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Das Museum im Wittelsbacher Schloss im Jahr 2023
Von unheimlicher Grafik und archäologischen Kostbarkeiten

  • Roland Eichmann und Dr. Alice Arnold-Becker in der Schwimbeck-Ausstellung
  • Foto: Franz Scherer
  • hochgeladen von Dr. Alice Arnold-Becker

Gruseliger Auftakt
„Unheimlich“ startete das Jahr im Museum im Wittelsbacher Schloss mit der gleichnamigen Sonderausstellung über die Kunst von Fritz Schwimbeck. Sie wurde von 28. Januar bis 23. April 2023 präsentiert. Anlass war eine großzügige Schenkung von zahlreichen Skizzen und Zeichnungen an das Museum. Schwimbeck (1889−1977) war ein Meister der Inszenierung des Unheimlichen. Er wuchs im Friedberger Schloss auf; die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er jedoch in München, wo er ausdrucksstarke und geheimnisvolle grafische Zyklen entwarf. Er illustrierte Bücher aus dem Bereich der phantastischen Literatur wie Gustav Meyrinks Roman „Der Golem“ (1915) oder „Das grüne Gesicht“ (1916) sowie Bram Stokers „Dracula“ oder Literaturklassiker von William Shakespeare. Anhand kurzer Stummfilm-Sequenzen konnte in der Schau die Nähe zum damals neu aufkommenden Medium Film gezeigt werden, so zu Friedrich Wilhelm Murnaus berühmtem Horrorfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von 1921. Spannend zu erfahren war für viele Besucher auch, in welchem Netzwerk von Münchner Intellektuellen sich Schwimbeck bewegte.

Daneben erfreuten sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen an den gruseligen Mitmachstationen. Vor allen Dingen hatte es ihnen das begehbare Häuschen angetan, das Museumspädagogin Mariella Hosp in Anlehnung an Schwimbecks Grafikzyklus „Phantasien über ein altes Haus“ entwickelt hatte. Indem sie die verschiebbaren Fenster, Türen und Fensterläden zu einem Gesicht formten, konnten die Besucher wie in den „Phantasien“ die Fassade des Häuschens zum Leben erwecken, so dass es mal düster, mal freundlich oder gar zahnlückig dreinblickte.

Mit rund 4.100 Besucherinnen und Besuchern war die Ausstellung ein großer Erfolg; dieser spiegelte sich auch darin wider, dass der Begleitband zur Schau bereits vor Ausstellungsende vergriffen war. Ebenso gut angenommen wurde das Führungs- und Rahmenprogramm, darunter „Dunkle Schatten und helle Geister“ am 24. Februar 2023, eine Erkundungstour der Schwimbeckschen Kunstwerke für Kinder mit Mariella Hosp, das Friedberger Forum mit einem Lichtbildervortrag von Philipp Imhof über „Dracula und Nosferatu. Ein Roman und seine Verfilmung“ am 29. März 2023 sowie die Lesung mit der Schriftstellerin Katharina Maier zu „Blumen des Bösen. Über die Schönheit des Scheußlichen“ am 19. April 2023.

Für das Museumsteam ergab sich mit der Ausstellung in jeder Hinsicht eine Win-win-Situation, denn im Rahmen der Vorbereitungen der Schau gelang es Museumskustos Jörg Adam und der Museumsleitung viele neue Forschungserkenntnisse über das Werk Schwimbecks zu gewinnen.

Übers Jahr

Am Osterwochenende bot das Museumsteam für Familien wieder erfolgreich ein Osterquiz an. 140 Kinder nahmen mit großer Freude daran teil und wurden nach der Lösung des Rätsels mit kleinen Osterkörbchen, die das Museumsteam selbst gebastelt und bestückt hatte, belohnt. Für Kinder gab es auch das Jahr über ein abwechslungsreiches und kreatives Entdeckerprogramm; anlässlich des Weltkindertages am 20. September hatten Familien außerdem freien Eintritt und konnten den Schlossturm besteigen. Diese Möglichkeit, den Turm zu begehen und die Aussicht von oben zu genießen, wurde allen Besuchern auch an jedem ersten Freitag des Monats von Mai bis Oktober geboten und gerne angenommen.

