„Wir brauchen eine Belebung der Innenstadt“
Johannes Hatzold tritt bei der Bürgermeisterwahl am 2. März 2008 als Kandidat der Freien Wähler an. Der gelernte Kfz-Meister wirbt für eine lebendige Innenstadt. myheimat sprach mit Johannes Hatzold über die Gründe für seine Bürgermeisterkandidatur, die kommunalpolitischen Schwerpunkte der nächsten Jahre und die Verlegung von 700 verschiedenen Pflastersteinen.
myheimat: Herr Hatzold, sie treten bei der Bürgermeisterwahl am 2. März 2008 als Kandidat der Freien Wähler an. Was wollen Sie besser machen als der derzeitige Amtsinhaber?
Hatzold: Ich möchte dies nicht allein auf den derzeitigen Amtsinhaber konzentrieren. Sicher wurde in der Vergangenheit viel für Friedberg getan, wurde aber wirklich alles Mögliche getan? Ich stehe für einen offenen Dialog in den einzelnen Gremien, für einen offenen Dialog mit den Bürgern! Ziel muss es sein, Verwaltung, Stadtrat und natürlich auch die Person des Bürgermeisters ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen, nämlich als Dienstleister der Bürgerschaft zur weiteren positiven Entwicklung von Friedberg. Hier gibt es seit vielen Jahren erhebliche Defizite, die ich ausräumen werde.
myheimat: Wie kamen sie auf die Idee, als Bürgermeisterkandidat anzutreten? Welche Gründe waren für Ihre Kandidatur ausschlaggebend?
Hatzold: Da ich in meiner Heimatstadt Friedberg tief verwurzelt bin, muss ich eine tiefe Enttäuschung über die Arbeit der letzten 12 Jahre zur Kenntnis nehmen. Da dies vermehrt geprägt war durch personen- sowie gruppenbezogene Eitelkeiten wurden in vielen Diskussionen sowohl die Freien Wähler als auch ich immer wieder mit der Frage konfrontiert: Wann macht ihr das! Das ausgesprochene Vertrauen meiner Mitmenschen und meiner Gruppierung führte zu diesem Entschluss!
myheimat: Lassen Sie uns ein wenig über Ihren beruflichen Werdegang sprechen. Sie sind Kfz-Meister. Inwieweit können Ihnen die im Beruf gesammelten Erfahrungen bei Ihrer politischen Arbeit helfen?
Hatzold: Ich bin von meiner Ausbildung zwar Kfz-Meister, in der Hauptsache aber Unternehmer, der sein Unternehmen erfolgreich führt. Ich arbeite zu 98% administrativ in meinem Betrieb. Die ständige Herausforderung mit Kundenzufriedenheit, Lieferanten, Mitarbeitern, Behörden, Innung HWK, IHK etc. hat mich sehr sensibel für die Wünsche und Nöte der Menschen gemacht. Ich denke, dies ist eine hervorragende Basis für die Aufgabe des Bürgermeisters, Zufriedenheit in Friedberg zu schaffen und einen Weg in eine bessere Zukunft für alle aufzuzeigen!
myheimat: Als altbairische Herzogstadt hat Friedberg eine bis ins Mittelalter zurückreichende Tradition. Wie sieht Ihre Vision einer zukunftstauglichen Stadt aus, die ihren historischen Wurzeln verpflichtet bleibt?
Hatzold: Dem Alten verpflichtet, dem Neuen offen. Jede Zeit hinterlässt ihre eigene Visitenkarte, dies war zu allen Zeiten so! Das Liebenswerte formuliert sich aus dem Charme der Gesamtheit. Nur der Bürger, der sich in der Stadt wohlfühlt, wird diese auch beleben. Wir benötigen in diesem Zusammenhang in erster Linie eine Geschäftswelt, die zum Bummeln und zum Einkauf einlädt. Wir benötigen sogenannte „Wohlfühl-Ecken“, die zum Verweilen einladen. Dies im Ambiente einer liebevoll gepflegten historischen Atmosphäre ist Verpflichtung vor Vergangenheit und Zukunft! Hier gibt es weitaus dringendere Aufgaben an Gebäuden und Fassaden als die Erstellung eines umstrittenen Pflasters. Eine weitere tolle Chance bietet das Schloss, das ja nun im Eigentum der Stadt ist und entsprechend einer breiten Nutzung zugeführt werden soll, so dass die notwendigen Sanierungsarbeiten zum finanziellen Selbstläufer werden könnten!
myheimat: SPD-Fraktionschef Roland Fuchs bezeichnete die Neugestaltung der Ludwigstraße als „unendliches Thema“. Die Frage des richtigen Pflasters führte in der Vergangenheit zu vermehrter Reisetätigkeit: Landau und Geisenfeld standen auf dem Besuchsprogramm. Nach langen und hitzigen Debatten einigte man sich schließlich auf die Verlegeart des so genannten „Römischen Verbundes“. Sind Sie mit der gefundenen Lösung zufrieden?
