Blackmusic in Gersthofen - Bericht aus der Tonfabrik
Der Mann vom gersthofer besucht Weigl an seinem Arbeitsplatz. Ein Security-Mann führt ihn durch ein Labyrinth von Gängen, Treppen und Cocktailbars in das kleine, bescheiden eingerichtete Büro, das sich Weigl mit seinem Geschäftsführer Michael Weh teilt. Bereitwillig wird ein kleiner Rundgang unternommen, um dem Pressemann zu einigen Fotos zu verhelfen. Es ist bereits 21:00 Uhr und das Personal, angefangen von Bardamen bis zum Türsteher, bereitet sich auf den großen Ansturm der Disco-Gäste vor. Die Rush-Hour beginnt gegen 24:00 Uhr und endet um 05:00 Uhr. Weigl ist seit 19:00 Uhr im Betrieb um die Vorbereitungen zu überprüfen. Er spricht sich mit dem Discjockey (DC) ab, kümmert sich um den Aufbau der Bühne und schaut einfach nach dem Rechten. „Ich verstehe mich als Team“ erklärt er. „Jeder ist wichtig, angefangen vom Geschäftsführer bis zur Reinigungskraft.“ In der 2.000 qm großen Diskothek arbeiten immerhin 45 Personen - also schon ein mittelständischer Betrieb. Er hat ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Mitarbeiter und hilft, wenn er kann. Dass er mit seinem Personal einen guten Umgangston pflegt, beweist die niedrige Fluktuation beim Kernteam. Wie wird man Inhaber einer Großdiscothek? War das ein Jugendtraum oder nur ein Ausflug in die Unterhaltungsbranche? Eher das zweite. Der 57-jährige Weigl war in frühen Jahren im Import-Exportgeschäft tätig. Dann folgte er seinem Lebensmotto -“immer wieder was Neues ausprobieren“- und legte sich 1976 die erste Disco in Kissing zu. Drei weitere „Morning Stars“ folgten. Nachdem Weigl erkannt hatte, dass der Trend in der Musikszene mehr zu Großdiscotheken führt, trennte er sich von den „Morning Stars“ und eröffnete im Oktober 1992 die Großdiscothek Sound-Factory in Gersthofen. Daneben laufen noch zwei Gastronomiebetriebe in Dillingen und Schwabmünchen, die er zusammen mit Blackmusic in Gersthofen seiner Frau betreibt. Weigl, der sich selbst als „Nachtgastronom“ bezeichnet, ist leidenschaftlicher Nichttänzer. Das soll aber nicht heißen, dass er nichts von Musik versteht. „Ich höre genau, wie viel Beat (Schlagzahl) pro Minute gespielt wird, die Techno-Musik hatte z. B. ca. 180 Beat.“ Techno-Musik liegt schon lange nicht mehr im Trend sondern mehr die Blackmusic. Wie erkennt er, welche Musik „trendy“ ist? Er hält guten Kontakt zu DJ‘s, Musikproduzenten und Medien. Und er beobachtet natürlich genau sein Publikum. „Ich gehe unter die Leute und höre mir ihre Meinung an“, verrät Weigl. Apropos Publikum - gibt‘s hier Problemgruppen? Weigl schüttelt den Kopf. „Es kann in jeder Gruppe Randalierer geben. Egal ob Deutsche oder Ausländer. Wenn ein Problemfall eintritt, versuchen wir zunächst gütlich auf die Betreffenden einzuwirken - unsere acht Sicherheitsleute sind dafür ausgebildet.“ Erst dann, wenn die Person „nicht zugänglich“ ist, erfolgt das Aussprechen des Hausverbots, das dann auch durchgesetzt wird. Wie hält sich Weigl fit? Immerhin ist er seit fast 25 Jahren Betreiber der Großdiscothek Sound-Factory und hat vorher auch schon im Disco-Geschäft mitgemischt. „Es gibt keinen, der es länger macht“, erklärt Weigl nicht ohne Stolz. Jedes Wochenende von Samstag auf Sonntag und an Vorfeiertagen in der Disco; außerdem steht sie auch Fremdveranstaltern zur Verfügung - mit Weigl natürlich. Dazu noch die zwei Gastronomiebetriebe. Fehlt da noch etwas? Ja, Weigl entpuppt sich als Messeveranstalter. Er organisiert die jährliche Gesundheitsmesse „Intersana“. Die Intersana findet im Messezentrum Augsburg statt und ist zu einem echten Publikumsrenner geworden; heuer wieder vom 20.10. bis 22.10.06. „Ich möchte etwas bewegen“, antwortet Weigl auf die Frage, warum gerade eine Messe. Und in einer Zeit, wo Gesundheitsvorsorge angesichts steigender Kosten immer wichtiger wird, scheint Weigl den richtigen „Riecher“ mit seiner Intersana gehabt zu haben. Er hat noch große Pläne - die Intersana soll in Zusammenarbeit mit der Messe-AG Augsburg zur führenden Gesundheitsmesse in Deutschland werden. Dass er es schafft, ist ihm zuzutrauen. Doch nochmals zurück zum „privaten“ Weigl. Was macht er, wenn er gerade nicht unterwegs in seinen Betrieben ist? Er ist dann als Tourist in Fernost unterwegs. China, Japan, Nepal - es gibt fast kein Land, das er in Asien noch nicht besucht hat. Da passt es auch gut ins Bild, dass Weigl den Flugschein hat. So kann er weit entfernte Geschäftstermine wahrnehmen oder zur Entspannung die ferner liegende Heimat von oben erkunden. Der reiselustige Nachtgastronom weiß aber auch die ruhige Zeit zuhause in Augsburg zu schätzen. Dann greift er gerne zu historischen Romanen und Biographien. Hat er besondere lukullische Vorlieben? Nein, er schätzt bodenständige bayerisch/schwäbische Küche. Der Mann vom gersthofer möchte nochmals wissen, wie er sich fit hält. Hier ist Weigl zurückhaltend. „Ich mache sportlich fast gar nichts“, bekennt er leicht verschämt, „nur hin und wieder Gymnastik.“ Und jetzt wundert sich der Pressemann doch etwas. Gesundheitsmessen veranstalten und sportlich nichts am Hut? Multitalent Weigl ist halt immer wieder für eine Überraschung gut...