Titel, Thesen, Temperamente
Schon in der Antike feierte das Publikum seine Rhetorikstars feurig. Cicero wurde zuweilen sogar nachgesagt, er könne über ein und denselben Gegenstand heute so und morgen so reden, ohne dass seine Argumentation an Überzeugungskraft eingebüßt hätte. Nicht auf dem Forum Romanum, sondern im Veranstaltungssaal der Stadtsparkasse Augsburg in Friedberg kreuzten Schüler des Wernher-von-Braun-Gymnasiums und der Fachoberschule Friedberg die rhetorischen Klingen und demonstrierten, wie eine faire und lebendige Streitkultur aussehen kann.
Die Altersgruppe I (Jahrgangsstufen 8-10) diskutierte die Frage, ob die Musiklautstärke in Diskotheken gesetzlich begrenzt werden soll. Uneingeschränkt „Ja“, meint Patricia Ebert, die sich ganz entschieden für eine Lärmreduzierung ausspricht. Überhaupt kein Verständnis für eine derartige Argumentation kann ihre Mitstreiterin Sina Ilg aufbringen. „MP-3 Player verbietet ja auch keiner. Außerdem bewirkt laute Musik etwas Magisches“, kontert die Schülerin des Wernher-von-Braun-Gymnasiums. Zeit für Fabian Winkler, in die Debatte einzugreifen. Mit Nachdruck weist er darauf hin, dass eine Verständigung in Diskotheken häufig nicht mal mehr mit lautem Schreien möglich sei. Darüber hinaus mache laute Musik aggressiv. Das will Janine Faaß nicht gelten lassen. Quirlig und mit großer Überzeugungskraft stellt sie in Frage, ob sich der finanzielle Aufwand von Lautstärkemessungen in Diskotheken überhaupt lohne und in „irgendeinem Verhältnis“ zum Nutzen stehe. Die Altersgruppe II (Jahrgangsstufen 11-13) wagte sich an ein brisantes, aktuelles Thema heran. „Sollen Online-Durchsuchungen von privaten Computern bundesweit erlaubt werden?“, lautete die Fragestellung. Helmut Linck, Schüler der Fachoberschule Friedberg, sieht in einer solchen Maßnahme einen „wirkungsvollen, nachhaltigen Beitrag zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens“. Theresa Schulz überzeugt diese Sichtweise keineswegs, gehöre doch die Unverletzlichkeit der Wohnung zu den unantastbaren Grundrechten. Gern greift Ricarda Selder dieses Stichwort auf und spielt den Ball zurück. „Der Staat muss auch für die körperliche Unversehrtheit seiner Bürger sorgen“, sagt sie. Für Thomas Beck ist diese Begründung nicht akzeptabel. „Bürgerrechte haben einen sehr hohen Stellenwert in unserer Verfassung. Wer kontrolliert eigentlich den Staat?“, stellt er als Frage in den Raum. Nach eineinhalb Stunden munterer Debatte waren alle Argumente gewechselt und alle Fragen beantwortet. Die Jury fällte ihr Urteil. In der Altersgruppe I konnten sich Janine Faaß und Fabian Winkler durchsetzen. Bei der Altersgruppe II hatten Helmut Linck und Ricarda Selder die Nase vorn.
Der Wettbewerb „Jugend debattiert“ wird von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus durchgeführt und steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Das Projekt bildet Schüler durch Debattentraining und Wettbewerb zum kompetenten Mitreden und Mitgestalten in der Demokratie aus. In Bayern beteiligten sich 64 Schulen an dem Projekt. Das Landesfinale findet am 30. April in München statt. Der Friedberger Jury gehörten Rainer Lipczinsky (Schulleiter FOS Friedberg), Anton Oberfrank (Schulleiter Konradin-Realschule), Wolfgang Poeppel (Landesbeauftragter „Jugend debattiert“), Andreas Schmidt (Friedberger Allgemeine), Ulrike Sehgal (Wernher-von-Braun-Gymnasium) an.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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