Hatzold: Leider nein! Ich fürchte, hier wollen einige mit Gewalt noch eine „Unterschrift“ hinterlassen. Solange noch ein VGA-Bus den Straßenbelag malträtiert, gibt diese Pflasterung vor dem Hintergrund ständiger Ausbesserungen in Zukunft keinen Sinn! Im weiteren fahren schon jetzt die Radfahrer auf den Fußwegen der äußeren Ludwigstraße, weil sie auf dem Pflaster zu arg durchgeschüttelt werden. Dies auch zum Leidwesen, durchaus dadurch gefährdeter Fußgänger. Beobachten Sie einmal, mit welcher Mühe z.B. eine Seniorin oder Senior mit entsprechender Gehhilfe hier eine Straßenquerung bewerkstelligt! Ehrfurcht vor dem geschichtlichen Vermächtnis: Ja! Aber: Der jetzt lebende Mensch muss Vorrang haben! Überdies bin ich davon überzeugt, dass eine ordentlich gelegte Asphaltdecke dem Ambiente der Altstadt keinerlei Abbruch schafft, diese Mittel wären an anderen Stellen, z.B. einsturzgefährdeten Gebäuden unter Denkmalschutz wesentlich besser investiert!
Natürlich stehe auch ich voll hinter der Neugestaltung der Altstadtstraßen, aber: Alles in der richtigen Reihenfolge, alles zu seiner Zeit. Warum wurde eigentlich die Entscheidung der derzeit Verantwortlichen und Verfechtern einer Pflasterung, den Schulhof der alten Mädchenschule mit einer Teerdecke zu versehen, getroffen?
myheimat: Lassen Sie uns ein wenig über Haushaltspolitik sprechen. Bürgermeister und Stadtrat haben in den letzten Jahren einige Anstrengungen unternommen, um die städtischen Finanzen zu konsolidieren. Wie sieht Ihr finanzpolitischer Kurs aus?
Hatzold: Als Unternehmer ist es für mich eine tägliche Herausforderung, sinnvolle, zukunftsorientierte Investitionen mit den verfügbaren Mitteln in Einklang zu bringen! Eine erfolgreiche Kommune der heutigen Zeit muss in weitaus größerem Umfang den wirtschaftlichen Grundsätzen folgen, als dies in früheren Zeiten der verwaltungsgeprägten Vorgaben der Fall war. Auch hier bin ich davon überzeugt, dass die Haushaltspolitik sehr eng mit dem wirtschaftlichen Wachstum verknüpft ist. Hier, Entscheidungen auf Augenhöhe mit leistungsfähigen Unternehmen zu herbeizuführen, ist meine tägliche Welt! Oftmals wurden machbare Notwendigkeiten im Kleinen halbherzig verschoben, um dann am Ende unnötig hohe Kosten im Großen zu erzeugen. Bestes Beispiel ist hierfür die bislang getätigte Jugendförderung. Alles, was wir hier im Anfangsstadium versäumen, schafft im Ergebnis deutlichen Unmut und völlig unnötige Folgekosten. Hier stehe ich persönlich für die Verantwortung, dies ist mir eines der dringendsten Anliegen der Zukunft!
myheimat: Nennen Sie drei kommunalpolitische Projekte, die Sie im Falle eines Wahlsieges als Bürgermeister anpacken würden?
Hatzold: Wer auf diese Frage konkret antwortet, der lügt! Jeder Tag bringt Änderungen, bringt neue Herausforderungen. Natürlich muss sich jeder Ziele setzen, aber diese Ziele mit Namen zu benennen, schränkt die Handlungsfähigkeit ein. Erste Priorität besitzt für mich der offene Dialog mit meinen Mitbürgern. Hier ist Vertrauen zu schaffen, hier gilt es Wege zu ebnen. Verkehrsberuhigung, Jugendarbeit, städtebauliche Entwicklung, inklusive Schloss, sind zweifellos wichtige Begriffe, die sich alle Verantwortlichen der Stadt auf die Fahne schreiben müssen. Die Details dazu werden aber durch die jeweils aktuellen Notwendigkeiten formuliert. Die Bereitschaft, dann alle verfügbare Kraft einzusetzen, erscheint mir deutlich wichtiger, als Versprechen zu tätigen, die später relativiert werden.
myheimat: Mit welchem Wahlausgang rechnen Sie?
Hatzold: Wenn ich das wüsste, könnten wir uns alle sehr viel Arbeit sparen. Ich habe ein großes Vertrauen in alle Wählerinnen und Wähler, deutlich mit ihrem Votum zu unterscheiden, ob sie ihre Stimme einer notwendig neuen dynamischen Kraft für die zukünftige Gestaltung von Friedberg geben oder ob sie den vertrauten Missständen treu bleiben.
Ich stehe auf alle Fälle für eine Neugestaltung eines liebenswerten Friedberg als Bürgermeister zur Verfügung, wohlwissend, dass alle Mitglieder der Freien Wähler im gleichen Sinn positiv denken und sämtliche Anstrengungen unterstützen. Friedberg wäre in guten Händen.
myheimat: Nach all den politischen Fragen noch eine private Frage zum Abschluss: Bei welcher Tätigkeit können Sie am besten entspannen? Welche Hobbys pflegen Sie?
Hatzold: Hier, wie andere, das Spielen mit meinen Kindern zu nennen, ist abgedroschen! Meine Familie ist nicht mein Hobby, meine Familie ist mein Lebensinhalt! Meine Leidenschaft gilt meinen Oldtimern, ich treffe mich gerne mit Freunden zum Motorradfahren und ich gehe gerne durch Friedberg, um mich mit Bekannten, Freunden, aber auch durchaus Fremden im Gespräch auszutauschen. Mein Engagement bei den Freien Wählern ist nicht Hobby, dies ist verwirklichte Lebensanschauung.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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