Bauhof Friedberg: Wo tausend Tonnen Salz lagern
Der Bauhof ist für unzählige Aufgaben im Friedberger Stadtgebiet zuständig. Dafür braucht es Platz. Bauhofleiter Willi Erhard führte auf Einladung des SPD Ortsvereins interessierte Bürger:innen über den Bauhof – am alten und neuen Standort.
Es ist DAS Aufreger-Thema in Friedberg: der neue Bauhof. Obwohl lange geplant, erste Hallen am neuen Standort stehen und die Bagger weiter graben wird diskutiert: Ist der Bauhof zu teuer? Wird er zu groß? Braucht es das alles überhaupt? „Wir wollen nicht nur darüber reden, sondern uns ein eigenständiges Bild vor Ort machen und vor allem mit den Menschen reden, die es betrifft“, erklärt die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Ulrike Sasse-Feile. Das geht am besten mit dem Bauhofleiter Willi Erhard. Er arbeitet seit zwölf Jahren am Friedberger Bauhof. An einem Samstag im Oktober führt er auf Einladung des SPD Ortsvereins interessierte Bürger:innen über den Bauhof – am alten und neuen Standort.
Rund 30 Menschen sind dabei, Familien, Kinder, Rentner, eben alle Zielgruppen, für die die 60 Bauhofmitarbeiter täglich arbeiten:
- Sie pflegen die städtischen Grünanlagen,
- leeren die Mülleimer,
- bauen den Karitativen Christkindl- und Friedberger Adventsmarkt, das Altstadtfest und weitere Veranstaltungen wie das Faschingstreiben auf,
- installieren die Weihnachtsbeleuchtung,
- erneuern Verkehrsschilder,
- halten im Winterdienst die städtischen Straßen und Geh- und Radwege frei von Eis und Schnee und
- leisten Unterhalt für die Straßen sowie Geh-, Rad- und Feldwege im 81 km² großem Stadtgebiet.
Nicht zuletzt saniert die Handwerkergruppe nach Bedarf die über 340 städtischen Wohnungen.
Das bestehende Bauhofgelände wird vielfach genutzt
Erhard und seine Mitarbeitenden haben ihren Arbeitsplatz auf 10.000 qm an der Stefanstraße, direkt am Kreisverkehr in Friedberg Süd. Das klingt groß. Aber auf der Fläche lagern nicht nur 1000 Tonnen Streusalz, sondern auch mindestens 1000 Straßenschilder und etwa 40 Fahrzeuge – vom Gabelstapler über Traktoren, Sattelschlepper bis zu Lastwagen. Jeder Winkel ist ausgenutzt: Die Weihnachtsbeleuchtung ist unterm Dach einer der Häuser untergebracht, die eine Obdachlosenunterkunft beherbergt. Auch die Ukraine-Hilfsaktion der Stadt wurde hier koordiniert: Berge von Klamotten, Kinderwägen, Schlafsäcken wurden abgegeben, sortiert, verpackt, weiter transportiert. Und dann sind da natürlich noch die Büro- und Pausenräume für die Mitarbeitenden aus den 90er Jahren. „Sie waren eigentlich nur als Provisorium gedacht“, erklärt Erhard. „Während Corona haben wir dann noch drei Container aufgestellt, um den Abstand einhalten zu können.“
Apropos Abstand und Platz: Während der Führung kommt dann auch noch die Freiwillige Feuerwehr Friedberg mit drei vollbesetzten Einsatzwagen angefahren – sie nutzen eine Ecke des Bauhofs für Übungen mit dem technischen Material.
Weiter geht’s in die Werkstädten. Auch hier wird klar: Es ist viel zu eng für die unzähligen handwerklichen Aufgaben. Im Team gibt es Schreiner, Elektriker, Maler, Maurer, Schlosser, Sanitärexperten und Kfz-Mechaniker. „Das zeichnet die Qualität des Bauhofs aus“, betont SPD-Bürgermeister Roland Eichmann. „Die Mitarbeitenden können flexibler, schneller und günstiger agieren, als wenn wir es ausschreiben.“
So war es auch bei den Planungen für den neuen Bauhof an der Wertstoff-Deponie, bei der Bauhofleiter Erhard mitgewirkt hat: „Die Planungen sind wirklich sehr ausgereift. Ich freue mich, wenn es endlich richtig losgeht.“ Denn bislang stehen am neuen Standort lediglich die neuen Hallen im zukünftigen Tiefhof. Jede Box ist elf mal zwölf Meter groß. Perspektivisch kommen noch Photovoltaik-Anlagen auf die Dächer. Ebenso wäre hier Platz zur Aufstockung weiterer Büroräume. Die Hallen sehen zwar nach idealen Lagerräumen aus für das viele Material, das der Bauhof benötigt. Doch sie sind geplant und auch schon voll mit Aushub von städtischen Baustellen, mit Erde oder dem Material aus der Wiederherstellung der Straßen-Bankette.
Die Hallen dienen als Zwischenlager, denn bevor alles entsorgt werden kann, schicken Erhards Mitarbeitenden Proben des grünen Abfalls ins Labor zur Analyse. „Je nachdem in welche Schadstoffgruppe das Material fällt, muss es unterschiedlich entsorgt werden“, erklärt der Bauhofleiter. „Das sind die Vorgaben.“
Komplexe Aufgaben brauchen große Räumlichkeiten
Und auch hier wird deutlich: Die Arbeit des Bauhofs ist komplex, Erde ist nicht gleich Erde, sondern Analysematerial vor der fachgerechten Entsorgung. Die Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt ist hübsch anzusehen, solange man sie nicht umständlich auf dem staubigen Dach lagern muss. Den Teilnehmenden der Bauhof-Führung wird an diesem Oktobertag auf jeden Fall klar: Komplexe Aufgaben brauchen moderne Ausstattung und große Räumlichkeiten.
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