Sängerrunde der NaturFreunde verabschiedet sich nach 35 Jahren
„Wir sind Freunde in dieser Runde“ – mit diesem Begrüßungslied eröffnete die Sän-gerrunde der Gersthofer NaturFreunde am Samstagabend des 27.10. im Rotkreuz-haus Gersthofen ihren Festabend zum 35-jähriges Bestehen, aber auch zum Ab-schied vom Chorgesang und öffentlichen Auftritten. Der Grund für den Abschied war deutlich sichtbar: von ehemals über 20 Sängern standen zwar noch 9 auf der Bühne, die Stimme „1. Bass“ ist aber gar nicht mehr besetzt. Und auch wenn die 3 Mann des 1. Tenors, die an dem Abend dort standen, trotz ihres Durchschnittsalters von 88 (!) Jahren noch eine hervorragende Leistung abgaben, ist es dadurch nicht mehr möglich, die fast ausschließlich 4-stimmig ge-setzten Lieder entsprechend darzubringen. Ein Umbau des Chors hatte nicht funktioniert, weitere Sänger waren trotz vielfältiger jahrelanger Bemühungen nicht zu bekommen. Nach seiner Begrüßung des Publikums und des 3. Bürgermeisters von Gersthofen Reinhold Dempf dankte 1. Vorstand der NaturFreunde Dieter Ortner jun. in seiner Ansprache den Sängern für bis zu 35 Jahren Treue zur Sängerrunde, dem Dirigen-ten Norbert Kraus für 22 Jahre Leitung, und allen für die vielen schönen Stunden, die sie mit ihrem Gesang im Verein und weit darüber hinaus bereitet hätten. Als Dankeschön erhielt jeder Sänger eine von der Kindergruppe des Vereins wunderschön gestaltete große Kollage aus Fotos der vergangenen 35 Jahre.
Mit der Geburtstagspolka brachten die Sänger dann allen Geburtstagskindern im Saal, besonders Sänger Franz Specht zum 90., ein Ständchen. Chorleiter Norbert Kraus begrüßte im Anschluss noch den Gründer der Sängerrunde Berthold Peter, Gabi Janischka und Thomas Bertossi von der „Chorgemeinschaft Gersthofen“ sowie den ehemaligen Chorleiter der „Sängergesellschaft Lyra Augsburg“, Dietmar Hierdeis. Dann wurde das exklusive kalte Buffet eröffnet, das das Ehepaar Beckenlechner, Christa Brehm und Udo Flüshöh organisiert hatten, die auch für den festlichen Schmuck des Saals verantwortlich zeichneten. Durch den weiteren Abend führte Sänger Wolfgang Guth, Gabriele Deiser vom Musikzentrum unterhielt während des Essens mit dezenter Hintergrundmusik und füllte im Laufe des Abends ganz wunderbar die Zeiträume zwischen den Darbietungen instrumentalmusikalisch. In seiner darauffolgenden emotionalen Ansprache, die zum flammenden Plädoyer für den Männerchor geriet, bedankte sich Chorleiter Norbert Kraus zunächst bei den Vorstandschaften des Vereins für die vollste Unterstützung der Sparte „Sängerrun-de“. Die sangesfreudigen Mitglieder hatten dadurch eine Heimat im Verein, die Na-turFreunde Gersthofen eine hauseigene Musik für die verschiedensten Anlässe und konnten mit der Sängerrunde eine Sparte „Kultur und Musik“ anbieten. Den größten Dank stattete der Chorleiter persönlich jedem einzelnen seiner Chormitglieder nicht nur für die langjährige Treue ab, sondern auch für das nicht nur musikalische Engagement bei Auftritten, Konzerten und Probenbesuchen. Bemerkenswert war auch der Gemeinschaftsgeist bei Chorausflügen, Grillfesten und sonstigen gemeinsamen Aktivitäten, wo auch die Talente einzelner Sänger wie Instrumentalmusik oder lustige Einlagen für Gemütlichkeit und Kurzweil sorgten. Die wichtigste Gemeinsamkeit war jedoch - und sei noch immer - die große Freude am Gesang. Er rätselte dabei, warum diese offensichtliche Freude und der immer große Zuspruch des begeisterten Publikums nicht neuen Sängern vermittelt werden konnte, sodass sie sich der Sängerrunde angeschlossen hätten. Dann ging der Chorleiter auf das musikalische Erscheinungsbild der Sängerrunde ein: Lange Jahre war die Stimmenverteilung bei den Tenören und Bässen ideal, sodass die Sängerrunde das so beliebte Klangbild eines reinen Männerchors perfekt darbieten konnte. Der Chor beherrschte dabei eine enorme Bandbreite im Vortrag von piano-pianissimo bis forte-fortissimo, von getragen bis rasend schnell, und das bei bester Aussprache und Harmonie. Wer die Sängerrunde einmal bei ihrer Paradezugabe „Funiculi funicula“ oder zu Weihnachten beim „Andachtsjodler“ erlebt hat, weiß was damit gemeint ist. Für die Liedauswahl sei immer ausschlaggebend gewesen: musikalisch leicht verständlich ohne banal zu sein, und intensive Harmonien, aus denen man als Chor etwas machen konnte. Beispielhaft zählte der Chorleiter noch einmal einige dieser besonderen Lieder aus dem über 200 Stücke umfassenden Repertoire der Sängerrunde auf: klassische Opernchöre wie „Nabucco“, Ohrwürmer wie das „Chianti-Lied“, „Mein kleiner grüner Kaktus“ und „Sierra Madre“, und vor allem die Lieder des Trientiner Bergsteigerchors wie „La Montanara“, La rosa delle Alpi usw. Groß war auch die Auswahl höchst stimmungsvoller Weisen für Auftritte in der Vorweihnachtszeit und die feierlichen Weihnachtskonzerte. „Lieder, die wie Balsam auf der Seele wirken“ hat der Chorleiter da gern formuliert.
