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Eine Erfolgsgeschichte: von der Garage zum Großbetrieb

  • Betriebsgelände von Borscheid+Wenig
  • Foto: Bavaria Luftbild
  • hochgeladen von Gerhard Fritsch

In dieser myheimat-Ausgabe wollen wir einen Gersthofer Unternehmer vorstellen, der den meisten Bürgern unbekannt sein wird. Obwohl viele Autos mit Zubehörteilen seiner Firma ausgerüstet sind, wird der Name „Borscheid+Wenig“ nicht geläufig sein. Bevor wir die Firma vorstellen, eine kleine Frage: was verbindet die Fa. Borscheid+Wenig mit Bill Gates, dem Gründer von Microsoft?

Beide gründeten ihre Firmen in einer Garage. Gates im fernen Kalifornien und Franz Borscheid mit Leonhard Wenig 1961 im bayerischen Gersthofen. Startkapital waren 4.000 DM – Produktionsziel war das Auslösen von Stanzteilen aus Schaumstoffen. „Das kann man sich ungefähr wie beim Plätzchenausstechen bei der Weihnachtsbäckerei vorstellen“, erklärt Norbert Borscheid schmunzelnd. Noch im gleichen Jahr wurde in Biburg in einer Blechbaracke eine Stanzmaschine für größere „Plätzchen“ aufgestellt, die von einer Arbeiterin bedient wurde. Es ging rasch aufwärts; 1969 wurde die erste Produktionshalle mit zehn Arbeitsplätzen errichtet. Heute beschäftigt Borscheid+Wenig in der ca. 25.000 qm großen Produktionsstätte Diedorf 240 Mitarbeiter. Das Unternehmen produziert als Zulieferer für die Automobilindustrie vornehmlich Kunststoff- und Schaumteile für Geräuschdämmung und Abdichtung, wie z. B. Designabdeckungen für den Motorblock und diversen Produkten in Fahrzeug, Motor und Innenraum. Das Unternehmen konnte 2009 einen Umsatz von ca. 30 Millionen Euro erzielen. Eine Erfolgsgeschichte, deren Keimzelle in Gersthofen lag. Das 50-jährige Jubiläum kann 2011 zurecht mit viel Stolz gefeiert werden.

Das Interview wird mit den beiden Geschäftsführern Norbert Borscheid, 60 Jahre alt, und dem 46-jährigen Carlo Wenig geführt. Beide sind Gesellschafter und haben den Betrieb von ihren Vätern übernommen. Ihnen zur Seite steht Prokurist Sven Borscheid, 32 Jahre, Assistent in der Geschäftsleitung. Wenig ist für den technischen, Borscheid für den kaufmännischen Bereich zuständig. Es handelt sich um ein echtes Familienunternehmen das es, aller Voraussicht nach, auch so bleiben wird. „Wir sind sehr froh darüber, dass sich unsere Kinder für den Betrieb interessieren“, freut sich Borscheid.

Zurück nach Gersthofen. Borscheid hat seit 1960 seinen Wohnsitz in der „Wohlfühlstadt“; Wenig hat sein Domizil in Stadtbergen. Und Borscheid fühlt sich ausgesprochen wohl in Gersthofen. „Gersthofen bietet viel für seine Bürger; von einer guten Infrastruktur mit vielen Geschäften bis zu einem reichhaltigen Kulturangebot.“ Leider hat er wenig Gelegenheit Letzteres zu genießen – es fehlt die Zeit. Die Frage nach Hobbys verneint er. „Unser Betrieb ist mein Hobby und mir macht die Arbeit Spaß“, erklärt er lächelnd. Gar keine „Leidenschaft“? Doch ein wenig schon: er liebt gutes Essen, wie er mit verschmitztem Lächeln gesteht. Die italienische, aber auch gut bürgerliche bayerische Küche haben es ihm angetan. Sein Kompagnon Wenig hat freizeitmäßig da schon mehr zu bieten. „Ich fahre gerne Ski, Rennrad und Mountainbike“ erklärt er; und gleich einschränkend „so oft es mir die Zeit erlaubt.“ Dann verrät er noch, dass er früher viele Jahre beim TSV Gersthofen Handball gespielt hatte. „Mit vierzig Jahren bin ich dann vernünftig geworden, weil die Verletzungsgefahr einfach zu hoch war.“

Der myheimat-Mann versucht, noch einiges „Nicht-Geschäftliches“ den beiden Unternehmern zu entlocken. Schwierig! Man landet immer wieder bei der gemeinsamen Firma, wie er leicht resignierend feststellt. Kein Wunder, denn „die Firma ist unser Leben“ wie beide übereinstimmend erklären. „Wir sind mit der Firma unserer Väter groß geworden und hinein gewachsen.“ Das erste Taschengeld wurde hier verdient. Die besten Voraussetzungen also, sich mit den Gesetzen des Marktes vertraut zu machen, wie z. B. die Notwendigkeit von Produktionsanpassungen und Produktionssteigerungen, aber auch Investitionen rechtzeitig durchzuführen. In den letzten fünf Jahren wurden 20 Millionen Euro investiert. Mehrere Zertifikate über Qualitätskontrolle und Teilnahme beim „Umweltpakt Bayern“ runden das Erscheinungsbild von Borscheid+Wenig ab. „Trotz unseres Erfolgskurses wollen wir aber bodenständig bleiben und u. a. auf eine gute Kapitaldecke achten.“ Und: „Wir können auch einen Auftrag ablehnen, wenn die Konditionen nicht stimmen“ erklären beide Unternehmer selbstbewusst. Sie haben nie bereut, einen Betrieb dieser Größe auf die „Füße“ gestellt zu haben. Dazu trägt nicht zuletzt der gute Kontakt zu den Behörden wie des Marktes Diedorf und des Landratsamtes Augsburg bei, der besonders bei Baumaßnahmen wichtig ist.

Bei dem anschließenden kleinen Rundgang durch die 1.500 qm große Produktionshalle fällt auf, dass nur wenige Arbeiter zu sehen sind. Beeindruckend große Fertigungsmaschinen dominieren, wie z. B. eine Spritzgießmaschine mit 1.500 Tonnen Schließkraft – Kostenpunkt ca. 500.000 Euro. Der Pressemann entdeckt noch einen Roboter mit Einsatzprofil „made in Gersthofen“ von KUKA. Der Betrieb arbeitet rund um die Uhr in drei Schichten. In der Halle herrscht eine angenehme Betriebstemperatur. Die Zeit drängt; Handyklingeln verrät, dass die Mitarbeiter ihren Chef brauchen.

Zum Abschluss hat sich der Pressemann noch eine Frage aufgehoben: Können die beiden Firmenleiter jungen Existenzgründern einen Rat mit auf den Weg geben? Beide übereinstimmend: Marktanalyse, ausreichendes Kapital, zündende Geschäftsidee sind nur einige wichtige Voraussetzungen. Ebenso wichtig ist die Bereitschaft, rund um die Uhr für den Betrieb da zu sein und persönliche Interessen hinten an zu stellen. Die ersten Monate werden hart sein. Beratungsstellen, wie die z. B. bei der IHK Schwaben sollten in Anspruch genommen werden. Und dann heißt es: Zähne zusammenbeißen und durch. Dieses Erfolgsrezept hat bei Borscheid+Wenig funktioniert wie man sieht...

  • Betriebsgelände von Borscheid+Wenig
  • Foto: Bavaria Luftbild
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  • Norbert Borscheid (links) und Carlo Wenig
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