"Es ist kein Geheimnis - der Schwerpunkt liegt bei uns bewusst auf 'gehobener Unterhaltung'": Interview mit Gersthofens Kulturamtsleiter Helmut Gieber
mh bayern: Die Stadthalle setzt bei ihrem Programm auf Vielseitigkeit: Kabarett, Theater, Konzerte und mehr gibt es im Angebot. Was kam 2013 besonders gut an? Gab es auch Überraschungen?
Helmut Gieber: „Sold out“ oder zumindest nahezu ausverkauft konnten wir u.a. bei folgenden Veranstaltungen vermelden: TAO, The 12 Tenors, Opern auf Bairisch, den Cubaboarischen, Konstantin Wecker, bei Hans Klaffl, Günter Grünwald, Bruno Jonas oder Helmut Schleich. Sehr gut besucht waren auch unsere drei Abonnementabende im Theater. Hier sorgten wohl die bekannten Kinotitel und die hochkarätigen Besetzungen, u.a. mit Götz Otto, Katharina Jakob und Rufus Beck für eine hohe Nachfrage. Erfreulicherweise haben sich auch die Besucherzahlen beim Kindertheater wieder positiv entwickelt. Schade, dass wir „Jim Knopf“ im November krankheitsbedingt kurzfristig absagen mussten. Das Gastspiel wird aber am 9.3.14 nachgeholt.
mh bayern: Wenn Sie das Jahr in Gersthofen Revue passieren lassen, welche kulturellen Ereignisse und Veranstaltungen sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Helmut Gieber: Bei den kulturellen Ereignissen des vergangen Jahres steht bei mir die Verleihung des Kunstpreises der Stadt in der Sparte Musik an vorderster Stelle. Die Jurymitglieder einschließlich unseres künstlerischen Leiters, Herrn Christian Phyrr zeigten sich begeistert von der Anzahl und hohen Qualität der Bewerber. Dass die Singer/Songwriter-Legende Albert Hammond mit seiner schier endlosen Anzahl an Hits in Gersthofen Station gemacht hat, hat mich sehr gefreut, um nicht zu sagen geehrt. Das begeisterte Publikum dankte dem sympathischen Künstler mit Standing Ovations. Die negative und mit sarkastischen Untertönen gespickte Kritik im Feuilleton der AZ stand hier im krassen Gegensatz zum Besucherempfinden. Persönlich besonders beeindruckt hat mich das Konzert von Konstantin Wecker und das moderne Tanztheater „Romeo & Julia today“.
mh bayern: Ende Juni stellten Sie fest, dass die Zahl der Abonnenten in der Stadthalle Gersthofen im Vergleich zum Vorjahr von 530 auf 606 gestiegen war. Wie ist der aktuelle Stand und worauf führen Sie den Erfolg der Stadthalle zurück? Die Konkurrenz in der näheren Umgebung, beispielsweise mit der Stadthalle in Neusäß oder verschiedenen Spielstätten in Augsburg, ist ja groß.
Helmut Gieber: Das Theaterabonnement gibt es nun schon seit der Eröffnung der Halle im Oktober 1995 und die Anzahl der Abonnenten liegt seither relativ konstant zwischen 500 und 600. Ich denke, das Erfolgsgeheimnis liegt an einer ausgewogenen Mischung der Stücke mit namhaften Besetzungen. Und es ist auch kein Geheimnis, dass der Schwerpunkt bei uns bewusst auf „gehobener Unterhaltung“ liegt.
mh bayern: Ab 2014 hält eine neue Ess- und Trinkkultur in der Stadthalle Einzug: Stransky und Treutler ist der neue Pächter des Strasser-Gasthofes, der zugleich für das Catering in der Stadthalle bei Tagungen und Kongressen verantwortlich ist. Welche Bedeutung haben solche nicht-kulturellen Veranstaltungen für die Stadthalle und was erwarten Sie von dem neuen Gastronom?
Helmut Gieber: Zunächst bedanke ich mich beim bisherigen Gastronomie-Partner Hermann Huber, seiner Tochter Nadine und seinem gesamten Team für die rund elfjährige harmonische, reibungslose und qualitativ überzeugende Zusammenarbeit. Wir wünschen uns auch mit dem neuen Caterer der Stadthalle, der nach erfolgter Renovierung auch das Gasthaus Strasser führen wird, dass der kooperative Stil in der bisherigen Weise fortgesetzt wird. Auf Grund ihrer architektonischen Ausgestaltung bietet die Stadthalle sehr gute Voraussetzungen für kulturelle Veranstaltungen, die eine rasche Pausenversorgung des Publikums erfordern. Bei Tagungen, gesellschaftlichen Ereignissen und Betriebsveranstaltungen spielt die gastronomische Versorgung eine zentrale Rolle. In diesem Segment versprechen wir uns vom neuen Pächter eine gewisse Steigerung der Veranstaltungszahlen.
mh bayern: Zuerst erteilte der Kulturausschuss dem Landesentscheid von „Jugend musiziert“ eine Absage, nun findet dieser doch 2014 in Gersthofen statt. Hat das Hin und Her Ihrer Meinung nach dem Ansehen der Stadt Gersthofen geschadet, insbesondere in kultureller Hinsicht?
