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Die Kiste muss marschieren…

Der Gersthofer Anton Husel hat sich diesen Traum erfüllt. Seit 13 Jahren ist er Mitglied bei dem Verein „Dampflokgesellschaft München e.V.“ Der Verein besitzt drei Dampfloks und hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine davon fahrbereit zu erhalten um Nostalgie-Sonderfahrten für Bahnfreunde zu veranstalten. Standort ist der Bahnpark in Augsburg, bei dem die Dampflokgesellschaft Mieter ist. Husel spielt dabei eine wichtige Rolle: er wird als Heizer auf den Großdampfloks eingesetzt und ist auch ansonsten mit der Wartung und Instandhaltung der alten „Dampfrösser“ betraut.

Husel kann das Prädikat „Ur-Gersthofer“ für sich in Anspruch nehmen. Nachdem Tochter und Sohn aus dem Haus sind, lebt er mit seiner Frau Marianne seit 65 Jahren in seinem Geburtshaus im Heimstättenweg in Gersthofen. Schon in seiner Kindheit an war er der Eisenbahn zugetan; sein Vater war ebenfalls Eisenbahner und der junge Anton durfte hin und wieder auf einer Dampflok mitfahren. Trotzdem suchte er sich bei Hoechst eine Stelle als Schlosser. „Mir hat damals der häufige Schichtbetrieb bei der Bahn nicht gepasst“, erklärt Husel. Die Liebe zu Lokomotiven ist aber geblieben. Der Schlosserberuf erwies sich als gute Voraussetzung für den „Späteinsteiger“, bei dem Entschluss Mitglied bei der Dampflokgesellschaft München zu werden. Er ließ sich dort zum Heizer für Dampfloks mit Ölhauptfeuerung ausbilden. Inzwischen hat er die Berechtigung als Heizer auf Großdampflokomotiven zu fahren und zum Führen von Diesellokomotiven. Das alles hat natürlich seinen Preis. Husel ist an ca. 30 Samstagen im Jahr mit Instandhaltung und Vorbereitung für Ausflugsfahrten seiner schwarzen „Lieblinge“ beschäftigt. Der Verein muss selbst viel zum Unterhalt seiner Dampfloks beitragen. Umfangreiche Wartungsarbeiten sind nötig, um die regelmäßigen Untersuchungen (eine Fahrwerkshauptuntersuchung dauert z. B. einige Monate) bestehen zu können. Würden sie als Fremdarbeiten ausgeführt werden, wären ca. 1 Million Euro zu berappen. Mit Husel führen 14 andere Lok-Enthusiasten die nötigen Arbeiten aus. Für das Team –dem u. a. Musikprofessoren und Banker angehören- gilt der Grundsatz „die Kiste muss marschieren“, damit Geld in die Kasse kommt. Seine eigentliche Heizertätigkeit nimmt er nur 3 bis 4-mal im Jahr wahr „damit ich es nicht verlerne“. Ein unvergessliches Erlebnis war die erste Mitfahrt auf dem Führerstand einer Großdampflok Baureihe 01 im Jahre 1993. Fast überflüssig zu sagen, dass er sich auch zuhause den Anblick von Lokomotiven gönnt. In Vitrinen sind Dutzende von Dampf-, Diesel- und E-Loks ausgestellt. Er möchte zu gerne einmal die riesengroße Modellbahnanlage in der Speicherstadt in Hamburg besuchen. Auf 900 qm fahren dort mehr als 700 Züge mit 10.000 Waggons.

Husel kann man aber nicht nur in seiner schwarzen Arbeitskluft antreffen. Nein, er trägt auch gerne weiß. Vielen Gersthofern ist er schon bei Festen und Feierlichkeiten begegnet. Dort hat er mit anderen „heißen“ Sachen zu tun: er kümmert sich als Grillspezialist in weißer Schürze um schmackhafte Fleisch- und Wurstspezialitäten. Ein vielseitiger Mann, der Gegensätze liebt…

Zurück zum Heizer Husel. Er sieht mit Sorge, dass es an Nachwuchs fehlt, die sich um den Erhalt der „alten schwarzen Damen“ kümmern. „Unser jüngstes Teammitglied ist immerhin schon 40 Jahre alt“, so Husel. Er will auf jeden Fall so lange wie gesundheitlich möglich am Ball bleiben. Hier hat allerdings alle zwei Jahre der Bahnarzt ein Wörtchen mitzureden. Gesucht sind handwerklich begabte Eisenbahnfreunde, die den Umgang mit Maschinen und Technik lieben und keine Angst vor Schmutz haben. Wer mehr darüber erfahren will kann sich bei Husel informieren. Für die erste Kontaktaufnahme genügt ein Anruf unter Telefon 0821-495121. Er bietet auch interessierten Gruppen Führungen durch den Bahnpark an. Eine Frage kann sich der Pressemann nicht verkneifen: wie steht er zu dem Streit zwischen der Lokführer-Gewerkschaft GdL und der Bahn-AG. Husel hält die GdL-Forderungen für gerechtfertigt. Er hat Sympathie für das fahrende Personal zudem sich der Vorstand der Bahn-AG satte Erhöhungen seiner Gehälter genehmigt hat.

Eine Person kam in dem Interview bis her zu kurz. Wie stellt sich Ehefrau Marianne zu dem zeitintensiven Ehrenamt ihres Mannes? Sie hat sich arrangiert und bringt es treffend mit folgendem Spruch zum Ausdruck: „Mein Mann hat eine Freundin, die ist schwarz wie die Nacht, trägt weder Hose noch Rock und schreibt sich Dampflok.“ Dem kann man nichts mehr hinzufügen….

2 Kommentare

Ein klasse Bericht über das Hobby Eisenbahn und das Ehrenamt.
Der Bahnpark wird sicher eines meiner nächsten Ausflugsziele und auch eine Fahrt mit dem "König-Ludwig-Dampf-Express" von Augsburg über Prien zum Chiemsee habe ich schon ins Auge gefasst.
PS. Einen Besuch des "Wunderlandes" in HH kann ich nur empfehlen, 2005 habe ich einen ganzen Tag dort verbracht und lange nicht alles sehen können.

Danke für die Anerkennung. Mir hat das Interview auch richtig Spaß gemacht.
mfg Gerhard

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