Eine Lobby für unsere Senioren
Schönhoff empfängt den Mann vom „gersthofer“ in seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Walter-Kollo-Straße, die er seit dem Tod seiner Frau vor anderthalb Jahren alleine bewohnt. Ein agil und selbstbewusst wirkender Anfangssiebziger sitzt dem Pressemann gegenüber. Das Interview gestaltet sich lebhaft und es ist nicht zu übersehen, dass ihm das Amt des Seniorenbeirats-Vorsitzenden, das er seit 2006 ausübt, Spaß macht. Sein Erfolgsgeheimnis? „Ich habe ein gesundes Durchsetzungsvermögen und verliere mich nicht in Kleinigkeiten“, verrät er freimütig.
Was macht der Seniorenbeirat? Einfach gesagt: er vertritt die Interessen der älteren Mitbürger(innen) gegenüber der Kommune. Er berät die Stadt Gersthofen in allen Angelegenheiten, die Senioren betreffen. Der Beirat kann von sich aus Anregungen und Vorschläge dem Stadtrat vorlegen, die dann in den zuständigen Gremien behandelt werden. Reichen Organisationen wie z. B. Vereine oder Selbsthilfegruppen die Seniorenarbeit betreffende Anträge bei der Stadt Gersthofen ein, müssen diese dem Seniorenbeirat zuvor zur Stellungnahme vorgelegt werden. Der Beirat bietet aber auch selbst Veranstaltungen an wie z. B. Nordic Walking, Singen für Jedermann oder Diavorträge. Derzeit wird eine Präsentation über Selbsthilfegruppen und Sozialdienste in Gersthofen vorbereitet in deren Rahmen auch der Seniorenbeirat vorgestellt wird. Die Veranstaltung mit dem Titel „Gemeinsam statt Einsam“ findet vom 12.01. bis 13.01.08 im Gersthofer Rathaus statt.
Schönhoff bedauert, dass der „sein“ Beirat bei vielen älteren Mitbürgern noch nicht so recht bekannt ist. Um ihn mehr in den Köpfen zu „verankern“ wurde in Zusammenarbeit mit der Stadt Gersthofen eine reich bebilderte Broschüre geschaffen, die bei Sozialstation, Kirchengemeinden, Stadtbücherei usw. aufliegt. Die Senioreninformation enthält wichtige Adressen und Hinweise für ältere und kranke Mitbürger. „Bei der Gestaltung der Broschüre haben alle Mitglieder des Beirats mit viel Engagement mitgewirkt“, freut sich Schönhoff. Darüber hinaus möchte er das Wirken des Gremiums mit mehr Leben erfüllen. „Zögern Sie nicht, Vorschläge, Ideen und Anfragen an den Seniorenbeirat heran zu tragen“, fordert der Beiratsvorsitzende auf. Natürlich soll es sich dabei um relevante, die Seniorenarbeit betreffende Beiträge, handeln. Für den ersten Kontakt genügt ein Anruf bei den Mitgliedern des Seniorenbeirats (siehe Informations-Broschüre). Für den Seniorenbeirat immer zu sprechen ist die Stadt Gersthofen. „Wir werden von der Stadtspitze bei unseren Vorhaben kräftig unterstützt“, lobt der Vorsitzende. Er findet immer ein offenes Ohr und es wird –soweit möglich- unbürokratisch gehandelt. Für den ehemaligen Dipl. Ingenieur bei Hoechst eine wichtige Voraussetzung um sein Ehrenamt ausüben zu können. In diesem Zusammenhang lobt er auch die Stadt Gersthofen für ihr attraktives Seniorenprogramm, dessen Veranstaltungen leider viel zu schnell vergriffen sind.
Und wie „schafft“ Schönhoff selbst die Sache mit dem „Älterwerden“? Er hat keine Zeit darüber nachzudenken. Er ist als Tourenleiter des Alpenvereins viel im Hochgebirge unterwegs, nach eigenem Bekunden „leidenschaftlicher Italienreisender“ und ein Freund italienischer Opern. Aber auch dem Musiktheater und Schauspiel gehört seine heimliche Liebe. Nicht genug damit. Sein sportliches Aussehen verrät, dass er seinen Körper fit hält. Man kann dem Vorsitzenden des Seniorenbeirats als Mountainbiker in einem Umkreis von 80 – 120 km begegnen, ebenso wie bei Nordic Walking oder „schlichten“ Wanderungen.
Zum Schluss hat sich der Pressemann noch eine besondere Frage aufgehoben: Kann die Stadt Gersthofen als „seniorenfreundlich“ bezeichnet werden? Nach kurzem Zögern: „Ja“. Aber es lässt sich natürlich noch einiges verbessern. Und Schönhoff hat da eine Vision. Eine Vision über das bessere Miteinander der „Jungen“ mit den „Älteren“ Er könnte sich ein Mehrgenerationenhaus in Gersthofen gut vorstellen. Ein Haus, wo sich jung und alt zu Gesprächen, Lesungen, Vorträgen und ähnlichen Veranstaltungen zwanglos treffen können. Es wäre eine gute Plattform, sich auszutauschen und Verständnis für die gegenseitigen Belange aufzubringen. Generationenhäuser, von denen es schon über 400 in der Bundesrepublik gibt, sind eine Bereicherung für das Gemeinwohl. Der Pressemann, der schon viel Positives über Mehrgenerationenhäuser gehört hat, kann da nur zustimmen. Wäre so ein Haus nicht etwas für unsere „Wohlfühlstadt“….?
Hinweis zum Gruppenbild (privat): Hintere Reihe von links nach rechts: Dieter Lenz, Lukas Kiermeyr, Helmut Bartholomä, Sieglinde Mack, Edmund Heinrich,. Vordere Reihe von links nach rechts: Klaus Kleinsteuber, Manfred Kögl, Frieda Schabacker, Rupprecht Straub, Hubert Schönhoff, Wunibald Schweihofer.
Das Interview wurde vor Beginn der Ausstellung "Gemeinsam statt Einsam" durchgeführt.
Solch eine Lobbyarbeit kann sich jede Kommune nur wünschen. Sie hilft nicht nur bei Anliegen der entsprechenden Gruppen, sondern unterstützt und erleichtert auch die Arbeit der Stadtverwaltung. Wenn sich der Seniorenbeirat erst einmal etabliert hat, wird dieses Engagement zum Nutzen aller erfolgreich sein.