"Die Zusammenarbeit mit den Gewerbetreibenden war durchweg konstruktiv": Ein Interview mit Citymanager Thomas David
myheimat: Herr David, seit genau einem Jahr sind Sie nun als Citymanager der Stadt Friedberg im Amt. Worüber haben Sie sich in dieser Zeit am meisten gefreut?
Thomas David: Für mich war wichtig, dass die Mitstreiter des Aktiv Rings und die Gewerbetreibenden meine fachliche Vorgehensweise und meine Person akzeptieren. Dadurch fielen die ersten Kontakte leichter und es konnte die Basis für die künftige Zusammenarbeit gelegt werden. Von allen Seiten spüre ich zu der verständlich hohen Erwartungshaltung auch gegenseitiges Vertrauen, auf dem die Zusammenarbeit basiert.
myheimat: In unserem ersten Interview zu Jahresbeginn zeigten Sie sich angetan vom „Wir-Gefühl“ in Friedberg und dem einzigartigen Charakter der historisch gewachsenen Innenstadt. Sie trafen sich mit den Geschäftsleuten zu „Thementischen“ und initiierten den CityDialog in Friedberg. Welches Resümee ziehen Sie aus Ihren Begegnungen mit den Friedberger Einzelhändlern, Dienstleistern und Gastronomen?
Thomas David: Die Zusammenarbeit mit den Gewerbetreibenden war durchweg konstruktiv. Mit dem Vorschlag der Thementische konnte ich glaubhaft die Bedürfnisse der Händlerschaft auf die Agenda setzen. Es wurden Ziele und Erwartungen definiert, die als Arbeitsgrundlage für die nächsten Monate dienen. Dadurch war es möglich ganz konkrete Aspekte wie die Verschönerung der Innenstadt, das Leerstandsmanagement und die effektivere Vermarktung der City anzugehen. Aber ich weiß auch, dass noch nicht alle Punkte erreicht sind und es noch viel Arbeit braucht, bis manche Dinge sich zum Positiven entwickeln. Dafür braucht es Beharrlichkeit und Geduld.
myheimat: Sie wollen Friedbergs Bekanntheitsgrad als Einkaufsstadt stärken. Dazu haben Sie sich auch einige Aktionen und Maßnahmen einfallen lassen. Als Stichwörter seien ein Tippspiel zur Fußballweltmeisterschaft, ein Gewinnspiel zum Laurentiusmarkt oder die Aktion zum Augsburger Friedensfest genannt. Welche dieser Maßnahmen hat sich aus Ihrer Sicht bewährt und kann wiederholt werden?
Thomas David: Die Vorschläge waren Beispiele und ergaben sich aus den Ideen der Thementische. Das Tippspiel zur WM und ein Gewinnspiel zum Marktsonntag haben der Aktiv Ring und ich gemeinsam organisiert und vermarktet. Weitere Aktionen sind geplant, wie sie letztendlich heißen und welchen Schwerpunkt man wählt, ist nicht das entscheidende. Wichtiger ist, dass die Aktionen ständig, aber sinnvoll überarbeitet werden – testen, anpassen, weiterentwickeln. Die Konkurrenz schläft ja auch nicht, weshalb die schlechteste Lösung Untätigkeit ist.
myheimat: Eine wichtige Rolle spielt auch das „Einzelhandelsentwicklungskonzept“. Können Sie unseren Lesern kurz und verständlich erklären, was sich hinter diesem eher sperrig klingenden Begriff verbirgt?
Thomas David: Vereinfacht gesagt: Ein Einzelhandelskonzept gibt die Richtung, den Fahrplan und die Regeln vor, wohin es mit dem städtischen Handel gehen soll. Man soll aber auch „über den Tellerrand“ schauen, d.h. die Anknüpfungspunkte zwischen Handel und Verkehr, Handel und Wohnen, etc. betrachten, da eine lebendige Innenstadt aus mehreren Funktionen besteht. Ein Einzelhandelskonzept ist dann zielführend, wenn es am Ende von einer breiten Mehrheit der Gesellschaft und der Politik getragen wird. Eine ganzheitliche Strategie und abgestimmte Maßnahmen erhöhen die Akzeptanz insgesamt.
myheimat: Sie sehen Ihre Rolle darin, den Einzelhändlern und Gewerbetreibenden mit Rat zur Seite zu stehen und Sie können über Erfahrungen von anderen Städten berichten und auf generelle Trends und Lösungen aufmerksam machen. Jeder einzelne Händler kann dann überprüfen, welche Vorschläge für ihn Sinn machen. Machten einzelne Geschäftsleute von diesem Angebot schon Gebrauch?
