"Während meiner Amtszeit wurde viel investiert"
Seit Mai 2002 leitet Dr. Peter Bergmair die politischen Geschicke der altbairischen Herzogstadt. Mit großer Zufriedenheit blickt das Stadtoberhaupt auf das abgelaufene Jahr zurück. Die sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen, der Schlosserwerb und ein boomender Business-Park stimmen den Rathauschef zuversichtlich. Am 2. März 2008 stellt sich der promovierte Politikwissenschaftler erneut zur Wahl. myheimat-Redaktionsleiter Joachim Meyer unterhielt sich mit Dr. Peter Bergmair über gelungene Sanierungsmaßnahmen, die Neugestaltung der Ludwigstraße, sinnvolle Investitionsprogramme, die Ästhetik eines „Römischen Verbandes“ und die bevorstehenden Kommunalwahlen 2008.
myheimat: Herr Dr. Bergmair, in Ihre bisherige Amtszeit fielen viele Sanierungsmaßnahmen. Als Stichwörter seien der Friedberger Berg und die Zwingermauer, die Theresia-Gerhardinger-Grundschule, die Hauptschule, das Rathaus und die städtische Wohnanlage an der Hermann-Löns-Straße genannt. Welches Einzelprojekt lag Ihnen besonders am Herzen?
Bergmair: In der Tat ist während meiner Amtszeit viel investiert worden, erst bei den Straßen, dann bei Gebäuden. Hier ist es die Sanierung der Theresia-Gerhardinger-Grundschule, die noch nicht abgeschlossen ist. Die wichtige Verkehrsachse Steirer Berg über den Bahnhofskreisel bis zur Bahnbrücke macht den Weg frei für die Aufwertung der Altstadt. Und wer weiß, wenn Sie die Bürger fragen – die sind wohl auf unser historisches Rathaus im neuen Glanz besonders stolz!
myheimat: In unserem letzten Interview sprachen Sie angesichts eines ausgeglichenen Haushalts 2006 davon, dass nun nicht die alte „Spendierhosenmentalität“ um sich greifen und man in den „alten Schulden-Schlendrian“ zurückfallen dürfe. Der Ausfall von Schlüsselzuweisungen, eine erhöhte Kreisumlage und die Kosten für die beschriebenen Sanierungsmaßnahmen drückten jedoch auf das städtische Budget. Welchen Stellenwert nimmt die Sanierung der städtischen Finanzen in Ihrer aktuellen politischen Prioritätenliste ein?
Bergmair: Dass wir keine Schlüsselzuweisungen mehr erhalten, ist ein Anzeichen dafür, dass wir derzeit die Kommune im Landkreis mit der größten Finanzkraft sind. Das ist auf den ersten Blick sehr gut. Gleichzeitig verwirklichen wir jedoch ein gewaltiges Investitionsprogramm, das einen zweistelligen Millionenbetrag kostet. Viele Gebäude sind in ein Alter gekommen, das eine Sanierung erforderlich macht. Für den Klimaschutz sollten wir die Energie wirkungsvoller nutzen. Nachhaltigkeit ist aber auch bei den Finanzen angesagt. Bei diesen Rahmenbedingungen geht es folglich um zweierlei: Den nachfolgenden Generationen nicht weitere Lasten – also Schulden – aufbürden und die vorhandenen Schulden in verträglichem Maß abbauen. Da sind wir auf einem guten Weg.
myheimat: Einzelne Stimmen aus dem Stadtrat fordern erneute Kreditaufnahmen, um die bevorstehenden Aufgaben zu schultern. Wie stehen Sie zu diesen Forderungen?
Bergmair: Leider wird ein wichtiges Gebot für wirtschaftliches Handeln in einer Stadt nicht immer beachtet. Es ist die Verpflichtung, für zusätzliche Vorhaben aufzuzeigen, wo das Geld herkommen soll. Diesen Grundsatz möchte ich weiterhin in lebendiger Erinnerung halten.
myheimat: Die Neugestaltung der Straßen und Plätze in der historischen Altstadt sorgt seit mehreren Jahren für Gesprächsstoff. Die Wahl des richtigen Pflasterbelages wurde beinahe zu einer Glaubensfrage. SPD-Stadtrat Peter Feile bezeichnete sich selbst als „entschiedenen Pflastergegner“. Sind Sie mit der gefundenen Lösung des so genannten Römischen Verbandes wunschlos glücklich?
