Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg - Die Aufrüstung des Friedensfürsten
Wie Kurfürst Ferdinand Maria im 17. Jahrhundert mit einem starken Heer und internationalen Verträgen Kriegsgräuel, Hunger und Zerstörung von Bayern fernhielt und dafür erst Zorn und dann Anerkennung erntete.
Si vis pacem para bellum - wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg – so lautet das Lateinische Sprichwort. Und Kurfürst Ferdinand Maria (1636-1679) rüstete auf, denn er wollte den Frieden für sein Land Bayern erhalten.
In Bayern gab es lange Zeit kein Heer
Als er 1654 die Regentschaft als Kurfürst übernommen hatte, gab es in Bayern überhaupt kein Heer. Unter seinem Vater, Kurfürst Maximilian I., war die kurbayerische Armee nach dem Ende des Westfälischen Friedens ab 1648 Zug um Zug abgedankt worden. Es blieben nur die für die Sicherheit und Würde unentbehrlichen Leibgarden des Kurfürsten. Erst allmählich führten auftauchende Machtfragen zur Errichtung eines Heeres unter Ferdinand Maria, allerdings immer nur für kurze Zeit. Eine massive Aufrüstung verspürten die Friedberger vor allem erst ab dem Jahr 1670. Soldaten wurden in den Bürgerhäusern einquartiert.
Allmähliche Aufrüstung unter Kurfürst Ferdinand Maria
Wie kam es zu dieser Entwicklung? Allmählich gelangte Ferdinand Maria, immerhin ein Enkel des österreichischen Kaisers Ferdinand II., durch geschicktes Werben Ludwig XIV. zur Überzeugung, dass ein starkes bayerisches Heer der beste Garant für die Sicherheit Bayerns nach außen sei. Ein bayerisches Bündnis mit Frankreich wurde durch Vertrag im Jahr 1670 besiegelt. Sehr zum Missfallen des österreichischen Kaisers erhielt der Kurfürst französische Gelder, mit denen er Soldaten anwerben und ein Heer aufbauen konnte. Ludwig XIV. tat dies nicht uneigennützig. Im Gegenzug musste der Kurfürst unter anderem seine Hilfe zur Erlangung des spanischen Erbes mit Belgien und den überseeischen Besitzungen für Ludwig XIV. versprechen, notfalls mit Verhinderung eines Reichskrieges und jedweden Truppendurchmarsches.
Der französische König Ludwig XIV. zettelt einen Krieg an
Im Frühjahr 1672 schlug König Ludwig XIV. gegen Holland los. Es war der Auftakt für einen mehrjährigen Krieg zwischen Frankreich und dem Haus Habsburg mit den jeweiligen Verbündeten bis 1679. Entlang der Ostgrenze Bayerns zog das kaiserliche (österreichische) Heer zum Kriegsschauplatz an den Rhein. Mit Hilfe seiner starken militärischen Armada konnte der Kurfürst weitgehend Truppendurchzüge auf bayerischem Boden verhindern.
Grenzstadt Friedberg bis auf die Zähne bewaffnet
In den Wintermonaten wurde nun auch die Grenze am Lech mit Fußtruppen und Reiterei gesichert. Um Friedberg herum wurden die Stadtmauern durch Palisaden verstärkt. Denn alljährlich, wenn sich die österreichischen Regimenter in die Winterrast aufmachten, begaben sie sich außer nach Böhmen und Österreich auch in die Gebiete des schwäbischen und fränkischen Kreises und nach Augsburg. Vor allem die dort liegenden lothringischen Soldaten plagten die Bewohner auf bayerischer Seite mit Überfällen und Plünderungen, wobei sie obendrein Pferde entwendeten und mit sich fort führten. Man reagierte mit einem Ausfuhrverbot von Getreide nach Augsburg. Die Reichsstadt versicherte, sie werde nun mit einer bürgerlichen Kompanie zu Pferd für die Sicherheit an Straßen und Brücken nach Bayern sorgen. Daraufhin wurde die bayerische Ausfuhrsperre aufgehoben.
Der Erhalt des Friedens hatte seinen Preis
Den Frieden gab es nicht umsonst. Verdeutlichen soll dies beispielhaft die Quartierslast in Friedberg. So lag im Sommer und Herbst 1677 eine 150 Mann umfassende Kompanie zu Fuß in Friedberg. Nach ihrem Abzug kamen im November 1677 ins Winterquartier eine Kompanie mit 76 Reitern und eine zu Fuß mit 200 Mann. Sie mussten auf die zu dieser Zeit 208 bewohnten Bürgerhäuser in Friedberg aufgeteilt werden. Für Kost und Logis kamen die Friedberger auf.
Im Winter 1678/79 wurden sogar wegen Überbelegung oben in der Stadt verheiratete Soldaten mit ihren Ehefrauen und Kindern unten an der Ach bei den vier Müllern untergebracht, worauf diese dagegen protestierten. Doch der kurfürstliche Kontrolleur, der Rentmeister, hielt dagegen. Nur wegen der zu vielen Soldaten sei man gezwungen gewesen, auch unterhalb der Stadt einzuquartieren. Die Offiziere sahen es allerdings nicht gern, wenn Soldaten außerhalb der Stadtmauern ins Quartier kamen. Man befürchtete, dass sie ausreißen könnten. Augsburg und Schwaben war nahe und die Kaiserlichen (Österreicher) lieferten Deserteure nicht aus, weil man über die politische Haltung Bayerns erzürnt war.
Bewaffnete Neutralität schützt vor Kriegsgräuel
Die einzige Aufgabe des Militärs unter Ferdinand Maria bestand darin, die bestehenden Landesgrenzen zu schützen um sein Land vor Kriegsgräueln und Zerstörungen zu bewahren. Dies geschah durch robuste Wehrhaftigkeit. Friedberg, das im Dreißigjährigen Krieg vollständig zur Ruinenstadt heruntergebrannt war, konnte sich erholen.
Im Nachhinein zollten Freund und Feind der bayerischen Heeresverwaltung unter dem Friedensfürsten Ferdinand Maria Anerkennung. Ausgerechnet der österreichische Kaiser Leopold I. bezeichnete sie als musterhaft und wies seine Gesandten an, Informationen einzuholen, um sie in seiner österreichischen Armee zu verwerten.
Bürgerreporter:in:Regine Nägele aus Friedberg |
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