Thomas David: Der Sinn der Thementische und des CityDialogs, bei denen die Teilnehmerzahl erfreulich hoch war, war ja auf die Wünsche der Gewerbetreibenden zu reagieren. Und zu jedem einzelnen Punkt wurde und wird gemeinsam mit dem Aktiv Ring ein Vorschlag erarbeitet, der allen Händlern zugutekommen soll. Denn eins ist klar: Auf sich alleine gestellt, wird es für den inhabergeführten Einzelhandel immer schwerer, sich gegen die Wettbewerber mit hohem Werbebudget zu behaupten. Ich spreche da von der Standortentwicklung im Verbund: Je mehr Geschäfte sich an den Aktionen beteiligen, desto interessanter werden diese für den Kunden, was wiederum die Frequenz für den ganzen Standort erhöht. Eine abgestimmte und auf Konsens basierende Aktion hat eine höhere Akzeptanz und damit mehr Erfolgsaussichten. Natürlich gibt es keine Patentlösungen, die für alle gleichermaßen gelten. Aber: Die Erfahrungen des Standortmarketings und die erfolgreichen Modelle der Kundenansprache fließen in unsere Maßnahmen mit ein.
myheimat: Sie sagten bei unserem letzten Gespräch, dass man die bestehenden Kopplungseffekte zwischen Innenstadt und Fachmarktzentrum intensivieren könne. Gab es im Jahr 2018 schon Schritte in diese Richtung?
Thomas David: Die Richtung wurde auch hier schon festgelegt: Die Innenstadt benötigt mehr Aufmerksamkeit. Und die Leute, die eh schon nach Friedberg kommen, muss man eben dort „unten“ ansprechen und ihnen die Vorzüge der Innenstadt zeigen. Beispielsweise denken wir hier an Gutscheinmaterial oder zielgruppenspezifische Werbung. Da können die Arbeitsweisen aus dem Tourismus hilfreich sein, indem sich die Innenstadt so attraktiv präsentiert, dass die Menschen gerne noch mal kommen. Diese Maßnahmen sollen ab nächstem Jahr umgesetzt werden.
myheimat: Wie kann es gelingen, die Friedberger Bürgerinnen und Bürger noch stärker an den örtlichen Einzelhandel zu binden?
Thomas David: Ich setze da auf die Kombination von Komm- und Kaufimpulsen. Man muss erstens den Menschen Lust machen in die Innenstadt zu kommen, sei es zum Einkaufen, Kaffee trinken oder zum Bummeln. Zweitens müssen sich die Geschäfte dann so präsentieren, dass man kaufen will. Das ist ein langwieriger Prozess und deshalb eine Herausforderung, die Aktiv Ring und Citymanagement nur gemeinsam gestalten können.
myheimat: Welche Bilanz des CitySchecks ziehen Sie am Ende des Jahres?
Thomas David: Zunächst ist der CityScheck ein toller Erfolg für die beteiligten Unternehmen, und natürlich auch ein Gewinn für die Kunden. Es gab viele positive Rückmeldungen, aber auch konstruktive Verbesserungsvorschläge. Der Aktiv Ring und ich hoffen, dass wir durch das gute Feedback noch mehr Teilnehmer gewinnen können. Der CityScheck ist außerdem ein hervorragendes Beispiel, was man erreichen kann, wenn man zusammenarbeitet und die professionellen Strukturen in der Werbegemeinschaft und bei der Stadt schafft. Das ist mit der neuen Geschäftsführung des Aktiv Rings und dem Citymanagement nun der Fall. Letztendlich geht es um den Erhalt der Innenstadt als Einkaufsstandort, wofür der CityScheck ein Instrument in einem breiteren Marketingmix ist.
myheimat: Welche Schwerpunkte wollen Sie bei Ihrer Arbeit in den nächsten beiden Jahren setzen?
Thomas David: Es muss ins Bewusstsein aller Beteiligten, dass Citymanagement bzw. die Vermarktung der Innenstadt eine Daueraufgabe ist, die strukturiert und beharrlich angegangen werden muss. Beides haben Aktiv Ring und ich im ersten Jahr angestoßen, dies wird 2019 verstetigt. Neben ersten sichtbaren Ergebnissen dieser Arbeit wie punktuelles Dekorieren von Leerständen oder kleinere Marketingmaßnahmen wird ab dem nächsten Jahr beispielsweise das Konzept zur Attraktivitätssteigerung der Jahrmärkte erarbeitet und umgesetzt. Letztendlich ist es wichtig zu begreifen, dass all die Maßnahmen keine Selbstläufer sind und die Hürden und Widerstände anfangs recht hoch sein können. Und der Erfolg stellt sich meist erst zeitversetzt ein. Deshalb ist es umso wichtiger, weiter zu machen und ständig nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen.
myheimat: Herr David, vielen Dank für dieses Gespräch.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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