„In der Ludwigstraße kennt der Geschäftsmann noch eine Vielzahl seiner Kunden persönlich“
Peter Resler freut sich über die Wiedereröffnung der Ludwigstraße. Mit myheimat unterhielt sich der Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Friedberg über die emotionale und wirtschaftliche Bedeutung der Hauptgeschäftsstraße, die positiven Effekte der Sanierungsmaßnahme und eine attraktive Innenstadt.
myheimat: Herr Resler, Friedbergs Bürgermeister Dr. Peter Bergmair sprach davon, dass in der Ludwigstraße das historische Herz Friedbergs schlägt. Welche wirtschaftliche und emotionale Bedeutung hat diese Straße für die Friedberger?
Resler: Die Ludwigstraße ist die Hauptgeschäftsstraße in Friedberg mit vielen eigentümergeführten Geschäften, was uns wohltuend von Großstädten unterscheidet. Hier kennt der Geschäftsmann noch eine Vielzahl seiner Kunden persönlich. Gerade diese persönliche Note macht den Reiz einer Kleinstadt aus. Die Zukunft wird zeigen, wie positiv sich der Friedberger mit seiner „neuen“ Ludwigstraße identifiziert.
myheimat: Die Sanierungsmaßnahmen in der Ludwigstraße waren relativ aufwendig. Wasser- und Gasleitungen mussten neu verlegt und die Hausanschlussleitungen erneuert werden. Außerdem mussten die Kanalhausanschlüsse und die Straßenentwässerungsleitungen erneuert werden. Verlief die gesamte Baumaßnahme nach Plan oder gab es Schwierigkeiten?
Resler: Die Baumaßnahme verlief nach Auskunft der betroffenen Abteilungen im Großen und Ganzen reibungslos. Auch die archäologischen Funde wie das Fundament des Münchner Tores oder alte Gewölbekeller haben die Arbeiten nicht nachhaltig beeinträchtigt. Der Bauzeitenplan, der vor Beginn der Baumaßnahme veröffentlicht wurde, konnte auf den Tag genau eingehalten werden – angesichts des Umfangs und der Dauer der Maßnahme eine anerkennenswerte Leistung aller Beteiligten.
myheimat: Deutschlandweit lässt sich ein trauriger Trend beobachten: die Verlagerung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben aus den Innenstädten in Randgebiete, auf die grüne Wiese. Es drohen blutleere, „entkernte“ Stadtzentren. Lässt sich diese Entwicklung überhaupt aufhalten?
Resler: Hier sind meines Erachtens die Städte selbst in der Pflicht. Die Ausweisung von großflächigem Einzelhandel erfordert immer ein formelles Bauleitplanverfahren, das nur dann erfolgreich abgeschlossen werden kann, wenn die Kommune „mitspielt“. Problematisch stellt sich die Situation in Verflechtungsbereichen mit großen Kommunen dar, da diese in aller Regel nur sehr beschränkt Rücksicht auf die Randgemeinden nehmen.
myheimat: Welche Rahmenbedingungen kann Politik setzen, um attraktive Innenstädte zu gewährleisten?
Resler: Die Politik muss dafür Sorge tragen, dass die Innenstädte so gestaltet sind, dass sie sowohl für den Händler als auch für den Kunden gleichermaßen attraktiv sind. In Friedberg hat man bereits durch den Bau der Tiefgaragen in den 80-er Jahren Parkraum geschaffen, der heute wertvoller denn je ist.
myheimat: Die Stadtverwaltung verspricht sich von der Baumaßnahme in der Ludwigstraße unter anderem eine verbesserte Aufenthaltsqualität. Welche zusätzlichen positiven Effekte versprechen Sie sich von der Sanierungsmaßnahme?
Resler: Durch die breiteren Fußwege hat man den Raum für die Fußgänger, gerade auch für Mütter mit Kinderwagen oder Menschen mit Behinderung durch die Barrierefreiheit verbessern können. Für die Geschäftswelt ergeben sich größere Flächen vor den Geschäften, die bei Aktionen besser als bisher genutzt werden können, außerdem stehen den gastronomischen Betrieben größere Freibewirtungsflächen zur Verfügung. Dies wird auf jeden Fall dazu einladen, länger in der Stadt zu verweilen.
myheimat: In Teilen der Friedberger Geschäftswelt regte sich vor Baubeginn Protest. 27 Ladenbesitzer schrieben einen „Brandbrief“ an Bürgermeister Dr. Peter Bergmair. Ihre Kritik bezog sich auf die Informationspolitik der Stadtverwaltung, die Art der Pflasterung sowie die geplante 7-monatige Straßensperrung. Hat sich die Lage inzwischen – nach Beendigung der Sanierungsmaßnahme – wieder beruhigt?
Resler: Gerade die aktive Informationspolitik während der Bauphase mit wöchentlichem Jour Fixe mit einem Vertreter des Aktivrings für die Geschäftsleute, den Vertretern der Stadt und den ausführenden Firmen wurde sehr positiv beurteilt. Hier konnten viele Probleme sofort und ohne große bürokratische Hemmnisse gelöst werden. Auch mit der vorgezogenen Öffnung des Teilbereiches bis zur Haagstraße konnte schon eine Verbesserung der Erreichbarkeit der Geschäfte erreicht werden. Insoweit ist die Situation wesentlich entspannter als zu Beginn der Baumaßnahme.