„Ich bin stolz auf unsere Gewerbetreibenden“: Ein Interview mit Kissings Bürgermeister Manfred Wolf

myheimat sprach mit Kissings Bürgermeister Manfred Wolf über eine vorausschauende Gewerbepolitik, die Förderung des lokalen Einzelhandels und das Veranstaltungsjahr 2011 in Kissing.

myheimat: Herr Wolf, leistungsfähige Gewerbegebiete sind für den wirtschaftlichen Wohlstand einer Kommune von erheblicher Bedeutung. Stehen in Kissing genügend Flächen für Gewerbeansiedlungen zur Verfügung?
Wolf: Wir haben in Kissing noch mehrere Gewerbegrundstücke, z. B. am Kreisverkehr und in privater Hand. Zurzeit denken wir nicht an eine Neuausweisung von Gewerbeflächen außerhalb des bestehenden Flächennutzungsplans.
myheimat: Die Gewerbesteuern sind eine wichtige Einnahmequelle der Gemeinden. Wie schnitt die Gemeinde Kissing im Jahr 2011 ab?
Wolf: Die Gewerbesteuereinnahmen werden voraussichtlich für das Jahr 2011 etwa 25 % höher als im Vorjahr ausfallen. Das entspricht ungefähr der Schätzung, die für den Haushalt 2011 eingeplant wurde.

myheimat: Inwieweit ist es Ihnen als Bürgermeister möglich, die bestehenden Gewerbebetriebe und den lokalen Einzelhandel zu fördern und zu unterstützen?
Wolf: Es ist mir sehr wichtig die örtlichen Betriebe zu unterstützen. Wir versuchen bei Auftragsvergaben die örtlichen Gewerbebetriebe zu berücksichtigen. Aber wir helfen auch den Betrieben dabei, sich der Bevölkerung zu präsentieren, so stellt die Gemeinde Kissing z. B. die Paartalhalle kostenlos für die Gewerbeschauen zur Verfügung.
myheimat: Gerade die mittelständischen Einzelhändler, Handwerker und Dienstleister bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft. Welches Zeugnis stellen Sie den Kissinger Gewerbetreibenden aus?
Wolf: Ich bin sehr stolz auf unsere Gewerbetreibenden. Ich höre immer wieder, dass die Kissinger, aber auch viele Auswärtige, gerne das breite Angebot nutzen, vor allem weil die Beratung sehr kompetent erfolgt. Auch spricht die große Vielfalt und Leistungsfähigkeit für das Gewerbe in Kissing.
myheimat: Kommen wir von der Wirtschafts- und Gewerbepolitik zur kommunalen Finanzpolitik. Kommunen in Nordrhein-Westfalen stehen vor dem finanziellen Kollaps und fordern bereits einen „Rettungsschirm“ für ihre Stadtkassen. Sinkende Steuereinnahmen und die Durchführung bundes- oder landesgesetzlicher Aufgaben ohne die notwendige finanzielle Ausstattung trieben die Städte an den Rand des finanziellen Ruins. Leben wir da in Bayern noch auf einer „Insel der Glückseligen“?
Wolf: Auch bei uns haben die Steuereinnahmen noch nicht wieder ganz das Niveau wie vor der Krise erreicht. Zusätzlich gilt es, die steigenden laufenden Ausgaben z. B. für Energie usw. - von den notwendigen Investitionen nicht zu reden -, noch zu bedenken.

myheimat: Zuführungen vom Verwaltungs- an den Vermögenshaushalt sind das Ziel einer effizienten Haushaltspolitik. Steht in Kissing genügend Geld für Investitionen bereit?
Wolf: Die vorgeschriebene Höhe der Zuführungen vom Verwaltungshaushalt an den Vermögenshaushalt wurde in den letzten Jahren sowohl in der Haushaltsplanung als auch im Rechnungsergebnis immer erreicht - teilweise sogar deutlich überschritten. Auch für das Rechnungsergebnis für das Jahr 2011 rechnen wir damit. Da aber im Jahr 2010 ein großer Teil der Investitionen fremdfinanziert werden musste und im Jahr 2011 voraussichtlich ein tiefer Griff in die Rücklagen erfolgen muss, kann der Haushalt selbst nicht genügend Mittel für die geplanten Investitionen erwirtschaften.

myheimat: Wenden wir uns nach all den politischen Gesprächsgegenständen „angenehmeren“ Themen zu. Ein ereignisreiches Jahr liegt wieder hinter Ihnen. Als Stichwörter seien nur das Brunnenfest, die Paarkunst, die Sportlerehrung und der Kunstförderpreis genannt. Wie erlebten Sie das „Veranstaltungsjahr“ 2011 in Kissing?
Wolf: Ich freue mich, dass ich auf ein vielfältiges Veranstaltungsjahr zurückblicken kann. Schon zum 15. Mal seit 1997 war unser Brunnenfest wieder ein absoluter Besuchermagnet. Zahlreiche Aufführungen der Kissinger Vereine sorgten für viel Spaß und Kurzweil. Die Kissinger Beteiligung an der Paarkunst war heuer wieder ein großer Erfolg. In der Bücherei fanden mehrere Veranstaltungen statt und die Kissinger konnten ihre selbst verfassten Texte in Geschichten und Versen vortragen. Kissing hat eine Vielzahl von sportlich sehr erfolgreichen Bürgern und deshalb freute es mich sehr, diese Leistungen im Rahmen der Sportlerehrung zu würdigen. Gerade vor kurzem fand im Rathaus die Verleihung des Kunstförderpreises statt. Die Ausstellung, die noch bis 16. Dezember im Rathaus besichtigt werden kann, bietet auch heuer wieder viele wirklich ansprechende Kunstwerke. Ein Besuch lohnt sich. Zusätzlich fanden auch viele Veranstaltungen im Erlebach-Saal der Paartalhalle statt, ob Kabarett oder Vereinsveranstaltung, es ist immer ein buntes Programm geboten.
myheimat: Im Laufe eines Jahres begegnen Sie als Bürgermeister vielen interessanten Persönlichkeiten. Welche „menschliche“ Begegnung hat Sie am meisten beeindruckt?
Wolf: Mich haben bei einem Kongress, bei dem ich vor kurzem teilnahm, gleich drei Persönlichkeiten aus verschiedenen Lebensbereichen sehr beeindruckt. Jürgen Klopp, den Meistertrainer des BVB, ein äußerst lockerer und witziger junger Typ, der einfach total motivierend und sympathisch ist. Auch Peter Maffay, der nicht nur auf der Bühne sehr beeindruckend ist, aber besonders in seinem Engagement für Kinder eine totale seriöse Ernsthaftigkeit ausstrahlt und dabei richtig vereinnahmt. Des Weiteren konnte ich Schauspieler Mario Adorf bei Dreharbeiten kurz zusehen. Nach seinem über 12 Stunden am Set bis nachts um 01.30 Uhr dauernden Arbeitstag konnte ich mich danach an der Hotelbar ganz normal mit ihm über das Leben unterhalten, obwohl wir uns erst Minuten vorher direkt kennen gelernt haben. Er ist eine für mich sehr beeindruckende Persönlichkeit mit einer inneren Ruhe und Gelassenheit, die einfach gesagt eine Wohlfühlatmosphäre bietet.