Kleiner Blütenbummel in hochsommerlicher Heimat
Bürgerreporter Karl J. Zwierlein: Der Hochsommer hat uns mit einer reichen Blütenfülle beschenkt. Feuerrot leuchten uns aus den Gärten die blühenden Busch- und Stangenbohnen entgegen. Der giftige Fingerhut vermag sich gegen solch grelle Farben kaum bemerkbar zu machen, und der himmelblaue Rittersporn schaut geradezu blass aus, wenn man ihn mit den satten Farben der erstgenannten vergleicht. Am Gartenweg finden wir das buschige Springkraut „Rühr mich nicht an!“, das aus Osteuropa zu uns einwanderte und nun ganz heimisch geworden ist. Rühren wir seine steifen Früchte an, so schleudert es seine Samen meterweit aus den aufspringenden Kapseln. Daneben hat die „tausendblättrige“, heilkräftige Schafgarbe ihre weiße Doldenkrone aufgesetzt. Mit gelben und blauen Köpfchen grüßt die Skabiose.
Berührt der Weg eine Wiese, so finden wir den Frauenflachs, der auch Leinkraut genannt wird. Seine gelben Rachenblüten sind denen des bekannten Löwenmauls sehr ähnlich. Zu seiner Verwandtschaft zählt auch der Klappertopf, in dessen Frucht die Samen wie in einer Kinderklapper zu hören sind, wenn wir die Pflanze schütteln. Mit dem weiß blühenden Taubenkropf können wir auch ein Geräusch machen. Schlägt man nämlich eine abgerissene und am Stiel festgehaltene Blüte senkrecht auf die stillgehaltene Hand, so gibt es einen Knall.
Jetzt zeigt sich auch die rote Kuckuckslichtnelke, deren geschlitzte Blütenblätter an die Flockenblume erinnern, die wir am gleichen Raine finden und die eine Verwandte der Kornblume ist. An grasigen Stellen hat auch der Wiesenstorchschnabel seine blauroten Blütenränder entfaltet. Er schaut wie ein großer Reiherschnabel aus. Fährt ein Windstoß über die Wiese, so rascheln die Herzchen des Zittergrases, und die herrlichen weinroten Blütenstände der Kronenwicke, die auch unsere Bahndämme ziert, wiegen hin und her.
Eine der Seltenheiten, die aber in unserer Gegend leicht zu finden ist, ist die Sommerwurz. Sie fällt uns, wenn wir sie am Wegrand finden, sofort dadurch auf, dass sie keine grünen Blätter hat. Blätter, Stängel und Blüten sind braun. Die trichterförmigen Blüten erzählen uns, dass die Pflanze in der über metergroßen heilkräftigen Königskerze, die jetzt blüht, eine Verwandte hat. Auch dem Sommerziest hat die Jahreszeit ihren Namen gegeben. Die Pflanze sieht einer kleinen Goldnessel ähnlich und gehört zu den Charaktergewächsen unseres Gebietes.
Im Wald und am Waldrand - selbstverständlich auch in den Gärten - herrscht jetzt im Monat August die Farbe Gelb vor. Wir finden sie am Hornklee, am Weiderich, der seinen Namen von seinen den Weidenblättern ähnlichen Trieben bekam, an der Goldrute und schließlich am Fuchsien-Greiskraut. Seinen Namen hat es wieder von der Blattform und den weißbehaarten Fruchtständen, die an das Haupt eines Greises erinnern. An feuchten Waldrändern können wir zwei fleischfressende Pflanzen finden: das Fettkraut, das unter seinen eingerollten Blatträndern Fliegen fängt, und den Sonnentau, dessen Blätter mit klebrigen Tropfen bedeckt sind, die von Insekten für Tau gehalten werden. So werden sie von Fliegen aufgesucht, die dann daran haften bleiben.