Einsatz für Nikolaus
Nun ist sie wieder da: die „stille“ Adventszeit, Vorbote des Weihnachtsfestes. Und dass diese Zeit alles andere als ruhig und besinnlich ist, ist eine Erfahrung, die wir „alle Jahre wieder“ machen. Das spüren auch die Nikoläuse, die in Gersthofen zur Adventszeit ausschwärmen. Die „himmlischen Boten“ trafen sich zur Vorbereitung ihrer Einsätze bei Ober-Nikolaus Reinhold Dempf, der seit 1985 diese organisiert. Unser Mitarbeiter Gerhard Fritsch durfte mit dabei sein.
Dass die Nikoläuse samt Zubehör (Rupprechtknechte und Fahrer) durchaus irdischen Gepflogenheiten huldigen zeigte die Durchführung eines Arbeitsessens, serviert von der Nikolausfrau Cornelia Dempf. Mit Weißwurst, Bier und Brezen stimmten sich 15 Nikoläuse samt Helfern auf die kommenden Herausforderungen ein. Und da kommt einiges auf sie zu.
Zunächst müssen für die Ehrenamtlichen zeitliche Dispositionen getroffen werden; wer besucht wen wann. Nikolaus ist in Gersthofen und Umgebung in der Zeit vom 29.11.08 bis 19.12.08 zwischen 16:00 bis 22:00 Uhr unterwegs. Der Aktionsradius erstreckt sich bis Friedberg, Meitingen, Steppach und Welden. Besucht werden etwa 1.000 Kinder, dazu Firmen, Kindergärten, Weihnachtsmärkte, Pflegeheime und ähnliche soziale Einrichtungen. Es sind immer 3er-Teams unterwegs: der Heilige Mann, Knecht Rupprecht und Fahrer (nicht mit Rentier sondern Auto). Und weil wir schon dabei sind Legenden zu zerstören: Nikolaus, der Schutzpatron für Kinder, kommt nicht von „oben“ sondern von der Kolpingsfamilie Gersthofen. Und von daher ergibt sich auch eine gewisse Verpflichtung. „Wir wollen mit dem Nikolaus-Brauch christliches und bayerisch-traditionelles Gedankengut pflegen. Mit der Santa-Claus-Mentalität wollen wir nichts zu tun haben“, betont Dempf. Gibt es eigentlich auch weibliche Nikoläuse? Nein – vielleicht spielt hier das Zölibat eine Rolle…? Aber es gab bereits Rupprecht(innen). Barbara Lamprecht ist schon einige Male als Ersatz-Rupprecht eingesprungen. „Ich habe dann aber wohlweislich meinen Mund gehalten“, erinnerte sie sich schmunzelnd. Die klassische Nikolauskarriere sieht so aus: zuerst Einsatz als Fahrer, dann als Knecht Rupprecht und schließlich als höchste Weihe: das Amt des Nikolaus. Der Nikolaus selbst sollte während seiner Arbeitszeit einige Regeln beachten: Nicht rauchen (Brandgefahr Bart), keinen Alkohol zu sich nehmen und nicht fluchen. Auch wenn mal ein Malheur passiert wie vor einigen Jahren: Ein Fahrer musste als Ersatznikolaus einspringen, weil der echte Nikolaus an Durchfall litt (direkt menschlich bei Heiligen Männern). Ungewohnt mit langem Mantel und hoher Bischofsmitra umzugehen, stürzte er und outete sich unfreiwillig infolge des Verlierens von Bart und Mitra. „Uiiiia“, riefen die Kinder, „das ist ja unser Postbote.“
Obwohl der Besuch bei den Kindern nach heiliger Manier nichts kostet, wird um eine Spende gebeten, wobei großzügig verfahren werden darf. Kommt der Nikolaus zu Firmen, erfolgt schon ein deutlicher Wink mit dem Stab, dass ein etwa 3-stelliger Betrag gegeben wird. So sind in der 2007-Saison immerhin ca. 4.500 Euro gespendet worden, die ausschließlich Kindern zugute kommen. Wer soll nun eine Unterstützung aus dem Spendenaufkommen erhalten? Eine wichtige Frage, die bei dem Nikolaustreffen ausgiebig diskutiert wird. Persönliche Dinge von Menschen kommen zur Sprache, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Der myheimat-Mann möchte nicht länger stören. Er macht noch einige Bilder und verabschiedet sich. Zum Schluss erzählt er einen nicht ganz lupenreinen Nikolauswitz. Tosendes Gelächter. „Hoffentlich erfährt das nicht der echte heilige St. Nikolaus“, denkt er sich beim Hinausgehen.…
Wer übrigens den Nikolaus „buchen“ will, soll sich frühzeitig mit Reinhold Dempf, Telefon (0821) 494399 in Verbindung setzen. Die ersten Reservierungen erfolgen bereits im Januar!
Auf dem Gruppenbild sind zu sehen, von links:
Wolfgang Biekarck, Robert Stempfl, Gabriele Hillebrand, Oliver Reiser, Bernhard Happacher, Robert Grohmann, Wolfgang Wagner, Joachim Mahler, Jürgen Centmeier, Arne Ziesow, Philipp Rogg, Barbara Lamprecht, Reinhold Dempf, Heinrich Gebele