Helmut Gieber: Es gab hier leider einige Irritationen. Durch das Bemühen von 1. Bürgermeister Schantin konnte die VR-Bank Handels- und Gewerbebank als großzügiger Sponsor des Wettbewerbs gewonnen werden. Unterm Strich zählt nur, dass dieser hochrangige Wettbewerb nun im April wieder so erfolgreich wie im Jahr 2009 durchgeführt wird und der positive Effekt dieser Großveranstaltung lange nachhallen wird.
mh bayern: Nach dem tragischen Tod des Ballonmuseumsleiters im Frühjahr wünschten sich viele, dass der Betrieb so normal wie möglich weiterlaufen möge. Dr. Thomas Wiercinski kam als Nachfolger diesem Wunsch nach und hat die momentan laufende Paul-Klee-Ausstellung auf die Beine gestellt, mit dessen Vorarbeiten sein Vorgänger bereits begonnen hatte. Warum genau jetzt Paul Klee? Welche Schwerpunkte werden 2014 im Ballonmuseum gesetzt?
Helmut Gieber: Nur ein beispielhafter Teamgeist unter den Kolleginnen und Kollegen des Ballonmuseums, der Stadtbibliothek und des gesamten Fachbereichs 4 – Kultur und Sport – hat eine Fortsetzung des Betriebes nach dem unfassbaren Tod unseres ebenso beliebten, wie geschätzten Museumsleiters ermöglicht. Mit Dr. Thomas Wiercinski konnten wir einen sehr engagierten Nachfolger in der Position des Museumsleiters gewinnen. Er hat die von Herrn Ide begonnenen Vorbereitungen und Recherchen zu unserer Joachim-Jung-Ausstellung, die in Kooperation mit den städtischen Kunstsammlungen und deren großer Paul-Klee-Ausstellung durchgeführt wird, erfolgreich fortgesetzt. Die Ausstellung im Ballonmuseum dauert noch bis zum 2. März. Im Juni wird wieder der Kunstpreis in der Sparte Bildende Kunst vergeben und im November stehen die im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Kinderkulturtage an. Darüber hinaus gibt es noch Überlegungen zu einer weiteren Ausstellung, deren Thema wir noch nicht verraten wollen.
mh bayern: In Kulturina steckt nicht nur wortwörtlich Kultur. Das Bürgerfest fand 2013 bereits zum 3. Mal statt und ist kaum mehr aus Gersthofen wegzudenken. Mit dem Veranstalter, dem Verein Lebendige Innenstadt Gersthofen, hat das Kulturamt Aktionen im Ballonmuseum und in der Stadtbibliothek organisiert. Wie lautet Ihr Fazit? Haben Sie darüber hinaus noch weitere Ideen, wie sich das Kulturamt in Zukunft bei der Kulturina einbringen könnte?
Helmut Gieber: Das Bürgerfest Kulturina hat sich erstaunlich schnell zu einer wirklich positiven Marke der Stadt entwickelt. Die Idee, mit eigenen Programmbeiträgen im Ballonmuseum und der Bibliothek zur Kulturina beizutragen, wurde positiv aufgenommen. Hier profitieren beide Seiten und natürlich die Besucher, so dass eine Fortsetzung und Erweiterung der Zusammenarbeit vorgesehen ist.
mh bayern: „Aus Fehlern wird man klug, darum ist einer nicht genug“: Was könnte 2014 besser laufen und welche Pläne haben Sie für das nächste Jahr?
Helmut Gieber: Wer viel macht, macht auch Fehler. Wir hoffen, dass wir wie bisher von größeren Katastrophen verschont bleiben. Die Programmplanungen für das kommende Jahr und das erste Halbjahr 2015 sind schon weit gediehen. Im Sommer, das heißt von Anfang Juli bis Anfang September, wird die Stadthalle zur Erneuerung des Saalbodens geschlossen sein. Darüber hinaus werden wir ein Konzept zur Effektbeleuchtung in den Foyers und im Saal umsetzen. Es gibt wie immer viel zu tun und das packen wir auch wieder mit viel Schwung an.
mh bayern: Wir danken Ihnen für das Interview, Herr Gieber!