Öffentliche Überblicksführungen und die beliebten Themenführungen „Geschichte mit Geschmack“, also wechselnde Themenführungen mit Kaffee und Kuchen im Museumscafé im Anschluss, wurden ebenso in diesem Jahr angeboten wie Workshops für Erwachsene. Dazu zählten kreative Workshops mit dem Bastelkiosk, ein Schreibworkshop mit Katharina Maier und zahlreiche Kurse zu Handlettering, Book-Art oder Kalligrafie mit Michèle Greiner.

Im Rahmen des Friedberger Forums fanden 2023 neben dem Vortrag über Nosferatu zwei weitere Vorträge statt: Anlässlich des Erscheinens der an neuen Erkenntnissen sehr reichen und schön bebilderten Publikation „Die Bildhauerfamilie Öberl in Friedberg“ konnte die ehemalige Museumsleiterin Dr. Adelheid Riolini-Unger für einen Vortrag über die Bildhauerfamilie und die Geschichte und Ausbreitung ihrer Werke in Bayerisch-Schwaben am 11. Mai gewonnen werden.

Aus Anlass des 100. Geburtstages von Reinhart Heinsdorff am 22. September nahm Dr. Martin Hirsch, Direktor der Staatlichen Münzsammlung München, die Zuhörer auf eine spannende Reise ins Medaillenwerk des Friedberger Künstlers mit.

Neue Sonderausstellung eröffnet

Das Jahr endet mit der feierlichen Eröffnung der neuen Sonderausstellung „Zwischen Baiern und Schwaben. Das Lechtal im frühen Mittelalter“ am 15. Dezember 2023. Erstmals werden hier in einer umfassenden Zusammenschau archäologische Funde des ausgehenden 5. bis frühen 8. Jahrhunderts aus der Region präsentiert.
Das Lechtal erweist sich als überaus reiche Quelle archäologischer Kostbarkeiten: Exzellent gearbeiteter Goldschmuck, Gürtelschnallen aus Walrosselfenbein oder wertvolles bronzenes Tafelgeschirr dokumentieren in der Ausstellung neben dem hohen Rang der Handwerkskunst auch weitreichende Beziehungen in ferne Regionen.

Im frühen Mittelalter entwickelten sich neue Siedlungs- und Herrschaftsstrukturen, die das Leben in der Region um die einst so bedeutende Römerstadt Augsburg für viele Jahrhunderte prägen sollten. Das Lechtal gehörte damals zum neu eingerichteten baierischen Herzogtum mit Augsburg als bedeutendem Hauptort und frühem Bischofssitz. Erst im ausgehenden 8. Jahrhundert wurde der Lech zur Grenze zwischen Baiern und Schwaben.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt, das dank der Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Stadtarchäologie Augsburg sowie der Archäologischen Staatssammlung München zustande kam und der Großzügigkeit zahlreicher Leihgeber aus der Region zu verdanken ist, darunter Kommunen, Museen und Historische Vereine aus Aichach, Dasing, Gablingen, Königsbrunn, Nordendorf, Thierhaupten, um nur einige zu nennen.

Die Ausstellung wird von LEADER gefördert. Sie ist bis 17. März 2024 zu sehen und wird von einem umfangreichen Programm aus Führungen und Workshops begleitet. Für Kinder gibt es einen eigenen Ausstellungsführer, Mitmachstationen und ein spezielles Kinderprogramm. Der reich bebilderte Ausstellungskatalog ist im Museumsshop erhältlich.

Am Samstag, den 3. Februar 2024, findet von 13 bis 17 Uhr ein Symposium mit spannenden Vorträgen zum Thema statt. Die Veranstaltung ist kostenlos, jedoch wird aus organisatorischen Gründen um telefonische Anmeldung unter 0821-6002-684 bis 30. Januar 2024 gebeten. Am Wochenende des 3./ 4. Februar 2024 wird zudem ein zweitägiger Instrumentenbaukurs zum Bau einer frühmittelalterlichen Leier angeboten. Voranmeldung und weitere Informationen hierzu über G.Daeges@web.de

Nähere Informationen unter www.museum-friedberg.de

Dr. Alice Arnold-Becker

  • Roland Eichmann und Dr. Alice Arnold-Becker in der Schwimbeck-Ausstellung
  • Foto: Franz Scherer
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  • Frühmittelalterliche Nachprägung einer Goldmünze, Archäologisches Museum Gablingen
  • Foto: Norbert Liesz
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  • Beigaben eines frühmittelalterlichen Frauengrabes aus Schwabmünchen, Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Stadtarchäologie
  • Foto: Yvonne Mühleis
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