Heute hat der Starkbieranstich am Nockherberg kultisch-elitäre Züge.

2003 auf einem Starkbieransrtich
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Am Donnerstag ist es also wieder so weit. Die wonnige Entdeckung der Bettelmönche ging nicht verloren und die Paulanermönche brauten still-demütig das Starke. 100 Jahre später durfte auch das Volk mitlaben und die Sauferei uferte richtig aus.
Heute hat der Starkbieranstich am Nockherberg kultisch-elitäre Züge. Minister und andere Großkopferte erklimmen den Promilletempel und müssen sich fürs Freibier derblecken lassen. Doch eingeladen zu werden ist schwerer als zum Frühstück zur Königin Elisabeth. 800 Leut Bundesminister und bayerische Spitzenschelme sitzen da, essen gut und trinken mäßig, überhaupt und wegen der Leber, hoffend sie seien bedeutend genug zum Derblecken. Das Volk sieht via TV zu.
Das Derblecken ist oft ein in vernichtendem Hohn umgemünztes Lob. Eine bayerische Spezialität, worin wir alle Meisterschaften halten. Ein kabarettistischer Berufsspötter erteilt diese in der ersten Ansprache. Auch im folgenden satirischen Spiel mit Musik stellen dessen Darsteller die Politiker stets erstaunlich porträtähnlich vor. Als Beschluß werden Opfer und Täter grinsend, Arm in Arm von der Presse fotografiert und die Musi spielt dazu.
Was die Politiker hören müssen, überschreitet nicht selten die Grenzen der Beleidigung. Nördlichere Kollegen ertragen so was fast nicht. Doch die Opfer wissen, kaum werden sie genannt, gibts eine Großaufnahme im Fernsehen. Deshalb müssen sie unmäßig lachen und frohe Miene zum üblen Spruch machen, damit das Volk sieht, wie humorig sie sind und was sie alles aushalten. Zarte Naturen (es gibt auch unter Politikern Mimosen) gehen gar nicht erst hin. Deprimiert ist jedoch jeder, der nicht durch Kakaofluten gezogen wird, denn das ist ein untrügliches Menetekel sinkender Popularität.
Bayerische Politiker ertragen diese Pein jedoch nicht um wieder in Zeitungen und im Fernsehen zu erscheinen. Da sind sie sowieso immer drin. Auch bösartige kritik ist für sie alltäglich. Nein, echte bayern verstehen diese Art von Beleidigungen als Orden. Wer derart zum öffentlichen Derblecktwerden taugt, der ist wirklich wer. Das verstehe außerhalb der weiß-blauen Grenzen, wer dazu imstande ist.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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