„Die Anfangsjahre waren die coolste Zeit“: Ein Interview mit Friedbergs Wirtschaftsbeauftragtem Peter Resler über seine Zeit bei der Stadt Friedberg und die Entwicklung der Gewerbegebiete

Der Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Friedberg, Peter Resler, geht Anfang 2018 in den Ruhestand
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myheimat: Herr Resler, Sie gehen Anfang 2018 in Pension. Wenn Sie auf Ihre Zeit in der Stadtverwaltung Friedberg zurückblicken: Welche Stationen haben Sie durchlaufen und wo haben Sie sich „am wohlsten“ gefühlt?

Peter Resler: Im November 1991 kam ich zur Stadt Friedberg. Am 2. Januar 1992 wurde die Stadt Friedberg auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Albert Kling zur Unteren Bauaufsichtsbehörde. Zusammen mit meinem Kollegen Roland Mörgenthaler bewarb ich mich sozusagen „im Paket“ auf die neu geschaffenen Stellen. Zuvor arbeiteten wir beide in der Bauabteilung des Landratsamtes Augsburg, ebenfalls in einem Team. In Friedberg waren wir dann im Bauordnungsamt beschäftigt, das erst später ins Baureferat integriert wurde. Wolfgang Basch war als Jurist unser Chef. Im Oktober 2004 wechselte ich dann zur Wirtschaftsförderung, die als Stabsstelle direkt beim Bürgermeister angesiedelt war. Wenn ich meine beruflichen Stationen bei der Stadt Friedberg Revue passieren lasse, dann möchte ich die Anfangsjahre im Bauordnungsamt als die schönsten bezeichnen. Das war eine coole Zeit. Damals herrschte unter Albert Kling eine Aufbruchsstimmung, etwas Neues zu bewegen. Er stand als Bürgermeister immer vor seiner Verwaltung. Das war ein sehr angenehmes Arbeiten. Darüber hinaus stellte Albert Kling mit seinen Visionen für die Stadt Friedberg die Weichen für viele wichtige zukunftsweisende Projekte wie die Umgehungsstraßen und die Gewerbegebiete.

myheimat: Wenn Sie heute auf das Gewerbegebiet an der Münchner Straße, den Business-Park oder den Friedberg-Park an der A8 blicken: Welche Bilanz der städtischen Ansiedlungspolitik können Sie ziehen?

Peter Resler: Ich kann mich im Business-Park noch gut an die Anfänge erinnern. Damals, im Jahr 2004, kam der Geschäftsführer der Firma Silberhorn, Wolfgang Hoffmann, zu einem Gespräch zu meinem Kollegen Martin Gail und mir nach Friedberg mit der Bitte nach Expansionsflächen, weil die Kapazitäten am damaligen Firmensitz in der Hofrat-Röhrer-Straße in Augsburg nicht mehr ausreichten. Ich war damals noch im Baureferat auch für die Bauleitplanung zuständig. Wir passten die Fläche dann in weiteren Verfahrensschritten an die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens an. Somit war die Firma Silberhorn als erste Ansiedlung im Business-Park Friedberg ein „Magnet“ mit hoher Qualität und wir waren uns sicher, dass noch andere Unternehmen folgen werden. Mit den späteren Ansiedlungen der Firmen Baldwin, voxeljet, KlimaShop! Digitaldruck und Werbetechnik Feldigl oder Druck-Service Kugler & Baur nahm der Business-Park einen rasanten Aufschwung. Firmen, die in Augsburg keine geeigneten Grundstücke fanden, konnten wir so in der Region halten. Auch im Gewerbegebiet an der Münchner Straße konnten wir in jüngster Zeit noch 14.000 Quadratmeter im Bereich der Engelschalkstraße verkaufen. Der Friedberg-Park an der A8 in Derching ist bis auf eine kleine Fläche auch „ausverkauft“. Wenn man nun eine Bilanz der städtischen Ansiedlungspolitik zieht und sowohl die verkauften wie auch die bebauten Flächen betrachtet, dann kann man durchaus zufrieden feststellen: Wir haben vieles richtig gemacht! Ausschlaggebend war und ist hier, dass wir als eingespieltes Team aus Finanz- und Baureferat sowie der Wirtschaftsförderung agiert haben und auch die entsprechende Unterstützung der Politik erfahren haben. In den Gewerbegebieten wurden immerhin über 2000 Arbeitsplätze geschaffen.

myheimat: Auf die Ansiedlung welcher Firmen sind Sie besonders „stolz“?

