So war das kulturelle Jahr der Stadt Gersthofen

Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu und für das Jahrbuch sprachen wir mit Kulturamtsleiter Uwe Wagner über die Herausforderungen und Höhepunkte des kulturellen Lebens in Gersthofen 2023.

myheimat: Herr Wagner, in diesem Jahr spielte Corona kaum noch eine Rolle. Wie wirkte sich das auf den kulturellen Bereich aus? Gab es große Nachholeffekte?
Kulturamtsleiter Uwe Wagner: Mit Ängsten und Verunsicherungen ist es ja so, dass sie sich viel schneller auf- wie abbauen. Dies war vor allem im ersten Halbjahr noch zu spüren, wo sich die Branche zwar erholen konnte, aber noch nicht die Zahlen der Vor-Corona-Zeiten erreichte.
Im Lauf des Jahres wurde dann eine Entwicklung immer deutlicher, die bis heute anhält: populäre Künstler, oft auch die in den Medien präsenten, konnten wieder volle Häuser erreichen. Aber gerade die etwas unbekannteren, wie bspw. die Nachwuchskünstler, hatten sehr große Probleme.
Grundsätzlich sind wir, d.h. Veranstalter, Agenturen und Künstler, unglaublich froh, endlich wieder Kultur auf die Bühne bringen zu können.

myheimat: Nach dem Ende der Corona-Auflagen standen die Künstler, Musiker und Kabarettisten mit neuen Programmen auf der Bühne. Tritt nun eine gewisse Flaute ein oder kommt rechtzeitig Nachschub?
Wagner: An neuen Programmen besteht kurzfristig erst einmal kein Mangel. Vielmehr sehe ich mittelfristig die Gefahr, dass aufgrund der eben beschriebenen Entwicklungen ein Nachwuchsmangel in der Branche entstehen könnte. Und nicht nur das – wenn der Einstieg derart erschwert wird, wie dies derzeit der Fall ist, werden sich sicherlich noch mehr Talente überlegen, ob sie beruflich voll auf die Kultur setzen werden. Dies wäre gewiss ein worst-case Szenario, welches vor allem durch das Publikum selbst verhindert werden kann, indem für „kleinere“ Künstler und Nachwuchstalente einfach wieder häufiger Tickets erworben werden würden.

myheimat: Gab es für Sie 2023 ein persönliches Highlight?
Wagner: Bei fast 200 Veranstaltungen im Jahr ist es für mich immer sehr schwierig, einzelne Veranstaltungen zu benennen. Aber es gibt sicher Abende, die etwas mehr in der Erinnerung bleiben, wie andere. Dazu zählen bspw. im Theaterbereich die tolle Darbietung von Harald Krassnitzer und seiner Frau Ann-Kathrin Kramer in „Chocolat“, im Musikgenre auf jeden Fall das großartige Konzert von Götz Alsmann und der SWR Bigband oder ganz aktuell das ganz intime Konzert von Joris und dem Mikis Takeover Ensemble, bei dem im Zusammenspiel zwischen Klassik und Pop etwas für Jeden spürbar Neues, ganz Persönliches, entstand. Im Kabarett-Bereich waren sicherlich die Gastspiele von Gerhard Polt und den Well-Brüdern und Olli Dittrich alias Dittsche sehr besonders.

myheimat: Wie zufrieden sind Sie als Kulturamtsleiter mit dem Jahr 2023?
Wagner: Wir hatten erneut mit sehr vielen Herausforderungen zu kämpfen und haben dies als Team wieder einmal toll gemeistert. Daher bin ich in erster Linie froh und stolz, dass ich mit diesen tollen KollegInnen arbeiten darf – nicht nur in 2023.

myheimat: Aktuell ist kein Ende der Krisen in Sicht. Welche Lehren ziehen Sie daraus für die Planung der Veranstaltungen?
Wagner: Für die Planung sind diese Entwicklungen kein Anlass etwas zu ändern, da man im Veranstaltungsmanagement immer alle Möglichkeiten abwägen muss. Corona und die weiteren Krisen waren daher eher Bestätigung dieser grundsätzlichen Einstellung. Dennoch wäre es für die Veranstaltungsbranche hilfreich, wieder einen längeren Zeitraum ohne Krisen und Schocks in Wirtschaft und Gesellschaft zu erleben. Kultur ist Seismograph der gesellschaftlichen Situation, daher sind die Schwingungen immer umso deutlicher zu spüren.

myheimat: Wenn Sie sich persönlich ein kulturelles Highlight aussuchen dürften für Gersthofen, welches würden Sie hier gerne sehen?
Wagner: Wir haben hier in Gersthofen eine herausragende Mischung aus sehr vielen Genres im Angebot, welches durch die vielen Veranstaltungen aus unser ebenfalls überdurchschnittlichen Vereinslandschaft bereichert werden. Dies immer wieder neu auszuloten und auszubalancieren, ist eine große Herausforderung. Wenn uns dies auf Dauer weiter gelingen würde, wäre dies mein persönliches Highlight.

myheimat: Auf welche kulturellen Highlights dürfen sich die Gersthofer und Gersthoferinnen für 2024 freuen?
Wagner: Subjektiv hat da sicher jeder eine etwas andere Sicht, aber genau aus diesem Grund versuchen wir ja für jeden Geschmack etwas im Programm zu haben. Auch im nächsten Jahr beehren uns wieder viele tolle Künstler mit einem Besuch: Curtis Stigers und die SWR Bigband, Ulrich Tukur & die Rhyhtmus Boys, Max Uthoff, Maybebop, Badesalz, Heavysaurus, Christian Ehring, Max Mutzke und natürlich der Stargast der Rasenkonzerte: Chris de Burgh.
Dies nur ein paar Namen bis zur Jahresmitte des Programms. Es empfiehlt sich daher immer ein Blick auf unsere Homepage www.stadthalle-gersthofen.de Hier sind bereits einige Termine in 2025 buchbar.

Herr Wagner ich danke Ihnen für Ihre Zeit.
Das Interview führte Florian Handl

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