Bergmair: Ob ich selbst „wunschlos glücklich“ bin, ist nicht so wichtig. Im Mittelpunkt steht vielmehr das Anliegen, eine Lösung zu finden, mit der möglichst viele unserer Bürgerinnen und Bürger gut leben – und vor allem gehen – können. Deshalb haben wir über die beste Lösung intensiv diskutiert. Es geht dabei um den Ausgleich zahlreicher Interessen und Anliegen, von der Gestaltung über die technische Realisierbarkeit, von knappen Bauzeiten über Kosten bis zur Begehbarkeit für Groß und Klein, für Alt und Jung. Besonders wichtig ist auch, dass Menschen mit Behinderungen sich gut bewegen und orientieren können.
myheimat: Die Neugestaltung der Ludwigstraße stößt nicht in allen Teilen der Friedberger Geschäftswelt auf begeisterte Zustimmung. 27 Ladenbesitzer beschwerten sich in einem „Brandbrief“ über die Informationspolitik der Stadtverwaltung, kritisierten die Art der Pflasterung und befürchten aufgrund der geplanten 7-monatigen Straßensperrung „dramatische Umsatzeinbußen“ und „fatale Folgen“ für das Geschäftsleben. Was halten Sie von derartigen kritischen Einwänden?
Bergmair: Ich kann gut verstehen, wenn die Ladenbesitzer angesichts der Belästigungen, die von dieser Baustelle ausgehen, ihre Sorgen und Anliegen verdeutlichen. Wir investieren vor allem auch im Interesse des Einzelhandels. Das war vielleicht nicht ganz deutlich geworden. Die organisierte Vertretung der Geschäftswelt, nämlich Aktivring und Verkehrsverein fordern einhellig, das Vorhaben schnell zu verwirklichen. Ich bin sicher, dass es zwischenzeitlich gelungen ist, die Bedeutung des Projekts für die gesamte Altstadt überzeugend zu begründen.
myheimat: Die Sanierung der Ludwigstraße dürfte sehr zeitaufwendig werden. Wasser- und Gasleitungen müssen ausgetauscht werden. Wie sieht die Zeitschiene für die geplante Baumaßnahme genau aus?
Bergmair: Wir streben an, dass die Gesamtbauzeit einschließlich Kanal und Wasserleitung sieben Monate dauern wird. Es ist vorgesehen, dass im April 2008 zunächst die Stadtwerke Friedberg mit ihren Arbeiten beginnen. Dann geht es weiter mit dem Straßenbau. Dieser soll Ende Oktober 2008 abgeschlossen werden.
myheimat: Welche Kosten fallen für die Sanierung der Ludwigstraße an?
Bergmair: Wir schätzen die Baukosten für Straße und Ausstattung auf ca. 1,6 Millionen Euro. Mit weiteren Nebenkosten sind im Haushalt insgesamt über 1,8 Millionen Euro veranschlagt. Die Stadtwerke Friedberg sanieren den Mischwasserkanal und erneuern die Wasserleitung mit den entsprechenden Hausanschlüssen. Geplant sind hierfür weitere 380.000 Euro.
myheimat: Wirtschaftspolitik- und förderung erklärten Sie stets zur Chefsache. Den Business-Park bezeichneten Sie als „Erfolgsstory“. Warum ist dieses Gewerbegebiet so wichtig für den Wirtschaftsstandort Friedberg?
Bergmair: Der Business-Park hat entscheidend dazu beigetragen, dass wir unsere Gewerbesteuereinnahmen auf über elf Millionen Euro fast verdoppelt haben. Circa 500 Arbeitsplätze sind neu entstanden. Das Areal mit attraktiven und innovativen Bauten ist ein zugkräftiges Symbol für den Aufstieg unserer Stadt zu einem wichtigen und geschätzten Wirtschaftsstandort. Wir sind zuversichtlich, dass diese „Erfolgsstory“ mit der Erweiterung zum Business-Park II ihre Fortsetzung findet.
myheimat: Am 2. März 2008 entscheiden die Friedberger, ob Sie weitere sechs Jahre im Amtszimmer am Marienplatz 5 regieren dürfen. Warum sollen die Bürger ihre Stimme dem „Kandidaten Bergmair“ geben? Nennen Sie drei konkrete Projekte, die Sie in einer möglichen nächsten Amtszeit verwirklichen wollen!
Bergmair: Ich bitte als 1. Bürgermeister die Bürgerinnen und Bürger um ihre Stimme, weil ich nach sechsjähriger erfolgreicher Amtszeit die notwendige Erfahrung mitbringe; unsere Stadt eine Politik des fairen und offen diskutierten Ausgleichs zwischen unterschiedlichen Interessen und Gruppierungen braucht und ich unser Erfolgsprogramm für Friedberg „mit frischem Wind“ weiter fortsetzen möchte. Was konkrete Projekte angeht, werden wir das Schloss zum kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt unserer Stadt ausbauen, den städtischen Baubetriebshof auslagern und das Altgelände als attraktiven Eingang in den Zukunftsbereich Friedberg-Süd gestalten. Außerdem gilt es, die planerischen Voraussetzungen für neue attraktive Bau- und Wohnmöglichkeiten in unseren Stadtteilen zu schaffen.
myheimat: Herr Dr. Bergmair, vielen Dank für dieses Gespräch.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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