Waldkindergarten Friedberg
Alle Kinder sind schon da: Frühling wird's im Wiffertshauser Wald
Frühmorgens ist es schon recht umständlich mit all den dicken Anziehsachen! Bis ich auch mit Schal, Mütze und den Winterschuhen ausgerüstet bin, das braucht seine Zeit. Und auch ein paar Nerven von Mama. Aber wir bekommen es trotzdem hin, pünktlich zu sein in meinem Waldkindergarten bei Wiffertshausen, unten am Treffpunkt beim kleinen Bach. Da treffen wir uns alle und gehen gemeinsam in den Wald, bis wir mittags alle wieder abgeholt werden. Aber jetzt geht’s erstmal richtig los: Im Morgenkreis muss ich mich gut konzentrieren, weil wir mal Kinderzählen machen, mal ein neues Lernthema durchnehmen oder neue Jahreszeitenlieder lernen. Heute singen wir "Stups, der kleine Osterhase" und dann gibt’s Frühstück. Mama hat mir superleckeres Essen eingepackt und warmen Tee mit Honig.
Mal sehen, was der Waldtag heute so bringt. Heute wollen wir Tierspuren lesen. Das geht gut, wenn der Boden weich ist und die Spuren der Tiere Abdrücke hinterlassen haben oder wenn es frisch geschneit hat wie vor ein paar Tagen. Da haben wir Rehspuren entdeckt. Und wir wissen auch, vor welchen Tieren im Wald man sich besser in Acht nimmt, Wildschweinen zum Beispiel. Jetzt liegt aber kein Schnee mehr, weil es Frühling wird. Das merken wir hier im Wald immer ganz schnell. Es ist nicht mehr so kalt und die Haselsträucher fangen an zu blühen. Und weiter hinten bei der Frohsinnhütte, wo meine kleine Schwester einmal in der Woche in die Waldspielgruppe geht, blühen schon die Krokusse. Die sind aber giftig und man darf sie nicht anfassen!
Hinten, beim selbstgebauten Lager, spielen Connor (unser Bufdi) und ein paar Kinder Fangen – und danach sind sie Ritter. Zum Glück gibt’s so viele Stecken im Wald, da hat jeder gleich ein Schwert.
Mit Steffi kann man am allerbesten klettern. Manchmal hängt sie nämlich extra Seile zwischen den Bäumen auf und dann geht es los. Wir Waldkinder sind schon echt sportlich. Und ganz gut zu Fuß, weil man sonst ja hinfallen würde bei all den Wurzeln und dem huggelingen Waldboden.
Am allerbesten Pferd spielen kann man mit Martha. Und schnitzen können wir auch prima, wenn sie dabei ist. Wichtig ist aber, dass wir höchsten zu fünft sind und immer die Schnitzregel einhalten: "Von Dir weg - in den Dreck. Und kuck' dabei niemals weg!"
Unsere Pädagog*innen haben sich sogar was ausgedacht, wenn ein paar von uns arg energiegeladen sind. Dann dürfen sie auf den Rangelplatz. Da ist ein extra gekennzeichneter Bereich, wo wir auch mal Kräfte messen können, wenn ein Erwachsener auf uns aufpasst. Und danach malen wir wieder friedlich am Kreativtisch zusammen.
Besonders gefällt mir unser umgebautes Waldhaus, für das unsere Eltern sich mächtig angestrengt haben. Mit Unterstützung vom Schreiner haben sie ganz viel selbst gebaut und renoviert. Da kann Jenny mit den Vorschulkindern gut vorbereiten, was sie für die Schule alles so brauchen. Was genau, weiß ich aber nicht, weil ich noch kein Vorschulkind bin.
Leider ist Lena nicht mehr im Wald. Sie ist die Kindergartenleitung und hat uns viel beigebracht, zum Beispiel, wie man einen Streit schlichtet. Jetzt bekommt sie ein Baby. Das ist jetzt so groß wie eine Orange. Nun haben wir aber Rainer als neuen Pädagogen bekommen, mit dem wir besonders gut mit Holz werkeln können. Vorlesen tut er uns auch gerne aus einem unserer viele Bücher. Oh, wie die Zeit vergeht!
Weil heute Freitag ist, endet der Abschlusskreis mit einem lauten "Hoch die Hände, Wochenende!" Und da kommen schon die ersten Eltern und staunen, als wir ihnen von unseren heutigen Aktionen und Werken erzählen. Und mein Papa ist auch schon da, der ist nämlich heute zum Abholen dran. "Bis Montag, Ihr alle!"