Auf die Chronologie der Sängerrunde kommend, die in ausführlicher Form auch an der Erinnerungsfotowand zu sehen war, wies Norbert Kraus auf herausragende Auftritte hin wie die sechs großen Konzerte und drei großen Jubiläumsfeiern, die vielen Auftritte für die und bei der Stadt (Seniorennachmittag, Adventsfeiern usw.) und die eigenen 21 (!) feierlichen Weihnachtskonzerte. Sechsmal war die Sängerrunde gastgebender Chor bei den Bundeschortreffen der Banater Schwaben in der Stadthalle. Besonders erwähnenswerte sind noch die Filmaufnahmen von der Sängerrunde für einen Werbespot des Gesundheitsministeriums, der ab Mitte 2017 ein halbes Jahr täglich auf Augsburg-TV zu sehen war. Titel: „aktive Senioren“. Norbert Kraus beendete seine Rede mit der Überreichung von Urkunden für die vier Gründungsmitglieder, von denen immerhin drei anwesend waren, und mit der Bekundung: „Wir hätten noch so gerne weitergemacht für Euch, unser Publikum.“ Die Sänger ihrerseits überreichten zu den Dankesworten von Wolfgang Guth als Anerkennung und Würdigung der 22 Jahre Chorleitung, die Geduld und das immerwährende Motivieren der Sänger „ihrem Norbert“ einen goldenen Taktstock. Freude und Wehmut auf beiden Seiten. Danach konnte Wolfgang Guth zwei schon erwartete Lieder ansagen: D a s Lied der singenden NaturFreunde „La Montanara“, in dem Kurt Herzner als Solist glänzte, und das Chianti-Lied („Ja ja der Chianti-Wein“). Engagiert wie eh und je vorgetragen heimsten die Sänger dafür donnernden Applaus ein. Mit „Weiß-blau is boarisch“ und „Die Gamserl schwarz und braun“, von Heini Kraus und Fritz Peter auswendig gesungen, kamen die „sonstigen Talente einiger Sänger“ zum Tragen. Herzlicher Beifall für die beiden Senioren (89 und 83 Jahre alt). 3. Bürgermeister Reinhold Dempf bedankte sich dann in seiner Ansprache im Namen der Stadt Gersthofen für das jahrzehntelange öffentliche Wirken der Sängerrunde mit ihren Konzerten und Auftritten in der und für die Stadt, und erinnerte als „Trachtler“ dabei auch beispielhaft an die unvergessene Mitgestaltung der Trachtlermesse durch die Sängerrunde. Nach einer viertelstündigen Pause ging´s mit den letzten drei Liedern weiter: „Fein sein, beinander bleib´n“, „Freude am Leben“, „Andachtsjodler“. Stehende Ovationen danach und Zugaberufe waren eine wohltuende Bestätigung für die Sänger und „ihre“ Musik. Die Zugabe war natürlich Funiculi-funicula (mit deutschem Text „Das blaue Meer“), auswendig, temporeich, engagiert, sängerrundentypisch vorgetragen. Kein Wunder, dass abermals stehende Ovationen folgten und die Sänger in gleicher Manier ihr allerletztes Lied anstimmten: das Chianti-Lied. Auf schier nicht enden wollenden herzlichen Applaus folgte eine emotionale Verabschiedung der Sänger durch das Publikum. Zum Schluss bedankte sich Norbert Kraus noch für die Treue des Publikums und die anhaltende Begeisterung über die Lieder der Sängerrunde. Er konnte allerdings nicht umhin, sein tiefstes Bedauern darüber auszudrücken, dass diese Kultur und Tradition keine Fortführung erfahren. Mit der Darbietung „Sonntagruh“ von Heini Kraus und Fritz Peter ging ein über vier-stündiger, festlicher und erinnerungsreicher Abend zu Ende, mit dem die Sängerrunde der Gersthofer NaturFreunde jetzt Geschichte ist.