Peter Resler: Ein absolutes Highlight ist die Firma voxeljet. Dieses börsennotierte Unternehmen ist Weltmarktführer im industriellen 3D Druck. Was mich als bekennenden Friedberger besonders glücklich macht, ist die Tatsache, dass wir einheimischen Unternehmen Expansionsflächen zur Verfügung stellen konnten. In diesem Zusammenhang denke ich beispielsweise an das Logistikunternehmen Trio Trans, Scheel Gebäudetechnik oder die Stadtbäckerei Scharold. Eine besondere Bedeutung hatte für mich auch die Ansiedlung der Firma AUTEFA. Ich war da stark involviert und arbeitete mit dem damaligen AUTEFA-Geschäftsführer Alfred von Rhein sehr eng zusammen. Dass damals die Entscheidung für Friedberg fiel, erfüllte mich mit großem Stolz.

myheimat: Die Kehrseite der erfolgreichen Ansiedlungspolitik ist die Tatsache, dass inzwischen fast alle Flächen voll sind. Der Bedarf an Gewerbeflächen wäre jedoch bei vielen Firmen nach wie vor vorhanden. Wo können neue Flächen für Gewerbe in Friedberg entstehen?

Peter Resler: Dass das Bauleitplanverfahren für die Norderweiterung in Derching in die Wege geleitet wird, ist sehr zu begrüßen. Hier geht es nicht darum, Flächen für neu anzusiedelnde Betriebe zu schaffen, sondern die Möglichkeit zu haben, ortsansässigen Unternehmen im eigenen Stadtgebiet noch eine Alternative bieten zu können. Ich halte es für eine gefährliche Entwicklung, wenn zukünftig die Gefahr besteht, dass uns Unternehmen wegen mangelnder Expansionsmöglichkeiten verlassen. Eine sinnvolle Strategie ist es, an ein bestehendes Gewerbegebiet weitere Flächen anzugliedern. Dann muss man keine zusätzliche Infrastruktur schaffen.

myheimat: Das Fachmarktzentrum unterm Berg stellt eine ernsthafte Konkurrenz zu den Einzelhandelsgeschäften in der Altstadt dar. Welche Antworten können und müssen die Geschäftsinhaber in der Stadtmitte auf diese Herausforderung finden?

Peter Resler: Große Hoffnung setze ich in diesem Zusammenhang auf die Einführung der CitySchecks in Friedberg. Bereits seit einem halben Jahr haben der Aktivring in Person von Manuel Weindl und seinen Mitstreitern zusammen mit der Stadt Friedberg im Hintergrund sehr intensiv gearbeitet. Ich darf aus meiner Sicht sagen, dass es eine außergewöhnlich gute Zusammenarbeit war, die nach relativ kurzer Vorlaufzeit ein respektables Ergebnis erzielt hat. Mit diesem Kundenbindungssystem kann es gelingen, Kaufkraft am Ort zu binden. In Bamberg funktioniert das hervorragend. Die Chancen stehen aus meiner Sicht auch ganz gut, das Fachmarktzentrum in das System der CitySchecks zu integrieren. Das ist eine Geschichte, von der die ganze Stadt profitieren könnte. Die größere Konkurrenz für den innerstädtischen Einzelhandel ist meines Erachtens das Internet. Dort gibt es keinen Ruhetag und man kann ganzjährig rund um die Uhr einkaufen. Bei uns in der Region wird dagegen darüber diskutiert, ob noch weiterhin verkaufsoffene Sonntage stattfinden sollen. Solche Beschränkungen sind nicht gerade förderlich. Der Einzelhandel in der Innenstadt muss mit seinen unbestreitbaren Stärken punkten. Dazu gehört natürlich die persönliche Beratung, aber vor allem auch das Thema „Einkaufen als sinnliches Erlebnis“. Wenn ich ein Sakko in einem Fachgeschäft anprobieren und anfühlen kann, hat das doch eine ganz andere Qualität als im Internet. Nehmen Sie zum Beispiel nur die Lese-Ecke in der Buchhandlung Gerblinger hier in Friedberg. Da kann man sich in Ruhe hinsetzen, einen Café trinken und in Büchern stöbern. Einfach genial!

myheimat: Welche Aspekte Ihres Berufes machten Ihnen immer besonders Spaß?

Peter Resler: Das A und O ist der direkte Kontakt zum Menschen. Ob Sie es mit einem Bauwerber oder einen Unternehmer zu tun haben – Sie stehen immer wieder vor der Herausforderung, eine gewisse Empathiefähigkeit an den Tag legen zu müssen. Überall, wo es „menschelt“, fühle ich mich wohl. Wenn der Chef des Unternehmens fischer-aic GmbH in der Zeitung zitiert wird und mir einen entscheidenden Anteil daran zubilligt, dass er nicht „hingeschmissen habe“, dann bin ich darüber natürlich begeistert. Da wird einem klar, wofür man das Ganze macht.

myheimat: Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf Ihren letzten Arbeitstag?

Peter Resler (lacht): Ich werde ganz viel Tränen in den Augen haben. Allerdings werden es Freudentränen sein. Ich habe überhaupt keine Angst, in ein Loch zu fallen. Ich freue mich auf meinen neuen Swimming-Pool. Ich lese sehr gerne und höre Musik. Außerdem bin ich als Heimwerker aktiv. Und wenn es mir ganz langweilig wird, dann werde ich mir zusammen mit meinem Sohn einen alten VW Käfer kaufen und den werden wir zusammen wieder herrichten. Außerdem habe ich jetzt dann wieder viel Zeit, um mich meiner Theaterleidenschaft zu widmen.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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